© © Rainer Heinze
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Heißes Blut und kalter Kaffee (2013 - 2019)
Theater O-TonArt, Berlin

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Nur wenige kennen heute noch Marika Rökk, die schon als Kind auf der Bühne des „Moulin Rouge” und am Broadway tanzte. Patric Barthel erzählt in seinem Stück flott und nicht unkritisch ihren Aufstieg zur UFA-Diva und dessen Folgen nach. Ein toller Abend, auch dank einer grandiosen Sabine Schwarzlose als Marika Rökk.

Es gibt kein Entkommen! Auch wenn sie es noch so verzweifelt versucht: Marika kann die Tür im rechten Bühnenhintergrund nicht öffnen. Sie muss sich ihrem Leben stellen. Ein starkes Bild, dass Patric Barthel, Autor und Regisseur des Stücks „Marika Rökk – Heißes Blut und kalter Kaffee”, findet, um die manchmal ausweglose Lage der deutsch-österreichischen Schauspielerin, Sängerin und Tänzerin mit ungarischen Wurzeln zu illustrieren. Die Tür lässt sich erst öffnen, als ihr erster Ehemann Georg Jacoby (Volker Sandershausen) stirbt und Marika Rökk (Sabine Schwarzlose) ihm vierzig Jahre später nachfolgt.

Patric Barthel konzentriert sich in seinem biografischen Stück auf die vierundzwanzig Ehejahre mit Jacoby (1940 bis 1964): Rökk steigt im Nazi-Deutschland zum schillernden Star in UFA-Operetten und –Revuen auf. Wegen ihrer mehr oder weniger engen Verstrickung zum Regime wird sie nach dem Krieg mit einem Auftrittsverbot belegt. Nach dessen Aufhebung kann sie mit den nach alter Manier gedrehten Operettenstreifen nicht mehr an ihre Filmerfolge anknüpfen, reüssiert allerdings auf der Bühne in Revuen und Musicals. Eingestreut sind familiäre Szenen (Hochzeit, Kind) und so manche Liebelei beider Ehepartner.

Das Stück spielt in einem möblierten Raum mit einem Klavier auf der linken Seite (Ausstattung: Francisco Jay). Hier dokumentiert die Rökk ihr Leben auf einem auf dem Instrument stehenden Diktierband. Sandershausen und Schwarzlose spielen dann die entsprechenden Szenen, er begleitet ihren Gesang am Klavier. Zwischendurch schlüpfen sie aber auch aus ihren Rollen und diskutieren als Volker und Sabine. Zum Beispiel ist beiden unverständlich, warum die mit dem Nazi-Regime in Verbindung gebrachte Rökk dies nie wirklich von sich gewiesen und aufgeklärt hat. Diese drei ineinander greifenden, dramaturgischen Ebenen sind ein kluger Schachzug und halten das Stück am Laufen.

Selbstverständlich sind alle großen Hits der Rökk wie „In der Nacht ist der Mensch nicht gern alleine” oder „Ich brauche keine Millionen” zu hören. Sabine Schwarzlose singt sie und auch die Operettenlieder („Lieder, die uns der Zigeuner singt”) mit klassisch geschulter Stimmen bis in die hohen Lagen tadellos. Gleichwohl überzeugt sie in Chansons wie „Wenn ein junger Mann kommt”. Selbst ohne musikalische Begleitung kommt ihr der Titelsong aus „Hello Dolly” makellos über die Lippen. Zudem kommt Schwarzlose der Rökk optisch sehr nah (Maskenbild: Karin Seebach-Wick; Frisuren: Chrille Fritz) und imitiert nahezu perfekt ihre Stimme samt ungarischem Sing-Sang-Dialekt. Ist Schwarzlose in einer Szene noch die zickige Diva, wechselt sie ohne Mühe in die Rolle einer maßlos verletzten und enttäuschten Frau. Ein grandiose Leistung fernab einer bloßen Kopie!

Volker Sondershausen ist Pianist und kein Schauspieler. Wenn er an den Tasten sitzt und rasant die Songs begleitet, fällt auf, dass er sich an seinem Instrument viel wohler fühlt als in Sprech- und Spielpassagen. Vieles wirkt leicht hölzern.

Zwei Tage vor dem hundertsten Rökk-Geburtstag feierte das Stück seine Uraufführung. Es ist keine Feier-Hommage für eine Diva. Es beleuchtet auch kritisch das Leben einer Frau, die von den Nazis profitiert hat. Große Begeisterung nach zwei Stunden zum Schlussapplaus!

 
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KREATIVTEAM
Buch / RegiePatric Barthel
MaskenbildKarin Seebach-Wick
FrisurenChrille Fritz
AusstattungFrancisco Jay
 
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CAST (AKTUELL)
Marika RökkSabine Schwarzlose
Georg Jacoby / PianistVolker Sondershausen
  
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TERMINE
keine aktuellen Termine
 
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TERMINE (HISTORY)
Fr, 01.11.2013 19:30Theater O-TonArt, BerlinPremiere
Sa, 02.11.2013 19:30Theater O-TonArt, Berlin
So, 03.11.2013 18:00Theater O-TonArt, Berlin
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