 Trashical / Deutsche Erstaufführung
Rocky over the Rainbow Oh, there's a Light - buntes Trashical zum Mitmachen
© Andreas Hartmann
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Die Figuren der Musical-Klassiker "Der Zauberer von Oz" und "Rocky Horror Show" treffen bei einem Autounfall aufeinander und machen sich gemeinsam auf den Weg zum transvestitischen Zauberer. In den Niederlanden uraufgeführt, kommt die Show von Eelco R. Claassen und Michael Diederich als deutschsprachige Erstaufführung auf die Bühne.
(Text: Andreas Gundelach) Premiere: | | 20.06.2013 | Rezensierte Vorstellung: | | 20.06.2013 | Letzte bekannte Aufführung: | | 24.03.2014 |
Schon im Foyer ist klar: Diese Produktion ist anders. Ein bunt gemischtes Publikum zwischen 18 und 80, teils dezent im langen Abendkleid, teils überschminkt im aufreizenden Mini. Hier und da ein bunter Partyhut aus Papier, ausgelassene Stimmung. Als Vorhang dient ein stilisierter Filmstreifen mit der Aufschrift "FSK AB 18", dahinter die Strichzeichnung eines 5-Jährigen. Passt nicht zusammen? Richtig - und genau das ist das Konzept des Stücks und des gesamten Abends. Zu sehen gibt es Trash in jeglichen Variationen, herrlich direkt und verstörend schonungslos.
Mit "Rocky over the Rainbow" wagt sich das TfN an die deutsche Fassung des niederländischen Kultmusicals von Eelco Claassen und Michael Diedrichs. "Zwei Musicals zum Preis von einen" sind versprochen. Ohne Rücksicht auf Verluste werden die Charaktere der "Rocky Horror Show" sowie des "Zauberer von Oz" zusammen in ein buntes Bühnenbild geschmissen und ihrem Schicksal überlassen. Annika Dickel führt in Ihrer Rolle als Kulturwissenschafts-Studentin durch den Abend und bedient dabei wohl jedes Klischee, dass jemals über Teilnehmer dieses Studiengangs im Umlauf war oder ist.
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Das Pärchen Bruce und Janine will auf dem Weg nach Hause die Abkürzung durch den Wald nehmen. Unglücklicherweise überfahren sie dabei den Blechmann und die Vogelscheuche. So machen sie sich gemeinsam mit Dorothy und dem Löwen auf den Weg zum Schloss, um dort zu telefonieren. Dorothy (hervorragend: Magdalene Orzol) freut sich: Nun können sie endlich wieder vierstimmig singen. Im Schloss treffen Sie auf auf Fritz Alive, einen Zauberer, der mit einer besonderen Maschine Leben erschaffen kann. Für sein neustes Projekt "Rocky" fehlt ihm allerdings noch ein Gehirn. Da kommt ihm Bruce gerade recht.
Katja Buhl ist mit "Rocky over the Rainbow" ein Glücksgriff gelungen. Die Musical Company des TfN zelibriert eine verbale und optische Orgie auf der Bühne. Schrill und anstößig, makaber, albern und direkt. Jonas Hein als "Fritz Alive" und Marlene Orzol zeigen ihre enorme darstellerische Vielseitigkeit. Allgemein bewegt sich das Ensemble sehr sicher auf dem dünnen Eis, das der Stempel "Trash" mit sich bringt. Zwar sind die Rocknummern des Stücks allesamt keine Ohrwürmer und auch die vierköpfige Band vermag trotz soliden Handwerks nicht, dies zu ändern. Sie schafft es jedoch, eine gute Stimmung von der Bühne in den Saal hinein zu transportieren. Hin und wieder finden Adaptionen von berühmten Musicalsongs einen kurzen Einzug in die musikalische Handlung. Dorothys erfolgloser Versuch, den Klassiker "Somewhere Over the Rainbow" anzustimmen, entwickelt sich zum Running Gag. Stimmlich sind alle Darsteller überzeugend, auch wenn ihre Stimmen im Tonmix zeitweise hinter der Lautstärke der Band zurückstehen.
