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 Komödie
Sarg niemals nie Ascherauchen macht high!
(c) Philipp Plum
(c) Philipp Plum
Totgesagte leben länger. Wer des Rotierens der immer gleichen Großproduktions-Klone überdrüssig ist, der kommt beim in der Studiobühne der Neuköllner Oper uraufgeführten „Sarg niemals nie“ voll auf seine Kosten: Ein überaus witziges Buch (Dominik Wagner), abwechslungsreiche Musik (Christoph Reuter, Cristin Claas) und eine Traum-Cast (Yvonne Greitzke, Patrik Cieslik, Tobias Licht) berauschen ebenso wie die auf der Bühne gerauchte Droge.
(Text: Kai Wulfes) Premiere: | | 17.07.2013 | Rezensierte Vorstellung: | | 17.07.2013 | Letzte bekannte Aufführung: | | 16.09.2018 |
Davids Waffen im Kampf gegen die Billigkonkurrenten „Mac Sarg“, „Burgersarg“ und „Sarkozie“ heißen „Tøt“, „Sørg“ und „Friedhøf“. Was sich wie aus dem Sortiment eines schwedischen Möbelgiganten anhört, hat dort auch seinen Ursprung: Mit schwarzem Klebebandkreuz und Griffen aus der Küchenabteilung veredelt, wird aus dem Billig-Schrank „Pax“ ein hochwertiges Möbel für die letzte Reise.
Doch die zündende Idee zur Rettung des hochverschuldeten Familienbetriebes hat ausgerechnet Davids älterer Bruder, der überraschend aus Indien ins elterliche Bestattungshaus zurückkehrt, um sich sein gar nicht mehr vorhandenes Erbe auszahlen zu lassen: „Wir machen aus Asche Asche“, lautet Tims Vorschlag, denn die durch ein Missgeschick in eine Zigarette gelangten, verbrannten Überreste eines Kunden entfalten eine berauschende Wirkung. Der Wechsel ins Dealer-Gewerbe stößt beim Jüngeren zwar zunächst vor allem auf moralische Bedenken, doch die polnische Haushaltshilfe Dakmar kann den bis über beide Ohren in sie verknallten „Herrn David“ schließlich vom neuen Geschäftsmodell überzeugen.
Bei der Uraufführung von „Sarg niemals nie“ fließen reichlich Tränen, allerdings nicht aus Rührung, sondern weil es viel zu lachen gibt. Das liegt vor allem an Dominik Wagners Texten, die vor doppelbödigem Wortwitz nur so strotzen und sich locker und leicht einem eigentlich gar nicht so witzigen Thema nähern. Christoph Reuter (auch musikalischer Leiter der unsichtbaren Drei-Mann-Band) und Cristin Claas haben dazu eine eingängige, sehr abwechslungsreiche Musik komponiert: „Lass uns alles verschmutzen, ich will mit dir putzen“ ist funkig, „Was für eine Urne soll es sein?“ ist von der Werbung inspiriert und mit „Das ist schwarzer Humor“ gelingt dem Komponisten-Duo ein mitreißender Show-Stopper. Optisch erlebbar wird diese vielschichtige Partitur in den raffiniert-effektvollen Bewegungsfolgen, die Choreograf Jörn-Felix Alt im von Jennifer Wjertzoch entworfenen Bestattungsinstitut tanzen lässt. Dominiert wird die kleine Bühne von einem vor einer Urnenausstellung stehenden Sarg, der sich zu einem Sofa aufklappen lässt. Die Ausstatterin, die auch für das der Beerdigungszunft gut stehende Kostümbild zuständig ist, sorgt mit weiteren Überraschungen für originelle optische Lösungen.
Ganz auf Witz und Tempo setzt die Inszenierung, wobei Dominik Wagner und Jörn-Felix Alt das Komödiantische des Stoffes nicht überstrapazieren, sondern auch Raum für bewegende Momente lassen (Monologe mit der Urne des verstorbenen Vaters). Differenziert zeichnen sie auch die Figuren: Patrik Cieslik spielt David als fast schon zerbrechlichen, introvertierten Strebertypen, der, wenn er nicht mehr weiter weiß, Trost im Desinfizieren seiner Hände sucht. Als Indienheimkehrer Tim ist Tobias Licht hingegen ein selbstsicherer wie oberflächlicher, Testosteron gesteuerter Macho. Zwischen diesen beiden unterschiedlichen Männern steht Yvonne Greitzke als Polin, der ihr Akzent zu anstrengend ist. Ihre Dakmar ist auf der einen Seite eine geduldige, fleißige Angestellte, die andererseits auch als Frau wahrgenommen werden und ihre Bedürfnisse ausleben möchte. Das Darsteller-Trio ist eine jede Pointe auskostende, auf den Punkt spielende Besetzung und lässt auch musikalisch keine Wünsche offen. Cieslik, Licht und Greitzke singen ihre Soli, Duette und Ensemblenummern auf hinreißend hohem Niveau und harmonieren auch stimmlich in den unterschiedlichen Konstellationen.
Wenn sich nach rund achtzig pausenlosen Minuten die Geschichte etwas bemüht in Richtung Happyend gewendet hat (es findet sich das richtige Paar, das Trio verwirklicht eine legalere Geschäftsidee), herrscht im Zuschauerraum alles andere als Grabesstille: Der Jubel ist zu Recht groß.
Ein Musical zum Totlachen Der erste und letzte Teil der dreiteiligen Sarga Von Dominik Wagner, Jörn-Felix Alt und Christoph Reuter
Die Produktion gastiert seit 2015 in der Berliner Bar jeder Vernunft sowie 2017 im Kammertheater Karlsruhe und im Deutschen Theater München
(Text: kw)

