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 ABBA-Compilation
Mamma Mia! (2014-2015) Es geht schon wieder los!
© Sascha Radke
© Sascha Radke
Wiedersehen macht Freude – im Fall von „Mamma Mia!“ in Berlin allerdings nicht nur mit einem lachenden Auge. Die mit technischen Tricksereien aufgemotzte Rumpf-Musikertruppe hinterlässt bei stolzen Eintrittspreisen einen schalen Beigeschmack. Einfach eine Wucht hingegen sind die Darsteller - mit Sabine Mayer (Donna), Betty Vermeulen (Tanja) und Barbara Raunegger (Rosie) an der Spitze.
(Text: Kai Wulfes) Premiere: | | 26.10.2014 | Rezensierte Vorstellung: | | 26.10.2014 | Dernière: | | 14.02.2015 |
„Du hast ja ganz schön abgespeckt!“. Wer seine Figur optimieren will, und nach über fünf Jahren Pause beim Wiedersehen dieses Feedback erhält, der dürfte sich freuen. Im Fall von „Mamma Mia!“, das nach dem letzten Vorhang im Januar 2009 nun wieder in Berlin zu sehen ist, bezieht sich der angedeutete Substanzverlust allerdings auf den das Musical begleiteten Klangkörper. Der ist jetzt um ein Drittel reduziert, sodass sich jetzt noch sechs Personen im Orchestergraben des Theaters des Westens verlieren. Jörg Hilger, Kopf der Combo, steht leicht erhöht an einem Keyboard, groovt im Takt, drückt Knöpfe und haut in die Tasten: Das ist musikalische Leitung im 21. Jahrhundert!
Auch wenn Elektronik handgemachte Musik immer besser imitieren kann, ihr Einsatz ist bei stolzen Eintrittspreisen von 39 bis knapp 135 Euro bedenklich. Wer die im Theater vertriebene, deutsche Erstaufführungs-CD abspielt, hört musikalisch bedenkliche Qualitätsunterschiede. Um die getrickst-getunte Begleitung in der Aufführung aufzuwerten, wird die Tonanlage im Theater des Westens einige Male bis zur Schmerzgrenze aufgedreht, wobei Lautstärke auf keinen Fall Klasse ersetzen kann.
© Sascha Radke
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Federn lassen musste auch das Bühnenbild von Mark Thompson: Die Taverne besteht in der aktuellen Bühnenfassung aus weißen Schiebewänden, die recht kompakt und kastig wirken. Im Vergleich zur deutschen Originalinszenierung ist alles etwas puristischer, Szenenwechsel werden per Hand durch das flinke Ensemble vorgenommen. Ein Umstand, mit dem es sich jedoch leben lässt.
Wenn in Berlin bei der Wiederaufnahme-Premiere das Haus vor Begeisterung Kopf steht, dann liegt das neben den eingedeutschen Abba-Hits und dem bewährten Regie-Klon mit Lokalkolorit-Einsprengseln (Phylida Lloyd) vor allem an der exzellenten Besetzung. Das gesamte Bühnenpersonal agiert absolut mitreißend und glänzt mit knackigen, sehr synchron ausgeführten Choreografien (Anthony van Laast).
Vorlagenbedingt haben die Darsteller der drei Vaterkandidaten wenig Chancen, sich zu profilieren. Doch Jerry Marwig (als smarter Architekt Sam), Cush Jung (als in Hippie-Erinnerungen schwelgender Banker Harry) und Jörg Zuch (als kumpelhafter Abenteurer Bill) geben ihren Parts Authentizität und holen so aus den streckenweise recht blassen Charakteren das Maximum heraus. Auch Marc Früh als Schwiegersohn-in-Spe versucht als Sky mehr zu sein als bloß ein Stichwort-gebender Waschbrettbauch-Jüngling. Stimmlich trumpfen alle vier Herren mächtig auf und harmonieren prächtig in Duetten und Szenen mit ihren Partnerinnen.
© Sascha Radke
© Sascha Radke
Eine angenehme Überraschung ist Lara Grünfeld, deren Sophie selbstbewusst wie trotzig ihr Ziel verfolgt, als Braut vom leiblichen Vater zum Altar geführt zu werden. Sobald ihre Sophie erkennt, welches Durcheinander sie anrichtet, lässt Grünfeld den Charakter glaubwürdig in eine zarte, zerbrechlichere Nuance kippen. Dazu singt die Darstellerin mit einem herrlich klaren Sopran. Eine schöne Charakterstudie.
Zugpferde jeder „Mamma Mia!“-Produktion sind die drei Damen, die vor zwanzig Jahren als „Donna and the Dynamos“ auftraten, und jetzt wieder in ihren alten Siebziger-Jahre-Glitzer-Outfits über die Bühne fegen. Sabine Mayer ist eine einfach großartige Leading-Lady, die die Donna zwischen Dickkopf und liebender Mutter spielt und mit ihrer Powerstimme die vielen Gesangsaufgaben mit Bravour meistert. In stillen Momenten („Einer von uns“, „Und durch meine Finger rinnt die Zeit“) berührt Mayers Sopran, den sie locker von tiefen in hohe Lagen führt.
Betty Vermeulen, die bereits in der letzten Berliner Spielserie auf der griechischen Insel verweilte, ist als Luxuslady einfach eine Idealbesetzung. Sie begeistert mit umwerfendem Humor und räumt mit ihrem schnippischen Solo „Wenn das Mami wüsst“ richtig ab. Vermeulen in nichts nach steht Barbara Raunegger, die als robust-emanzipierte Rosie einen hervorragenden Gegenpol darstellt und gekonnt ihre Pointen setzt. Auch stimmlich gibt es bei Raunegger nichts zu bemängeln, im Gegenteil.
Auf dem Nachhauseweg schwirren die vielen Abba-Hits weiter durch den Gehörgang. „Danke für die Lieder“, gilt noch immer. Bei der nächsten Spielserie aber bitte wieder mit einem gewichtigeren Klangkörper und mehr menschlichen Musikern im Graben!
(Text: kw)

