 Generationen-Komödie
Ich war noch niemals in New York Heute beginnt der Rest deines Lebens
© Stage Entertainment
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Die Stage präsentiert in Oberhausen eine solide Produktion mit Witz und Charme, die sicherlich auch im Ruhrgebiet ihr Publikum finden wird.
(Text: Maik Frömmrich) Premiere: | | 05.12.2012 | Rezensierte Vorstellung: | | 05.12.2012 | Dernière: | | 24.10.2013 |
Nach Hamburg und Stuttgart legt das Musical mit der Musik von Udo Jürgens nun also als dritte deutsche Station in Oberhausen an. Leider haben es Regisseurin Carline Brouwer und das Kreativteam versäumt, auf dem Weg einige Mängel zu beseitigen, die besonders im ersten Akt dem Voranschreiten der Handlung im Wege stehen. So fühlt man sich zwischenzeitlich mehr in einem Revuepalast als in einem Musicaltheater, wenn nahezu jeder Song mit einer unmotivierten Chorus Line endet. Chorus Lines sind per se nichts Schlechtes, aber sie unterbrechen und bremsen die Handlung, auch wenn sie noch so schön anzusehen perfekt präsentiert sind.
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So richtig Fahrt nimmt das Stück dann auch erst gegen Ende des ersten Aktes auf, wenn in einer wunderbar inszenierten Szene ein klassisches Merkmal der Boulevardkomödie zitiert wird. In der Hochzeitsuite mit mehreren Türen kommen und gehen die jeweiligen Protagonisten und müssen sich in den verschiedensten Konstellationen immer wieder in für den Zuschauer witzigen Situationen beweisen. Im zweiten Akt wird zu Gunsten der Handlung der revuelastige Anteil minimiert und dafür werden starke intime Momente präsentiert, die den doch eher klischeebeladenen Figuren mehr Tiefe verleihen sollen und dem Zuschauer die Möglichkeit geben, sich auch emotional zu binden.
Zusätzlich wurden kleine Änderungen eingefügt, die sich auf die lokalen Begebenheiten beziehen. So kann man in einer Szene zu Beginn im Hintergrund den Gasometer von Oberhausen und auch einen Zechenförderturm sehen, in einer anderen Szene mit überdimensionalem Navigationssystem geht es vorbei an Castrop-Rauxel und Herne. Außerdem heißt die Leitung vom Altersheim passenderweise Frau Alteisen und spricht herrlichsten Ruhrpott-Dialekt. Letztendlich dient dies alles nur als Rahmen für die beliebten und bekannten Songs von Udo Jürgens, die mit viel Drive vom Orchester wiedergegeben werden. Manchmal allerdings auch ein wenig zu laut und blechern scheppert die Musik durch den Theatersaal, was durchaus der Tonabmischung geschuldet sein kann, denn auch die Verständlichkeit der Darsteller war am Premierenabend nicht durchgehend gewährleistet. Und das ist wirklich schade, denn das gesamte Ensemble, angeführt von Charlotte Heinke und Karim Khawatmi, präsentiert sich mit viel Elan und Spielfreude und versucht von Beginn an, das Publikum mitzureißen. Die beiden Hauptdarsteller haben ihre Rollen bereits in Stuttgart gespielt und geben ihre Charakterportraits dementsprechend routiniert. Beide können im ersten Akt mit Witz überzeugen, noch stärker allerdings liegen beiden die intensiven emotionalen Szenen im zweiten Akt.
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Uli Scherbel und Vladimir Korneev als schwule Sidekicks machen das, was ihren Rollen in erster Linie zugeschrieben wird. Sie unterhalten, versprühen Spaß und präsentieren mit viel Verve "Ein ehrenwertes Haus" und "Griechischer Wein", zwei von vielen Hits, die das Musical zu bieten hat. Schade eigentlich, dass schwule Figuren immer noch typisch feminin ausgelegt werden müssen, verzerren diese Abziehbilder doch die allgemeine Wahrnehmung der homosexuellen Bevölkerung. Aber vielleicht kann das Publikum den innigen Kuss des Pärchens nur verkraften, wenn es vorher mit ausreichenden klischeebeladenen Kalauern befriedigt wurde. Als Rentnerpaar auf der Flucht nach New York spielen sich schließlich Gisela Kraft und Ernst Wilhelm Lenik durch ihre natürlich sympathische Art ohne Umwege in die Herzen des Publikums. Besonders Lenik begeistert mit seinem komischen Timing und einer Mischung aus Trotteligkeit, Naivität und Verliebtheit. Solch einen Großvater möchte man gerne zu Hause haben. "Ich war noch niemals in New York" kann als reines Musical nicht durchgehend überzeugen. Wenn man es aber als kurzweiliges, seichtes, klischeebeladenes Vergnügen zwischen Revue und Boulevardkomödie betrachtet, dessen einziges Ziel es ist, zu unterhalten, und das vor allem durch die Songs und die Leistung der Darsteller getragen wird, kann man durchaus einen vergnüglichen Abend haben.
Musical von Udo Jürgens (Musik), Gebriel Barylli und Christian Struppeck (Buch)
(Text: mf)

