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 Fantasy-Musical-Revue
Willi bald im Elfenwald Durchgeknallt im Elfenwald III
© Udo Krause
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Schlag nach bei Shakespeare! Bereits zum dritten Mal spielt in Schwedt eine Musical-Revue im Sommernachtstraum-Elfenwald. Nach einem Ausflug ins Piraten-Milieu kehrt die neue Folge zurück zu ihren Wurzeln und rückt wieder näher an das Werk des berühmten britischen Barden heran. Das witzige Buch, eine solide Inszenierung ohne Firlefanz und tolle Darsteller sorgen für einen rundum unterhaltsamen Abend.
(Text: Kai Wulfes) Premiere: | | 18.10.2014 | Rezensierte Vorstellung: | | 31.10.2014 | Letzte bekannte Aufführung: | | 08.03.2015 |
Meucheln und morden, lieben und leiden. Damit soll jetzt Schluss sein. Doch der Ausstieg ist für Hamlet, Julia, die Macbeths und all die anderen gar nicht so einfach. Schließlich sind sie dazu verdammt, Tag für Tag ihre von Meister Shakespeare verordneten Rollen zu spielen. “The Show Must Go On“, lautet ihr trotziges, von Queen entliehenes Credo. Doch auch für sie gibt es ein Happy End…
© Udo Krause
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Das Autorenteam der Uckermärkischen Bühnen (Jan Kirsten, Max Beinemann, Uli Herrmann-Schroedter, Maren Rögner und Reinhard Simon) lässt auch im dritten Teil seiner Elfenwald-Saga Shakespeares Sommernachtstraum-Personal - ergänzt um weitere Charaktere aus seinen Werken - in einer mit Songs quer durch das Musicalrepertoire gespickten Abenteuergeschichte agieren. Auch steht William Shakespeare leibhaftig auf der Bühne (daher rührt der etwas dämliche Titel der Show) und Oberon und Titania müssen ihre royale Herrschaft gegen garstige Trolle verteidigen. Deren König Smordugrimm will die Macht an sich reißen, sofern Elfen-Thronfolger Elron nicht binnen vierundzwanzig Stunden vermählt worden ist. Ein gewagtes Unterfangen, denn das verwöhnte Jüngelchen hat sich ausgerechnet in die unglückliche Ophelia verguckt, die Abend für Abend auf der Bühne ihr fremdbestimmtes Schicksal erleiden muss.
Als Retter in der Not soll Puck in bewährter Weise die Angelegenheit richten. Allerdings steht er gar nicht zur Verfügung! „Muss nur noch kurz die Welt retten“, entschuldigt sich der Kobold per Video-Botschaft und schickt stattdessen seinen Sohn. So bringt Puck junior die beiden Liebenden nach allerlei Turbulenzen aus dem an den Wald grenzenden „Tragischen Viertel“ zurück an den Hof und befreit ganz nebenbei auch das Personal der Shakespeare-Dramen und -Komödien aus ihren verhassten Rollenmustern. Wer sich in diesen Stücken auskennt, hat einen Höllenspaß, denn es wimmelt nur so vor Zitaten und Anspielungen.
Reinhard Simon inszeniert die Musical-Revue flott und mit viel Gespür für das Timing von Gags. Einzelne Figuren, wie die Elfenwald-Klatschreporterin Michaela Kolumna, sind zwar gut gemeint, gehen aber vorlagenbedingt unter. Gleiches gilt für die drei Hexen Walburga, Alrauna und Lavendula. Wenn sie mit ihren Besen über die Bühne fliegen, ist das ein toller Effekt, der aber dekorativ bleibt, dramaturgisch aber nicht unbedingt erforderlich ist.
Mit viel Kreativität stattet Frauke Bischinger das Elfenwald-Spektakel aus. Ihr funktionales Einheitsbühnenbild mit Drehbühne und Treppenkonstruktion ermöglicht schnelle Szenenwechsel, die sich durch die realistischen Videoanimationen (Bernd E. Gengelbach) problemlos von einer Waldlichtung in die Elfenbibliothek oder das Shakespeare-Theater verwandeln lassen. Prächtig sind Bischingers Kostümentwürfe: auf der einen Seite das historisch korrekte Shakespeare-Personal mit Kronen, Rüschen und Kettenhemden - auf der anderen Seite die Fantasy-Welt der Elfen, Faune und Trolle, deren König samt schrillem Töchterlein in bizarr überzeichneten lila Fatsuites steckt.
© Udo Krause
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Aufgrund personeller Veränderungen im Ensemble schlüpft im dritten Elfenwald-Ausflug Benjamin Oeser ins Fellkostüm und ist der quirlig-chaotische Waldgeist Puck junior. Auch wenn er in große Fußstapfen seiner Vorgängerin tritt (Puck war als Hosenrolle angelegt), meistert Oeser seine Aufgabe mit Bravour. Er stolpert begriffsstutzig durch die Szenen, fährt Einrad, jongliert und führt die Handlung verschmitzt zum Happy End. Dabei spielt Oeser Puck Jr. mit Witz, versprüht kecken Charme und singt ganz nebenbei mit einem sicher geführten Pop-Bariton, unter anderem ein rockiges „Do You Love Me?“. Ihm zur Seite steht Daniel Heinz als langnasiger Wabbelrumpfler Pumpernick, der schließlich sein Glück in der quirligen Trollprinzessin Quatrulda (ungemein beweglich und stimmsicher: Izabela Pawletko) findet. Heinz ist ein Komiker auch der leiseren Töne und gefällt als lispelndes, sympathisches Koboldwesen.
Elfenwald-Retter Nummer Drei ist Ireneusz Rosinski als etwas steif agierender William Shakespeare, der – stark im Gesang - gemeinsam im Duett mit Benjamin Oeser ein herzzerreißendes „Wieder mal am Marterpfahl“ schmachtet. William findet sein privates Glück schließlich bei der Waldgöttin Flora – eine der vielen Rollen, die Nadine Aßmann im Stück verkörpert. Auch sie ist - trotz der zu Beginn der Vorstellung angekündigten, erkältungsbedingten Indisposition, - stimmlich gut aufgelegt.
Als verwöhnt, schwärmerischer Thronfolger Elron und unglücklich liebende Ophelia sind Manuel Heuser und Larissa Kristina Puhlmann als Liebespaar auf den Punkt genau besetzt. Mit leichtem Tenor und schönem Sopran schmachten beide „Du bist meine Welt“ und „Endlich sehe ich das Licht“. Auch tänzerisch sind beide auf der Höhe und führen das Ensemble in den Tanzszenen (Choreografie: Eliza Holubowska) souverän an. Stimmlich aufhorchen lassen mit klarem Sopran Claire Varga (Titania – „Es werden Wunder wahr“) und Krzystof Suszek, der mit einer klasse Kopfstimme den schwulen, muskelbepackten Kraftprotz Minos gibt.
Positiv schließlich auch der Eindruck aus dem Graben: Die fünf Musiker „takayo & Freunde“ (Leitung: Uli Herrmann-Schroedter) sind mit Schmiss und Sinn für musikalische Raffinesse gute Begleiter. Wen wundert’s, dass die Begeisterung im Publikum nach zwei Zugaben aus Elfenwald-Teil II (Step-Einlage à la „Riverdance“ und der „Hairspray„-Hit „You Can’t Stop The Music“) riesig ist.
„Für gutes Musical brauchst du nicht mehr nach Hamburg“, erklärt eine Zuschauerin nach der Vorstellung ihrer Begleiterin. Kann es ein schöneres Kompliment für ein kommunal finanziertes, kleines Theater im nordöstlichen Zipfel von Brandenburg geben?
(Text: kw)