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Ein größeres Manko des Stücks sind die neuen Namen einiger Charaktere. Statt "Bradley" steht nun "Bruce" auf der Bühne, der Transvestit "Frank" heißt in Hildesheim "Fritz Alive" und auch "Lick" und "Argentina" waren mit "Riff" und "Maggs" besser bedient. Zum Glück durften zumindest "Dorothy" und "Toto" ihre Namen behalten und erleichtern so die Zuordnung im wirren Handlungsspiel.
Technisch macht das Musical Spaß. Als Ouvertüre dient ein selbstgedrehtes B-Movie, danach geht es auf die ungewohnt unverhüllte Bühne. Auf Gassen wurde verzichet, so dass der Blick bis zu den Zugseilen für die Handzüge frei ist. Aus robustem Stahl steht die Grundkonstruktion des Bühnenbilds in buntem Licht. Leichter Bühnennebel zieht über die Szenerie hinweg. Quietschbuntes Licht, Kostüme aus Müll und dem Sexshop, defekte Geräte aus dem Technikfundus - alles findet hier seinen Platz. Zeitweise huschen Techniker im Hintergrund vorbei. Immer wieder geht das Saallicht an und die Zuschauer sind zum Mitmachen eingeladen. Mit der "Publikums-Beteiligungstasche" (2 Euro) gibt es einen Partyhut, ein Knicklicht, TicTacs, eine Cazu-Tröte und eine klare Anleitung dazu: Wer die Dinge an der falschen Stelle einsetzt, wird öffentlich erniedrigt. Aber zusammen macht's sowieso viel mehr Spaß. So wird das Musical zu einem echten Kollektiverlebnis. Spätestens wenn in Song-Anspielung auf "There's a Light" (Rocky Horror Show) im ganzen Saal die Knicklichter geschwenkt werden, ist klar, dass alle etwas von dieser Tasche haben. Ansonsten gilt: Alles darf und alles muss. Unter diesem Motto steht der gesamte Abend. Es gibt keinerlei Rücksichtnahme auf Konventionen, scheinbar jede noch so verrückte Idee schafft es ins Stück und auf die Bühne. Da berichtet Lick davon, wie er seiner Schwester Argentina "das Gehirn rausgefickt" hat, Janine räkelt sich wollüstig mit einer Rocky-Holzfigur zwischen den Beinen im übergroßen Sitzsack nachdem Lick ihr Herz herausgeschnitten hat und Dorothy entdeckt, dass nicht nur der Hund Toto ihr ganz besondere Freuden bereiten kann.
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Nach 45 Minuten verlässt die erste Zuschauerin den Saal. Sie kommt nicht zurück. In der Pause schließen sich einige ältere Damen und Herren an. "Rocky over the Rainbow" ist nichts für zart Besaitete. Wer einen seichten Theaterabend erwartet, wird bitter enttäuscht. Wer sich hingegen auf das wortwörtliche Treiben auf der Bühne einlassen und das Ganze nicht zu ernst nehmen kann, kommt aus dem Lachen nicht heraus. Das Musical macht gute Laune und ist trotz 2:45 Spielzeit (inkl. Pause) selten langatmig. Nach der Vorstellung ist ein breites Grinsen in den Gesichtern der meisten Zuschauer zu sehen. Egal ob 18 oder 80, wer bis hierhin durchgehalten hat, dem kann heute nichts mehr die Laune verderben. Die Publikums-Beteiligungstasche in der Hand, ein TicTac im Mund und ein Partyhut auf dem Kopf geht es hinaus in die Nacht. Oh, there's a light...
(Text: Andreas Gundelach)

