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 Revue
Hinterhalt im Elfenwald Durchgeknallt im Elfenwald II
© Udo Krause
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Musical in Schwedt? Die Uckermärkischen Bühnen überraschen wieder mit einer tollen Eigenproduktion, die sich andere Häuser dieser Größe zum Vorbild nehmen sollten.
(Text: Kai Wulfes) Premiere: | | 29.09.2012 | Rezensierte Vorstellung: | | 29.09.2012 | Letzte bekannte Aufführung: | | 06.09.2014 |
Puck ist populär. Der Waldgeist grinst verschmitzt von Postkarten und kann als wuschelige Puppe im Foyer erworben werden. Der Star aus „Durchgeknallt im Elfenwald“, einer 2010 an den Uckermärkischen Bühnen uraufgeführten Musical-Compilation-Show nach Motiven von Shakespeares „Sommernachtstraum“, braucht in der Fortsetzung nur stumm auf die Bühne zu treten, schon brandet Applaus auf. Diesen Vorschusslorbeeren wird Susanne von Lonski, die wieder im haarigen Koboldkostüm steckt, mehr als gerecht. Ihr Puck ist einfach hinreißend. Die Darstellerin tobt mit einer ungeheuerlichen Bühnenpräsenz über die sehr breite Bühne des Schwedter Hauses und spielt sich mit verschmitzter Mimik und einer gehörigen Portion Humor direkt in die Herzen des Publikums. Wie nebenbei singt von Lonski dazu mit einer sicher geführten, atemberaubenden Power-Stimme. „All For Love“, im Duett dargeboten mit Matthias Manz (Smutje), gerät zu einem der musikalischen Höhepunkte der Show.
© Udo Krause
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Doch auch die restliche Besetzung muss sich gesanglich nicht verstecken: Mit einem komödiantisch wie stimmlich auf den Punkt gebrachten „Heiß geliebt“ bringen Nadine Aßmann (Elfe Kleemone) und Nina Baukus (Elfe Dioptrine) den Saal ebenso zum Kochen, wie Ines Heinrich (Harpyie) mit ihren beiden rockigen Soli „Die Fäden in der Hand“ und „Schlüssel zur Macht“. Gesanglich top sind auch Saskia Dreyer (Titania) sowie Claire Varga und Dirk Weidner als zwielichtig-witziges Piratenpärchen. Stefan Bräuler (Oberon) wandelt sich glaubhaft vom verwöhnten Elf zum Helden mit Herrscherambitionen, trifft allerdings in seinen Gesangsstücken trotz solider Mittellage nicht immer den richtigen Ton. Auch wenn „Probier’s mal mit Gemütlichkeit“ im Duett mit Puck ein richtiger Abräumer ist, mogelt sich Daniel Heinz (Pumpernick) eher mit Sprechgesang durch den Song. Den tollpatschigen Gegenpart zum kecken Kobold überzeichnet Heinz zudem ziemlich klamaukig in Richtung Kindertheater.
Der Schwachpunkt von „Hinterhalt im Elfenwald“ liegt im Buch. Das Autoren-Team (Jan Kirsten, Max Beinemann, Uli Herrmann-Schroedter, Maren Rögner, Reinhard Simon) baut in der als Vorgeschichte zum Sommernachtstraum konzipierten Mischung aus Fantasy-Spektakel und Freibeuter-Abenteuer zwei Handlungsstränge auf, die in drei Stunden etwas langatmig und bemüht zusammengeführt werden. Um das Elfenreich von der fiesen Harpyie, einem gewaltigen Vogelwesen das bedrohlich und wild kreischend über die Bühne schwebt, zu befreien, muss Puck einen Elfenkönig finden und drei Prüfungen bestehen. Zum Happy End verhelfen dem Stück die auf der Elfeninsel gestrandeten Piraten, wobei sich gerade die letzte halbe Stunde zieht, indem eine endlos wirkende Kette an Finalsongs aneinandergereiht wird: „Der ewige Kreis“ folgt auf „Summer Nights (Tell Me More)“, an den sich ein von Eliza Holubowska rasant-effektvoll choreografiertes „You Can’t Stop The Beat“ anschließt. Erfreulicherweise bedient sich die Show nicht im Lloyd-Webber-Fundus, sondern bringt neben Filmmusik und einem überraschend eingefügten „Highway To Hell“ (ACDC) Musical-Musik, die die wenigsten im Saal kennen. Die 5-Mann-Band „takayo & Freunde“ ist im Orchestergraben ein stimmungsvoller und zuverlässiger Begleiter durch ein Repertoire zwischen „Wicked“, „Rudolf“, „Tabaluga & Lilli“ und „Hairspray“.
© Udo Krause
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In Frauke Bischingers schlicht-stimmungsvoller Pflanzenwelt kommen ihre bis in kleinste Details sehr aufwändig gestalteten Naturgeister- und Fantasy-Kostüme hervorragend zur Geltung. Video-Animationen auf Rückwand und Zwischenvorhängen (Constantin Hein) schaffen zusätzlich stimmungsvolle Räume, die Reinhard Simon für seine liebevolle, in der Personenführung detailreiche Inszenierung nutzt. Allerdings verschenkt er gleich zu Beginn den Schiffbruch der Piraten, die eine Unterwasserwelt mit lauerndem Hai durchschwimmen. Sehr schön anzuschauen, doch in der gezeigten Weise dramaturgisch überflüssig und zu lang.
Dennoch: „Hinterhalt im Elfenwald“ ist eine unterhaltsame, mit viel Liebe zum unterhaltsamen Musiktheater gemachte Show mit tollen Darstellern. Das verlangt nach einem dritten Auftritt von Puck!
(Text: kw)

