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 Hommage
The Rat Pack Drei Ratten, die es in sich haben! Es ist lange her, dass im Sands Hotel in Las Vegas allabendlich das legendäre Vokaltrio "The Rat Pack" die Bühne unsicher machte und den Musik-Gourmets im Publikum Hochgenüsse vom Feinsten servierte, garniert mit einer Prise gesalzenem Humor. Diese Rezeptur versucht das Musiktheater im Revier nun auch in Gelsenkirchen anzuwenden. Getreu dem Motto: Was in Las Vegas funktioniert, funktioniert hier auch. Stimmt. Heraus kommt dabei ein stimmiger Abend, der dank einiger konzeptioneller Tricks und Kniffe nicht aus der Mottenkiste daherkommt, sondern als überraschend erfrischendes Retro-Revival.
(Text: Lisa Toszkowski) Premiere: | | 30.04.2015 | Rezensierte Vorstellung: | | 14.05.2015 | Letzte bekannte Aufführung: | | 14.05.2015 |
Flippige Mode, ein bisschen Political Incorrectness und jede Menge Drogen – so lassen sich die Swinging Sixties auf den Punkt bringen. Ganz so historische Zutaten hat das Musiktheater im Revier dann aber doch nicht für seine Zeitreise in die Ära des Swing gewählt; stattdessen bietet es dem Publikum eine Big Band, drei singende Ratten und ein paar flotte Sprüche. Das funktioniert allerdings genauso gut. Mit Lackschuhen, gegeltem Haar und dem Glas in der Hand holen Frank Sinatra (Tom Gaebel), Dean Martin (Nigel Casey) und Sammy Davis Jr. (Andreas Wolfram) alias dem legendären Rat Pack die swingenden 60er nochmal auf die Bühne und lassen sie als musikalisches Daumenkino an uns vorbeiziehen. Die Herkunft des Namen "Rat Pack" ist übrigens ebenso legendär wie die Auftritte der "Rattenbande" selbst: Er soll nach einer wohl besonders langen und durchzechten Nacht als zynische Anspielung auf den Zustand der drei Stars gefallen sein.
Einen derartigen Eindruck erwecken unsere drei Herren zwar nicht, auch wenn der Whisky als nahezu einziges Requisit augenzwinkernd auf der Vorbühne platziert wurde. Jede Menge gute Laune gibt’s trotzdem. Geschickt wird das Show-Konzept der Gipfeltreffen von Martin, Sinatra und Davis Jr. aufgegriffen: Zwischen den einzelnen Songs dienen gekonnte komödiantische Einwürfe der drei Darsteller als inhaltlicher Kleister, der seine Wirkung beim Publikum nicht verfehlt. Es ist dem Entertainer-Talent von Gaebel, Casey und Wolfram geschuldet, dass der Abend nicht in ein stumpfes Abarbeiten einer losen Abfolge von Evergreens abgleitet, sondern auch in der zweiten Hälfte wieder ordentlich Fahrt aufnimmt.
Vor allem Nigel Casey alias Dean Martin kann mit amerikanischem Charme beim Publikum punkten. Auch gesanglich gehören ihm die großen Momente: Sein schmachtendes "That’s Amore" und sein federleichtes "Volare" gehen wunderbar unter die Haut. Den etwas quirligeren Part übernimmt Andreas Wolfram, der seinem Sammy Davis Jr. nicht nur mit seinem dunkel legierten Tenor, sondern auch tänzerisch Ausdruck verleiht. "Mr. Bojangles" lässt grüßen. Etwas blasser geraten dagegen die Auftritte von Anke Sieloff. Ihre Nancy Sinatra bleibt darstellerisch zurückhaltend und Sielhoff kommt beim temporeichen "Straighten Up and Fly Right" arg ins Schleudern. Recht gut funktioniert dagegen das Duett "My Funny Valentine" mit Co-Star Tom Gaebel. Der beweist sich und dem Publikum an diesem Abend nicht nur, dass er Frank Sinatra auferstehen lassen und ein perfektes "My Way" hinlegen kann, sondern auch, dass er ausgezeichnete Entertainer-Qualitäten besitzt. Seine lockeren Anekdoten treffen genau ins Schwarze und reißen das Publikum zu Lachstürmen hin.