Verwandte Themen: News: Udo-Jürgens-Musical kommt nach Oberhausen (22.05.2012)
Kreativteam
Besetzung
| Lisa Wartberg | | Charlotte Heinke, (Susanna Panzner) (Nina Janke)
| | | Axel Staudach | | Karim Khawatmi, (Markus Maria Düllmann) (Patrick Schenk)
| | | Maria Wartberg | | Gisela Kraft, (Vitesha Benda) (Imogen-Maria Coupke)
| | | Otto Staudach | | Ernst Wilhelm Lenik, (Hans-Dieter Heiter) (Wolfgang Scheiner)
| | | Fred Hoffmann | | Uli Scherbel, (Maik Lohse) (Florian Theiler) (Tobias Weis)
| | | Costa Antonidis | | Vladimir Korneev, (Maté Gyenei) (Florian Theiler)
| | | Steward | | Eric Minsk, (Christopher Jonas) (Maik Lohse) (Tobias Weis)
| | | Frau Menzel | | Cemile Bakanyildiz, (Sanne Buskermolen) (Julieta Anahi Frias)
| | | Frau Alteisen | | Susanna Panzner, (Cemile Bakanyildiz) (Nina Janke)
| | | Kapitän | | Markus Maria Düllmann, (Markus Hanse) (Patrick Schenk) (Marc Schlapp)
| | | Ensemble | | Cemile Bayanyildiz Markus Maria Düllmann Maria Einfeldt Daniella Foligno Maté Gyenei Markus Hanse Nic Ineson Nina Janke Maik Lohse Esther Mink Eric Minsk Susanna Panzner Jennifer Pöll Tara Randell Patrick John "PJ" Rebullida Patrick Schenk Marc Schlapp Florian Theiler Tobias Weis
| | | Swings | | Sanne Buskermolen Alan Byland Damian Czarnecki Julieta Anahi Frias Farid Halim Andrew Hunt Christoph Jonas AJ Norwell Richard Patrocinio Karina Rapley
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Produktionsgalerie (weitere Bilder)
Zuschauer-Rezensionen
Die hier wiedergegebenen Bewertungen sind Meinungen einzelner Zuschauer und entsprechen nicht unbedingt den Ansichten der Musicalzentrale.
 7 Zuschauer haben eine Wertung abgegeben:

    29977 Toll für Udo Jürgens-fans und unterhaltsam
23.04.2013 - Sonst mag ich keine Schlagermusik, aber meine Mutter musste die Show unbedingt sehen. Also sind wir hin und ich muss sagen, ich war echt positv überrascht! Es war total witzig und unterhaltsam, wenn man nicht zu viel Ansprüche an die Geschichte und Handlung hat. Die Musik kennt man ja, man muss einfach mitklatschen. Die Darsteller waren auch sehr gut und haben ihre Rollen total gut gespielt. Charlotte Heinke mit ihrer tollen Stimme und Ausstrahlung und Ulli Scherbel haben mir am besten gefallen und auch die Darstellerin die Fr. Alteisen gespielt hat war super! Ich hatte nach der Show einfach nur gute Laune und kann echt nur empfehlen, es anzuschauen. Mich hat es total mitgerissen!