Kreativteam
Besetzung
Frühere Besetzungen? Hier klicken Dakmar - Yvonne Greitzke
David - Patrik Cieslik
Tim - Tobias Licht, Maximilian Mann, Michael Starkl
Keyboard: Christoph Reuter/Florian Wagner
Bass: Sebastian Vogel
Schlagzeug: Christian Hiltawski
Zuschauer-Rezensionen
Die hier wiedergegebenen Bewertungen sind Meinungen einzelner Zuschauer und entsprechen nicht unbedingt den Ansichten der Musicalzentrale.
 4 Zuschauer haben eine Wertung abgegeben:

    31382 Asche zu Asche
27.03.2017 - In Berlin fast schon zum Kult geworden, ist SARG NIEMALS NIE jetzt auch im K2 in Karlsruhe zu sehen.
Diese herrlich schwarze Musical-Komödie hat ihren ganz eigenen, sehr gelungenen Stil. Sie ist weniger familienfreundlich als z.B. THE ADDAMS FAMILY, aber trotzdem weit weniger vulgär und geschmacklos als THE BOOK OF MORMON. Lasst eure Kinder also zu Hause, aber Schwiegereltern können problemlos mitgebracht werden.
Die Kreativen hinter dem Musical haben ganze Arbeit geleistet.
Idee, Buch, Text und Regie stammen von Dominik Wagner und Jörn-Felix Alt.
Die Geschichte über die Betreiber eines Bestattungsunternehmens, die aus der "Zweit-Einäscherung" ihrer Klienten einen lukrativen Drogenhandel machen, kommt angenehm unprätentiös, ohne doppelten Boden und literarische Wichtigtuerei daher. Die Geschichte entwickelt sich flott und geradlinig, die Charaktere sind markant und dreidimensional, die Texte frech, originell und treffsicher.
Die Regie veredelt dieses wunderbare Rohmaterial perfekt.
Hohes Tempo, perfektes Timing und viele originelle Details und Ideen machen den Abend zu einem außerordentlich kurzweiligen Vergnügen.
Die großartigen Hauptdarsteller (es handelt sich auch um ein Drei-Personen-Stück) Denise Vilöhr, Manuel Steinsdörfer und Dennis Kornau sind ein fulminantes Trio Infernal, dass gesanglich, tänzerisch, komödiantisch allerbestens disponiert ist, und das Kunststück fertigbringt, dass man bei aller Verschrobenheit der Charaktere doch größte Sympathie für sie empfindet.
Die Musik von Christoph Reuter besteht aus einem unterhaltsamen und adäquaten Pop-Rock-Musical-Sound.
Multitalent Jörn-Felix Alt sorgt mit seinen Choreografien (auf der kleinen, aber witzig und wandelbar ausgestatteten Bühne) für ganz erstaunlich viel Dynamik und Tempo.
SARG NIEMALS NIE: Kleines Musical, viel Kreativität, großes Können, lautstarke Begeisterung.

