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Tipp der Redaktion
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Konzertant
Das Phantom der Oper (Lloyd Webber) Könntest du doch wieder bei mir sein
© Moritz Schell
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Wer glaubt, die Geschichte vom "Phantom der Oper" sei auserzählt, hat die konzertante Version der Vereinigten Bühnen Wien noch nicht gesehen. Regisseur Andreas Gergen und Dirigent Koen Schoots stellen mit einem grandiosen Ensemble und einem glänzend aufgelegten Orchester eine überraschend neue Inszenierung auf die Bühne. Lisa Antoni und Christian Alexander Müller singen und spielen überragend.
(Text: Björn Herrmann) Premiere: | | 29.11.2012 | Letzte bekannte Aufführung: | | 09.12.2012 |
Das "Phantom der Oper" ohne Maske und Kronleuchter? Die Vereinigten Bühnen Wien werden für diesen Mut belohnt. Die konzertante Aufführung des Lloyd-Webber-Klassikers ermöglicht eine ganz neue Sicht auf die musikalische und dramatische Qualität des Stückes. Auf der Bühne des Ronacher sitzt das Orchester der VBW, in der Mitte verläuft eine Treppe zu einer Empore an der Bühnenhinterkante, die wiederum von einer Projektionsfläche flankiert wird. Mehr Szenerie gibt es nicht und doch wird es ein fesselnder, berührender und grandioser Theaterabend.
Regisseur Andreas Gergen legt die Show halbszenisch an und lässt die Cast in Abendgarderobe agieren. Ensemble und Solisten treten teilweise mit Notenskripten auf, die Choreographie beschränkt sich auf ein reines Positionen-Staging. Dieses Konzept reichert Gergen mit einem Tänzerpaar an, das teilweise die Handlung doppelt, teilweise aber auch die Vorgänge im Inneren der Figuren darstellt. Emma Hunter und Alexandar Savija sind oft präsent, die Choreographien von Pascale-Sabine Chevroton dienen aber durchgehend der Handlung und fügen sich gerade deshalb so hervorragend ein, auch wenn sich nicht jeder Moment komplett entschlüsseln lässt.
Weitere Hilfsmittel gibt es, mit Ausnahmen weniger Requisiten nicht. Im Zentrum der Bühne steht das begeisternd aufspielende Orchester der Vereinigten Bühnen Wien in großer Besetzung. Unter dem Dirigat von Koen Schoots beweisen die Musiker, welche emotionale Wirkung ein großer Klangkörper haben kann. Schoots schwelgt in den Melodien Lloyd Webbers, nimmt das Orchester subtil zurück, wo es notwendig ist und lässt es brausen, wenn das dramatische Bühnengeschehen es erfordert. Eine großartige Leistung, die ein Plädoyer ist gegen das musikalische Spardiktat.
© Moritz Schell
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Dem scheinbar bekannten Stoff gewinnt Andreas Gergen ganz neue Seiten ab. Die Szenen rund um die Theaterdirektoren und die Operndiva gewinnen eine nie zuvor gesehene Komik, die Dopplung durch die Tänzer ermöglicht an vielen Stellen einen Blick in das Innenleben der Figuren. Dass die fehlenden bühnentechnischen Möglichkeiten durch nicht immer gelungene Projektionen (fettFilm) ergänzt werden, die teils konkret Schauplätze illustrieren und teils Abstraktionen des Bühnengeschehens liefern, sei am Rande erwähnt. Wirklich störend sind sie nicht.
Dass aber der Abend so begeistern kann, liegt dann neben der Orchesterleistung vor allem an den Darstellern. Durch die Ausstattung mit Microports sind sie frei in ihren Bewegungen, so dass sie aus voller Seele agieren können. Und genau das tut das Ensemble und schafft eine im Halbszenischen nie für möglich gehaltene Dichte.