Kreativteam
Besetzung
| Donna | | Sabine Mayer, (Helena Blöcker) (Nina Janke)
| | | Tanja | | Betty Vermeulen, (Patricia Hodell) (Nina Janke)
| | | Rosie | | Barbara Raunegger, (Helena Blöcker) (Patricia Hodell)
| | | Sophie | | Lara Grünfeld, (Sanne Buskermolen) (Selina Mai)
| | | Sam | | Jerry Marwig, (Alexander di Capri) (Franz Frickel)
| | | Bill | | Jörg Zuch, (Alexander di Capri) (Marc Schlapp)
| | | Harry | | Cusch Jung, (Franz Frickel) (Marc Schlapp)
| | | Sky | | Marc Früh, (Stefan Preuth) (Manuel Steinsdörfer)
| | | Eddie | | Denys Magda, (René Becker) (Thomas Höfner)
| | | Pepper | | Farid Halim, (Brett Hibbert) (Salvatore Maione)
| | | Lisa | | Rebecca Stahlhut, (Chiara Ludemann) (Eva Zamostny)
| | | Ali | | Sanne Buskermolen, (Laura Greer) (Olivia Kate Ward)
| | | Ensemble | | Helena Blöcker Alexander di Capri Franz Frickel Patricia Hodell Thomas Höfner Nina Janke Marides Lazo Selina Mai Stefan Preuth Jane Reynolds Carl Richardson Marc Schlapp Manuel Steinsdörfer Olivia Kate Ward
| | | Swings | | René Becker Laura Greer Brett Hibbert Kevin Hudson Chiara Ludemann Salvatore Maione Anke Merz Eva Zamostny
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Produktionsgalerie (weitere Bilder)
Zuschauer-Rezensionen
Die hier wiedergegebenen Bewertungen sind Meinungen einzelner Zuschauer und entsprechen nicht unbedingt den Ansichten der Musicalzentrale.
 3 Zuschauer haben eine Wertung abgegeben:

    30681 Wenig Show für viel Geld
16.02.2015 - Ich möchte betonen das meine Kritik nicht den Künstlern gilt, weil diese Leute das beste aus den schlechten Umständen gemacht haben. Das Theater des Westens hat sicher schon glanzvollere Shows erlebt, sonst wären die Lampen in den Vorräumen nicht so verstaubt und häßlich gewesen. Erstaunlich das das mir als Mann sofort aufgefallen ist, aber den Betreibern des Theaters scheinbar egal ist so lange der Rubel rollt, aber bei so einem "Zugtier" wie Mamamia verdient sich das Geld fast automatisch. Die Handlung war ja langläufig gesehen bekannt aus dem gleichnamigen Spielfilm und wurde fast genau nach gespielt. Die Künstler gaben ihr bestes und überzeugten voll und ganz was man vom Bühnenbild und der dröhnenden viel zu lauten Accustik nicht behaupten konnte. Das habe ich und meine Frau aus den Musical Besuchen in Hamburg in viel besserer aber vor allem schönerer Erinnerung. Einzig das Sankt Pauli Theater hat diese Show in der Qualität unterboten was das Bühnenbild angeht. Da hätte man viel mehr bieten können in Berlin, als ein paar zusammen genagelte Kulissen. Immerhin ist Mamamia ein buntes Musical was nicht nur von der Abba Musik allein lebt. Ganz zum Schluß wenn die Künstler ihre Abschlußshow zeigen wird es dann ein wenig bunt und reißt das Publikum von den Stühlen. Das Theater des Westens werden wir jedenfalls nicht mehr besuchen. Zu alt, zu staubig, zu abgewirtschaftet, zu teuer!