Verwandte Themen: Produktion: Durchgeknallt im Elfenwald (Uckermärkische Bühnen Schwedt (ubs) Schwedt (Oder))
Kreativteam
Besetzung
| Windsängerin/Titania | | Saskia Dreyer
| | | Puck | | Susanne von Lonski
| | | Lady Gertrude van de Velden, genannt Korsaren-Gertie | | Claire Varga
| | | Captain James William Bellamie, Pirat | | Dirk Weidner
| | | Jim Gülmen Özüpek, genannt Stiefelsohlen-Jim, Smutje | | Matthias Manz
| | | Gorlon, Faun/Orakel | | Ireneusz Rosinski
| | | Meddosch, Faun | | Uwe Schmiedel
| | | Harpyie/Waldgötting | | Ines Heinrich
| | | Pumpernick, Kobold, ein Wabbelrumpfler | | Daniel Heinz
| | | Oberon | | Stefan Bräuler
| | | Kleemone | | Nadine Aßmann
| | | Dioptrine/Einhorn | | Nina Baukus
| | | Spinnweb | | Ireen Kautz
| | | Elfe | | Judith Przygoda,
| | | Irrlichter | | Nadine Aßmann Ireneusz Rosinski Uwe Schmiedel
| | | Wichtel | | Sophie Kautz
| | | Piraten-Double | | Frank Mehl Monique Prehl Christin Prehn
| | | Waldspinne Raupe Seestern | | Frank Mehl Monique Prehl Christin Prehn
| | Damen und Herren des Tanztheaters VOGUE, Gryfino [als weitere Faune bzw. Elfen]
| | | Band | | takayo Freunde
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Produktionsgalerie (weitere Bilder)
Zuschauer-Rezensionen
Die hier wiedergegebenen Bewertungen sind Meinungen einzelner Zuschauer und entsprechen nicht unbedingt den Ansichten der Musicalzentrale.
 1 Zuschauer hat eine Wertung abgegeben:

    29734 Hinterhalt Einmal anders!
02.10.2012 - Wieder eine Superleistung für dieses kleine Haus! Viele Große Häuser können sich bei einer Umgarnung von, "The Best of Musicals", mehr als eine Scheibe hier abschneiden!
Bravo/ Brava Schwedt!

chef de cuisine (14 Bewertungen, ∅ 3.5 Sterne) 
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Die Kriterien für unsere Kurzbewertungen (Stand: Dezember 2014)
Buch*: Ist die Handlung in sich schlüssig? Kann die Story begeistern? Bleibt der Spannungsbogen erhalten oder kommt Langeweile auf?
NICHT: Besonderheiten der konkreten Inszenierung des Theaters.
Kompositionen*: Fügen die Kompositionen sich gut in das Stück ein? Haben die Songs Ohrwurmcharakter? Passen die gewählten Texte auf die Musik? Transportieren Text und Musik die selbe Botschaft?
NICHT: Orchestrierung, Verständlichkeit des Gesangs der Darsteller in der aktuellen Inszenierung.
* werden nur bei neuartigen Produktionen (z.B. Premiere, deutsche Erstaufführung usw.) vergeben
Inszenierung: Wie gut wurde das Stück auf die Bühne gebracht? Stimmen die Bilder und Charaktere? Bringt der Regisseur originelle neue Ansätze ein?
NICHT: Wie gut ist die Handlung des Stücks an sich oder die mögliche Übersetzung?
Musik: Kann die musikalische Umsetzung überzeugen? Gibt es interessante Arrangements? Ist die Orchesterbegleitung rundum stimmig? Muss man bei Akustik oder Tontechnik Abstriche machen?
NICHT: Sind die Kompositionen eingängig und abwechslungsreich? Gibt es Ohrwürmer? Gefällt der Musikstil?
Besetzung: Bringen die Darsteller die Figuren glaubwürdig auf die Bühne? Stimmen Handwerk (Gesang, Tanz, Schauspiel) und Engagement? Macht es Spaß, den Akteuren zuzuschauen und zuzuhören?
NICHT: Sind bekannte Namen in der Cast zu finden?
Ausstattung: Setzt die Ausstattung (Kostüme, Bühnenbild, Lichtdesign etc.) die Handlung ansprechend in Szene? Wurden die zur Verfügung stehenden Möglichkeiten optimal genutzt? Bieten Bühne und Kostüme etwas fürs Auge und passen sie zur Inszenierung?
NICHT: Je bunter und opulenter ausgestattet, desto mehr Sterne.
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