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 Compilation Show
Heiße Zeiten Frauen am Rande des Nervenzusammenbruchs
© Meike Willner
© Meike Willner
Die Revue von Tilmann von Blomberg und Bärbel Arenz ist eher ein Schauspiel mit Musik. Theaterleiter Bernd Julius Arends und Katharina Koch nehmen in ihrer Regie die vier Hauptcharaktere sehr ernst, so dass neben all dem Spaß ein wenig Tiefgang garantiert ist.
(Text: Thorsten Wulf) Premiere: | | 12.02.2015 | Rezensierte Vorstellung: | | 19.04.2015 | Letzte bekannte Aufführung: | | 17.02.2019 |
Noch eine Show, möchte man sagen, die mit einer seichten Geschichte nur dafür da ist, um ein paar alte Gassenhauer auf die Bühne zu bringen. "Na und?" lautet die Antwort, wenn "Pretty Woman", "I Will Survive" oder "It's Raining Men" so herrlich und herzhaft vorgetragen werden.
© Patrick Kievernagel
© Patrick Kievernagel
Und das tun die vier Frauen, die sich an irgendeinem Flughafen treffen und auf ihren Flug nach New York warten. Jede hat ihre eigene kleine Geschichte, und eigentlich passt das Quartett überhaupt nicht zusammen, doch die turbulenten Ereignisse im Wartebereich schweißen die vier zusammen.
Trotz aller Gleichberechtigung auf der Bühne hat die Hausfrau, gespielt von Natascha Nicoline Balzat, alle Sympathien und den meisten Applaus auf ihrer Seite. Nicht mehr ganz Größe 38 wirbelt Balzat über die Bühne, springt, tanzt umher und hat nicht nur wahnsinnig viel Energie, sondern auch eine tolle Stimme, die sie zum ersten Mal zur Melodie von "Amarillo" unter Beweis stellt. Sie klingt dunkel, rauchig und kraftvoll. Als sie im Verlauf der Handlung erkennt, dass sie ihren Mann nicht eine Woche allein zu Hause lassen kann, rührt es sie zu echten Tränen. Wie gut das gelingt bei all der Heiterkeit! Sicherlich darf man hier Regisseurin Katharina Koch zusammen mit Bernd Arends eine besonders gute Personenführung attestieren. Das Team führt hier nach der vorherigen Eigenproduktion "Blutsbrüder" zum zweiten Mal Regie und beweist wieder ein gutes Händchen – beispielsweise auch für das Timing. Jeder noch so schwache, buchbedingte Gag führt zu einem Lacher im ausverkauften Haus.
© Patrick Kievernagel
© Patrick Kievernagel
Die Vornehme gibt Dagmar Gelbke. Zunächst verachtet sie noch die anderen im Wartebereich und kann vor allem mit der Hausfrau gar nichts anfangen. Doch auch bei ihr menschelt es, wenn sie in großer Sorge um ihren Vater ist, der aus dem Altenheim ausgebüchst ist. Glebkes Gesangsstimme mag zwar nicht die größte sein, doch passt sie bestens zu ihrer gespielten Überheblichkeit.
Marion Wilmer, die Karrierefrau, ist später zum Ensemble dazu gestoßen und somit noch recht neu in der Rolle. Doch sie passt bestens und gliedert sich nahtlos ein. Alle Klischees, die eine Frau ausmachen, die nur von einem Termin zum anderen hetzt, reizt Wilmer aus und hat doch die Herzen auf ihrer Seite, wenn sie von ihrem One-Night-Stand spricht, der wahrscheinlich am Ende doch keiner ist. Stimmlich ist sie vor allem in den Tiefen bestens aufgelegt.
Die Junge spielt Rosaly Oberste-Beulmann. Gesanglich fällt sie leider etwas ab, macht aber schauspielerisch ihre Nöte, noch schnell schwanger zu werden, bevor es zu spät ist, deutlich.
Was im KatiElli-Theater immer wieder auffällt, ist die Liebe zum Detail. Natürlich kann auf so einer kleinen Bühne das Bühnenbild nicht ausladend sein, doch wird jeder Quadratmeter intelligent und ansprechend genutzt. So hängt beispielsweise die Flughafen-Anzeigetafel auf der Bühne, die nicht nur Flüge zu absurden Orten anzeigt, sondern immer mal wieder auch SMS-Nachrichten anzeigt.
Viele gute Ideen, amüsantes Augenzwinkern ein ausgelassenes Publikum machen den Abend zu einem vollen Erfolg.
(Text: Thorsten Wulf)

Kreativteam
Besetzung
Frühere Besetzungen? Hier klicken Die Vornehme - Gudrun Schade
Die Karrierefrau - Roimata Templeton / Wiebke Wötzel
Produktionsgalerie (weitere Bilder)

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Die Kriterien für unsere Kurzbewertungen (Stand: Dezember 2014)
Buch*: Ist die Handlung in sich schlüssig? Kann die Story begeistern? Bleibt der Spannungsbogen erhalten oder kommt Langeweile auf?
NICHT: Besonderheiten der konkreten Inszenierung des Theaters.
Kompositionen*: Fügen die Kompositionen sich gut in das Stück ein? Haben die Songs Ohrwurmcharakter? Passen die gewählten Texte auf die Musik? Transportieren Text und Musik die selbe Botschaft?
NICHT: Orchestrierung, Verständlichkeit des Gesangs der Darsteller in der aktuellen Inszenierung.
* werden nur bei neuartigen Produktionen (z.B. Premiere, deutsche Erstaufführung usw.) vergeben
Inszenierung: Wie gut wurde das Stück auf die Bühne gebracht? Stimmen die Bilder und Charaktere? Bringt der Regisseur originelle neue Ansätze ein?
NICHT: Wie gut ist die Handlung des Stücks an sich oder die mögliche Übersetzung?
Musik: Kann die musikalische Umsetzung überzeugen? Gibt es interessante Arrangements? Ist die Orchesterbegleitung rundum stimmig? Muss man bei Akustik oder Tontechnik Abstriche machen?
NICHT: Sind die Kompositionen eingängig und abwechslungsreich? Gibt es Ohrwürmer? Gefällt der Musikstil?
Besetzung: Bringen die Darsteller die Figuren glaubwürdig auf die Bühne? Stimmen Handwerk (Gesang, Tanz, Schauspiel) und Engagement? Macht es Spaß, den Akteuren zuzuschauen und zuzuhören?
NICHT: Sind bekannte Namen in der Cast zu finden?
Ausstattung: Setzt die Ausstattung (Kostüme, Bühnenbild, Lichtdesign etc.) die Handlung ansprechend in Szene? Wurden die zur Verfügung stehenden Möglichkeiten optimal genutzt? Bieten Bühne und Kostüme etwas fürs Auge und passen sie zur Inszenierung?
NICHT: Je bunter und opulenter ausgestattet, desto mehr Sterne.
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Leider keine aktuellen Aufführungstermine. |
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