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 Komödie
Mamma Mia! Es geht schon wieder los
© Stage Entertainment
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Es gibt ja bekanntlich Dinge, die werden mit der Zeit immer besser. Von "Mamma Mia" kann man das – 12 ½ Jahre nach der deutschen Erstaufführung in Hamburg – leider nicht behaupten. Die Oberhausener Premiere des Gute-Laune-Musicals der ABBA-Komponisten Benny Andersson und Björn Ulvaeus plätschert vor zahlreichen Prominenten und solchen, die es gerne sein möchten, eher uninspiriert über die Bühne.
(Text: Silke Milpauer) Premiere: | | 05.03.2015 | Rezensierte Vorstellung: | | 05.03.2015 | Dernière: | | 02.10.2015 |
Von Hamburg über Stuttgart nach Essen und Berlin, danach zurück nach Stuttgart, ein erneuter Zwischenstopp in Berlin und schließlich: Endstation Oberhausen? Knapp sieben Monate soll "Mamma Mia!" hier verweilen und irgendwie kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass das Stage Metronom Theater immer mehr zur Abspielstätte wird. So richtig lange lief hier jedenfalls noch kein Stück und sowohl "Wicked" (2010-2011) als auch "Sister Act" (2013-2015) verschwanden von hier aus in der Versenkung.
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Und "Mamma Mia"? Keine Frage, die kurzweilige Story rund um Tavernenbesitzerin Donna, ihre Tochter Sophie sowie deren drei potentiellen Vätern hat immer noch das Zeug, die Massen zu unterhalten. Raus aus dem Alltag und ab auf die griechische Insel! Für ein bisschen Kurzweil und ein paar herzhafte Lacher braucht es keinen großen emotionalen Tiefgang und für Mitwipp- und Mitsumm-Stimmung sorgen die 22 in die Handlung eingebetteten ABBA-Hits zweifellos. Die Musik klingt in Oberhausen synthetisch wie eh und je – das war aber auch schon zu Uraufführungs-Zeiten in London nicht anders. Die achtköpfige Band unter Leitung von Martin Gallery spielt jedenfalls beherzt auf, doch gerade die Ouvertüren zu Beginn des ersten und zweiten Aktes lassen so manchen Zuschauer zusammenzucken und den Wunsch nach Ohrstöpseln aufkommen. Hier ist die Abmischung definitiv zu laut und auch zwischendurch sollte noch am Feintuning gearbeitet werden, denn ab und zu übertönt die Musik doch so manchen Sänger.
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Auch in puncto Bühnenbild hat sich im Vergleich zu den letzten beiden Spielorten nichts getan, wobei eine weitere Reduktion wohl schwer möglich wäre. Donnas Taverne als Dreh- und Angelpunkt der Handlung ist das Herzstück des Bühnenbildes. Manuell werden die weißen Kulissenteile der Taverne von schwarz gekleideten Bühnenarbeitern in Griechen-Optik so gedreht und geschoben, wie sie gerade gebraucht werden. Gott sei Dank kommen genügend farbenprächtige Kostüme, Schlaghosen und Plateauschuhe sowie azurblau-glitzernde Hintergrundprojektionen zum Einsatz, um die Kulissen-Tristesse ein wenig auszugleichen.
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Die Cast hinterlässt einen gemischten und zum Zeitpunkt der Premiere noch nicht wirklich eingespielten Eindruck. Carina Sandhaus ist als Donna die neue Leading Lady, erscheint optisch allerdings zu jung für die Rolle und auch ihrer Stimme fehlt es an der notwendigen Reife, um als gestandene alleinerziehende Mutter um die Vierzig überzeugen zu können. Darstellerisch ist ebenfalls noch Luft nach oben. Töchterchen Sophie wird gespielt von Lara Grünfeld, die schon in Stuttgart und Berlin in der Rolle zu sehen war. Die junge Niederländerin schäumt fast über vor Quirligkeit und Spielfreude. Leider ist es stellenweise aufgrund ihres Akzents und einiger phonetischer Probleme schwierig, ihren recht schnell dargebotenen Sprechtexten zu folgen, die zudem manchmal ein wenig starr und aufgesagt wirken. Gesanglich bietet sie ebenso wie Sandhaus eine solide Leistung.
