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My Fair Lady (2013 - 2018)
Theater Krefeld und Mönchengladbach gGmbH, Krefeld

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Mit dem Besuch der Krefelder “Lady” verhält es sich wie mit dem Wiedersehen einer guten alten Bekannten nach vielen Jahren. Man ist erfreut, findet es meist schön und unterhaltsam – und doch oft auch entbehrlich.

Allein auf deutschen Bühnen gab und gibt es seit der Uraufführung des Musicalklassikers unzählige Inszenierungen, die mehr oder weniger gut die Geschichte über das Blumenmädchen Eliza Doolittle erzählen. Regisseur Roland Hüve bleibt glücklicherweise recht nah beim Ursprung und zwingt dem Stück keine neumodischen Interpretationen auf. Einzig die Einführung einer Metaebene mit Prof. Higgins als außen stehende und symbolisch erzählende Figur, die rekapitulierend auf die Ereignisse zurückblickt und erst zum Finale mit der Versöhnung von Eliza und Higgins im Hier und Jetzt ankommt, aktualisiert den Stoff ein wenig.

Das funktioniert ganz gut im Zusammenspiel mit dem Bühnenbild von Okarina Peter und Timo Bentler, die eine Drehbühne auf die Bühne gestellt haben. Diese erinnert an eine alte Vaudeville Bühne, weckt gleichzeitig auch Assoziationen an ein Karussell oder eine Spieluhr. Dazu werden sparsam weitere Requisiten und Möbelstücke ergänzt, sodass ein schlichtes und trotzdem effektives Bühnenbild für Higgins’ Erzählung zur Verfügung steht. Symbolisch öffnet er den Vorhang mit einem Fingerschnippen und lässt der Geschichte seinen Lauf.

Diese wird charmant, jedoch manchmal etwas zu behäbig von einem spielfreudigen Ensemble wiedergegeben. Hüve hätte ab und an mehr auf Tempo setzen können und auch der geschickt eingesetzte Rotstift zur Straffung der Handlung hätte dem Gesamteindruck sicherlich gut getan. Zusätzlich lässt er die Darsteller zu oft zur Rampe hin singen und spielen, was auf Dauer doch etwas eintönig ist und manchem Konflikt zwischen den Protagonisten etwas an Spannung nimmt.

Nicht gerade ansehnlich sind die Kostüme (ebenfalls von Peter und Bentler), die im Kontrast zum schlichten Bühnenbild opulenter und stilvoller aussehen könnten. Geradezu ärgerlich ist das Kleid von Eliza Doolittle in der Schlüsselsequenz im Finale des ersten Aktes. Als bezaubernde Herzogin soll sie beim Diplomatenball auftreten, doch leider haben die Kostümkreativen Hauptdarstellerin Susanne Seefing in eine unvorteilhafte goldene Robe gesteckt, die sie eher wie ein unförmiges Pummelchen aussehen lässt.

Seefing trotzt den unansehnlichen Kostümen und gibt eine gelungene Eliza. Die derben, gossenhaften Szenen liegen ihr besser, die edle Dame nimmt man ihr dagegen nicht immer ab, was letztendlich aber auch zur Rolle passt. Stark die Szene zu Beginn des zweiten Aktes, in der sie, ignoriert von Higgins und Pickering, im Hintergrund steht und keine Anerkennung für ihre erfolgreiche Entwicklung entgegengebracht bekommt. Man kann förmlich spüren, was in ihr vor geht. Markus Heinrich als Prof. Higgins ist rollenentsprechend herrlich selbsteingenommen, uncharmant und wunderbar unsensibel. Auch die restlichen Ensemblemitglieder liefern rollendeckende, spielfreudige Portraits ab, die auch gesanglich nicht enttäuschen. Schade nur, dass die Tontechnik die Leistungen nur bedingt unterstützt. Schlecht abgemischt und häufig zu spät aufgezogene Mikros trüben die Darstellerleistungen.

Höhepunkt der Krefelder Inszenierung ist definitiv das großartige Orchester unter der Leitung von Andreas Fellner. Ein Hauch von Schmalz, schwungvolle Tempi, geschmeidige Balladen, das Orchester wiegt sich durch die Partitur und begeistert mit einem vollen Klang. Berechtigterweise dürfen die Musiker zum Schluss auch den größten Applaus entgegennehmen.

So verlässt man das Theater nach fast drei Stunden guter Unterhaltung mit dem Gefühl, dass es durchaus schön war, “My Fair Lady” einmal wieder gesehen zu haben. Hätte man die Inszenierung verpasst, wäre es allerdings auch verschmerzbar. Wie mit alten Bekannten eben!

 
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KREATIVTEAM
Musikalische LeitungAndreas Fellner
InszenierungRoland Hüve
BühneOkarina Peter
Timo Dentler
KostümeOkarina Peter
Timo Dentler
ChoreografieRobert North
ChoreinstudierungMaria Benyumova
DramaturgieUlrike Aistleitner
 
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CAST (AKTUELL)
Eliza DoolittleGabriela Kuhn
Susanne Seefing
Professor Henry HigginsMarkus Heinrich
Alfred P. DoolittleHayk Dèinyan
Freddy Eynsford-HillRafael Bruck
Oberst PickeringThomas Peter
Mrs. PearceDebra Hays
Mrs. HigginsJohanna Lindinger
Mrs. Eynsford-HillSabine Sanz
Margriet Schlössels
HarryFrank Rammelmüller
JamieRochus Triebs
  
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TERMINE
keine aktuellen Termine
 
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TERMINE (HISTORY)
So, 17.11.2013 19:30Theater, MönchengladbachPremiere
Fr, 29.11.2013 20:00Theater, Mönchengladbach
Do, 12.12.2013 20:00Theater, Mönchengladbach
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