 One-Nonnen-Show
Schwester Robert Anne's Cabaret Class So funktioniert 'ne Show!
© Sabine Münch
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Deutsche Erstaufführung von Dan Goggins "Ein-Nonnen-Musical". Maike Katrin Merkel ist eine hinreißende, zum Brüllen komische Schwester Robert Anne, die wegen des recycelten Buchs allerdings kaum Neues zeigen darf.
(Text: Kai Wulfes) Premiere: | | 17.04.2015 | Rezensierte Vorstellung: | | 18.04.2015 | Letzte bekannte Aufführung: | | 27.06.2015 |
Eine Nonne als Expertin für Show, Styling und Songauswahl? Wer sich wundert, dass ausgerechnet eine Schwester in schlichter schwarzer Tracht in einem Volkshochschulkurs über Glitzer und Glamour des Showbusiness‘ referiert, der dürfte noch keine Aufführung aus der bisher achtteiligen "Non(n)-sens"-Reihe von Dan Goggin besucht haben. Was durchaus ein Vorteil ist, denn diese neunte Folge ist nur eine Zusammenstellung der besten Momente aus den Vorgängerstücken. Wer Wiederholungstäter ist, der erkennt viele Szenen, Songs und Gags wieder. So ist zum Beispiel die vorlaute, kodderschnäuzige Bauchrednerpuppe Schwester Maria Annette ebenso wieder mit von der Partie wie das Ratespiel um verschiedene prominente Nonnen, die durch Verformung des Schleiers dargestellt werden (z.B. Zöpfe = Schwester Pippi Langstrumpf).
© Sabine Münch
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In der neuen, recht schlichten Rahmenhandlung bereitet die forsch-fröhliche Ordensschwester Robert Anne (Maike Katrin Merkel) ihre vor der Bühne sitzenden Schüler auf eine erfolgreiche Bühnenkarriere vor. Dabei bezieht sie das Publikum stark in das Geschehen ein, sodass sich manch ahnungsloser Zuschauer plötzlich auf der Bühne wiederfindet und seine Show-Ambitionen - zum Beispiel im Hintergrundchor zu "Schaut uns Elvis zu?" - ausleben darf. Auf der von Ausstatter Silvio Belmondo als Klassenzimmer mit religiösem Beiwerk gestalteten Bühne sitzt am Piano Steven Desroches, der als Pater Steven nicht nur als aufmerksamer musikalischer Begleiter, sondern auch als Stichwortgeber für die Nonnen-Dozentin fungiert.
© Sabine Münch
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In seiner ganz auf Tempo setzenden Inszenierung gibt Sebastiano Meli dem Affen ordentlich Zucker, lässt aber auch Raum für ruhigere Momente, wie zum Beispiel beim Song "Dann verließ ich ihn". Wenn Schwester Robert Anne bei veränderter Lichtstimmung über ihre verflossene Liebe aus Vor-Nonnenzeit berichtet, dann verlässt die Show für einen Moment ihre Humor-Ebene und bekommt einen ernsten Anstrich. Maike Katrin Merkel setzt hier mit weicher, angenehmer Sopranstimme einen gesanglichen Höhepunkt und sorgt für Gänsehautmomente. Hauptsächlich brilliert sie allerdings als handfeste Komödiantin, die gekonnt auch die plattesten Pointen setzt, mit Witz auf Reaktionen aus dem Publikum reagiert und sich routiniert aus Texthängern hinausmanövriert. Immer wieder spielt und singt Merkel auch ihre Bühnenpartner, wobei ihr mit dem Tanztraining beim fiktiven Choreografen Robert Ashley ein zum Brüllen komisches Kabinettstückchen gelingt. In Szenen wie diesen kann sie auch stimmlich so richtig aufdrehen. Insgesamt eine grandiose Leistung, die den nur knapp zwei Stunden dauernden Fortbildungsabend für Show-Aspiranten quasi im Alleingang trägt.
(Text: kw)

Kreativteam
Besetzung
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