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Gleiches gilt im Grunde für alle Hauptdarsteller der Oberhausener Cast. So richtig heraus sticht hier niemand, weder was gesangliche noch schauspielerische Leistungen angeht. Vor allem Dialoge und Schlagabtausche kommen oft ein wenig zu hölzern rüber. Jerry Marwig (Sam), Dean Welterlen (Harry) und Jörg Zuch (Bill) spielen das Väter-Trio und machen das Beste aus den schon in der Buchvorlage recht blass bleibenden Charakteren. Als "Dynamos" sind Betty Vermeulen (Tanja) und Barbara Raunegger (Rosie) zu sehen, die bereits in Stuttgart und Berlin Seite an Seite als Donnas Freundinnen überzeugten und denen man die Routine einfach anmerkt. Die Szene "Dancing Queen", in der sich die drei an alte Zeiten erinnern, sticht ebenso positiv aus dem ersten Akt heraus wie die innovativ choreographierte Schwimmflossen-Ensemble-Tanznummer bei "Leg dein Herz an eine Leine", in deren Verlauf auch Marc Früh als Sophies Verlobter Sky mal was zu singen hat.
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Trotz eines sehr spielfreudigen und tanzwütigen Ensembles nimmt die Show am Premierenabend nur schwer Fahrt auf. Sicher wird hier und da mal mitgewippt und vereinzelt mitgeklatscht; auch ein paar herzliche Lacher sind durchaus zu hören. Trotzdem bleibt die ganz große Stimmung aus und man verlässt den Zuschauersaal mit den Eindruck, dass in Oberhausen viele Chancen verschenkt wurden. Insgesamt bleibt die Produktion unter der Regie von Phyllida Lloyd blass. Es fehlt an Strahlkraft und Charisma, an Pointiertheit und den feineren Nuancen, die die Produktion vom gefühlten "War ganz okay"-Ist-Zustand zum eigentlich erstrebenswerten "Wow – möchte ich unbedingt noch einmal sehen"-Soll-Zustand katapultieren.
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(Text: Silke Milpauer)

Kreativteam
Besetzung
| Donna | | Carina Sandhaus, (Helena Blöcker) (Nina Janke)
| | | Sophie | | Lara Grünfeld, (Sanne Buskermolen) (Selina Mai [bis Augst 2015]) (Annakathrin Naderer [ab August 2015])
| | | Tanja | | Kerstin Marie Mäkelburg, (Nina Janke) (Merel Zeeman bis August 2015) (Isabella Prühs ab August 2015)
| | | Rosie | | Barbara Raunegger, (Helena Blöcker) (Merel Zeeman bis August 2015) (Isabella Prühs ab August 2015)
| | | Sam | | Jerry Marwig, (Hannes Staffler) (Nicolas Tenerani)
| | | Harry | | Ramin Dustdar, (Marc Schlapp) (Nicolas Tenerani)
| | | Bill | | Jörg Zuch, (Marc Schlapp) (Hannes Staffler)
| | | Sky | | Marc Früh, (Angelo Canonico) (Stefan Preuth) (Benjamin Sommerfeld [ab August 2015])
| | | Ali | | Sanne Buskermolen, (Laura Greer) (Laura Panzeri)
| | | Lisa | | Rebecca Stahlhut, (Ahou Nikazar) (Nina Susanne Ungerer)
| | | Eddie | | Thomas Höfner, (Alex Hyne) (Benny Tyas) (Nigel Watson)
| | | Pepper | | Farid Halim, (Kevin Schmid) (Qushannick \"Qshansz\" Thodé)
| | | Ensemble | | Helena Blöcker Angelo Canonico Aine Curran Alex Hyne Nina Janke Marides Lazo Selina Mai [bis August 2015] Annakathrin Naderer [ab August 2015] Laura Panzeri Stefan Preuth Marc Schlapp Kevin Schmid Hannes Staffler Nicolas Tenerani Merel Zeeman [bis August 2015] Isabella Prühs [ab Augsut 2015]