Nicht ganz so leicht hat es dagegen die Big Band der Neuen Philharmonie Westfalen. Zwar spielen die 62 Musiker unter der Leitung von Generalmusikdirektor Rasmus Baumann grandios auf, doch haben sie allesamt arg unter der Akustik des Hauses zu leiden, besonders die wunderbaren Streicherarrangements werden immer wieder derb von den Bläsern im Vordergrund übertönt. Wirklich schade.
Dennoch: Der Abend atmet den Sound des swingenden Jahrzehnts, wobei der sehr streng gehaltenen Bühne etwas Glamour sicherlich gut getan hätte, um das Las-Vegas-Feeling auch optisch zu transportieren. Vor allem die seltsam starre Diashow im Hintergrund vermittelt zwar einen nostalgischen, aber eher düsteren Eindruck und will so gar nicht zu dem meist heiteren Geschehen vorne an der Bühnenrampe passen.
Doch all dies tut der Vorstellung keinen Abbruch. Trotz aller Reduktion von schmückendem Beiwerk setzt die Show auf das einzig Richtige: ihre Akteure. Und die machen ihre Sache ausgezeichnet. Sie sind der Motor des Abends, entertainen, begeistern und reißen das Publikum beim großen Finale "New York, New York" von den Stühlen. Dafür ernten sie verdient viel Beifall und lassen sich zu mehreren Zugaben bitten.
(Text: Lisa Toszkowski)

Besetzung

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Die Kriterien für unsere Kurzbewertungen (Stand: Dezember 2014)
Buch*: Ist die Handlung in sich schlüssig? Kann die Story begeistern? Bleibt der Spannungsbogen erhalten oder kommt Langeweile auf?
NICHT: Besonderheiten der konkreten Inszenierung des Theaters.
Kompositionen*: Fügen die Kompositionen sich gut in das Stück ein? Haben die Songs Ohrwurmcharakter? Passen die gewählten Texte auf die Musik? Transportieren Text und Musik die selbe Botschaft?
NICHT: Orchestrierung, Verständlichkeit des Gesangs der Darsteller in der aktuellen Inszenierung.
* werden nur bei neuartigen Produktionen (z.B. Premiere, deutsche Erstaufführung usw.) vergeben
Inszenierung: Wie gut wurde das Stück auf die Bühne gebracht? Stimmen die Bilder und Charaktere? Bringt der Regisseur originelle neue Ansätze ein?
NICHT: Wie gut ist die Handlung des Stücks an sich oder die mögliche Übersetzung?
Musik: Kann die musikalische Umsetzung überzeugen? Gibt es interessante Arrangements? Ist die Orchesterbegleitung rundum stimmig? Muss man bei Akustik oder Tontechnik Abstriche machen?
NICHT: Sind die Kompositionen eingängig und abwechslungsreich? Gibt es Ohrwürmer? Gefällt der Musikstil?
Besetzung: Bringen die Darsteller die Figuren glaubwürdig auf die Bühne? Stimmen Handwerk (Gesang, Tanz, Schauspiel) und Engagement? Macht es Spaß, den Akteuren zuzuschauen und zuzuhören?
NICHT: Sind bekannte Namen in der Cast zu finden?
Ausstattung: Setzt die Ausstattung (Kostüme, Bühnenbild, Lichtdesign etc.) die Handlung ansprechend in Szene? Wurden die zur Verfügung stehenden Möglichkeiten optimal genutzt? Bieten Bühne und Kostüme etwas fürs Auge und passen sie zur Inszenierung?
NICHT: Je bunter und opulenter ausgestattet, desto mehr Sterne.
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Leider keine aktuellen Aufführungstermine. |
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