MarylinSmash (5 Bewertungen, ∅ 4.6 Sterne)
    29891 Fred alias Uli Scherbel
07.02.2013 - Nun war ich heute das zweite Mal in der Show und bin wieder beglückt und fröhlich nach der Show aus dem Theater rausgegangen. Was für ein schönes Musical, Gute Laune pur. Wirklich sehr zu empfehlen! Von den Darstellern hat mich wieder Uli Scherbel als Fred am meisten beeindruckt, diese super Ausstrahlung, der ausgezeichnete Gesang und das alles mit ganz vielen Funken die von ihm aus, aufs Publikum überspringen. Bravo!

Marwin (2 Bewertungen, ∅ 5 Sterne)
    29863 Super lustiger Abend
13.01.2013 - Die Stimmung war von Anfang an sehr belebend. Es waren natürlich viele bekannte Lieder die zum Mitsingen annimierten. Das Alter des Publikums war von Jung bis Alt alles dabei. Das Bühnenbild hat mich sehr positiv überrascht. es waren viel wechselbare Kulissen. Am besten fand ich persönlich "Willkommen in der Hölle". Da wollte man aufspringen und mittanzen! Auch das Knallbonbon am ende war super. Falls man mal was für einen lustigen Abend sucht seit ihr hier genau RICHTIG!
Schaut es euch an, es lohnt sich!

Theater55 (15 Bewertungen, ∅ 2.6 Sterne)
    29831 Merkwürdig...
17.12.2012 - ..dass hier Meinungen, die der des obigen Autors widersprechen, kurzfristig einfach entfernt werden, ist man bei der muz so kritikunfähig??? Zensur ist im 21. Jahrhundert also nicht nur in Russland üblich...daran, dass das Stück beste Unterhaltung und Gute Laune vermittelt, ändert dies allerdings nichts.

NordlichtHB (32 Bewertungen, ∅ 3 Sterne)
    29825 Premiere war doch super!
10.12.2012 - Ich erlebte eine super Premierenvorstellung und ich habe mich sehr amüsiert. Den Vorwurf nur Klischees gesehen zu haben, kann ich nicht nachvollziehen. Gerade bei Costa und Fred haben die Zuschauer um mich herum bei allem Spass auch mitgefühlt. Als offen schwul lebender Mann fand ich die Darstellung der beiden sehr gelungen. Zumal beim Ehrenwerten Haus durchaus gerockt wurde und das sehr maskulin! Vielleicht hat Herr Frömmrich wie so viele schwule Männer ein Problem mit der weiblichen Seite. Aber schwule Männer, insbesondere Theater und Kunstschaffende sind so wie sie auf der Bühne dargestellt werden, ob das jetzt Klischee ist oder nicht sei mal dahin gestellt. Meine Freunde und ich fanden es klasse so etwas in einem Musical zu sehen. Das Stück bietet Unterhaltung auf hohem Niveau und wir werden auf alle Fälle nochmal vorbeischauen. Wie schade, dass dieser schöne Theaterabend mal wieder kulturkritisch negativ auseinandergenommen wurde, aber das ist ja auch schon wieder ein Klischee...

Klischee (erste Bewertung)
    29824 Hält sich in Grenzen
10.12.2012 -

lumiere45 (erste Bewertung)
    29818 Begeisterung
07.12.2012 - Herzlichen Glückwunsch zu dieser wirklich guten Produktion! Die obengenannte Kurzbewertung, empfinde ich als Frechheit!
Bei diesen Darstellern sprang der Funke rüber ins Publikum. Sie hatten soviel Energie und Spaß an ihrem Spiel, dass ich den Abend sehr genießen konnte und wirklich gut gelaunt aus dem Theater kam. Besonders hervorheben möchte ich Uli Scherbel und Karim Khawatmi. Uli Scherbel sang hervorragend, sein Charme, seine Power, einfach genial. Auch Karim Khawatmi überzeugte an diesem Abend sehr mit seiner Ausdruckskraft! Vielen Dank für diesen wunderbaren Abend! Ich werde das Musical in Oberhausen weiterempfehlen! Ach so noch etwas, ich fand den Ton sehr gut ausgesteuert!

Susanne (3 Bewertungen, ∅ 4.7 Sterne) 
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