Enrico de Pieri, Richard-Salvador Wolff © Stage Entertainment
Enrico de Pieri, Richard-Salvador Wolff © Stage Entertainment

Aladdin (2015 - 2019)
Neue Flora, Hamburg

Kurz­bewertungRezen­sionKreativ­teamCastCast (Historie)Ter­mi­neTermi­ne (Archiv)
 

Das glitzernde und bunte Disney-Musical bietet einiges fürs Auge, aber die dünne Geschichte fesselt das Publikum nicht wirklich. Doch Dschinni sei Dank – der Flaschengeist ist eine wahre Absahnerrolle, die für viel gute Stimmung im Saal sorgt…

In strahlendem Orange leuchtet die von einem wandteppich-artigen Vorhang verdeckte Guckkastenbühne der Neuen Flora beim Eintritt ins Auditorium. Die Wände drumherum bis in den Zuschauerraum allerdings sind in langweiligem Schwarz gehalten. Gerade im Vergleich zu “Tarzan”, der vorherigen Disney-Produktion in diesem Haus, wo das Publikum in den vorderen Reihen fast noch mit im Dschungel saß, ist dieser Anblick fast schon enttäuschend.

In gewisser Weise lässt sich diese Ernüchterung schon als Vorgeschmack auf das folgende Stück einordnen: Ein am Reissbrett entworfener, steriler, bunter Broadway-Klon, der viel zu selten die typische Disney-Magie ins Auditorium strömen lässt.

Die vorhersehbare und nicht sehr gehaltvolle Geschichte kommt schwer in Gang und beschert den Zuschauern eine recht langatmige erste Dreiviertelstunde, in der die Charaktere mit zu hohem Dialoganteil eingeführt werden: Aladdin und seine Freunde, die charmanten, gewieften Straßenjungs, die sich das Nötigste fürs Leben zusammenstehlen, sowie Jasmin, die am typischen Prinzessinnen-Syndrom leidet und sich im goldenen Käfig ach so eingesperrt fühlt.

Dann gibt es noch den Sultan, der den ganzen Abend nicht viel mehr zu tun hat, als seiner Tochter hinterherzulaufen und sie zum Heiraten anzuhalten, um die Thronfolge zu sichern. Die Rolle des klassischen Bösewichts fällt Großwesir Dschafar zu, der als nächster Anwärter auf den Thron alles dransetzt, dass Jasmin auch weiterhin alle Prinzen ablehnt. Nachdem Jasmin aus dem Palast geflohen ist, trifft sie auf dem Markt Aladdin und selbstverständlich verlieben sich die beiden ineinander. Dschafar hat inzwischen herausgefunden, dass in einer verwunschenen Höhle voller Schätze eine Zauberlampe steht, die ihm bei der Erfüllung seiner Wünsche helfen könnte. Doch es gibt nur einen einzigen, der diese Höhle betreten kann, und das ist Aladdin.

So kommt es nach ungefähr 50 Minuten endlich zum ersten Wow-Effekt: Als Aladdin die Höhle betritt, blinkt, funkelt und leuchtet die große Bühne tatsächlich vollständig in Gold – ein beeindruckender Anblick. Und als er dann auch noch zufällig an der Lampe reibt und damit den Flaschengeist Dschinni heraufbeschwört, geht es dann auch gleich mit der absoluten Highlight-Szene des Abends in die Vollen. In dem langen und abwechslungsreichen Lied “So ‘nen Kumpel hattest Du noch nie” stellt der Flaschengeist sich und seine Fähigkeiten mit einem Feuerwerk an Gags, tollen überraschenden Choreographien sowie charmant eingewebten Reminiszensen an Disney-Klassiker und Kult-Fernsehshows vor. Eine Szene, die ganz zu recht zu spontanen Standing Ovations führt – endlich, möchte man sagen. Leider – es sei gleich vorweggenommen – wird so eine Magie im Laufe des Abends nicht noch einmal auf der Bühne zu erleben sein.

Doch immerhin: Dschinni ist damit zum Publikumsliebling geworden, der in jeder seiner Szenen, mit denen er das Happy-End vorbereitet, den Zuschauern richtig gutes Entertainment bietet. Eine Bombenrolle für Enrico de Pieri, der die Vorlagen seines Textes sowie die zahlreichen Publikumsansprachen bestens nutzt, und die Zuschauer rundherum mit Ausstrahlung, Stimme und Bewegungsfreude zu begeistern vermag. Auch die anderen Darsteller sind genau typgerecht besetzt. Richard-Salvador Wolff und Myrthes Monteiro geben als Aladdin und Jasmin ein strahlend-schönes, charmantes Paar ab, doch letztendlich bleiben ihre Figuren als Menschen erschreckend blass. Darüber hinaus leidet bei Monteiro die Textverständlichkeit erheblich unter ihrem Akzent.

