 |
 Comedy
Der Schuh des Manitu Wieder mal am Materpfahl
© Freilichtspiele
© Freilichtspiele
Wo die Schoschonen schön wohnen: Mit dem Bully-Herbig-typischen Humor und zugänglichen Songs von Martin Lingnau parodiert das Musical die Karl-May-Filme. Ein witziger, indianerfederleichter Abend, dem an einigen Stellen aber etwas mehr Tiefe gutgetan hätte.
(Text: Robin Jantos) Premiere: | | 22.06.2013 | Rezensierte Vorstellung: | | 22.06.2013 | Letzte bekannte Aufführung: | | 25.08.2013 |
Das Ziel war offenkundig: Mit dem "Schuh des Manitu" wollte Stage Entertainment die deutsche Antwort auf "Spamalot" geben. Schräg, manchmal albern, respektlos, voller Parodien und Brüchen mit den gewohnten Formen. Wirtschaftlich hat das als Ensuiteproduktion in Berlin überhaupt nicht funktioniert, künstlerisch gingen die Meinungen auseinander. Tecklenburg eröffnet nun den zu erwartenden Reigen der Neuinszenierungen - und beweist, dass die Show mit ihrer hohen Gagdichte und ihrer leicht zugänglichen Musik im eher legeren Ambiente der Freilichtbühne gut funktioniert.
© Freilichtspiele
© Freilichtspiele
Das dankbare Publikum klatscht in der Premiere schon bei der ersten Nummer mit, feiert die Produktion mit Jubelstürmen zwischendurch und Standing Ovations unmittelbar nach dem letzten Ton. Klare Empfehlung: Wer sich amüsieren möchte, ist hier richtig. Man sollte aber nicht allergisch reagieren, wenn es mal ein bisschen klamaukig wird.
Regisseur Ulrich Wiggers lässt die Gags ausspielen und betont die Klischees. Das ist oft witzig, manchmal aber auch etwas sehr dick aufgetragen. Etwa wenn die Beauty-Farm von Winnetouch (André Haedicke) komplett in knalligem Pink-Lila gehalten ist. Haedicke spielt dann auch sehr tuntig, und die Liebe zum toughen Banditen Hombre (Julian Looman) muss ja wohl schon deshalb komisch sein, weil beides Männer sind. Bully Herbig hatte dem Winnetouch in der Filmvorlage bei aller Überdrehtheit auch eine tragische Note gegeben. Bei Haedicke kommt diese Farbe zu kurz.
© Freilichtspiele
© Freilichtspiele
Ebenfalls eher eindimensional gerät der Oberbandit Santa Maria. Reinhard Brussmann knarzt zwar ordentlich mit der Stimme, aber der charmante Schelm an der Grenze zum Wahnsinn, den Sky du Mont aus dem Film-Santa gemacht hat, findet sich in der Figur nicht wieder. So wird der Hit "Superperforator" vom Publikum zwar herbeigesehnt und gefeiert, aber gerät nicht so witzig, wie er sein könnte.
Andere Rollenportraits gelingen da besser, allen voran die beiden Hauptfiguren. Wenn Ranger (Alexander Klaws) und Abahachi (Werner Bauer) sich in den gefährlichsten Situationen anzicken wie zwei kleine Mädchen ("Du Tarzan für Arme!") ist das nicht nur eine herrliche Parodie auf die stets edlen Karl-May-Helden, sondern kommt auch niedlich über die Rampe. Die Bühnenchemie zwischen den beiden stimmt, die Dialoge sind gut getimt. Bauer trifft den von Bully Herbig vorgegebenen Grundton der Figur zwischen bayerischer Gemütlichkeit und tapsiger Hilflosigkeit. Klaws Ranger ist stimmig ausbalanciert zwischen Genervtheit und Zuneigung zu Abahachi.
© Freilichtspiele
© Freilichtspiele
Erklärter Publikumsliebling ist Thomas Hohler als griechischer Tavernenwirt Dimitri. Wo nimmt Hohler eigentlich die Luft her, bei "Ich trinke Ouzo" auch noch zu singen? Wie aufgedreht tobt und tanzt er über die große Bühne. Später ist er in den Zuschauerreihen unterwegs ("Bitte machen Sie den frei Gang"). Eine Energieleistung.
© Freilichtspiele
© Freilichtspiele
Femke Soetenga versucht gar nicht erst, aus der im Buch ziemlich uneinheitlich angelegten Uschi einen einheitlichen Charakter zu machen - das wäre wohl aussichtslos. Sie spielt je nach Szene die Uschi, die gerade gebraucht wird: die Femme fatale (in Gestik, Stimme und Kostüm mit Anspielung an die Jekyll-Lucy), die quietischige Freundin, die gutmenschelnde Therapeutin. Mit ihrer warmen, kraftvollen Stimme schafft sie es sogar, aus dem gesanglich durch die Bank sehr guten Ensemble noch ein Stück herauszuragen.
Überhaupt ist die Produktion musikalisch rund. Die Songs sind sicher nicht übermäßig anspruchsvoll, klingen beim (erfreulich großen) Orchester unter Leitung von Klaus Hillebrecht aber frisch und, wo nötig, nach opulenter Filmmusik.
© Freilichtspiele
© Freilichtspiele
Im zweiten Akt ist die Gagdichte nicht mehr ganz so groß wie im ersten, dafür gibt es mehr Handlung - und es rächt sich, dass die Figuren anfangs nicht genügend Tiefe bekommen haben, um sich mit ihnen zu identifizieren. Bei allem Witz und aller Parodie: Da fehlt der Show ein wenig das Herz. Vielleicht war das der Grund, dass "Manitu" in Berlin nicht an den Erfolg von "Spamalot" am Broadway anknüpfen konnte. Für einen unterhaltsamen Abend reicht es jedoch allemal.
© Freilichtspiele
© Freilichtspiele
(Text: Robin Jantos) 
Verwandte Themen: Produktion: Der Graf von Monte Christo (Freilichtspiele Tecklenburg) Lexikon: Der Schuh des Manitu
Kreativteam
Besetzung
Produktionsgalerie (weitere Bilder)
Zuschauer-Rezensionen
Die hier wiedergegebenen Bewertungen sind Meinungen einzelner Zuschauer und entsprechen nicht unbedingt den Ansichten der Musicalzentrale.
 3 Zuschauer haben eine Wertung abgegeben:

