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 Klassiker
Evita Ein strahlender, heller Stern
© VBW_Deen van Meer
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Andrew Lloyd Webbers "Evita" wird in Wien in einer gelungenen Neuinszenierung von Vincent Paterson gezeigt. Die Show ist bunt, stringent und kraftvoll inszeniert und profitiert von einem vortrefflichen Hauptdarsteller-Trio. Gepaart mit spannenden neuen Regieansätzen wird der "Klassiker" so zu einem erneuten Schatz für Musicalliebhaber.
(Text: Jens Alsbach) Premiere: | | 09.03.2016 | Rezensierte Vorstellung: | | 12.03.2016 | Dernière: | | 31.12.2016 |
Das neue Konzept der kürzeren Laufzeiten bei der Bespielung des Ronachers bietet die Chance, auf Altbewährtes zu setzen und mit neuen Ideen an solche Projekte heranzugehen. Den Anfang macht nun also die Geschichte über die argentinische Präsidentengattin Eva Perón, inszeniert von Vincent Paterson, der bis dato eher durch Werbekampagnen im Filmsektor auf sich aufmerksam machte. Seine bisherige Arbeit kommt ihm bei der modernen Inszenierung der Geschichte augenscheinlich zugute, denn immer wieder wartet er mit bunten, teils überdrehten und verrückten Regieeinfällen auf, die einen neuen Blick auf die bekannte Story freigeben.
© VBW_Deen van Meer
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Im Gedächtnis bliebt beispielsweise der Song "Santa Evita", bei dem Eva als Heilige angebetet und von Engeln umgeben in einem goldenen Rahmen hoch über die Köpfe ihrer Anhänger gehoben wird. Ein sehr gelungener Effekt, der vor Augen führt, wie die Präsidentengattin buchstäblich "vergöttert" wird und ihr Volk ganz und gar im Griff hat. Auch "Das Handwerk des Möglichen" ist ausgesprochen innovativ inszeniert: Che geht ins Publikum und lässt Zuschauer nach und nach Personen in einer Schießbude "abschießen" bis letztlich nur noch Juan Perón übrig bleibt. Gepaart mit einer an "Kasperlepuppen" erinnernden Choreografie malt Paterson auch hier wieder ein Bild: Die Politiker werden als Schießbudenfiguren dargestellt, und später nutzt Eva diese politische Instanz als Mittel zum Zweck, um "die Fäden in der Hand" halten zu können und ihren Mann zu steuern. Ebenfalls eindrucksvoll: die in den Landesfarben ausgeleuchteten Länder der "Regenbogen-Tour" und die abschließende Selbstreflexion der sterbenden Evita, in der diverse Schauspielerinnen Evas Leben nachzeichnen. Alles in allem bleibt die Show dank der neuen Ideen des Regisseurs durchweg spannend und innovationsfreudig – eine hervorragende Herangehensweise an ein altbekanntes Musical, die wegweisend für weitere Stücke sein sollte.
© VBW_Deen van Meer
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Unterstützung findet Paterson in der für eine solch kurz geplante Laufzeit sehr innovativen Bühnendekoration von Stephan Prattes und der Beleuchtung von Andrew Voller, die die Ideen des Regisseurs plastisch auf die Bühne bringen.
Um ein häufig gespieltes Werk wie "Evita" erneut in einer Großproduktion auf die Bühne zu bringen, ist neben neuen Regieansätzen eine hochkarätige Besetzung von Vorteil. In dieser Beziehung haben die Vereinigten Bühnen Wien meist ein Händchen für den Geschmack des Publikums. Auch hier ist das nicht anders. Katharine Mehrling ist eine ausgezeichnete Eva Perón. Anfangs zart und schüchtern, kann sie besonders im zweiten Akt zeigen, was in ihr steckt. Stimmlich überzeugt sie bei "Wein nicht um mich, Argentinien" und "Ich spiele meine Rolle nicht wie's euch gefällt". Schauspielerisch blüht sie besonders auf, sobald sie zeigen kann, wie sie die Zügel in die Hand nimmt und für ihren Mann und sein Volk kämpft.
© VBW_Deen van Meer
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Thomas Borchert hat seine stärksten Momente ebenfalls im zweiten Akt, wenn seine Sorge um die todkranke Eva wächst und diese erkennt, dass er sie um ihrer selbst willen liebt und nicht deswegen, was sie für ihn und seine Karriere tut ("Ein strahlender, heller Stern"). Amüsant ist jedoch auch sein erster Auftritt in erwähnter Schießbude, bei der er völlig aus der Rolle fallen darf.
Vladimir Korneev als Tangosänger AugustÃn Magaldi singt den Song "Diese Nacht ist so sternenklar" mit tollem Akzent und viel Hingabe.
