 Biographie
Hundertwasser - Das Musical Unterwegs auf der Regentag Standing Ovations und ein großes Feuerwerk nach der Premiere, doch der künstlerische Eindruck ist getrübt: Das Musical von Konstatin Wecker und Rolf Rettberg über das Leben Friedensreich Hundertwassers hat erkennbar Potenzial, wirkt aber noch seltsam unausgegoren.
(Text: rj) Premiere: | | 30.07.2004 | Letzte bekannte Aufführung: | | 30.10.2004 |
Der Vergleich drängt sich geradezu auf (und wird auch im Stück mehrfach gezogen): Friedrich "Friedensreich" Hundertwasser und Wolfgang Amadeus Mozart. Beides österreichische Künstler, in deren Leben die Stadt Wien eine wichtige Rolle spielt. Beide (zumindest wenn man den Darstellungen in den Musicals glauben darf) erfolgreiche Schürzenjäger, deren Frauenbeziehungen letztlich an der Kunst zerbrechen. Beide mit enormem Publikumserfolg, millionenfach kopiert, aber (wir folgen wieder den Musical-Interpretationen) oft exzentrisch, unberechenbar und im ständigen Konflikt mit einem dominanten Elternteil. So viele Parallelen wie zwischen den Hauptfiguren gibt es auch zwischen den Musicals. Denn auch "Hundertwasser - Das Musical" wirkt bei der Uraufführung überladen, unstrukturiert, voll von Anspielungen auf die Biographie, mit einigen sehr starken Szenen, aber ohne erkennbare Gesamtaussage. So ging es "Mozart!" in Wien auch - nur war die Musik dort packender. Als Beispiel eine Szene aus dem ersten Akt. Hundertwasser bietet seinen Schülern Brennesselsuppe an, trinkt selbst einen Schluck, sagt "Ein gesunder Geist in einem gesunden Körper", und bricht mit Magenkrämpfen zusammen. Der echte Hundertwasser hat sich tatsächlich mal eine Zeit lang ausschließlich von Brennesseln ernährt (um zu beweisen, dass man in Paris auch ohne Geld überleben kann), aber einmal aus einem Topf gegessen, in dem sich noch Waschmittel-Rückstände befanden - was ihm jahrelange Magenprobleme und eine Antipathie gegen Brennesseln eintrug. Wer das nicht weiß, kann mit der Szene nichts anfangen. Für das Stück ist die Episode ohne weitere Bedeutung (abgesehen davon, dass die nächste Szene im Krankenhaus spielt), auch zur Charakterisierung trägt sie nichts bei. Weil sich solche Szenen häufen, kommt kein Erzählfluss zustande, viele Figuren bleiben bis zum Schluss diffus. Dabei hat die Show auch ihre starken Momente. Die schwierigen Beziehungen des Künstlers zu seiner Mutter und zu seiner langjährigen Begleiterin Amenoki (eine fiktive Figur, die stellvertretend für die vielen Frauen in Hundertwassers Leben steht) werden sehr deutlich (vor allem in den starken Dialogen, weniger in den hier schwachen Songs). Die auch textlich dichten Musiknummern um eine Wiener Kulturstadträtin ("die Wiener Mozart-Stadtkultur / ist zuckersüß / ist Zucker pur", "Der Tanz führt zum Kultureklat / Der Tanz führt zum Kulturetat"), die von Hundertwassers Nacktrede (Regie und Hauptdarsteller ohne Hemmungen) geschockt ist, durch ein Verhältnis mit dem imaginären Vermarkter Mr. Money (Foto) aber zum Förderer wird, sorgen für den nötigen Witz. Um über Musik und Texte qualifiziert etwas sagen zu können, reicht ein Showbesuch wohl nicht aus - man wird auf die CD warten müssen. Vielleicht so viel vorweg: Auf der Heimfahrt im Auto lässt sich noch mit Mühe das am Anfang und Ende der Show dutzendfach wiederholte (und eher unspannende) Hauptthema "Fahr übers Meer / der Zukunft entgegen" rekonstruieren, der Rest von Konstantin Weckers Songs zwischen Chanson, Rock und Kinderlied ist schon wieder weg. An der Cast liegt es nicht, dass die Show nicht überzeugen kann. Achim Conrad spielt die Titelfigur im ersten Akt kindlich-vorpubertär, im zweiten der Welt entrückt, insgesamt von Szene zu Szene sehr facettenreich. Dass dabei kein stimmiges Gesamtbild entsteht, muss man wohl eher dem Buch (Rolf Rettberg) und/oder der Regie (Gerhard Weber) anlasten. Theodor Reichardt gibt der Klischee-Figur Mr. Money durch hohe Bühnenpräsenz und Körperspannung eine überraschende Tiefe. Christie Noza (Amenoki) gibt engagiert und glaubhaft eine an der Beziehung mit dem Künstler zerbrochene Frau. Angelika Wedekind setzt als Kulturstadträtin ihre Kabarett-Erfahrung treffend ein. Die dramaturgische Bedeutung der Figur "Afrika" wird zwar nicht ganz klar, die Sängerin Georgia darf aber ihre kräftige Soul-Stimme auspacken und bekommt den stärksten Szenenapplaus. Auch Gertraud Wagner (Mutter) und Ansgar Schöfer (Brô) sowie die Ensemble-Solisten (Simone Endres, Claudia Porpáczy, Markus Dinhobl, Jörg Hilger) liefern ansprechende Leistungen. Der Chor mit Amateur-Sängern aus der Region passt sich gut ins Profi-Ensemble ein - er kann schließlich nichts dafür, dass seine Szenen insgesamt etwas zu lang geraten sind, und es eher kurios ist, wenn weiße Sänger sich als Afrikaner verkleiden und ein Lied mit der Refrainzeile "Schwarz ist schön" singen. Das Thema Hundertwasser scheint absolut Musical-geeignet, streckenweise starke Dialoge und interessante Figuren-Konstellationen beweisen das. Beim Übersiedeln nach Hamburg wurde das "Mozart!"-Buch seinerzeit runderneuert und um etliche Handlungsstränge gekürzt, die Zentralhandlung ausgebaut. Plötzlich entstand ein weitgehend dichtes, packendes Stück. Vielleicht gönnt man dem Hundertwasser-Musical diese Kur schon eher. Den Verantwortlichen in Uelzen, die dieses auch wirtschaftlich mutige Projekt initiiert haben, wäre es zu wünschen.
(Text: Robin Jantos)

