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 Abenteuer
Der Graf von Monte Christo Mantel und Degen
© Andrew Hill
© Andrew Hill
Theaterzauber in Tecklenburg: Eine fantastische Kulisse, ein hervorragendes Ensemble und tolle Kampfszenen machen "Der Graf von Monte Christo" zum Erlebnis.
(Text: Björn Herrmann) Premiere: | | 26.07.2013 | Letzte bekannte Aufführung: | | 07.09.2013 |
Frank Wildhorns Musicals sind in den seltensten Fällen ausgesprochene Buchmusicals. Auch "Der Graf von Monte Christo" macht da, obwohl er auf einer literarischen Vorlage fußt, keine Ausnahme. Es kracht mächtig im dramatischen Gebälk. Auch die Balladen sind – wildhorntypisch – vorhersehbar und treten in ebenso vorhersehbaren Abständen auf. Das aber macht gar nichts, denn die Freilichtspiele Tecklenburg bringen trotzdem eine höchst unterhaltsame Version des Stückes auf die Bühne. Zwar kommt der Beginn des Stückes mit einer schier endlosen Feier des jungen Glückes von Edmond Dantès (Marc Clear) und Mercédès (Anna Thorén) nur mühsam in Gang (und auch die Vorstellung der drei Schurken gerät arg hölzern), doch nach der ungerechtfertigten Einkerkerung des eben noch glücklichen Bräutigams kommt das Stück in Schwung. Ein sehnsuchtsvolles Duett des jäh getrennten Paares sorgt für wildhorntypischen Schmelz, bevor unverhoffter Besuch in Dantès Zelle auftaucht. Den tunnelgrabenden Abbé Faria legt Reinhard Brussmann als eine Mischung aus Professor Abronsius und dem legendären Einsiedler aus Monty Pythons "Leben des Brian" an. In wahnwitzigem Tempo und mit sichtbarem Spaß an seiner zauseligen Maskerade liefert er ein Bravourstück ab. Das Publikum tobt – und das zu Recht! Ganz nebenbei singt Brussmann auch noch fantastisch und bietet mit dem ebenfalls gut aufgelegten Marc Clear ein Duett vom Feinsten. Seine Doppelrolle als intriganter Staatsanwalt Villefort spielt Brussmann dagegen in solider Manier herunter. Carsten Lepper gibt dem Schurken Mondego mit der vom ihm gewohnten geschmeidigen Bösartigkeit Profil, während Thomas Hohler als sein Sohn kaum eine Möglichkeit hat, seiner dramaturgisch undankbaren Rolle Charakter zu verleihen. Als Piratenanführerin Lady Vampa kann Femke Soetenga gemeinsam mit ihren Piratenladys als Sidekick überzeugen. Gesanglich gewohnt kraftvoll und mit großer Präsenz spielt sie über die dramaturgische Unglaubwürdigkeit ihrer Rolle hinweg. Für den Zuckerguss und die klassischen Musicalposen ist dagegen Anna Thorén zuständig, die diesen Part hervorragend bedient. Ihr kraftvoller Belt ist den musikalischen Anforderungen voll gewachsen, die Bandbreite der Gefühle bringt sie überzeugend auf die Bühne. Regisseur Marc Clear spielt gleichzeitig die Hauptrolle und kann gesanglich wie schauspielerisch nach den erwähnten Anlaufschwierigkeiten voll überzeugen. Beeindruckend sind seine Fechtszenen, die er zum Teil mit zwei Waffen absolviert. Sein Gesang bleibt trotz der sichtbaren Anstrengungen sauber. Respekt! Aus der schon erwähnten dünnen Buchvorlage kann Clear beim besten Willen nicht viel herausholen, er verlegt sich daher auf schöne Bilder und eindrucksvolle Massenszenen. Und das ist gut so. Denn hier kann die Inszenierung punkten und es entstehen die magischen Momente, die Theater bieten kann. Mit dem Beginn des zweiten Aktes bricht die Dämmerung herein und mit dem Einsatz von Theaterlicht beginnt die Bühne noch einmal ganz anders zu leben. Das Lichtdesign der Schlussszenen mit stimmungsvoll auf die Kulissen gesetzten Effektstrahlern und einer indirekten Beleuchtung der Baumkulisse hinter der Bühne gehört wohl zu den schönsten Stimmungen, die je auf einer deutschen Freilichtbühne zu sehen waren. Überhaupt die Kulissen: Im Vergleich zu den Vorjahren haben die Freilichtspiele Tecklenburg hier richtig zugelegt. Die Verkleidung des üblichen zweistöckigen Bühnenaufbaus im Zentrum passt sich wirkungsvoll den anschließenden Mauern der Burgruine an, der drehbare Kerkerturm wartet mit überraschenden Lösungen für die Tunnel-Grabeszenen auf. Ein Genuss sind die stilsicheren und vor allem in den Ensembleszenen im Gesamtbild großartig wirkenden Kostüme. Tecklenburgtypisch grandios ist die Orchesterbesetzung, an der sich manche Großproduktion ein Beispiel nehmen könnte. Dirigent Tjaard Kirsch gelingt es, einen opulenten und spannungsreichen Orchestersound zu zaubern und ein Sonderlob gebührt der Tonabteilung des Hauses: Unter den schwierigen Bedingungen eines Freilichttheaters einen so klaren und selbst in den Chornummern textverständlichen Sound zu kreieren ist eine Meisterleistung! So fügen sich viele gelungene Elemente zu einem rundum unterhaltsamen Abend zusammen, der unterstreicht, warum sich die Freilichtspiele Tecklenburg in der Königsklasse der deutschen Open-Air-Bühnen etabliert haben.
Musical basierend auf dem Roman von Alexandre Dumas von Frank Wildhorn (Musik) und Jack Murphy (Buch und Texte) Orchestrierung und Arrangements: Kim Scharnberg und Koen Schoots Deutsche Übersetzung: Kevin Schroeder
(Text: Björn Herrmann)