Den meisten "frischen Wind" bringt Drew Sarich in seiner Rolle als Che mit. Als Erzähler der Geschichte erinnert er dabei ein wenig an Luigi Lucheni aus "Elisabeth". Seine Rolle ist ebenso bitterböse, kommentierend, sarkastisch und genauso häufig tritt er hinter seiner Rolle hervor und spielt mit dem Publikum. Bei "Was für ein Zirkus" und "Jung, schön und geliebt" steuert er wunderschöne neue Phrasierungen bei, die unvergleichbar mit seiner angenehm warmen Stimmfarbe verknüpft sind.
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Letztlich sei - wie beinahe immer bei den Vereinigten Bühnen - die opulente Besetzung des Ronacher'schen Orchestergrabens positiv herausgestellt, deren herausragender Klang unter dem Dirigat von Koen Schoots und der fein abgestimmten Abmischung einen Hörgenuss in Cast-Recording-Qualität entstehen lässt.
"Evita" in Wien bietet eine gelungene Neuinszenierung eines altbekannten Werkes. Passend zu den bunten Lettern, die derzeit über dem Ronacher thronen, ist auch die Inszenierung farbenfroh und bietet originelle Ansätze, ohne den Inhalt der Geschichte zu übertünchen und aus dem Blickfeld zu verlieren.
(Text: Jens Alsbach) 
Verwandte Themen: News: Vereinigte Bühnen Wien stellen Spielplan für die Saison 2015/16 vor (29.10.2014)
Kreativteam
Besetzung
Frühere Besetzungen? Hier klicken Eva Perón - Katharine Mehrling [09.03.2016-29.06.2016], Marjan Shaki [15.09.-14.10.2016], Bettina Mönch [15.10.-30.11.2016], (Sina Pirouzi)
Che - Drew Sarich, (Fabio Diso)
Juan Perón - Thomas Borchert [09.03.2016-29.06.2016], (Fernand Delosch)
Magaldi - Vladimir Korneev, (Mischa Kiek)
Peróns Geliebte - Taryn Nelson, (Sina Pirouzi, Celine Vogt)
Kinder - Hannah Marie Ehrich, Alina Laura Foltyn, Sophie Graf, Hana Amelie Hrdlicka, Fiona Bella Imnitzer, Maxima Jeitler, Melina Koutroumpis, Amelie Sarich
Ensemble - Claudia Wauschke, Nina Weiß, Angela Eberlein, Sina Pirouzi, Heather Carino, Celine Vogt, Marta Di Giulio, Vanessa Spiteri, Silke Braas-Wolter, Laurie Reijs, Ariane Swoboda, Ronnie Vero Wagner, Fernand Delosch, Peter Kratochvil, Frank Brunet, Mischa Kiek, Danilo Brunetti, Wolfgang Schwingler, Ivo Giacomozzi, Angelo di Figlia, Fabio Diso, Jan-Eike Majert
Swings - Barbara Schmid, Laurie Reijs, Susan ten Harmsen, Leon de Graaf, Kevin Perry, Erik van Hoof
Zuschauer-Rezensionen
Die hier wiedergegebenen Bewertungen sind Meinungen einzelner Zuschauer und entsprechen nicht unbedingt den Ansichten der Musicalzentrale.
 3 Zuschauer haben eine Wertung abgegeben:

    31305 Auf den 2. Blick eine grandiose Inszenierung
26.12.2016 - Ich hatte das Glück die Show kurz vor dem Schluss zu erleben und bin nach einem 2. Besuch sehr angetan.
War mir bei meinem 1. Besuch am Mittwoch der 1. Akt noch etwas zu holprig gefiel er mir Tags darauf viel besser. Die Show geht mit Pause 2 Stunden und 25 min.
Es spielte die komplette First Cast und hier gab es wenig auszusetzen. Die besondere Stimmfarbe von Frau Mehrling macht es interessant. Wenngleich Sie in den ruhigeren Numern und Balladen ihre Stärken hat.
Die Textverständlichkeit war beim 2. Besuch (1. Rang) erheblich besser als um Parkett. Besonders Drew Sarich war so besser zu verstehen.
Besonders gefallen hat mir Taryn Nelson als "Geliebte". Ihre Stimme und Aussprache war grandios. Eine Empfehlung für künftige Rollen (z.B. Sarah...)
Die Bühne ist interessant gemacht, toll ausgeleuchtet und manche Regieeinfälle sind richtig gut.
Alles in allem eine schöne, neue EVITA Instenierung mit einem fantastsichen Orchester (manchmal zu laut).

mrmusical (80 Bewertungen, ∅ 3.8 Sterne)
    31060 Das Orchester hat 25 Musiker.
16.03.2016 - Kann der Bewertung von Maxim 100% zustimmen, möchte aber anmerken: das Orchester hat 25 Musiker. Von einer Sparversion kann daher nicht die Rede sein.

Standard (7 Bewertungen, ∅ 3.9 Sterne)
    31059 Musical Klassiker modern und ansprechend umgesetzt
13.03.2016 - Nach 35 Jahren ist sie nun also wieder in Wien gelandet! Bei der gestern besuchten Vorstellung (12.3) wurde ein sprichwörtlich großes Kino geboten!
