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 Biografical
Hello I'm Johnny Cash The Man in Black Wer mehr über die Country-Legende Johnny Cash erfahren möchte, ist hier falsch. "Hello I'm Johnny Cash" streift zwar oberflächlich sein Leben, doch mehr als eine verklärende "Tribute Show" ist dieser als Konzert arrangierte Abend nicht.
(Text: Kai Wulfes) Premiere: | | 26.08.2010 | Rezensierte Vorstellung: | | 26.08.2010 | Letzte bekannte Aufführung: | | 14.05.2017 |
Beruflicher Höhenflug und Karriereknick. Tabletten, Drogen, Alkohol, dann Entziehungskur. Der gescheiterten Ehe folgt die ganz große Liebe. Die Biografie von Johnny Cash gleicht einer Achterbahnfahrt, die Volker Kühn (Buch) allerdings nicht im Ansatz in einen packenden Theaterabend mit Tiefgang umsetzt. Der "Man in Black" genannte Country-Sänger steht fast den gesamten Abend über in einem fiktiven Konzert in Berlin hinter seinem Mikrofonständer und erzählt beiläufig vier, fünf Sätze aus seinem Leben, um dann zu einem mehr oder weniger zum Thema passenden Song überzuleiten (Konzept Horst-H. Filohn). Illustrierend dazu wird von Zeit zu Zeit die Nebelmaschine angeschmissen oder amateurhaft wirkende Computeranimationen (lodernde Flammen zu "Ring Of Fire"; ein galoppierendes Pferd zu "Man Comes Around") auf die rückwärtigen, nüchternen grauen Wände mit einem Cash-Konzertposter aus Minneapolis (Ausstattung: Herbert Schäfer) projiziert.
Richtig Leben kommt nach einer guten Stunde auf die Bühne. Da stürmt Helen Schneider mit jugendlicher Langhaarperücke als "Gaststar" June Carter auf die Bühne und singt mit perfekt-jauchzender Country-Stimme "Juke Box Blues". Wie ein unschuldiges Mädchen tänzelt sie über die Bühne und wedelt neckisch mit den leicht gelüpften Falten ihres Kleides. Mit diesem schmalen Gesten-Repertoire lässt sie Volker Kühn in seiner Zweitfunktion als Regisseur auch den restlichen Abend bestreiten. Schneider setzt in der Rolle der späteren Cash-Ehefrau vor allem gesanglich Glanzpunkte und spielt ihren Bühnenpartner Gunter Gabriel damit förmlich an die Wand.
Gabriel steht meistens hilflos herum, krallt sich an der umgehängten Gitarre fest und sagt seine wie Moderationen wirkende Texte emotionslos auf. Dabei blickt er versonnen auf den Bühnenboden, als ob dort seine Worte über einen Teleprompter flimmern würden. Auch wenn Gabriel kein gelernter Schauspieler ist: hier hätte der Regisseur eingreifen müssen. Immerhin verfügt der Hauptdarsteller über einen sonoren Bassbariton, mit dem er sehr nahe an Johnny Cashs Stimme herankommt. So singt sich Gabriel gekonnt einmal quer durch das Repertoire der Musik-Legende. Dabei überrascht er mit rockigeren Tönen ("I Got Stripes"), harmoniert aber auch in Balladen mit seiner Duett-Partnerin ("If You Were A Carpenter"). Eine Wucht ist die direkt auf der Bühne postierte Viermann-Band (Leitung: Harry Ermer), die engagiert durch den Rock'n'Roll-Country-Mix prescht. Vielleicht hätte das Renaissance Theater einfach nur ein Konzert "Gunter Gabriel singt Johnny Cash" ankündigen sollen ...
Die Produktion ist seit 2010 auf Tournee zu sehen und gastierte 2014 bei den Burgfestspielen Jagsthausen.
(Text: kw)

Kreativteam
Besetzung
Frühere Besetzungen? Hier klicken June Carter - Helen Schneider, Vasiliki Roussi

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Die Kriterien für unsere Kurzbewertungen (Stand: Dezember 2014)
Buch*: Ist die Handlung in sich schlüssig? Kann die Story begeistern? Bleibt der Spannungsbogen erhalten oder kommt Langeweile auf?
NICHT: Besonderheiten der konkreten Inszenierung des Theaters.
Kompositionen*: Fügen die Kompositionen sich gut in das Stück ein? Haben die Songs Ohrwurmcharakter? Passen die gewählten Texte auf die Musik? Transportieren Text und Musik die selbe Botschaft?
NICHT: Orchestrierung, Verständlichkeit des Gesangs der Darsteller in der aktuellen Inszenierung.
* werden nur bei neuartigen Produktionen (z.B. Premiere, deutsche Erstaufführung usw.) vergeben
Inszenierung: Wie gut wurde das Stück auf die Bühne gebracht? Stimmen die Bilder und Charaktere? Bringt der Regisseur originelle neue Ansätze ein?
NICHT: Wie gut ist die Handlung des Stücks an sich oder die mögliche Übersetzung?
Musik: Kann die musikalische Umsetzung überzeugen? Gibt es interessante Arrangements? Ist die Orchesterbegleitung rundum stimmig? Muss man bei Akustik oder Tontechnik Abstriche machen?
NICHT: Sind die Kompositionen eingängig und abwechslungsreich? Gibt es Ohrwürmer? Gefällt der Musikstil?
Besetzung: Bringen die Darsteller die Figuren glaubwürdig auf die Bühne? Stimmen Handwerk (Gesang, Tanz, Schauspiel) und Engagement? Macht es Spaß, den Akteuren zuzuschauen und zuzuhören?
NICHT: Sind bekannte Namen in der Cast zu finden?
Ausstattung: Setzt die Ausstattung (Kostüme, Bühnenbild, Lichtdesign etc.) die Handlung ansprechend in Szene? Wurden die zur Verfügung stehenden Möglichkeiten optimal genutzt? Bieten Bühne und Kostüme etwas fürs Auge und passen sie zur Inszenierung?
NICHT: Je bunter und opulenter ausgestattet, desto mehr Sterne.
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