stern_56 (erste Bewertung)
    30568 Musik O.K.!
30.10.2014 - Abgespecktes Stück für Berlin!
Wie immer!
Berlin ist der Reste Verwalter,
für überteuerte Preise!
Das Stück ist sein Geld nicht wert! Es war zu Laut!
Wer Abba liebt kann sich auch die DVD ausleihen!
Ist Günstiger!

chef de cuisine (14 Bewertungen, ∅ 3.5 Sterne)
    30565 Super gute Laune Stück mit phänomenaler Besetzung
29.10.2014 - MAMMA MIA ist ein gute Laune Stück durch und durch - und grad die grandiose Besetzung im Theater des Westens ist es Wert diese Show wieder in Berlin zu sehen..
Der Autor der MUZ liegt leider falsch, wenn er vom "schwachen" Klangkörper berichtet - dies liegt nicht an der ausführenden Produktionsfirma STAGE ENTERTAINMENT sondern an den Lizenzvorgaben von LITTLE STAR - auch in Wien sind bei MAMMA MIA nur 7 Personen im Orchestergraben - leider hat das die MUZ bei ihrer Kritik im Jahr 2013 aber nicht bemängelt...
Ein MUZ-Kritiker sollte aber wissen, warum das mit dem fehlenden Klangkörper so ist und sich mehr Orchester zwar wünschen dies aber nicht der Show und dem Produzenten anlasten die dafür nix können...
Eher müsste man sagen - MAMMA MIA dürfte einfach nicht mehr aufgeführt werden - mit diesem "mickrigen" Orchester - das liegt in der Entscheidung der STAGE und der VBW...

Maxim (54 Bewertungen, ∅ 4 Sterne)

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| Handlung | Erzählt wird die Geschichte von Donna Sheridan, die mit ihrer Tochter Sophie auf einer griechischen Insel lebt. mehr Sophie möchte ihren Freund Sky heiraten und bei der Hochzeit ihren unbekannten Vater dabei haben, doch aus dem Tagebuch der Mutter erfährt sie, dass drei Männer in Frage kommen. Was folgt sind verschiedenste Verwicklungen, in denen drei mögliche Väter und die zwei besten Freundinnen von Donna, Rosie und Tanya, für einigen Trubel sorgen, bis es schließlich zum obligatorischen Happy End kommt.
| Weitere Infos | Mit der Deutschland-Premiere am 3. November 2002 im Operettenhaus Hamburg fand die erste nicht-englischsprachige Aufführung von Mamma Mia!" statt.
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Die Kriterien für unsere Kurzbewertungen (Stand: Dezember 2014)
Buch*: Ist die Handlung in sich schlüssig? Kann die Story begeistern? Bleibt der Spannungsbogen erhalten oder kommt Langeweile auf?
NICHT: Besonderheiten der konkreten Inszenierung des Theaters.
Kompositionen*: Fügen die Kompositionen sich gut in das Stück ein? Haben die Songs Ohrwurmcharakter? Passen die gewählten Texte auf die Musik? Transportieren Text und Musik die selbe Botschaft?
NICHT: Orchestrierung, Verständlichkeit des Gesangs der Darsteller in der aktuellen Inszenierung.
* werden nur bei neuartigen Produktionen (z.B. Premiere, deutsche Erstaufführung usw.) vergeben
Inszenierung: Wie gut wurde das Stück auf die Bühne gebracht? Stimmen die Bilder und Charaktere? Bringt der Regisseur originelle neue Ansätze ein?
NICHT: Wie gut ist die Handlung des Stücks an sich oder die mögliche Übersetzung?
Musik: Kann die musikalische Umsetzung überzeugen? Gibt es interessante Arrangements? Ist die Orchesterbegleitung rundum stimmig? Muss man bei Akustik oder Tontechnik Abstriche machen?
NICHT: Sind die Kompositionen eingängig und abwechslungsreich? Gibt es Ohrwürmer? Gefällt der Musikstil?
Besetzung: Bringen die Darsteller die Figuren glaubwürdig auf die Bühne? Stimmen Handwerk (Gesang, Tanz, Schauspiel) und Engagement? Macht es Spaß, den Akteuren zuzuschauen und zuzuhören?
NICHT: Sind bekannte Namen in der Cast zu finden?
Ausstattung: Setzt die Ausstattung (Kostüme, Bühnenbild, Lichtdesign etc.) die Handlung ansprechend in Szene? Wurden die zur Verfügung stehenden Möglichkeiten optimal genutzt? Bieten Bühne und Kostüme etwas fürs Auge und passen sie zur Inszenierung?
NICHT: Je bunter und opulenter ausgestattet, desto mehr Sterne.
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Leider keine aktuellen Aufführungstermine. |
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