© Moritz Schell
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Siphiwe McKenzie gibt eine nie zur Karikatur überzogene und bei aller Überspanntheit grundsympathische Carlotta und überzeugt außerdem durch große Stimme. Reinhard Brussmann als Monsieur Firmin und der eingesprungene Lucius Wolter als Monsieur André liefern ein glänzend aufgelegtes Direktorenpaar ab, jede Szene ein kleines komisches Kabinettstückchen, dazu noch bombensicher gesungen. Michaela Christl ist eine optisch überraschend junge Madame Giry, die in jedem Zoll ihres Körpers Haltung beweist und im Verlauf des Stückes als Puppenspielerin hinter den Kulissen der Handlung erkennbar wird. Anna Carina Buchegger ist die Entdeckung des Abends, als Meg singt sie glockenklar und spielt Christines beste Freundin mit großer Herzenswärme und einem die Bühne ausfüllenden Strahlen.
Oliver Arno erinnert als Raoul nicht ansatzweise an die oft blassen Interpretationen der Rolle. Er zeigt Stärke, kämpft um Christine und steht gesanglich und darstellerisch nie in der zweiten Reihe. Christian Alexander Müller muss als Phantom die fehlende Maske darstellerisch wettmachen und tut dies mit großer Präsenz und Wucht. Dazu kommt eine – trotz eines leichten Kratzens im Hals – durchgehend grandiose gesangliche Leistung. Müller wirft sich mit voller Wucht in die Partie und spielt die gesamte Bandbreite der Gefühle schauspielerisch und gesanglich voll aus. Lisa Antoni schließlich ist als Christine jeden Moment Mittelpunkt der Szene. Sie singt die Partie in opernhafter, aber dennoch jungmädchenhafter Anlage mit spielerischer Leichtigkeit. Berührend ist insbesondere ihr "Könntest du doch wieder bei mir sein". Überzeugend gerät darüber hinaus ihr Wandel vom schüchternen Chormädchen zur einer überraschend selbstbewussten Christine.
"Wag mit mir den letzten Schritt" wird zu einem atemberaubenden und knisternden Pas-de-Deux zwischen Müller und Antoni, die die Rolle mit einer bisher nie gesehenen Facette ausstattet und die Szene mit großer Stimme, Ausstrahlung und mehr als nur einem Schuss Erotik zu einem absoluten Höhepunkt des Stückes macht. Ebenso herausragend gerät auch Christian Alexander Müllers abgrundtiefe verwirrte Verzweiflung nach Christines Kuss.
Insbesondere der zweite Akt hält viele dieser dramatischen und wirklich theatralen Momente bereit, die in einer konzertanten Musicalaufführung bisher kaum in dieser Qualität zu sehen waren. Den Vereinigten Bühnen Wien ist der Mut zu weiteren Produktionen dieser Art zu wünschen. Das Orchester als diesmal nicht nur heimlicher Star, ein innovativer Regisseur und das überragende Ensemble bieten alle Möglichkeiten, weitere Klassiker neu und viel unmittelbarer zu erleben. Bravo!
(Text: Björn Herrmann)

Verwandte Themen: News: Andreas Gergen: In der Andeutung liegt die Kraft (10.10.2012) News: "Das Phantom der Oper" kommt konzertant nach Wien (20.06.2012)
Kreativteam
Besetzung
Produktionsgalerie (weitere Bilder)
Zuschauer-Rezensionen
Die hier wiedergegebenen Bewertungen sind Meinungen einzelner Zuschauer und entsprechen nicht unbedingt den Ansichten der Musicalzentrale.
 7 Zuschauer haben eine Wertung abgegeben:

    29956 die große große Lüge und die Wahrheit
25.03.2013 - CA Müller und Lisa Antoni 70% der Gesang war nur PLAYBACK!
solang, hatte das Publikum nicht in diesem Theater wirklich erstklassigen Sängern gehört wie
Siphiwe McKenzie: eine fantastische stimme ,Emilio Ruggerio mit Bronchitis hat uns jeden Nacht eine Grandiöse C und Einar Th.Guðmundsson unglaubische sänger und schauspieler, alle 3 wahre Sänger,mit einem erstklassigen Gesangstechnik .Vielen dank
Oliver Arno; Perfeckte musical sänger. Chor und Orchester BOMBASTISCH.....vielen Dank.

musicalexpert (erste Bewertung)
    29830 Totaler Musikgenuss!
16.12.2012 - Ein Musical als konzertante Aufführung?? Es es geht sehr gut, wenn es mit soviel Intelligenz auf die Bühne gebracht wird. Danke an die VbWs für ein Phantom, dass mich extra nach Wien zog, um es nach Jahren endlich mal wieder live zu erleben.