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Besetzung
Zuschauer-Rezensionen
Die hier wiedergegebenen Bewertungen sind Meinungen einzelner Zuschauer und entsprechen nicht unbedingt den Ansichten der Musicalzentrale.
 28 Zuschauer haben eine Wertung abgegeben:

    2148 Grandios
31.12.2009 - Abwechselungsreich mit eingängigen Melodien. Eine traumhaft schöne (und soulig singende) schwarze Sängerin soll stellvertretend für das engagierte Team hervorgehoben werden. Herrliche Farben, tolle Light-Show.

KWG
    2193 Wunderschöne Songs, ironische Texte
31.12.2009 - Dieses Musical enthält nicht nur einen Ohrwurm (Fahr übers Meer)Musikalisch vielseitig von Walzer bis Soul.Kompliment an Wecker und ebenso an Rettberg, der ironische,kritische und witzige Texte geliefert hat.
Ein wirklich sehenswertes Musical.

kyra
    2382 Einfach Super
31.12.2009 - Die Biografie von Hundertwasser ist ihnen hervorragend gelungen.Das Bühnenbild sowie die Musicalband waren einfach Super.Überzeugende Harmonie in der Darstellung und Gesang.
Die Darsteller haben mit sehr viel Hingabe gespielt.Hervorheben möchten
wir aber eine Darstellerin,
die durch Ausstrahlung und
Ausdruckskraft sowie ihrem
Gesang ( leider im Chor ) uns
extrem aufgefallen ist.
Simone Endres mit Sicherheit ein aufgehender Star am
Musicalhimmel.
Bitte weiter solch schöne
Inszenierungen.Danke

C&C Seemann
    2641 einfach genial
31.12.2009 - zum einen waren die Lieder sehr gut geschrieben und auch gesungen. Die schauspieler, vorallem einer (jörg), waren einfach nur perfekt.
Super Samstagnachmittagvorstellung! wir wären gerne noch zur Aftershowparty geblieben. ging aber leider nicht!

lene
    2813 Für Uelzen echt ok...
31.12.2009 - Also für diese kleine Stadt Uelzen finde ich das musical echt super-natürlich mit großen Musicals nicht zu vergleichen, aber ich muss ein dickes Lob aussprechen, obwohl die Kritik hart ist, die wahrheit ist, irgendwie...
Ich fands trotzdem ein einmaliges Erlebnis für Uelzen!