    30093 Wundervolle Unterhaltung mit wundervollen Darstellern
11.08.2013 - Wir waren am gestrigen Sa.Abend beim "Schuh des Manitu" aber natürlich in ihrer Freilichtaufführung in Tecklenburg..Ich kenne das Stück ja schon aus dem TdW und hatte ja nun Vergleiche und ich muß sagen Tecklenburg toppt alles.Ich bin total begeistert -sehr lustig ,sehr professionell da stimmt vom Ensemble bis zu einer hervorragenden Cast und das Orchester nicht zu vergessen einfach alles...wunderbare Unterhaltung ,wir haben uns prächtig amüsiert...Meine persönlichen Lieblinge Werner Bauer und Alexander Klaws als Dreamteam -wie wurde hier so schön geschrieben wie "zwei zickende Mädels" einfach herrlich...Auch ein Höhepunkt Dimitri mit seinem "Ich trinke Ouzo"...Jawoll da hat man einen Ohrwurm! Sicher der Schuh des Manitu ist kein tiefgründiges Musical ,sollte man auch nicht erwarten.Man sollte wenn man die Möglichkeit noch hat, die paar Vorstellungen unbedingt noch besuchen....ich sage nur gute Unterhaltung ist garantiert!

inka123 (erste Bewertung)
    30080 Witzig und gelungen
03.08.2013 - Tecklenburg ist ja immer eine Reise Wert. DER SCHUH DES MANITU ist witzig, unterhaltsam und wirklich gelungen.
Meine Highlights waren neben Femke Soetenga, Julian Looman, Alexander Klaws und Thomas Hohler, die tollen Choreographien mit wunderschönen Kostümen in einer kurzweiligen Inszenierung, die mit viel Spielfreude und Schwung vom Ensemble gemeistert wurden.
Fazit: Durchweg gelungen und sehenswert, auch wenn leider nicht bayrisch gesprochen wurde.