Orchester: Erstklassig;
Sänger: Überzeugend bis grandios. Hervorzuheben sind Lisa Antoni und Christian Alexander Müller.
Inszenierung: Leicht unterstützend, auch mit den Projektionen. Trotzdem blieben Musik und Gesang im Vordergrund.
Es war ein einmaliger Abend. Standing Ovations im ganzen Saal.

mikebear (11 Bewertungen, ∅ 3.5 Sterne)
    29823 Ich bin dein Engel der Lieder
10.12.2012 - Es war "Das Phantom der Oper", das mich auf Pfad dem Musical gebracht hat. Leider habe ich das Stück nur ein einziges Mal gesehen. Damals, Anfang des Jahres 1993 im Raimund Theater mit einem damals relativ unbekannten Ethan Freeman. Seitdem schaffe ich irgendwie nicht mehr dieses Stück nochmals zu sehen (obwohl ich seit fünf Jahre jedes Jahr berufsbedingt in London bin und auch die Chance für ein Musical Besuch benutze). Deshalb war ich begeistert, als ich darüber las, dass das Phantom wieder nach Wien kam, auch wenn es nur eine konzertante Aufführung für kurze Zeit war. Die Karten waren schnell gekauft obwohl noch keine nähere Einzelheit bekannt war. Die Freude und Erwartungen waren groß, bis vor zwei Wochen. Die teils vernichtende Kritiken haben mich sehr verunsichert. Deshalb habe ich die Erwartung nach unten korrigiert und mit dem Gedanken:" Selber schauen und eigenen Meinung bilden" die Vorstellung besucht. Und es wurde einen wunderbaren Abend! Gleich an Anfang bei der Auktion Szene lief mir kalt den Rücken hinunter (auch wenn ich bis dato nur eine Vorstellung gesehen hatte, die Schallplatten! der Wiener Aufführung habe ich bestimmt über hundertmal angehört). Als den Orgel mächtig schmetterte, war ich mental voll eingestiegen. Leider war ich ein wenig enttäuscht, als das Orchester anfing zu spielen. Denn im Gegensatz zu dem Orgel was dessen Klang nicht so bombastisch. Doch nach einige Zeiten haben meine Ohren dann daran gewöhnt und das Orchester hat dann so geklungen wie es sein soll: Wundervoll. Die heftig kritisierte Projektion hat mich auch nicht gefallen, doch ich konnte die meiste Zeit sie erfolgreich ignorieren und auf die Darsteller konzentrieren. Das Ballett Paar hingegen hat mich bis auf "Musik der Dunkelheit" nicht so sehr gestört. Meine Meinung nach erfühlt es auch in manche Situation seinen Zweck (z.B. die Ballett Szene in "Il Muto"). Genauso die Notenbücher. Sie werden manchmal auch als Requisiten "zweckentfremdet" (als Phantoms Briefe). Also zwei Dinge, die man nicht unbedingt kritisieren muss. Die "Nebendarstellern" haben alle eine sehr gute Leistung gebracht bis auf Emilio Ruggerio. Sein Piangi war für mich leider schwach. Ramin Dustdar und Reinhard Brussmann waren lustig, Michael Kargus noch lustiger. Siphiwe McKenzie überzeugt mit tolle Stimme und Darstellung. Nur warum musste ich bei ihr ständig an Barbra Streisand in "Meet the Fockers" denken? ;) Nun die drei Hauptakteure: Olver Arno hat eine sehr gute Stimme und spielt auch sehr gut, allerdings war ich nicht sonderlich beeindruckt. Keine Ahnung wieso. Kann sein dass es an den Rolle liegt. Denn Raoul ist für mich halt nur ein Junger Mann der verliebt ist und Sorge um seiner Angebetete macht. Kann man da noch mehr raus holen? Vielleicht, aber ich habe es beim Arno nicht gespürt. Lisa Antoni habe ich beim "Rudolf" live erlebt und befunden, dass sie bestenfalls nur besserer Durchschnitt war. Ich wurde