NimsaJ
    8130 einfach nur porno
31.12.2009 - die musical is unter aller sau
für kinder unter 14 is das nichts

Gürbüz
    11323 Allnurtz
31.12.2009 - Thearter

naja
    2951 toll für diese kleinstadt
06.11.2004 - Für diese Kleinstadt ein gelungenes Projekt! Hoffentlich gibt es eine zweite Spielzeit!

Ines
    2937 Einfach super !
05.11.2004 - Ich war einige Male in der Vorstellung und es war jedesmal superklasse! Das Publikum war restlos begeistert und es gab immer Standing Ovations!
Die Darsteller haben toll gespielt - am besten gefielen mir Mr. Money und die Kulturstadträtin - einfach grandios!

Buster
    2854 Einfach super
27.10.2004 - Ich fand die Samstagnachmittagvorstellung einfach gut. Sie war ausgezeichnet besetzt und super gesungen.

Lizzi
    2664 grauenvoll
08.10.2004 - Das war bitter. Leere Ränge, abgespultes Programm, keine Ausstrahlung. Kein Wunder, dass die kräftig Miese machen. Wer tut sich auch den Stress an, und fährt freiwillig stundenlang über Bundesstraßen in die Heide. Das hätt eich mir schenken können, nicht mal ein Song ist hängengeblieben.

Theo
    2627 Durchaus gelungen
04.10.2004 - Natürlich ist es keine "Stageholding-(früher Stella)-Produktion der Superlative, aber sie hat Charme und ist mit neuen Preisen endlich für Otto-Normalverbraucher finanzierbar: also hingehen, angucken und begeistert sein!

hase
    2517 Supi
17.09.2004 - Ich war auch im Musical!
Es war einfach super!
Sehr empfehlenswert!

Ich
    2500 mehr als erwartet
13.09.2004 - ich muss gestehen bin ohne großen erwartungen in das stück gegangen, da ich von vielen seiten gehört hatte das es langweilig sei! aber erhlich: ich finde es gut gemacht. die kostüme sind toll, die stimmen klasse und auch die geschichte hundertwasser entspricht dem was ich bis jetzt gehört habe.
leider habe ich aber nicht mehr über die person erfahren können.
sicher hätte man aus diesen grundlagen ein weit aus besseres musical machen können. unter der vorraussetzung es nicht in UELZEN "der weltstadt zu zeigen"

uelzer
    2421 Absolut sehenswert!
02.09.2004 - Es ist schon mutig sich an eine Künstler-Biographie als Stoff für ein Musical heranzuwagen. Meines Erachtens hat das Team Rettberg/Wecker die Sache recht gut gelöst. Natürlich sind in knapp 3 Stunden nicht alle Stationen des Künstlers bis ins Detail auszuleuchten und vielleicht hätte man die eine oder andere Szene näher an einen Gesamtkontext bringen können. Vielleicht... Doch selbst wer sich nicht vorher mit Hundertwassers Biographie beschäftigt hat, bekommt einen guten Eindruck vom Leben des Künstlers. Unter anderem die Zerrissenheit zwischen Kunst und Komerz. Die Künstler sind auf jeden Fall über jeden Zweifel erhaben, spielen engagiert und auf hohem Niveau.
Die Bühne in Uelzen kann sich mit dem Gigantismus anderer Bühnen nicht vergleichen. Muss sie das? Nein! Anspruch und Unterhaltung kommen hier auch so gleichermaßen auf ihre Kosten. Den wenigen Miesmachern zum Trotz kann man den Initiatoren, dem Ensemble und der Stadt Uelzen nur viel Erfolg wünschen!

Ecki
    2381 erschreckend langweilig
29.08.2004 - Die Idee über diese vielschichtige Persönlichkeit ein Musical zu machen, klingt toll....aber leider wird das Stück in Uelzen nicht in Ansätzen dieser großen Aufgabe gerecht. Die Handlung plätschert belanglos vor sich hin, die Musik ist streckenweise ganz nett aber ohne wahre Ohrwürmer, die Darsteller bemühen sich können aber das Manko des Buches nicht ausgleichen, Bühne, Kostüme und Requisiten sehen eher nach Schultheater denn nach groß angelegter Produktion, die Tausende von Zuschauern anlocken soll, aus. Wirklich schade um die vertanen Kräfte. Hoffentlich wird das Stück vor der geplanten Spielserie in 2005 gründlich überarbeitet. Wer sich in Uelzen mit Hundertwasser beschäftigen möchte, sollte sich lieber auf dem wunderschönen Bahnhof seine eigenen Gedanken machen. Damit kommt man dem Mythos Hundertwasser wahrscheinlich näher als mit einem Besuch des Musicals!