Claus Dam ist als anscheinend unter dem Pantoffel seiner Tochter stehender Sultan total unterfordert. Auch Großwesir Dschafar ist eine Klischeefigur, doch wieder einmal zeigt sich, welch dankbare Rollen Bösewichte sein können. Ethan Freeman gelingt es mit überzeugender Bühnenpräsenz hier einen der wenigen halbwegs mehrdimensionalen Charaktere zu formen.

Auch im zweiten Akt blitzt einmal kurz die Disney-Magie auf – in Gestalt des fliegenden Teppichs, auf dem Aladdin Jasmin zu einer Reise durch ihr Königreich einlädt. Das ist vor einem funkelnden Sternenhimmel toll gemacht und der neugierige Zuschauer muss schon sehr genau hinschauen, um hinter den Trick zu blicken. Doch darüber hinaus passiert während dieser Szene zu wenig auf der Bühne und so ist die Umsetzung zwar oberflächlich schön, aber zu wenig gehaltvoll und dadurch eher langatmig.

Das gleiche gilt für die Musik von Alan Menken: Viele schwungvolle Songs, ein paar Anleihen bei altehrwürdigen Broadway-Komponisten wie Jerry Herman und eine Menge orientalischer Klänge sind durchaus unterhaltsam, aber insgesamt betrachtet klingen viele Lieder doch sehr ähnlich und kaum eine Melodie bleibt im Ohr. Die Partitur bietet nur wenig Höhepunkte.

Während der Pause waren im Zuschauerraum Diskussionen darüber zu hören, ob die Musik denn wohl von einem Live-Orchester kommt. Nachvollziehbar, denn die gut ausgesteuerte Musik klingt überhaupt nicht mehr handgemacht, was natürlich auch an der poppigen nicht sehr anspruchsvollen Partitur von Alan Menken liegt. Laut Programmheft befindet sich ein 15-köpfiges Orchester im Graben.

Das Prädikat “ganz nett” ist sowohl für Bühnenbild als auch für Choreografie zu verwenden. Die Bühnenbauten erregen viel zu selten Aufsehen. Einige hübsche Bilder gelingen Regisseur und Choreograf Casey Nicholaw mit seinen Tanznummern, doch letztendlich wirkt das alles wie schon mal dagewesen. Vergebens wartet man auf innovative Bilder, die zu so einer teuren Großproduktion gehören sollten und z.B. den “König der Löwen” zu einem Welterfolg haben werden lassen.

Die Gags des Abends, zum größten Teil Dschinni zugeschrieben, verdanken wir der gelungenen deutschen Adaption von Ruth Deny (Dialoge) sowie Heiko Wohlgemuth und Kevin Schroeder (Liedtexte), die dem Flaschengeist immer wieder – fast schon reichlich oft – regionale Bezüge zu Hamburg bzw. der deutschen Kultur- und Medienlandschaft in den Mund legen.

So strahlt auf der Bühne der wirklich witzige Publikumsliebling Dschinni um die Wette mit Oberflächlichkeiten wie den glitzernden prachtvollen Kostümen und den immer wieder gern zur Schau gestellten Waschbrettbäuchen des Ensembles – nur so richtig berühren will das steril dargebotene Spektakel nicht.

 
Kurz­bewertungRezen­sionKreativ­teamCastCast (Historie)Ter­mi­neTermi­ne (Archiv)
KREATIVTEAM
MusikAlan Menken
TexteHoward Ashman
Tim Rice
Cahd Beguelin
BuchChad Beguelin
Regie / ChoreografieCasey Nicholaw
Co-RegieScott Taylor
Co-ChoreografieJohn MacInnis
Musikalische LeitungKlaus Wilhelm
BühneBob Crowley
KostümeGregg Barnes
SpecialeffekteJeremy Chernick
LichtNatasha Katz
Make UpMilagros Medina-Cerdeira
SoundKen Travis
Übersetzung BuchRuth Deny
Übersetzung LiedtexteKevin Schroeder
Heiko Wohlgemuth
 
Kurz­bewertungRezen­sionKreativ­teamCastCast (Historie)Ter­mi­neTermi­ne (Archiv)
CAST (AKTUELL)
=10/2017-=
AladdinPhilipp Büttner
Alessio Impedovo,
(Terry Alfaro)
Prinzessin JasminMyrthes Monteiro
Mandy Capristo [21.09.-28.10.18]*,
(Laura Panzeri
Kris Siekerman)

DschinniKristofer Weinstein-Storey
Tobias Weis,
(Mark van Beelen)
DschafarEthan Freeman,
(Jochen Schmidtke)
JagoEric Minsk,
(Terry Alfaro
Dave Mandell)

KassarPhilipp Hägeli,
(Alessandro Cococcia
Dave Mandell
Patrick Robinson)

BabkakStefan Tolnai,
(Mark van Beelen
Alessandro Cococcia
Tobias Weis)

