© Hans Jörg Michel
© Hans Jörg Michel

Company (2013 - 2014)
Nationaltheater, Mannheim

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Sondheims Episoden-Musical über den Beziehungsreigen um den New Yorker Junggesellen Robert, der mittlerweile nur noch Ehepaare im Freundeskreis hat. Zwar wirkt die Premiere im Nationaltheater Mannheim optisch etwas karg, doch durch das durchweg gute Ensemble fühlt man sich trotzdem sehr gut unterhalten und vermisst keine visuellen Reize.

Im Kino wäre “Company” wohl mit Episoden-Film untertitelt, denn eine richtige Handlung im eigentlichen Sinn liegt dem Stück nicht zugrunde. Robert, eingefleischter Junggeselle, feiert seinen 35. Geburtstag und wird von seinen Freunden mit einer Party (fast) überrascht. So fängt das Stück an – und so endet es auch. Dazwischen sehen wir Robert in verschiedenen Alltagssituationen mit seinen Freunden – allesamt Pärchen, die mit dem armen einsamen Single Mitleid haben und ihm die Vorzüge der Ehe schmackhaft machen wollen. Das gilt wenigstens für die Damen in der Riege, die Herren dagegen beneiden Robert um sein Singledasein – zumindest ein bisschen.

Da es sich bei “Company” um ein Ensemble-Stück handelt, ist es schwierig, einzelne Personen besonders hervorzuheben, zumal das in Mannheim spielende Ensemble bis in die letzte Rolle sehr gut besetzt ist.

Stefanie Köhm, bereits durch ihre fantastische “Avenue Q”-Spielzeit in Mannheim bekannt, amüsiert als quirlige Sarah, für die es nichts erotischeres gibt, als Robert beim Essen eines Brownies zu beobachten. Ihren Mann Harry spielt Thomas Winter. Die Szene der beiden gehört zu den witzigsten des Abends, vor allem wenn Sie sich gegenseitig im Schwitzkasten haben, nachdem Harry auf eine Vorführung von Sarahs Kampfsportkünsten besteht.

Das oberflächlich perfekte Pärchen Susan und Peter wird von Jessica Krüger und Frank Wöhrmann gegeben. Buchbedingt bekommt Jessica Krüger nicht viel Gelegenheit zu glänzen, weiß aber durchaus in ihrer Rolle zu überzeugen. Auch Peters Part ist recht blass, gewinnt aber wenigstens etwas mehr Charakter, wenn er im zweiten Akt versucht, Robert seine Liebe zu gestehen.

Eine deutlich dankbarere Szene haben da schon Michaela Duhme und Tilmann von Blomberg als Jenny und David. Er, der Künstler – Sie, die Spießerin. Wenn die beiden zusammen mit Robert kiffen und David seine Frau dazu anstachelt, mit Schimpfworten um sich zu werfen, ist das sehr unterhaltsam.

Ein Highlight des Abends stellt die bevorstehende Hochzeit von Amy und Paul da. Thomas Klotz gibt einen treudoofen Paul mit Hundebabyblick, für den überzeugend eine Welt zusammen stürzt, als Amy (überzeugend hysterisch dargestellt von Carolin Soyka) ihn vorm Traualtar stehen lässt. Sie hat auch das Glück mit “Die Hochzeit fällt heut aus” einen der großen Showstopper des Abends darbieten zu dürfen. Manchmal leidet bei ihrem extrem schnellen Sprechgesang zwar die Textverständlichkeit, aber im Großen und Ganzen gelingt ihr damit eine tolle Nummer.

Kerstin Marie Mäkelburg und Nico Gaik spielen Joanne und Larry. Larry fällt im ersten Akt kaum auf, ist er doch hauptsächlich Joannes Anhängsel, bevor er im zweiten Akt auch Charakter zeigen darf. Kerstin Marie Mäkelburg hat vom ersten bis zum letzten Auftritt die Bühne fest im Griff. Ihre Joanne ist bissig, zynisch und ein wenig boshaft – da macht es richtig Spaß ihr zuzusehen. Auch ihre Songs, vor allem “Auf all die gnädigen Frauen”, gelingen ihr sehr gut.

Von den drei Singledamen aus Roberts Liebesleben ist es in der besuchten Vorstellung vor allem Karin Seyfried, die das Publikum auf ihre Seite zieht. Ihre April ist ein bezauberndes blondes Dummchen, das mit charmantem Lächeln alle verzaubert. Gesanglich begeistert sie mit der schönsten Stimme des Abends. Aber auch Filipina Henoch als Marta und Julia Lißel als Kathy überzeugen in ihren Rollen und wenn die drei Grazien zusammen “Du treibst einen fast zum Wahnsinn” singen, dann überbieten sie ihre Einzelleistungen nochmals.

Bleibt noch Hauptdarsteller Alexander Franzen als umschwärmter Robert. Anfangs kann man die Faszination, die er auf die anderen Charaktere ausüben soll, noch nicht nachvollziehen, aber im Laufe des Stückes gerät man immer mehr in seinen Bann. Spätestens wenn er zu Joanne frech sagt, “Hör auf, auf mein Charisma zu starren!” ertönt auch im Publikum so manches Kichern. Seine Songs gibt er stimmstark, auch wenn seine Gesangstechnik bei laut gesungenen Vokalen nicht jedermanns Sache ist und er teilweise etwas ins Schreien gerät. Wenn er am Ende davon singt, dass er das Leben spüren will, vermag er es wirklich zu berühren.

So vielschichtig die Charaktere im Stück sind, so karg ist doch das Bühnenbild. Ja, es ist zweckdienlich, aber wieso ein riesiges Rhönrad mit integrierter Spielfläche? Zugegeben, wenn Robert mit Jenny und David kifft und sich dabei das Rad um sie herum dreht, passt das schon. Auch als Balkon muss es herhalten oder zwischenzeitlich zur Bar werden, aber hauptsächlich wird ziemlich viel darauf herumgeturnt. Ein klein wenig mehr und wechselhaftere Austattung wäre durchaus wünschenswert.

“Company” ist ein Stück, auf das man sich einlassen muss, fehlt ihm zum klassischen Musical doch der Handlungsbogen. Jedoch ist es ein sehr gutes Beispiel dafür, was das Genre abseits des Mainstreams noch zu bieten hat, und allein schon dank dem spielfreudigen Ensemble ist die Mannheimer Inszenierung einen Besuch wert.

 
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KREATIVTEAM
Musikalische LeitungChristiaan Crans
InszenierungRoland Hüve
Bühne und KostümeOkarina Peter
Timo Dentler
ChoreografieKatharina Wiedenhofer
 
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CAST (AKTUELL)
RobertAlexander Franzen
SarahStefanie Köhm
HarryThomas Winter
SusanJessica Krüger
PeterPeter Kubik
Frank Wöhrmann
JennyMichaela Duhme
DavidTilmann von Blomberg
AmyCarolin Soyka
PaulThomas Klotz
JoanneKerstin Marie Mäkelburg
LarryNico Gaik
MartaFilipina Henoch
Rebecca Stahlhut
KathyJulia Lißel
AprilCornelia Löhr
Karin Seyfried
  
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TERMINE
keine aktuellen Termine
 
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TERMINE (HISTORY)
Sa, 15.06.2013 19:30Nationaltheater, MannheimPremiere
Do, 20.06.2013 19:30Nationaltheater, Mannheim
Di, 25.06.2013 19:30Nationaltheater, Mannheim
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