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 Klassiker
Das Phantom der Oper (Lloyd Webber) Denk an mich zärtlich
© Stage Entertainment
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Die fast 30 Jahre alte Inszenierung von Andrew Lloyd Webbers Welthit kann nun in Oberhausen begutachtet werden. Verändert hat sich bis auf die Orchestergröße in den letzten Jahrzehnten kaum etwas.
(Text: Maik Frömmrich) Premiere: | | 12.11.2015 | Rezensierte Vorstellung: | | 12.11.2015 | Dernière: | | 04.09.2016 |
Über Inhalt und Ausstattung muss man eigentlich nicht mehr viele Worte verlieren, da es sich auch in Oberhausen um die Kloninszenierung handelt, die bereits seit Jahrzehnten am Broadway und in London zu sehen ist und auch in deutschen Städten wie Hamburg, Stuttgart und Essen mehr oder weniger erfolgreiche Spielzeiten hinlegte. Eigene Inszenierungen des "Phantoms" mit Unterschieden in Dramaturgie und Bühnenbild dürfen nur wenige Länder bringen, was für diese durchaus als Gewinn angesehen werden kann. Denn mittlerweile scheint die Originalinszenierung etwas altbacken, künstlich aufgeblasen und mancher Effekt wirkt doch tatsächlich unfreiwillig belustigend. Wenn das Phantom im zweiten Akt mit einem Stab kleine Feuerbälle abfeuert, ist das weder beeindruckend noch im Handlungskontext angsteinflößend. Zusätzlich muss das Ensemble unnatürlich übertrieben spielen. Große Gesten, ausufernde Bewegungen und aufgesetzte Gefühle passen durchaus in die Opernszenen des Stückes, wirken aber in der eigentlichen Handlung fehl am Platz. Ein dezenteres Schauspiel mit natürlicheren Gefühlen würde heutzutage das Publikum sicherlich noch stärker emotional binden als diese an Operette erinnernde Darstellungsweise.
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Das Ensemble ergibt sich den inszenierungsbedingten Vorgaben, spielt mit Elan und kann auch stimmlich überzeugen. Für die Hauptrollen kündigte die Stage mit Elisabeth Welch und Brent Barrett zwei broadwayerfahrene Darsteller an, wobei letzterer aufgrund einer Verletzung nicht die Premiere spielen konnte. Ersetzt wurde Barrett von David Arnsperger, der im Frühjahr ohnehin die Erstbesetzung übernehmen sollte. Auch wenn es interessant gewesen wäre, Barrett als Phantom zu sehen, so hat die Stage mit Arnsperger einen würdigen Ersatz gefunden, der den Broadwayveteranen vergessen lässt. Sein Phantom ist dynamisch, fordernd, verzweifelt und zum Ende hin dem Wahnsinn nahe. Eine spannende, energiegeladene Interpretation der Rolle, die Arnsperger auch gesanglich tadellos meistert.
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An seiner Seite spielt Elisabeth Welch die Christine. Die US-Amerikanerin war in dieser Rolle bereits am Broadway und auf US-Tournee zu sehen und kann somit einige Erfahrung vorweisen. Vermutlich war die deutsche Sprache die größte Herausforderung für sie, die sie allerdings wunderbar gemeistert hat. Die Textverständlichkeit ist hervorragend, nur manchmal in den Spielszenen scheint die Diktion ihrem Spiel etwas im Wege zu stehen. Zusätzlich wirkt sie ein wenig zu reif für das junge Ballettmädchen; eher souverän und als gestandene Dame erscheint ihre Christine. Gesanglich trumpft sie mit einem kraftvollen lyrischen Sopran auf. Ihre Interpretation von "Könntest du doch wieder bei mir sein" ist das Highlight der Inszenierung und wird berechtigterweise am Premierenabend vom Publikum mit Bravo-Rufen goutiert.
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Neben Arnsperger und Welch gerät Max Niemeyer als Raoul etwas in den Hintergrund. Seine Interpretation der undankbaren Rolle ist solide, bleibt im Vergleich mit den anderen beiden Hauptdarstellern allerdings nicht nachhaltig im Gedächtnis hängen.
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Auf der Habenseite der Produktion steht zusätzlich die Soundabmischung, die durch das neue Dach im Metronom enorm gewonnen zu haben scheint. Äußerst differenziert erklingen die Stimmen und das Orchester im Saal. Keine Selbstverständlichkeit, wenn man an zurückliegende Produktionen in Oberhausen denkt.