Verwandte Themen: Produktion: Der Schuh des Manitu (Freilichtspiele Tecklenburg) Lexikon: Der Graf von Monte Christo
Kreativteam
Besetzung
Zuschauer-Rezensionen
Die hier wiedergegebenen Bewertungen sind Meinungen einzelner Zuschauer und entsprechen nicht unbedingt den Ansichten der Musicalzentrale.
 5 Zuschauer haben eine Wertung abgegeben:

    30081 Tecklenburg ist einfach Spitze
03.08.2013 - Tecklenburg ist für üns die beste Musicalbühne drausen die es gibt.Top Anlage,super Musiker,und tolle Musicaldarsteller,und das jedes Jahr.Der Graf von Monte Christo ein muß für jeden der Musical sehr mag.Hin es ist super.

schalke04 (erste Bewertung)
    30077 Ein gelungener Abend!
29.07.2013 - Habe den "Grafen" nun nach Leipzig wieder erleben dürfen. Marc Clear war wieder hervorragend und profiliert sich als sehr guter Regisseur. Das Orchester ist bestens besetzt. Die Mercedes in Leipzig hat mich zwar mehr beeindruckt aber es war trotzdem ein gelungener, toller Abend. Kompliment!

ElConde (erste Bewertung)
    30076 Das Beste draus gemacht
29.07.2013 - Ich habe den Grafen von MC bereits in St. Gallen und Leipzig gesehen und das Stück wird wohl nie meins werden. Aber Tecklenburg und Marc Clear haben wirklich das Beste aus dem Stück gemacht, was man überhaupt herausholen kann. Besonders die Lichteffekte im 2. Akt haben mir sehr gut gefallen. Anna Thorén und Carsten Lepper haben mich völlig in ihren Rollen überzeugt. Auch Marc Clear und Reinhard Brussmann haben mir sehr gut gefallen. Was ich jedoch überhaupt nicht teilen kann, ist die Aussage über den "klaren und selbst in den Chornummern textverständlichen Sound". Ich war ebenfalls in der Premiere, und ich fand den Ton insgesamt dumpf und die Textverständlichkeit, besonders bei den Chornummern, sehr schlecht. Meine Freundin empfand das ebenso, und sie, die das Stück zum ersten Mal sah, hat bei den Chornummern so gut wie gar nichts vom Text verstanden. Da muss dringend nachgebessert werden. Ja, und was auch SEHR gestört hat, das waren die 2 Weiber hinter uns, die sich die ganze Zeit LAUT unterhalten haben und dabei gegessen und getrunken haben, was ebenfalls noch Krach gemacht hat. Auch Open Air Theater ist Theater, und wer sich da nicht entsprechend benehmen kann, soll doch bitte in den Wald gehen und dort picknicken.

Graefin_Krolock (3 Bewertungen, ∅ 3 Sterne)
    30074 Bravo !
28.07.2013 - Typische Wildhorn Musik, wunderbar vom Orchester umgesetzt, eine tolle "Bühnenshow" mit schönen Regieeinfällen, ein klasse Ensemble !
Besonders gefallen haben mir Carsten Lepper und Femke Soetenga mit ihrer Darstellung, Stimme und Bühnenpräsenz. Positiv hat mich auch Reinhard Brussmann überrascht, der als Abbe Faria richtig witzig war.
Für die volle Punktzahl reicht es nicht ganz, da mir bei Macr Clear die Power und Agressivität bei einigen Sequenzen fehlt. (das ist aber "Kritik" auf höchstem Niveau und persönliche Meinung).
Unbedingt ansehen !
PS: Furchtbar störend ist das Verhalten von vielen Zuschauern, die trotz Verbots permant Essen und Trinken...
Da besteht wirklich Handlungsbedarf.