einen besseren belehrt. Sie war als Christin grandios! Eine phänomenale Stimme und intensive Darstellung. Der Höhepunkt ist zweifelsohne "Könntest du doch wieder bei mir sein". Habe selten so bewegenden Moment im Musical erlebt. Nach dieser Darstellung hat sie meiner Meinung nach in die Oberliga der deutschen Musical Szene gesungen. Zu letzt CAM: Unglaubliche Stimme. den schwierigen Titelsong meistert er ohne sichtlichen Mühe (ist nicht so selbstverständlich). "Musik der Dunkelheit" so unglaublich schön gesungen. Leider ist seine Darstellung irgendwie unausgeglichen: manchmal ist er hölzern, dann wieder so intensiv, das man sein Schmerz und Verzweiflung förmlich körperlich spürt. Aber unter Strich ist er doch ein verdammt gutes Phantom. Er und Lisa trugen dazu bei, dass die Aufführung trotz Mangel an Kulissen, Kostüme und Requisiten die ganze Wucht und Emotionen des Stückes an dem Publikum übermittelt. Bei meiner Frau, die noch nie mit Phantom der Oper zu tun hat und eigentlich nur mir zuliebe mitgegangen war, waren die Tränen beim Schlussakt nur so geflossen. :) Also wenn der Phantom jemals wieder in Wien aufführt, würde ich die beiden sehr in die Hauptrollen wünschen. Zum Schluss kann ich sagen, dass es ein sehr spezielles und schönes Abend war. Der Kartenpreis ist leider sehr hoch, doch wir haben uns doch schlussendlich sehr gefreut die Vorstellung besucht zu haben.

CanonKing (erste Bewertung)
    29814 Grandios!
04.12.2012 - Das Wichtigste ist passiert: ich war berührt und geflasht! Somit ist alles gesagt.
LISA & CHRISTIAN 1A. Danke!

NewYork2012 (2 Bewertungen, ∅ 5 Sterne)
    29813 Phantom back in Vienna!
04.12.2012 - So nun auch mein Bericht!
Ich hab die konzertante Version jetzt 5x gesehen. Am Premierenabend war ich noch irritiert und einiges gefiel mir noch nicht so gut. Vorallem das emotionale ging unter.
Aber...es wurde und wird von Tag zu Tag besser!
Mittlerweile bin ich sehr dankbar für diese Version. Es ist neu und es ist anders und ich liebe es diese Geschichte immer wieder NEU zu erleben!
Ich kann mich bei einigen Dingen "wiener" und "Standard" anschliessen.
Zunächst konnte ich mit den Projektionen auch nicht viel anfangen, sie waren teilweise auch störend. So habe ich mich nur auf das wesentliche konzentriert - Orchester, Musik, Darsteller und die Geschichte.
Ich finde alle sehr gut besetzt bis auf Piangi.
Auch Raoul hat sich in den letzten Tagen gesteigert.
Aber besonders hervorzuheben sind das Phantom, Christine und Carlotta.
Ich bin wirklich beeindruckt wie gut Christian Müller das Phantom ohne allem darstellt.
Lisa Antoni ist eine wunderbare Christine. Sie hat mich auch wirklich überrascht.
Auch die beiden Ballett-Tänzer, die für Christine und das Phantom stehen gefallen mir sehr. Zu Beginn konnte ich nicht alles verstehen, aber es wurde besser.
Ich freue mich noch weitere Abende zu erleben und werde es sicherlich sehr vermissen!
Mein Fazit:
Ungewöhnlich auf den ersten Blick, aber durchaus sehenswert!

HetSpook (38 Bewertungen, ∅ 3.4 Sterne)
    29812 Großartig!
04.12.2012 - Nachdem ich die Show jetzt 3 x gesehen habe:
Fazit vorweg: ein großartiger Abend, musikalisch, emotional und ganz großes Kino. Die Dramaturgie des Musicals ist so gut dass es auch ohne Bühnenbild und Kostüme überzeugt, vor allem wenn man so ein Orchester hat.