Meikel
    2371 einfach toll!
28.08.2004 - also ich kann nur sagen, dass ich das musical wirklich toll finde! grandiose darsteller wie theodor reichardt als mr. money oder angelika wedekind als kulturstadträtin und die vielen verschieden musikstile bieten für jeden etwas! außerdem gibt es ein paar richtige ohrwurm-lieder, wie zum beispiel fahr übers meer oder regentropfen! ich finde, das musical ist sehr empfehlenswert!

steffi
    2291 f´rech froh witzig
17.08.2004 -

Der Gilb
    2263 Schade...
14.08.2004 - Leider blieb es bei dem Versuch, eine Biografie über Friedensreich Hundertwasser auf die Musicalbühne zu bringen. Die Musik plätscherte dahin, es war ziemlich langweilig und daher ziemlich ärgerlich. Vielleicht gibt das Thema nicht viel mehr her. Die Darsteller waren gut, konnten aber leider auch nicht viel retten. Bühnenbild und Kostüme sowie Chorografie haben da schon eher gefallen. Wenn man über Hundertwasser vorher nicht viel wueiß, hat man echt schlechte Karten. Da kann man echt nur bedauernd schade sagen und auch was anderes neues hoffen. Bl0ß nicht den Mut verlieren...

Hardy
    2248 schwaches Buch
11.08.2004 - Nee danke. Die Idee ist ja ganz nett, die Darsteller engagiert (vor allem Theodor Reichardt als Mister Money), aber das Buch ist ne Katastrophe - ganz viele rote und blaue Linien auf der Bühne, aber kein roter Faden. Langweilig.

Nordlicht
    2235 Alles toll
09.08.2004 -

Rojahn, 21382 Brietlingen
    2186 unerwartet beeindruckend
04.08.2004 - selten eine so tolle musicalband , selten eine solche hervorragende musikalische leitung erlebt.
tolles bühnenbild, einfallsreiche regie, absolut sehen- und vor allem hörenswert.achim conrad als hundertwasser ist unglaublich. theater ist immer geschmackssache, aber cats und pahntom der oper sind nicht immer das maß aller dinge. schade, daß uelzen so weit weg ist von der musicalszene. ich wünsche diesem projekt alles erdenklich gute und viel erfolg. diese form von musicaltheater braucht deutschland mehr denn je. das ensemble leistet hervorragende und individuelle arbeit

whoever
    2171 Grosses Musical mit Niveau !
02.08.2004 - Ein leidenschsftliches Muscial auf hohem Niveau. Keine schnulzige "Schmusicaldarbietung" wie sie derzeit in anderen Städten angeboten wird.
Real und nachvollziehbar !
Dieses Muscial ruft Emotionen hervor !

Frizzi
    2170 Gute Show / große Songs
02.08.2004 - Gute Show. Tolles Ensemble. Einige große Songs. Einige kleine Regie-Ungereimtheiten. Besonders Christie Noza als Amenoki ist hervorzuheben. Sexy und ausdrucksstark.

Uelzena
    2169 Langatmig und zusammenhangsloss
02.08.2004 - Das Ganze hatte das Niveau einer besseren Schulinszenierung in einer umgebauten Aula. Keine Ohrwürmer, teilweise sehr langatmig, dann eine Handlung, die sich nicht entscheiden konnte zwischen Provokation und Comedy und die daher letztlich im Nirvana landete. Zwei ausdrucksstarke Künstler (Africa und Mr. Money) reichen nicht aus, um so etwas aus dem feuer zu reißen. Bonifatius hatte die gleichen grundvoraussetzungen wie Hundertwasser, ist aber um ein Vielfaches besser gelungen. Hausaufgaben machen!

Thea
    2162 Gute Ansätze
02.08.2004 - Es gibt schöne Momente, schöne Bilder, interessante Figurenkonstellationen, aber das Gesamtstück reisst einen nicht mit. Die Melodien bleiben nicht im Ohr, auch wenn einige schöne Lieder dabei sind. Insgesamt wirkt das Stück etwas unzusammenhängend. Es werden verschiedene Themen angerissen, ohne dass ein wirklicher Spannungsbogen erkennbar ist. Toll: Theodor Reichardt als Mr. Money!

Mistress Kaltfuß
    2152 Ein tolles deutsches Musical!
01.08.2004 -

Martin Meyer
    2144 einfach super
31.07.2004 -

Jörn Leuschner 
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