Diskussionswürdig war bereits in Hamburg die reduzierte Orchesterfassung mit 14 Musikern, die nun auch in Oberhausen zu hören ist. Zwar klingt es zwischenzeitlich sehr synthetisch, doch insgesamt wirkt die Partitur durch die reduzierte Fassung knackiger und auch frischer. Den musikalischen Bombast der Originalfassung sucht man dadurch allerdings vergebens, auch wenn versucht wird, mit erhöhter Lautstärke dagegen anzukämpfen. Es bleibt letztendlich Geschmackssache, ob man sich an der reduzierten Orchestrierung stört oder nicht.
Was bleibt, ist eine vorhersehbar souveräne Inszenierung, die den Eindruck nicht kaschieren kann, dass das "Phantom" in dieser Version in die Jahre gekommen ist und den heutigen Sehgewohnheiten nicht mehr unbedingt entspricht. Mehr Pep, differenzierteres Spiel und eventuell auch einige gut durchdachte Kürzungen würden dem Stück gut stehen.
(Text: Maik Frömmrich) 
Kreativteam
Besetzung
| Das Phantom | | David Arnsperger Nicky Wuchinger, (Max Niemeyer) (Rob Pitcher)
| | | Christine Daaé | | Elizabeth Welch Daniela Braun, (Annemarijn Maandag)
| | | Raoul Vicomte de Chagny | | Max Niemeyer, (Marco Fahrland-Jadue) (Tobias Joch)
| | | Carlotta Giudicelli | | Susan Gouthro, (Esther Puzak) (Una Reynolds)
| | | Monsieur André | | Guido Gottenbos, (Marco Fahrland-Jadue) (Dietmar Ziegler)
| | | Monsieur Firmin | | Anton Rattinger, (Marcel Jonker) (Marc Schlapp)
| | | Ubaldo Piangi | | Raymond Sepe, (Enrique Corona) (Rob Pitcher) (Joan Ribalta)
| | | Madame Giry | | Michaela Christl, (Eva Maria Bender) (Elpiniki Zervou)
| | | Meg Giry | | Ilenia Azzato, (Joelle Gates)
| | | Joseph Buquet | | Milan van Weelden, (Marcel Jonker) (Christian Theodoridis)
| | | Monsieur Reyer | | Dietmar Ziegler, (Marco Fahrland-Jadue) (Mark Luykx)
| | | Monsieur Lefevre | | Marc Schlapp, (Christian Theodoridis) (Milan van Weelden)
| | | Don Attilio Auktionator | | Marcel Jonker, (Vasilios Manis) (Lemuel Pitts) (Christian Theodoridis)
| | | Passarino | | Joan Ribalta, (Marco Fahrland-Jadue) (Mark Luykx)
| | | Confidante | | Katharina Meissner, (Kerstin Bauer) (Eva Maria Bender) (Eline de Jong)
| | | Ensemble Gesang | | Enrique Corona Joana Estebanell-Milian Marcel Jonker Mark Luykx Annemarijn Maandag Katharina Meissner Esther Puzak Una Reynolds Joan Ribalta Marc Schlapp Joseph Stewart Christian Theodoridis Milan van Weelden Elpiniki Zervou Dietmar Ziegler
| | | Ensemble Tanz | | Gabriele Ceriotti Giulia Cresci Juliette Fehrenbach Christina Gibbs Yukina Hasebe Joseph James Elena Lucas Anastasia Stojko
| | | Swings | | Kerstin Bauer Eva Maria Bender Marco Fahrland-Jadue Joelle Gates Eline de Jong Tobias Joch Vasilios Manis Miki Nakamura Lemuel Pitts Andrew Zubchevskyi
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Frühere Besetzungen? Hier klicken Das Phantom - Brent Barrett [bis Ende März 2016]
Zuschauer-Rezensionen
Die hier wiedergegebenen Bewertungen sind Meinungen einzelner Zuschauer und entsprechen nicht unbedingt den Ansichten der Musicalzentrale.
 4 Zuschauer haben eine Wertung abgegeben:

    31066 Fünf Sterne allein für das Phantom Brent Barrett
30.03.2016 - Leider war seine letzte Vorstellung am 27.03.2016. Sein Gesang und Schauspiel waren phantastisch. Vielen Dank für diese Besetzung! Und warum wird er unter der Show nicht mal mehr erwähnt? Man hätte seine Spielzeit in Klammer setzen können.

Lisa09 (28 Bewertungen, ∅ 3.3 Sterne)
Beitrag vom 10.03.2016 gesperrt ballrock2 (21 Bewertungen, ∅ 4.7 Sterne)
    30952 Ein Klassiker als Sparversion
14.12.2015 - Tolle Musik, großartiges Bühnenbild. So kennt man diesen Klassiker. Auch die Cast ist gut besetzt, auch wenn das Phantom schon besser besetzt war. Das Spar-Orchester ist allerdings eine Unverschämtheit. Nein, Danke.