Das Stück wird also halbszenisch (oder halb konzertant - wie man möchte) aufgeführt. Keine Kostüme (die Herren in Frack oder Smoking, die Damen in Abendkleid) keine Maske, kein Bühnenbild und bis auf die 3 Versteigerungsgegenstände am Anfang der Show keine Requisiten. Das Orchester ist mittig auf der Bühne platziert, der Orchestergraben ist überbaut und dient als Hauptspielfläche. Der Chor steht erhöht hinter dem Orchester, dahinten eine Projektionsleinwand. Neben dem Chor gibt es noch ein Ensemble das agiert.
Der Beginn: überwältigend. Nach der Auktionsszene die quasi als Hörspiel gemacht ist (man sieht den Auktionator nicht, wohl aber Raoul, Mme Giry und die Gegenstände) donnert die Orgel der Overture los wobei das ganze Theater wackelt :-) - dann geht der Hauptvorhang hoch und das Orchester steigt mit ein. Gänsehaut pur.
Die Cast:
C.A. Müller: ein absolut überzeugendes Phantom mit schöner kultivierter Stimme. Emotional und packend. Einige seiner Phrasierungen fand ich nicht so gelungen, weil sie etwas gegen den Text gesungen wurden, aber das schmälert seine Leistung nur ganz wenig.
Lisa Antoni: eine frische Christine. Eine wunderschöne warme hohe Lage. Ich finde, sie hat sich sehr gut entwickelt seit Rudolf, wo ich sie eher kalt fand.
Oliver Arno: in jeder Hinsicht ideal besetzt als Raoul. Optisch und stimmlich bleiben keine Wünsche offen. Auch er hat sich enorm gut entwickelt.
Siphiwe McKenzie: eine herrlich überdrehte Carlotta die sich in den von mir besuchten Shows noch steigern konnte. Außerdem eine tolle Stimme, fast schon zu schön für eine Carlotta.
Emilio Ruggerio: als Piangi leider enttäuschend. Fast sträflich dass er aus dieser Rolle nichts macht, außer unsicher singen. Verschenkt.
Reinhard Brussmann: ideal besetzt als Operndirektor Firmin. Mit Wärme und Humor gespielt und gesungen.
Ramin Dustdar: geht durch als Mr. André, nicht ganz ideal (die Tiefe fehlt ihm etwas) aber sympathisch gespielt.
A.C. Buchegger: eine nette und rollendeckende Meg Giry mit hübscher Stimme.
Michaela Christl: sie macht aus der kleinen Rolle was und hat eine tolle Bühnenpräsenz. Prima.
Die restlichen kleineren Rollen sind alle gut besetzt.
Das Orchester: mit Recht gilt dieses Orchester als vielleicht das beste Musicalorchester in Europa. Da bleiben wirklich keine Wünsche offen. Bombastisch, aber auch klangschön und intensiv. Die Musiker und der Dirigent, Koen Schoots waren vielleicht die wahren Stars des Abends - feiern sie doch ihr 25-jähriges Jubiläum.
Die Ausstattung: gibt es ja eigentlich nicht. Man benutzt aber wie bereits erwähnt Projektionen auf einer Leinwand hinter dem Chor. Und hier kommt auch mein Hauptkritikpunkt des Abends. Ich fand viele der Projektionen schön und passend - Pfiffig fand ich dass der Zuschauerraum des Ronachers abgefilmt wurde und quasi als Opera Populaire dient, die Journey war schön, der Friedhof auch. Aber das Babygesicht und der Monad mit den Augen habe ich nicht verstanden und ich fand es sehr ablenkend. Denn anstatt sich auf die Musik konzentrieren zu können, habe ich mich eher geärgert über die m.E. unnötigen Bilder. Auch der hüpfende Frosch in Il Muto muss nicht sein. Deswegen auch "nur" 4 Sterne - für Musik und Cast absolute 5 Sterne.
Fehlt noch das Tanzpaar: ein schönes Stilmittel an vielen Stellen aber an einigen Stellen auch zu aufdringlich - da wo die Szenen intim sind hätte ich sie nicht gebraucht.
Insgesamt: wenn man noch die Chance hat unbedingt hingehen! Es ist zwar überteuert, aber bedingt durch den sehr guten Sound kann man auch billigere Plätze nehmen. Ich habe Parkett, erster und zweiter Rang gesessen und es klang auf allen Plätzen hervorragend.