OmarPedro Reichert,
(Salvatore Marchione
Richard Patrocinio)

SultanClaus Dam,
(Alexander Bellinkx
Jochen Schmidtke)

RazoulAlexander Bellinkx,
(Alessandro Cococcia
Ciro Meulens)

Prinz AbdullahCiro Lourencio Meulens,
(Gabriele Bruschi
Samuel Hoi-Ming Chung
Alessio Impedovo)

EnsembleDanilo Aiello
Terry Alfaro
Guillermo Martinez Ayala
Megan Bew
Johnny Galeandro
Leon de Graaf
Marta di Giulio
Nathalie Adriana Hast
Dave Mandell
Salvatore Marchione
Ciro Meulens
Luisa Ofelia Montero de la Rosa
Richard Patrocinio
Libby Sinclair
Mark van Beelen
Kris Siekerman
Annemarie Lauretta
Luisa Ofelia Montero de la Rosa
SwingsKisha Howard
Azzurra Adinolfi
Gabriele Bruschi
Samuel Hoi-Ming Chung
James Douglas Mackie
Laura Panzeri
Patrick Robinson
Andrew Waters
 
Kurz­bewertungRezen­sionKreativ­teamCastCast (Historie)Ter­mi­neTermi­ne (Archiv)
CAST (HISTORY)
=10/2016-10/2017=
AladdinRichard-Salvador Wolff
Philipp Büttner,
(Terry Alfaro
Alessio Impedovo)

Prinzessin JasminMyrthes Monteiro,
(Sophia Gorgi
Laura Panzeri)

DschinniEnrico De Pieri,
(Kristofer Weinstein-Storey
Tobias Weis)

DschafarEthan Freeman,
(Jochen Schmidtke
Kristofer Weinstein-Storey)

JagoEric Minsk,
(Terry Alfaro
Dave Mandell)

KassarKristofer Weinstein-Storey,
(Philipp Büttner
Alessandro Cococcia
Dave Mandell)

BabkakStefan Tolnai,
(Mark van Beelen
Tobias Weis)

OmarPedro Reichert,
(Richard Patrocinio)
SultanClaus Dam,
(Alexander Bellinkx
Jochen Schmidtke)

RazoulAlexander Bellinkx,
(Alessandro Cococcia)
EnsembleAzzurra Adinolfi
Danilo Aiello
Terry Alfaro
Bianca Atalaya
Guillermo Martinez Ayala
Alexander Bellinkx
Alessandro Cococcia
Rossella Contu
Marta Di Giulio
Johnny Galeandro
Sophia Gorgi
Kisha Howard
Dave Mandell
Salvatore Marchione
Luisa Montero de la Rosa
Richard Patrocinio
Taddeo Pellegrini
Kris Siekerman
Alex Snova
Mark van Beelen
Giulia Vazzoler
SwingsGabriele Bruschi
Fabiana Denicolo
Zoe Leone Gappy
Samuel Hoi-Ming Chung
Alessio Impedovo
James Douglas Mackie
Laura Panzeri
Patrick Robinson
Andrew Waters
=12/2015-09/2016=
AladdinRichard-Salvador Wolff,
(Terry Alfaro
Alessio Impedovo)

Prinzessin JasminMyrthes Monteiro,
(Sophia Gorgi
Laura Panzeri)

DschinniEnrico De Pieri,
(Tobias Weis
Kristofer Weinstein-Storey)

DschafarEthan Freeman,
(Jochen Schmidtke
Kristofer Weinstein-Storey)

JagoEric Minsk,
(Terry Alfaro
Dave Mandell)

KassarPhilipp Hägeli,
(Alessandro Cococcia
Dave Mandell)

BabkakStefan Tolnai,
(Mark van Beelen
Tobias Weis)

OmarPedro Reichert,
(Richard Patrocinio
Mickey Junior Ayer)

SultanClaus Dam,
(Alexander Bellinkx
Jochen Schmidtke)

EnsembleAzzurra Adinolfi
Danilo Aiello
Terry Alfaro
Gregory Antemes
Alexander Bellinkx
Gabriele Bruschi
Alessandro Cococcia
Rossella Contu
Giovanni Johnny Galeandro
Sophia Gorgi
Kisha Howard
Vladimir Hub
Kristina Love
Salvatore Marchione
Richard Patrocinio
Kris Siekerman
Mark van Beelen
Giulia Vazzoler
Kristofer Weinstein-Storey
SwingsMickey Junior Ayer
Fabiana Denicolo
Zoe Leone Gappy
Alessio Impedovo
Dave Mandell
Laura Panzeri
Patrick Robinson
Andrew Waters
  
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TERMINE
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TERMINE (HISTORY)
So, 06.12.2015 19:00Neue Flora, HamburgPremiere
Di, 08.12.2015 18:30Neue Flora, Hamburg
Mi, 09.12.2015 18:30Neue Flora, Hamburg
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