| | | Swings | | Laura Greer Kevin Hudson Ahou Nikazar Rose Ouellette Qushannick \"Qshansz\" Thodé Benny Tyas Nina Susanne Ungerer Nigel Watson
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Frühere Besetzungen? Hier klicken Tanja - Betty Vermeulen [bis August 2015]
Harry - Dean Welterlen [bis Juni 2015]
Eddie - Perry Beenen [bis August 2015]
Produktionsgalerie (weitere Bilder)

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| Handlung | Erzählt wird die Geschichte von Donna Sheridan, die mit ihrer Tochter Sophie auf einer griechischen Insel lebt. mehr Sophie möchte ihren Freund Sky heiraten und bei der Hochzeit ihren unbekannten Vater dabei haben, doch aus dem Tagebuch der Mutter erfährt sie, dass drei Männer in Frage kommen. Was folgt sind verschiedenste Verwicklungen, in denen drei mögliche Väter und die zwei besten Freundinnen von Donna, Rosie und Tanya, für einigen Trubel sorgen, bis es schließlich zum obligatorischen Happy End kommt.
| Weitere Infos | Mit der Deutschland-Premiere am 3. November 2002 im Operettenhaus Hamburg fand die erste nicht-englischsprachige Aufführung von Mamma Mia!" statt.
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Die Kriterien für unsere Kurzbewertungen (Stand: Dezember 2014)
Buch*: Ist die Handlung in sich schlüssig? Kann die Story begeistern? Bleibt der Spannungsbogen erhalten oder kommt Langeweile auf?
NICHT: Besonderheiten der konkreten Inszenierung des Theaters.
Kompositionen*: Fügen die Kompositionen sich gut in das Stück ein? Haben die Songs Ohrwurmcharakter? Passen die gewählten Texte auf die Musik? Transportieren Text und Musik die selbe Botschaft?
NICHT: Orchestrierung, Verständlichkeit des Gesangs der Darsteller in der aktuellen Inszenierung.
* werden nur bei neuartigen Produktionen (z.B. Premiere, deutsche Erstaufführung usw.) vergeben
Inszenierung: Wie gut wurde das Stück auf die Bühne gebracht? Stimmen die Bilder und Charaktere? Bringt der Regisseur originelle neue Ansätze ein?
NICHT: Wie gut ist die Handlung des Stücks an sich oder die mögliche Übersetzung?
Musik: Kann die musikalische Umsetzung überzeugen? Gibt es interessante Arrangements? Ist die Orchesterbegleitung rundum stimmig? Muss man bei Akustik oder Tontechnik Abstriche machen?
NICHT: Sind die Kompositionen eingängig und abwechslungsreich? Gibt es Ohrwürmer? Gefällt der Musikstil?
Besetzung: Bringen die Darsteller die Figuren glaubwürdig auf die Bühne? Stimmen Handwerk (Gesang, Tanz, Schauspiel) und Engagement? Macht es Spaß, den Akteuren zuzuschauen und zuzuhören?
NICHT: Sind bekannte Namen in der Cast zu finden?
Ausstattung: Setzt die Ausstattung (Kostüme, Bühnenbild, Lichtdesign etc.) die Handlung ansprechend in Szene? Wurden die zur Verfügung stehenden Möglichkeiten optimal genutzt? Bieten Bühne und Kostüme etwas fürs Auge und passen sie zur Inszenierung?
NICHT: Je bunter und opulenter ausgestattet, desto mehr Sterne.
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Leider keine aktuellen Aufführungstermine. |
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