Standard (7 Bewertungen, ∅ 3.9 Sterne)
    29806 Das Phantom wieder in Wien
01.12.2012 - Zu Beginn einmal bin ich mit null Erwartungen in das Konzert gegangen. Es blieb mir wahrscheinlich auch nichts anderes übrig, wenn man es letztes Jahr live in der Royal Albert Hall in London das Jubiläumskonzert gesehen hatte.
Meine Erwartungshaltung war eher die, wie man es Konzertant ohne Kostüme und ohne Requisiten (ausser Prolog) hinbekommt, sodass auch ein „Phantom“-Jungfräuliches Publikum die Handlung nachvollziehen kann. Ich habe es für nicht möglich gehalten, aber ich wurde eines besseren belehrt.
Der Regisseur, Andreas Gergen gelang es einerseits mit einfachen Mitteln den Handlungsfluss voranzutreiben, andererseits aber auch der Handlung andere Deutungen zu geben.
So wirkte es vielleicht auf den ersten Blick ein wenig komisch wenn bei einer Phantomszene zum Beispiel bei „Mehr will ich nicht von Dir“-Reprise ein Baby Mond projiziert wird (Erinnerte mich an Heinz Rühmann´s „Lalelu, nur der Mann im Mond schaut zu“).
Im Nachhinein ergab es schon für mich einen Sinn oder besser gesagt eine Deutung der verlorenen Kindheit. Schön fand ich auch die Idee, ein Tanzpaar in der Aussage der Romantik miteinzubeziehen. Der Tänzer als Mitspieler des Phantoms und die Tänzerin als der romantische Gegenpart. Ob bei manchen Szenen (Musik der Dunkelheit zmB.) die Tänze für den Handlungsfluss notwendig waren, bezweifle ich eher.
Aber leider gelang auch nicht alles abgesehen von ein paar unnötigen Projektionen (während Carlotta quakt, eine hüpfende Kröte? Ich denke, wir können uns schon vorstellen, welches Tier mit Quaken gemeint ist). Was ich aber überhaupt nicht nachvollziehen kann, warum alle bis auf eine Ausnahme Notenbücher in der Hand haben? Wenn es gewollt ist, so war dies nur ein Hindernis beim Spielen. Und man machte es ja auch szenisch.
Eine kleine Premiere gab es dennoch. Die Reprise „Engel der Lieder“ in der Friedhofsszene wurde erstmalig als Terzett in deutscher Sprache gezeigt (leider verstand man fast kein einziges Wort beim Raoul, welches aber mehr akustisch bedingt war).
Besetzungsmässig gab es für mich positive Überraschungen. Lisa Antoni (mein Highlight des Abends) gelang darstellerisch wie auch gesanglich eine überzeugende Christine Daaé (gut gelungener Mix zwischen klassischer Sopran und Pop). Vor allem in der Dachszene konnte sie mich sehr berühren. Auch Oliver Arno als ihr Liebhaber Raoul punktete vor allem Darstellerisch. Reinhard Brussmann als Theaterdirektor M.Firmin und Ramin Dustdar als M.André gaben komödiantische Direktoren ab.
Christian Alexander Müller in der Titelrolle sehr gut in Stimme. Nur, der Funke kam nicht immer rüber. Highlight „Musik der Dunkelheit“ wurde eher mehr zu einer Durchschnittsnummer. Die Schlussnummer gelang ihm wieder sehr gut. Aber trotzdem ein sehr talentierter Künstler.
Madame Giry (Michaela Christl) eher unscheinbar und auch vom Karakter der Mdm. Giry ein bisschen weit entfernt. Carlotta (Siphiwe Mckenzie) war zwar gut, aber es fehlte ein wenig das Diva-hafte. Sehr auffallend negativ und auch die Enttäuschung des Abends Emilio Ruggerio als Piangi. Zwar ein perfekt klassischer Tenor. Nur es erweckte bei mir den Eindruck, als hätte er seine Partitur nicht genau einstudiert. Vor allem hatte er Probleme mit manchen Einsätzen.
Das Jubilar-Kind, das Orchester der VBW unter Koen Schoots gab wie gewohnt ihre Qualität.