Die VBW haben es mit enormen Aufeand geschafft den Klassiker neu zu interpretieren - Regisseur Paterson holt aus seiner Evita das beste und letzte heraus - besonders die letzte halbe Stunde ab "Sante Evita" ist hochemotional und jagte mir mehrere Gänsehautschauer über den Rücken...
Dieses ergreifende Spiel von Thomas Borchert und Katherine Mehrling geht einfach ans Herz
Aber nicht nur sie waren top besetzt - der Star des Abends DREW SARICH - sein "Jung, schön und geliebt" ist stimmlich eine Klasse für sich...
auch das Agieren mit dem Publikum là sst Che frisch, sarkastisch rüberkommen!
Vladimir Korneev präsentiert die für mich schönste Version von: Diese Nacht ist so sternenklar - Wow!
Katherine Mehrling ist eine super Evita - die kleine Mehrling zeigt im 1. Akt wie sie es durch "Feuer" und Ausstrahlung hinaufschafft und die Karriereleiter emporsteigt...
Im 2. Akt erlebt man sie aufgrund ihrer Erkrankung wahnsinnig ergreifend und berührend wie sie bis zum Schluss versucht Haltung und Kontenance zu wahren!
Bei den Schnellsing-Passagen "Buiness Aires" muss man schon genau hinhören um von ihr jedes Wort zu verstehen - aber bei "Wein nicht um mich, Argentinien ist sie glasklar zu verstehen und setzt ihre Power und Ausstrahlung perfekt um!
"Santa Evita" ein Highlight für mich - im Kinderchor singt übrigens erstmals Amelie SARICH mit! und Thomas Borchert hat für mich seinen stärksten Moment bei "Wie ein Diamant"!
Das Bühnenbild begeisterte mich - manchmal komplett offene Bühne für die Tango-Parts und dann die coole "Schießbuden-Sequenz" bei "Das Handwerk des Möglichen" - einfach cool wie die Generäle und Thomas hier als "Schiessbudenziele" auftreten und Drew und das Publikum sie versuchen abzuknallen...
ganz toll auch das Zimmer von den Perons Designd mit den großen Treppen davor in dem Kinder schaukeln und dann diese Guckkastenbühne - auch später wenn die tote Evita da liegt und der Sarg runterkommt - große Momente...
Die Regenbogentour ist auch ein Highlight wie man die Länder Spanien und Frankreich sowie Italien groß auf die Bühne projektiert -
Das Orchester der VBW spielte wie gewohnt perfekt auf - Erstaunt hat mich, dass lediglich 21 Musiker im Graben sitzen - bei alte Dame waren es noch 35 und bei Mozart 27 - wird hier wohl doch angefangen zu sparen? Sogar bei Aladdin in einer weniger spannenderen Partitur sitzen 18 Musiker im Graben - bin gespannt wie das bei Schikaneder dann so ist...

Maxim (54 Bewertungen, ∅ 4 Sterne) 
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Die Kriterien für unsere Kurzbewertungen (Stand: Dezember 2014)
Buch*: Ist die Handlung in sich schlüssig? Kann die Story begeistern? Bleibt der Spannungsbogen erhalten oder kommt Langeweile auf?
NICHT: Besonderheiten der konkreten Inszenierung des Theaters.
Kompositionen*: Fügen die Kompositionen sich gut in das Stück ein? Haben die Songs Ohrwurmcharakter? Passen die gewählten Texte auf die Musik? Transportieren Text und Musik die selbe Botschaft?
NICHT: Orchestrierung, Verständlichkeit des Gesangs der Darsteller in der aktuellen Inszenierung.
* werden nur bei neuartigen Produktionen (z.B. Premiere, deutsche Erstaufführung usw.) vergeben
Inszenierung: Wie gut wurde das Stück auf die Bühne gebracht? Stimmen die Bilder und Charaktere? Bringt der Regisseur originelle neue Ansätze ein?
NICHT: Wie gut ist die Handlung des Stücks an sich oder die mögliche Übersetzung?
Musik: Kann die musikalische Umsetzung überzeugen? Gibt es interessante Arrangements? Ist die Orchesterbegleitung rundum stimmig? Muss man bei Akustik oder Tontechnik Abstriche machen?
NICHT: Sind die Kompositionen eingängig und abwechslungsreich? Gibt es Ohrwürmer? Gefällt der Musikstil?
Besetzung: Bringen die Darsteller die Figuren glaubwürdig auf die Bühne? Stimmen Handwerk (Gesang, Tanz, Schauspiel) und Engagement? Macht es Spaß, den Akteuren zuzuschauen und zuzuhören?
NICHT: Sind bekannte Namen in der Cast zu finden?
Ausstattung: Setzt die Ausstattung (Kostüme, Bühnenbild, Lichtdesign etc.) die Handlung ansprechend in Szene? Wurden die zur Verfügung stehenden Möglichkeiten optimal genutzt? Bieten Bühne und Kostüme etwas fürs Auge und passen sie zur Inszenierung?
NICHT: Je bunter und opulenter ausgestattet, desto mehr Sterne.
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Leider keine aktuellen Aufführungstermine. |
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