ASchneider (4 Bewertungen, ∅ 4.5 Sterne)
    30041 Beste Unterhaltung !
01.07.2013 - Wer einen vergnüglichen Abend verleben möchte ist hier richtig.
Man sollte aber auch mit der passenden Einstellung in das Stück gehen: die Story und Dialoge sind total schräg. Tiefsinn sollte man nicht erwarten; wer den Film kennt ist im Vorteil (wobei ich mit dem Film nicht viel anfangen konnte, das Musical aber total witzig fand).
Die Show ist schön bunt, witzige Einfälle, tolle Tanzszenen und Darsteller, bei denen es Spaß macht zuzuschauen.
Also hingehen !

dolcetto (22 Bewertungen, ∅ 4 Sterne)

Bitte melden Sie sich an, wenn Sie einen Leserkommentar abgeben wollen. Neu registrieren | Logon Details können Sie hier nachlesen: Leserkommentare - das ist neu |
 |
|
| Handlung | Der Indianer Abahachi und Ranger leihen sich Geld beim Häuptlingssohn Falscher Hase, um damit vom Ganoven Santa Maria ein (Stamm-)Lokal zu kaufen. mehr Das Geschäft stellt sich jedoch als Betrug heraus. Als der mit dem Geld flüchtende Häuptlingssohn von Santa Maria erschossen wird, werden Abahachi und Ranger für die Mörder gehalten. Es entwickelt sich eine wilde Jagd zwischen Indianern, Ganoven und den Hauptfiguren, bei der die beiden Flüchtenden nebenher noch einen Schatz finden wollen. Nach einigen Abenteuern gelangen schließlich alle zum Schuh des Manitu, einer Felshöhle, bei der der große Wild West Showdown stattfinden soll.
| Weitere Infos | Zur Besetzun gehörten Matthias Schlung als Abahachi, Mark Seibert als Ranger, Veit Schäfermeier als Winnetouch und Ingo Brosch als Santa Maria.
|
|
 |
Die Kriterien für unsere Kurzbewertungen (Stand: Dezember 2014)
Buch*: Ist die Handlung in sich schlüssig? Kann die Story begeistern? Bleibt der Spannungsbogen erhalten oder kommt Langeweile auf?
NICHT: Besonderheiten der konkreten Inszenierung des Theaters.
Kompositionen*: Fügen die Kompositionen sich gut in das Stück ein? Haben die Songs Ohrwurmcharakter? Passen die gewählten Texte auf die Musik? Transportieren Text und Musik die selbe Botschaft?
NICHT: Orchestrierung, Verständlichkeit des Gesangs der Darsteller in der aktuellen Inszenierung.
* werden nur bei neuartigen Produktionen (z.B. Premiere, deutsche Erstaufführung usw.) vergeben
Inszenierung: Wie gut wurde das Stück auf die Bühne gebracht? Stimmen die Bilder und Charaktere? Bringt der Regisseur originelle neue Ansätze ein?
NICHT: Wie gut ist die Handlung des Stücks an sich oder die mögliche Übersetzung?
Musik: Kann die musikalische Umsetzung überzeugen? Gibt es interessante Arrangements? Ist die Orchesterbegleitung rundum stimmig? Muss man bei Akustik oder Tontechnik Abstriche machen?
NICHT: Sind die Kompositionen eingängig und abwechslungsreich? Gibt es Ohrwürmer? Gefällt der Musikstil?
Besetzung: Bringen die Darsteller die Figuren glaubwürdig auf die Bühne? Stimmen Handwerk (Gesang, Tanz, Schauspiel) und Engagement? Macht es Spaß, den Akteuren zuzuschauen und zuzuhören?
NICHT: Sind bekannte Namen in der Cast zu finden?
Ausstattung: Setzt die Ausstattung (Kostüme, Bühnenbild, Lichtdesign etc.) die Handlung ansprechend in Szene? Wurden die zur Verfügung stehenden Möglichkeiten optimal genutzt? Bieten Bühne und Kostüme etwas fürs Auge und passen sie zur Inszenierung?
NICHT: Je bunter und opulenter ausgestattet, desto mehr Sterne.
|
Leider keine aktuellen Aufführungstermine. |
 |
 |