Fazit: Auf den ersten Blick vielleicht ein wenig Gewöhnungsbedürftig. Wenn man über ein paar Schwächen hinwegsieht, wird einen schönen Abend haben.

wiener (6 Bewertungen, ∅ 3.8 Sterne) 
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| Handlung | Die Katakomben der Pariser Oper sind Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts Heimat eines grausam entstellten Mannes. mehr Versteckt in den dunklen Gängen, das Gesicht hinter einer Maske verborgen, begeht der phantomhafte Mann grausame Taten, um seiner heimlichen Muse Christine Daee zu Hauptrollen in den Opernaufführungen des Hauses zu verhelfen. Der im Theater schnell als "Phantom der Oper" berüchtige Mann fordert jedoch einen hohen Preis: die Liebe seiner Muse. Hin- und her gerissen zwischen ihrer Jugendliebe Raoul Vicomte de Chagny und ihrem Gönner wird Christine schließlich Zeugin eines erbitternden Zweikampfs der beiden Männer.
| Weitere Infos | Das Musical von Sir Andrew Lloyd Webber und Richard Stilgoe feiterte am 9. Oktober 1986 am Her Majesty's Theatre in London Premiere. Ausgezeichnet mit sieben Tony Awards, ist "Das Phantom der Oper" das Broadway-Musical mit der bisher längsten Laufzeit sowie das West-End-Musical mit der zweitlängsten Laufzeit. Die deutschsprachige Erstaufführung fand am 20. Dezember 1988 im Theater an der Wien statt. In Deutschland wurde das Stück zum ersten Mal am 29. Juni 1990 im eigens dafür erbauten Theater Neue Flora in Hamburg aufgeführt. Berühmte Darstellter der Uraufführung waren Michael Crawford als Phantom, Sarah Brightman als Christine und Steve Barton als Raoul. In der Wiener Premiere spielten Alexander Goebel, Luzia Nistler und Alfred Pfeifer diese Rollen, in Hamburg Peter Hofmann, Anna Maria Kaufmann und Hartwig Rudolz.
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Die Kriterien für unsere Kurzbewertungen (Stand: Dezember 2014)
Buch*: Ist die Handlung in sich schlüssig? Kann die Story begeistern? Bleibt der Spannungsbogen erhalten oder kommt Langeweile auf?
NICHT: Besonderheiten der konkreten Inszenierung des Theaters.
Kompositionen*: Fügen die Kompositionen sich gut in das Stück ein? Haben die Songs Ohrwurmcharakter? Passen die gewählten Texte auf die Musik? Transportieren Text und Musik die selbe Botschaft?
NICHT: Orchestrierung, Verständlichkeit des Gesangs der Darsteller in der aktuellen Inszenierung.
* werden nur bei neuartigen Produktionen (z.B. Premiere, deutsche Erstaufführung usw.) vergeben
Inszenierung: Wie gut wurde das Stück auf die Bühne gebracht? Stimmen die Bilder und Charaktere? Bringt der Regisseur originelle neue Ansätze ein?
NICHT: Wie gut ist die Handlung des Stücks an sich oder die mögliche Übersetzung?
Musik: Kann die musikalische Umsetzung überzeugen? Gibt es interessante Arrangements? Ist die Orchesterbegleitung rundum stimmig? Muss man bei Akustik oder Tontechnik Abstriche machen?
NICHT: Sind die Kompositionen eingängig und abwechslungsreich? Gibt es Ohrwürmer? Gefällt der Musikstil?
Besetzung: Bringen die Darsteller die Figuren glaubwürdig auf die Bühne? Stimmen Handwerk (Gesang, Tanz, Schauspiel) und Engagement? Macht es Spaß, den Akteuren zuzuschauen und zuzuhören?
NICHT: Sind bekannte Namen in der Cast zu finden?
Ausstattung: Setzt die Ausstattung (Kostüme, Bühnenbild, Lichtdesign etc.) die Handlung ansprechend in Szene? Wurden die zur Verfügung stehenden Möglichkeiten optimal genutzt? Bieten Bühne und Kostüme etwas fürs Auge und passen sie zur Inszenierung?
NICHT: Je bunter und opulenter ausgestattet, desto mehr Sterne.
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Leider keine aktuellen Aufführungstermine. |
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