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 Tanz-Musical
Top Hat Let's Face the Music and Dance
© Brinkhoff/Mögenburg
© Brinkhoff/Mögenburg
Der erfolgreiche Film mit Fred Astaire und Ginger Rogers und mit einem der bekanntesten Songs von Irving Berlin ("Cheek to Cheek") funktioniert auch auf der Bühne. Regisseur Matthew White adaptiert dafür fast eins zu eins die Szenen aus dem Film, ergänzt mit weiteren Songs von Berlin, lässt dabei aber letztendlich Innovation vermissen.
(Text: Maik Frömmrich) Premiere: | | 09.05.2012 | Rezensierte Vorstellung: | | 27.07.2013 | Dernière: | | 26.10.2013 |
Dem Ursprung entsprechend präsentiert sich die gesamte Produktion sehr old-fashioned, mit vielen gelungenen Tanzeinlagen von Stepptanz bis Ballroom. Das Bühnenbild und auch die Kostüme spiegeln die Zeit wider, wirken aber auf Dauer doch recht schlicht.
Bühnenbildnerin Hildegard Bechtler arbeitet überwiegend mit marmor-beige-farbenen Lamellen sowie verschiedensten Requisiten/Möbelstücken und einer Drehbühne, um die diversen Örtlichkeiten (Hotelzimmer, Bühne, Tanzsaal usw.) entstehen zu lassen. Alles wirkt passend, entspricht dem Zeitraum, in der das Stück spielt, und doch bleibt das Gefühl, dass auch jedes größere Stadttheater ein ähnliches oder sogar beeindruckenderes Bühnenbild für eine solche Show kreieren könnte. Dazu kommen die Kostüme von Jon Morrell, die wie das Bühnenbild die Zeit und Epoche gut präsentieren, aber insgesamt auch nicht weiter beeindrucken, da Schlichtheit und unauffällige Farben dominieren.
Wenn die visuelle Seite stimmig, aber eben doch gleichzeitig enttäuschend ist, muss das Ensemble umso stärker sein. Dieses präsentiert sich durchweg spielfreudig, tänzerisch und gesanglich auf hohem Niveau und kann das Publikum nach der ein oder anderen Tanznummer (Choreografie: Bill Deamer) zu Jubelstürmen hinreißen. Wichtiger noch aber ist die Leistung der Hauptdarsteller in den Fred Astaire- bzw. Ginger Rogers-Rollen: Mit Gavin Lee und Kristen Beth Williams hat man für diese Screwball Comedy - eine klassische Verwechslungskomödie - zwei sehr gute Darsteller gefunden, die allerdings die Originalinterpreten nicht vergessen machen.
Gavin Lee gibt den Star Jerry Travers, der von New York nach London kommt, um eine neue Show zu eröffnen, charmant und immer ein wenig verspielt. Wirkliche Probleme gibt es für Jerry nicht, er möchte letztendlich nur die Eine für sich gewinnen. Tänzerisch und gesanglich gibt es bei einem Profi wie Lee, der bereits in "Mary Poppins" das Publikum begeisterte, nichts zu bemängeln. Der große Wow-Effekt bleibt allerdings aus.
Dasselbe gilt für sein Gegenüber. Kristen Beth Williams gibt Dale Tremont als schlagfertige, nicht zu unterschätzende Persönlichkeit, die die ganze Zeit irrtümlicherweise denkt, dass Jerry Travers der Ehemann einer Freundin ist und sich bis kurz vor der Auflösung windet, sich in ihn zu verlieben. Williams und Lee harmonisieren sehr gut, spielen sich die netten Pointen gekonnt zu und bringen ihre entstehende Zuneigung gut zur Geltung. Williams Stimme will allerdings nicht immer zu ihren Liedern passen.
