 Komödie
Die Königs vom Kiez Der Kiez hält zusammen
© Oliver Fantitsch
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Wer eine Inszenierung des Schmidt Theaters besucht, muss sich auf einen ehrlichen und sehr direkten Humor einlassen können. Familientauglich ist sicherlich etwas anderes, aber darauf erhebt das Schmidts auch keinen Anspruch. Das gilt auch und insbesondere für "Die Königs vom Kiez". Corny Littmann inszeniert die überdrehte Geschichte rund um die Familie des "Käptn König" am Spielbudenplatz.
(Text: Andreas Gundelach) Premiere: | | 06.09.2013 | Rezensierte Vorstellung: | | 09.10.2014 |
© Oliver Fantitsch
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Nach dem Erfolgsmusical "Heiße Ecke" mit einem Potpourri aus Geschichten rund um den Kiez, liegt diesmal der Fokus ganz klar auf nur einer Familie: Die Mitglieder der Familie König sind alles andere als Könige - zumindest in finanzieller Hinsicht. Massive Geldsorgen machen den Königs zu schaffen und immer wenn auch nur der kleinste Betrag auftaucht, investiert der Vater als "Käptn" und selbsternanntes Oberhaupt der Familie das Geld sofort in seiner Stammkneipe. Das wird vor allem in dem Moment ein Problem, als bekannt wird, dass die Familie Mietschulden hat und die Zwangsräumung ihrer Wohnung ansteht. Das Blatt scheint sich erst zu wenden, als die bettlägerige, halbtote Oma im Lotto gewinnt.
© Oliver Fantitsch
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Wie im Schmidt Theater üblich, nehmen die Autoren (Martin Lingnau, Mirko Bott, Heiko Wohlgemuth) in ihren Texten kein Blatt vor den Mund. Sie erzählen ihre Geschichte aus der Sicht der Bewohner von St. Pauli und für ein erwachsenes Publikum. Da muss nicht nur der HSV einstecken, sondern auch die Kirche und viele mehr. Diesen Humor muss man mögen. Wenn dem so ist, macht der Abend richtig Spaß. Dennoch werfen viele Figuren auch soziale und moralische Fragen auf, über die es sich sicherlich nachzudenken lohnt. Die Musik trägt die klare Handschrift Martin Lingnaus und mehrere Songs (darunter die Eröffnungsnummer "Guten Morgen") heften sich angenehm tief und dauerhaft ins Gedächtnis.
© Oliver Fantitsch
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Götz Fuhrmann als "Käptn" ist ein Antityp - und das macht ihm sichtlich Spaß. Ungekämmt, unrasiert und so verloddert, dass man auch in der siebten Reihe noch meint, seinen ungeduschten Körper riechen zu können, schnorrt er sich durch den Abend. Mit allerlei abstrusen Ideen versucht er, Geld zu verdienen – Hauptsache, nicht arbeiten. Leidtragende ist vor allem Tochter Marie (Nadine Schreier), die aus Sorge um die Familie sogar ihren sicheren Studienplatz sausen lassen würde. Schreier war bereits in deutlich größeren Produktionen zu sehen. Die Stimme sitzt, Choreographien sind ausdrucksstark und auf dem Punkt.
© Oliver Fantitsch / iStockphoto.com/xyno
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Die Stars des Abends sind allerdings sicherlich Schmidts-Urgestein Carolin Spieß und ein erstaunlich wandlungsfähiger Tim Koller. Spieß gibt eine herrlich schrullige Nachbarin, die alles dafür tut, endlich den "Käptn" an ihre Brust und in ihr Bett zu bekommen; Koller überzeugt in jeder Lebenslage. Egal ob als schmieriger Zuhälter, katholischer Priester oder indischer Ehemann - die Rollen scheinen ihm auf den Leib geschrieben und viele Lacher gelten seiner Interpretation.
Die Musik kommt an diesem Abend vom Band und ist gut abgemischt. Dafür kommt das Schmidts mit einem Eintrittspreis unter 50 Euro (Samstag, teuerste Kategorie) aus und liegt im Preis/Leistungs-Verhältnis damit ganz weit vorne. So ist der aktuelle Spielblock im Schmidts Theater auch im zweiten Spieljahr sogar unter der Woche nahezu ausverkauft.
(Text: Andreas Gundelach)

Kreativteam
Besetzung
Frühere Besetzungen? Hier klicken Marie Köng - Franziska Lessing, Josefine Nickel
Björn & Benny König - Stefan Stara, Niklas Abel
Pamela König - Kristina Willmaser, Johanna Haas
Berta Possehl / Frau Winkelmüller - Kirsten Sprick
Ranjid u.a. - William Danne
Alex u.a. - Dominik Schulz, William Danne, Dennis Henschel
Produktionsgalerie (weitere Bilder)
Zuschauer-Rezensionen
Die hier wiedergegebenen Bewertungen sind Meinungen einzelner Zuschauer und entsprechen nicht unbedingt den Ansichten der Musicalzentrale.
 2 Zuschauer haben eine Wertung abgegeben:

    30547 Witziges, derbes Stück
23.10.2014 - Mit den Königs gelingt dem Schmidt Theater wieder ein witziges und derbes St. Pauli Musical. Den sehr direkten Humor und den "Gossendialekt" muss man schon mögen bzw. sich für einen Abend darauf einlassen.
Schauspielerisch stellt C. Spieß alle in den Schatten, ihre Spielfreude ist bewundernswert und in manchen Szenen mutig.
Gesanglich kamen die Stimmen der Darsteller teiilweise etwas dünne rüber, was mich aber nicht sehr störte, denn Ohrwürmer werden jedeMenge produziert.
Heiße Ecke und Villa Sonnenschein haben ähnlich arrangierte Melodien, weshalb ich oft dachte "schon mal gehört". M.E. dürften sich die Stücke etwas breiter ausdifferenzieren.

TarzanFan (5 Bewertungen, ∅ 3.2 Sterne)
    30158 Gewohnter Schmidt Humor
03.11.2013 - Ein unterhaltsamer Abend.
Leider ist der Humor meist etwas zu derb, und die Musik hat Nichts wirklich Neues zu bieten.
Schön, dass man mal frischen Gesichtern eine Chance gegeben hat im Schmidt Theater. Vor allem Tim Koller in vielen kleinen Rollen und Stefan Stara als König Zwillinge machen eine wirklich gute Figur.
Mit Abstand aber ist Carolin Spieß der Star des Abends. Ihre Berta ist zum brüllen komisch und für mich das absolute Highlight der Vorstellung.
Alle anderen Beteiligten bleiben etwas blass.
Leider kommt das Stück nicht an Vorgänger wie Villa Sonnenschein, Heiße Ecke oder Swinging St. Pauli ran.
Aber für einen vergnüglichen Abend reicht es, jedoch aber auch nicht mehr.

KristinP (78 Bewertungen, ∅ 3.6 Sterne) 
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