Kreativteam
Besetzung
Produktionsgalerie (weitere Bilder)
Zuschauer-Rezensionen
Die hier wiedergegebenen Bewertungen sind Meinungen einzelner Zuschauer und entsprechen nicht unbedingt den Ansichten der Musicalzentrale.
 5 Zuschauer haben eine Wertung abgegeben:

    30183 Macht viel Spass
26.11.2013 - Tolles Witziges Unterhaltsames Musical - TOP! Michaela Linck als Hexe = Großartig. Hoffentlich bald mal wieder in einer der ersten Reihen !

MyMusicalLove (12 Bewertungen, ∅ 3.7 Sterne)
    30168 Deutlich besser als erwartet!
17.11.2013 - Beginnen möchte ich damit, dass die meisten Kritiken hier dem Musical unrecht tun. Es ist sicherlich nicht jedermanns Sache aber auch nicht kompletter Müll wie hier dargestellt.
Die Geschichte ist Trash. Sie ergibt weder einen Sinn noch hat sie einen Anspruch dies zu tun. Vielleicht war die Regie hier etwas zu unentschlossen. Viele Szenen wirken schnell dahingestellt und erfüllen keinen Handlungsbogen. Schade, guter Trash ist darauf angewiesen. Die Darsteller kämpfen sich zum größten Teil sehr souverän durch die Tücken des Musicals und glänzen meist durch die Tatsache, dass sie diese erfolgreich gemeistert haben. So haben King, Lick und Argentina die wohl unnötigsten Rollen aller Zeiten da sie weder eine Wandlung durchmachen noch wirklich etwas zu erzählen haben. Gerade beim Löwen ist das sehr schade, da ich mich als Zuschauer schnell mit dieser Figur solidarisiere und Sympathie entwickele aber nicht erfahre, warum er all das tut was er so macht. Grundsätzlich finde ich auch, dass der Darsteller hier weit unter seinen Fähigkeiten besetzt wurde! Dorothy, Bruce und Janine sind bezaubernd verkommen aber auch mit der Zeit zum Bühnenfüllmaterial weil sich alles nur noch auf Fritz fokussiert. Dieser agiert anfangs sehr engagiert und mit der Zeit immer lascher und gelangweilter. Die Erzählerin ist handwerklich gut umgesetzt aber echt verzichtbar. Diese Monologe nerven mit der Zeit tierisch und lenken vom Hauptgeschehen ab. Die Hexe hat zumindest ein tolles Kostüm. Dabei bleibt es leider auch. Selten so etwas unambitioniertes und tonal unsicheres gesehen.
Bleibt noch die Musik. Diese ist sicherlich Geschmackssache. Grundsätzlich muss man aber erwähnen, dass die vier Musiker klingen wie acht! Respekt und Daumen hoch.
Mein persönliches Fazit: Einmal ansehen reicht.

DeRpAuL (22 Bewertungen, ∅ 3 Sterne)
    30163 Einfach nur mies
14.11.2013 - Stinklangweiliges langatmiges Stück, dass keine Parodie, sondern einfach eine Zumutung ist.
Das Stück ist weder lustig noch anstoßend, was ich aufgrund der Altersempfehlung erwartet habe. Auch "rockt" es nicht, was ich bei einer Anlehnung and RHS auch erwartet habe, die Musik ist einfach nur Enheitsware.
Die Darsteller wirken größtenteils fehlbesetzt und haben anscheinend keine Ahnung, was die Originalrolle, die sie parodieren sollen, ausmacht, Ausnahme hier ist Michaela Linck als Hexe.
Das größte Disaster ist allerdings die Regie, von Personenführung u.a. hat die Katja Buhl eindeutig keine Ahnung. Setzen 6 TfN Musical Company!

MH2404 (21 Bewertungen, ∅ 3.1 Sterne)
    30162 Schlecht einfach nur Schlecht
11.11.2013 - Was war DAS denn?Ich äußere mich am besten nicht im Detail.Was für ein Schwachsinn...der reinste Kindergarten auf der Bühne.Entsetzlich.Ich war geschockt.

Theater55 (15 Bewertungen, ∅ 2.6 Sterne)
    30026 Trash ist Ansichtssache!
27.06.2013 - ich fand die darsteller größtenteils überzeugend und gut auf die rollen verteilt. die kostüme waren bombe, die bühne ein bisschen eingeschränkt weil sich fast alles in der mitte ereignet hat und die beleuchtung etwas dunkel. das stück an sich ist in meinen augen echt lahm und unglaublich langatmig. dazu kommen die ewigen monologe des erzählers die teilweise gefühlte stunden dauern aber auch ab und zu lacher erzeugen die in diesem stück deutlich zu kurz kommen. die musik blieb nicht in meinen ohren hängen und eigentlich hatte ich aufgrund des werbetextes viel mehr rocky horror show musik erwartet aber da liegen echt welten dazwischen. naja, ist halt der versuch einer kopie der echt misslungen ist. die idee mit der publikumsbrottüte war super, so konnte ich wenigstens noch was mit nach hause nehmen von dem abend. trotzdem: hut ab vor den darstellern die haben echt alles gegeben um das ganze noch irgendwie erträglich zu machen.
wer auch immer diese lange kritik hier geschrieben hat: haben wir das gleiche stück gesehen????????????????????

gehtdichnichtsan (erste Bewertung) 
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