Kreativteam
Besetzung
Produktionsgalerie (weitere Bilder)
Zuschauer-Rezensionen
Die hier wiedergegebenen Bewertungen sind Meinungen einzelner Zuschauer und entsprechen nicht unbedingt den Ansichten der Musicalzentrale.
 1 Zuschauer hat eine Wertung abgegeben:

    30578 Willi bald im Elfenwald
05.11.2014 - Habe mit Genuss die heute erschienene Rezension Ihres Rezensenten Kai Wulfes gelesen und mich über die überaus treffliche Interpretation der durchaus nicht einfach zu durchschauenden Handlung gefreut. Man kann nur schwer erahnen, mit welcher Mühe und Liebe zum Detail diese gelungene Show zustande gekommen ist. Allen voran die tollen musikalischen Interpretationen, die eizigartig schönen Kostüme und die super gesanglichen Leistungen sind hervorzuheben

Dietmar (erste Bewertung) 
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Die Kriterien für unsere Kurzbewertungen (Stand: Dezember 2014)
Buch*: Ist die Handlung in sich schlüssig? Kann die Story begeistern? Bleibt der Spannungsbogen erhalten oder kommt Langeweile auf?
NICHT: Besonderheiten der konkreten Inszenierung des Theaters.
Kompositionen*: Fügen die Kompositionen sich gut in das Stück ein? Haben die Songs Ohrwurmcharakter? Passen die gewählten Texte auf die Musik? Transportieren Text und Musik die selbe Botschaft?
NICHT: Orchestrierung, Verständlichkeit des Gesangs der Darsteller in der aktuellen Inszenierung.
* werden nur bei neuartigen Produktionen (z.B. Premiere, deutsche Erstaufführung usw.) vergeben
Inszenierung: Wie gut wurde das Stück auf die Bühne gebracht? Stimmen die Bilder und Charaktere? Bringt der Regisseur originelle neue Ansätze ein?
NICHT: Wie gut ist die Handlung des Stücks an sich oder die mögliche Übersetzung?
Musik: Kann die musikalische Umsetzung überzeugen? Gibt es interessante Arrangements? Ist die Orchesterbegleitung rundum stimmig? Muss man bei Akustik oder Tontechnik Abstriche machen?
NICHT: Sind die Kompositionen eingängig und abwechslungsreich? Gibt es Ohrwürmer? Gefällt der Musikstil?
Besetzung: Bringen die Darsteller die Figuren glaubwürdig auf die Bühne? Stimmen Handwerk (Gesang, Tanz, Schauspiel) und Engagement? Macht es Spaß, den Akteuren zuzuschauen und zuzuhören?
NICHT: Sind bekannte Namen in der Cast zu finden?
Ausstattung: Setzt die Ausstattung (Kostüme, Bühnenbild, Lichtdesign etc.) die Handlung ansprechend in Szene? Wurden die zur Verfügung stehenden Möglichkeiten optimal genutzt? Bieten Bühne und Kostüme etwas fürs Auge und passen sie zur Inszenierung?
NICHT: Je bunter und opulenter ausgestattet, desto mehr Sterne.
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