kevin (193 Bewertungen, ∅ 3.3 Sterne)
    31381 Asche zu Asche
27.03.2017 - In Berlin fast schon zum Kult geworden, ist SARG NIEMALS NIE jetzt auch im K2 in Karlsruhe zu sehen.
Diese herrlich schwarze Musical-Komödie hat ihren ganz eigenen, sehr gelungenen Stil. Sie ist weniger familienfreundlich als z.B. THE ADDAMS FAMILY, aber trotzdem weit weniger vulgär und geschmacklos als THE BOOK OF MORMON. Lasst eure Kinder also zu Hause, aber Schwiegereltern können problemlos mitgebracht werden.
Die Kreativen hinter dem Musical haben ganze Arbeit geleistet.
Idee, Buch, Text und Regie stammen von Dominik Wagner und Jörn-Felix Alt.
Die Geschichte über die Betreiber eines Bestattungsunternehmens, die aus der "Zweit-Einäscherung" ihrer Klienten einen lukrativen Drogenhandel machen, kommt angenehm unprätentiös, ohne doppelten Boden und literarische Wichtigtuerei daher. Die Geschichte entwickelt sich flott und geradlinig, die Charaktere sind markant und dreidimensional, die Texte frech, originell und treffsicher.
Die Regie veredelt dieses wunderbare Rohmaterial perfekt.
Hohes Tempo, perfektes Timing und viele originelle Details und Ideen machen den Abend zu einem außerordentlich kurzweiligen Vergnügen.
Die großartigen Hauptdarsteller (es handelt sich auch um ein Drei-Personen-Stück) Denise Vilöhr, Manuel Steinsdörfer und Dennis Kornau sind ein fulminantes Trio Infernal, dass gesanglich, tänzerisch, komödiantisch allerbestens disponiert ist, und das Kunststück fertigbringt, dass man bei aller Verschrobenheit der Charaktere doch größte Sympathie für sie empfindet.
Die Musik von Christoph Reuter besteht aus einem unterhaltsamen und adäquaten Pop-Rock-Musical-Sound.
Multitalent Jörn-Felix Alt sorgt mit seinen Choreografien (auf der kleinen, aber witzig und wandelbar ausgestatteten Bühne) für ganz erstaunlich viel Dynamik und Tempo.
SARG NIEMALS NIE: Kleines Musical, viel Kreativität, großes Können, lautstarke Begeisterung.

    30362 Sehr amüsant
25.04.2014 - Ein wirklich unterhaltsames Stück. Da hat alles gepasst, tolle Cast, witziges, modernes Stück, Gesang und Tanz. Ich würde sagen, geht hin, wenn nicht schon wieder jede Show ausverkauft wäre.

Charlotte (56 Bewertungen, ∅ 3.6 Sterne)
    30361 ein sehr unthaltsames Stück
20.04.2014 - Wieder einmal beweist ein kleines Musical das es großes Theater sein kann! Es passt alles Geschichte, Music, Darstellern! Hoffe das es seinen weg auf die Spielpläne von Statheatern mit kleinen Studiobühnen macht! Ich habe mich köstlich amüsiert! Es zeigt das man das Thema Tod auch von einer komischen Seite angehen kann !

anybodys (2 Bewertungen, ∅ 4 Sterne) 
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Die Kriterien für unsere Kurzbewertungen (Stand: Dezember 2014)
Buch*: Ist die Handlung in sich schlüssig? Kann die Story begeistern? Bleibt der Spannungsbogen erhalten oder kommt Langeweile auf?
NICHT: Besonderheiten der konkreten Inszenierung des Theaters.
Kompositionen*: Fügen die Kompositionen sich gut in das Stück ein? Haben die Songs Ohrwurmcharakter? Passen die gewählten Texte auf die Musik? Transportieren Text und Musik die selbe Botschaft?
NICHT: Orchestrierung, Verständlichkeit des Gesangs der Darsteller in der aktuellen Inszenierung.
* werden nur bei neuartigen Produktionen (z.B. Premiere, deutsche Erstaufführung usw.) vergeben
Inszenierung: Wie gut wurde das Stück auf die Bühne gebracht? Stimmen die Bilder und Charaktere? Bringt der Regisseur originelle neue Ansätze ein?
NICHT: Wie gut ist die Handlung des Stücks an sich oder die mögliche Übersetzung?
Musik: Kann die musikalische Umsetzung überzeugen? Gibt es interessante Arrangements? Ist die Orchesterbegleitung rundum stimmig? Muss man bei Akustik oder Tontechnik Abstriche machen?
NICHT: Sind die Kompositionen eingängig und abwechslungsreich? Gibt es Ohrwürmer? Gefällt der Musikstil?
Besetzung: Bringen die Darsteller die Figuren glaubwürdig auf die Bühne? Stimmen Handwerk (Gesang, Tanz, Schauspiel) und Engagement? Macht es Spaß, den Akteuren zuzuschauen und zuzuhören?
NICHT: Sind bekannte Namen in der Cast zu finden?
Ausstattung: Setzt die Ausstattung (Kostüme, Bühnenbild, Lichtdesign etc.) die Handlung ansprechend in Szene? Wurden die zur Verfügung stehenden Möglichkeiten optimal genutzt? Bieten Bühne und Kostüme etwas fürs Auge und passen sie zur Inszenierung?
NICHT: Je bunter und opulenter ausgestattet, desto mehr Sterne.
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Leider keine aktuellen Aufführungstermine. |
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