incologne (5 Bewertungen, ∅ 3 Sterne)
    30939 Schade
01.12.2015 - Ausstattung... Kann man nicht meckern.
Besetzung... Naja.... Ich fragte mich schon in Hamburg, warum der Raoul so schlecht besetzt war, aber die Erstbesetzung in Oberhausen schießt den Vogel ab. Sowas hölzernes, sehr steifes Spiel und keine " wahren" Emotionen. Die Christine Darstellerin tat mir sehr leid. Auch schade, dass am Orchester gespart wird. The good old days are gone. Scheinbar muss man sich als Vollzahlender nun damit abfinden Sparversionen in jeder Hinsicht zu sehen.

songanddance (3 Bewertungen, ∅ 1.7 Sterne) 
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| Handlung | Die Katakomben der Pariser Oper sind Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts Heimat eines grausam entstellten Mannes. mehr Versteckt in den dunklen Gängen, das Gesicht hinter einer Maske verborgen, begeht der phantomhafte Mann grausame Taten, um seiner heimlichen Muse Christine Daee zu Hauptrollen in den Opernaufführungen des Hauses zu verhelfen. Der im Theater schnell als "Phantom der Oper" berüchtige Mann fordert jedoch einen hohen Preis: die Liebe seiner Muse. Hin- und her gerissen zwischen ihrer Jugendliebe Raoul Vicomte de Chagny und ihrem Gönner wird Christine schließlich Zeugin eines erbitternden Zweikampfs der beiden Männer.
| Weitere Infos | Das Musical von Sir Andrew Lloyd Webber und Richard Stilgoe feiterte am 9. Oktober 1986 am Her Majesty's Theatre in London Premiere. Ausgezeichnet mit sieben Tony Awards, ist "Das Phantom der Oper" das Broadway-Musical mit der bisher längsten Laufzeit sowie das West-End-Musical mit der zweitlängsten Laufzeit. Die deutschsprachige Erstaufführung fand am 20. Dezember 1988 im Theater an der Wien statt. In Deutschland wurde das Stück zum ersten Mal am 29. Juni 1990 im eigens dafür erbauten Theater Neue Flora in Hamburg aufgeführt. Berühmte Darstellter der Uraufführung waren Michael Crawford als Phantom, Sarah Brightman als Christine und Steve Barton als Raoul. In der Wiener Premiere spielten Alexander Goebel, Luzia Nistler und Alfred Pfeifer diese Rollen, in Hamburg Peter Hofmann, Anna Maria Kaufmann und Hartwig Rudolz.
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Die Kriterien für unsere Kurzbewertungen (Stand: Dezember 2014)
Buch*: Ist die Handlung in sich schlüssig? Kann die Story begeistern? Bleibt der Spannungsbogen erhalten oder kommt Langeweile auf?
NICHT: Besonderheiten der konkreten Inszenierung des Theaters.
Kompositionen*: Fügen die Kompositionen sich gut in das Stück ein? Haben die Songs Ohrwurmcharakter? Passen die gewählten Texte auf die Musik? Transportieren Text und Musik die selbe Botschaft?
NICHT: Orchestrierung, Verständlichkeit des Gesangs der Darsteller in der aktuellen Inszenierung.
* werden nur bei neuartigen Produktionen (z.B. Premiere, deutsche Erstaufführung usw.) vergeben
Inszenierung: Wie gut wurde das Stück auf die Bühne gebracht? Stimmen die Bilder und Charaktere? Bringt der Regisseur originelle neue Ansätze ein?
NICHT: Wie gut ist die Handlung des Stücks an sich oder die mögliche Übersetzung?
Musik: Kann die musikalische Umsetzung überzeugen? Gibt es interessante Arrangements? Ist die Orchesterbegleitung rundum stimmig? Muss man bei Akustik oder Tontechnik Abstriche machen?
NICHT: Sind die Kompositionen eingängig und abwechslungsreich? Gibt es Ohrwürmer? Gefällt der Musikstil?
Besetzung: Bringen die Darsteller die Figuren glaubwürdig auf die Bühne? Stimmen Handwerk (Gesang, Tanz, Schauspiel) und Engagement? Macht es Spaß, den Akteuren zuzuschauen und zuzuhören?
NICHT: Sind bekannte Namen in der Cast zu finden?
Ausstattung: Setzt die Ausstattung (Kostüme, Bühnenbild, Lichtdesign etc.) die Handlung ansprechend in Szene? Wurden die zur Verfügung stehenden Möglichkeiten optimal genutzt? Bieten Bühne und Kostüme etwas fürs Auge und passen sie zur Inszenierung?
NICHT: Je bunter und opulenter ausgestattet, desto mehr Sterne.
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Leider keine aktuellen Aufführungstermine. |
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