Da das Buch recht seicht daher kommt, genau wie viele kleinere Gags, die Konflikte sehr einfach und oberflächlich sind und alles in einer "heilen Welt" erzählt wird, plätschert das ganze Stück ohne nennenswerte Höhepunkte vor sich hin. Es ist durchaus unterhaltsam und kurzweilig, doch hat Regisseur White verpasst, einige magische Momente zu kreieren, die doch eigentlich auch so klassisch in den alten Musicalfilmen vorkommen. Allein ein wenig Bodennebel, ein ausgefalleneres und farbenfroheres Lichtdesign (Peter Mumford) und das ein oder andere kreativere Kostüm hätten vielleicht schon gereicht. So bleibt es bei einem kurzweiligen Abend netter Unterhaltung für Fans von altmodischen Musicals .
Das Stück erhielt folgende Laurence Olivier Awards 2013:
- Bestes neues Musical - Beste Choreogafie - Beste Kostüme
(Text: mf )

Kreativteam
Besetzung
Frühere Besetzungen? Hier klicken Besetzungsübersicht über die Londoner Spielzeit (soweit bekannt):
Jerry Travers -
Tom Chambers (19.04.12 - 03.02.13)
Gavin Lee (05.02. - 26.10.13)
Dale Tremont -
Summer Strallen (19.04.12 - 24.11.12)
Charlotte Gooch (27.11.12 - 03.02.13)
Kristen Beth Williams (05.02.13 - 26.10.13)
Horace Hardwick -
Martin Ball (19.04.12 - 03.02.13)
Clive Hayward (05.02.13 - 26.10.13)
Madge Hardwick -
Vivien Parry (19.04.12 - 26.10.13)
Alberto Beddini -
Ricardo Afonso (19.04.12 - 03.02.13)
Alex Gaumond (05.02.13 - 03.08.13)
Russell-Leighton Dixon (06.08.13 - 26.10.13)
Bates -
Stephen Boswell (19.04.12 - 26.10.13)
Produktionsgalerie (weitere Bilder)

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Die Kriterien für unsere Kurzbewertungen (Stand: Dezember 2014)
Buch*: Ist die Handlung in sich schlüssig? Kann die Story begeistern? Bleibt der Spannungsbogen erhalten oder kommt Langeweile auf?
NICHT: Besonderheiten der konkreten Inszenierung des Theaters.
Kompositionen*: Fügen die Kompositionen sich gut in das Stück ein? Haben die Songs Ohrwurmcharakter? Passen die gewählten Texte auf die Musik? Transportieren Text und Musik die selbe Botschaft?
NICHT: Orchestrierung, Verständlichkeit des Gesangs der Darsteller in der aktuellen Inszenierung.
* werden nur bei neuartigen Produktionen (z.B. Premiere, deutsche Erstaufführung usw.) vergeben
Inszenierung: Wie gut wurde das Stück auf die Bühne gebracht? Stimmen die Bilder und Charaktere? Bringt der Regisseur originelle neue Ansätze ein?
NICHT: Wie gut ist die Handlung des Stücks an sich oder die mögliche Übersetzung?
Musik: Kann die musikalische Umsetzung überzeugen? Gibt es interessante Arrangements? Ist die Orchesterbegleitung rundum stimmig? Muss man bei Akustik oder Tontechnik Abstriche machen?
NICHT: Sind die Kompositionen eingängig und abwechslungsreich? Gibt es Ohrwürmer? Gefällt der Musikstil?
Besetzung: Bringen die Darsteller die Figuren glaubwürdig auf die Bühne? Stimmen Handwerk (Gesang, Tanz, Schauspiel) und Engagement? Macht es Spaß, den Akteuren zuzuschauen und zuzuhören?
NICHT: Sind bekannte Namen in der Cast zu finden?
Ausstattung: Setzt die Ausstattung (Kostüme, Bühnenbild, Lichtdesign etc.) die Handlung ansprechend in Szene? Wurden die zur Verfügung stehenden Möglichkeiten optimal genutzt? Bieten Bühne und Kostüme etwas fürs Auge und passen sie zur Inszenierung?
NICHT: Je bunter und opulenter ausgestattet, desto mehr Sterne.
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