dolcetto (23 Bewertungen, ∅ 4 Sterne)
    30072 Großartig Tecklenburg
27.07.2013 - Tecklenburg zeigt den großen Musicalbühnen einmal mehr, was grandiose Musicalunterhaltung sein kann, da bedarf es keineswegs bekannter Musik, die in einer mehr oder weniger interessanten Geschichte aneinandergereiht werden! "Der Graf von Monte Cristo" ist meines Erachtens zudem das beste Stück in Tecklenburg seit Jahren, dazu trägt natürlich auch die einmalige Besetzungsliste bei.
Klarer Star des Abends ist zweifels ohne Marc Clear in der Hauptrolle, dem man jede Sekunde die Rolle voll abnimmt und mitfühlen kann. Fehlerfrei und mit zahlreichen Gänsehautmomenten versteht er das Publikum zu unterhalten. Aber auch Anna Thorén, Femke Soetenga und Carsten Lepper spielen Ihre Rollen hervorragend und tragen zum Gelingen des Gesamtkunstwerks bei.
Nicht zu vergessen ist das große Ensemble, welches die großen Nummern noch verstärkt.
Ganz besonders hervorzuheben ist das Orchester. Tecklenburg beweist hier eindeutig, wie wichtig ein großes, mitreißendes, brilliant aufspielendes Musikerteam für ein funktionierendes Musical ist. Die Klangtiefe und -vielfalt war für mich den gesamten Abend eine einzige Freude und Hörgenuss!
Danke Tecklenburg für einen einzigartigen Abend, der die weite Anreise um ein vielfaches wett gemacht hat. Weiter so. Stage und Co: nehmt euch ein Beispiel an dieser Bühne !

Pallachs (12 Bewertungen, ∅ 3.8 Sterne) 
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| Handlung | Durch eine Intrige landet Edmond Dantès im Gefängnis in Châuteau d‘If. mehr Zwölf Jahre wird er dort zubringen, schließlich kann er, unterstützt von seinem Mentor Abbé Faria, fliehen. Dieser stirbt jedoch beim Unterfangen, kann Edmond Dantès aber einen Hinweis zu einem versteckten Schatz auf der Insel Monte Christo weitergeben.
Dantès findet diesen mit der Unterstützung seines neuen Begleiters Jacopo und wird reich. Er legt sich eine neue Identität zu und nennt sich "Der Graf von Monte Christo", um geschickter seinen Rachelfeldzug gegen seine Widersacher führen zu können.
| Weitere Infos | Zur Originalbesetzung gehörten unter anderem Thomas Borchert als Edmond Dantès / Monte Christo, Carsten Lepper als Fernand Mondego, Christoph Goetten als Gérard von Villefort, Karim Khawatmi als Baron Danglars und Dean Welterlen als Abbé Faria.
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Die Kriterien für unsere Kurzbewertungen (Stand: Dezember 2014)
Buch*: Ist die Handlung in sich schlüssig? Kann die Story begeistern? Bleibt der Spannungsbogen erhalten oder kommt Langeweile auf?
NICHT: Besonderheiten der konkreten Inszenierung des Theaters.
Kompositionen*: Fügen die Kompositionen sich gut in das Stück ein? Haben die Songs Ohrwurmcharakter? Passen die gewählten Texte auf die Musik? Transportieren Text und Musik die selbe Botschaft?
NICHT: Orchestrierung, Verständlichkeit des Gesangs der Darsteller in der aktuellen Inszenierung.
* werden nur bei neuartigen Produktionen (z.B. Premiere, deutsche Erstaufführung usw.) vergeben
Inszenierung: Wie gut wurde das Stück auf die Bühne gebracht? Stimmen die Bilder und Charaktere? Bringt der Regisseur originelle neue Ansätze ein?
NICHT: Wie gut ist die Handlung des Stücks an sich oder die mögliche Übersetzung?
Musik: Kann die musikalische Umsetzung überzeugen? Gibt es interessante Arrangements? Ist die Orchesterbegleitung rundum stimmig? Muss man bei Akustik oder Tontechnik Abstriche machen?
NICHT: Sind die Kompositionen eingängig und abwechslungsreich? Gibt es Ohrwürmer? Gefällt der Musikstil?
Besetzung: Bringen die Darsteller die Figuren glaubwürdig auf die Bühne? Stimmen Handwerk (Gesang, Tanz, Schauspiel) und Engagement? Macht es Spaß, den Akteuren zuzuschauen und zuzuhören?
NICHT: Sind bekannte Namen in der Cast zu finden?
Ausstattung: Setzt die Ausstattung (Kostüme, Bühnenbild, Lichtdesign etc.) die Handlung ansprechend in Szene? Wurden die zur Verfügung stehenden Möglichkeiten optimal genutzt? Bieten Bühne und Kostüme etwas fürs Auge und passen sie zur Inszenierung?
NICHT: Je bunter und opulenter ausgestattet, desto mehr Sterne.
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Leider keine aktuellen Aufführungstermine. |
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