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 Biografical
Evita Wach auf Argentinien!
© Joerg Metzner
© Joerg Metzner
Das Landestheater Neustrelitz zeigt Andrew Lloyd Webbers Biografie-Musical über Eva Perón in einer gelungenen, bildgewaltigen Inszenierung (Reinhard Friese) im minimalistisch gestaltetem Bühnenbild (Günter Hellweg). Das hauseigene Musiktheater-Ensemble wird ergänzt durch hochkarätige Gäste (Katja Berg als Evita, Fabian Egli als Che).
(Text: Kai Wulfes) Premiere: | | 05.05.2012 | Rezensierte Vorstellung: | | 05.05.2012 | Letzte bekannte Aufführung: | | 30.01.2014 |
Eva Peróns Tod gleicht dem Dahinscheiden einer Heiligen im Strahlenkranz. Mit dem entscheidenden Unterschied, dass Regisseur Reinhardt Friese die letzten Minuten im Leben der vom einfachen Volk vergötterten Präsidentengattin im eiskalten Licht von zwölf Neonröhren beleuchten lässt, die von im Halbkreis um das Todeslager gruppierten Krankenschwestern gehalten werden. Eine gespenstische Szene, die nach dem Erlöschen des Lichts für einige Momente betroffenen Schweigens im Zuschauerraum sorgt.
Schwarz und Weiß dominieren die ausdrucksstarken Bilder in Frieses bis zum letzten Moment fesselnder Inszenierung, die auf jegliche Südamerika-Folklore verzichtet. Stattdessen macht der Regisseur nicht nur die im gleichnamigen Song fließenden Spendengelder sichtbar, auch klettern aus Evas Lotterbett nacheinander ihre ausgemusterten Liebhaber. Den Höhepunkt der Evita-Verehrung visualisiert Friese, indem er Eva Perón in einem Käfig stehend engelsgleich in den kahlen Bühnenraum (Günter Hellweg) einschweben lässt. Das dunkel gewandete Volk gruppiert der Regisseur darunter auf dem im Zentrum platzierten schwarzen Lack-Rundpodest und lässt es die helle Lichtgestalt zum Song „Wein nicht um mich, Argentinien“ ergeben anhimmeln. Aus dem Dunkel des Zuschauerraums kommentiert vom Rang aus der den hauseigenen Opernchor verstärkende „Philharmonische Chor Neubrandenburg“.
Wechselt das Ensemble auf der Bühne seine Rolle vom einfachen Volk zu Adel oder Militär, so stehen die entsprechenden Kostüme - schicke weiße Pelzmäntel und Hutkreationen beziehungsweise graue Uniformen (Annette Mahlendorf) – sichtbar auf Kleiderständern am Bühnenrand bereit. Das führt zu schnellen, konzentrierten Abläufen und lässt die Szenen fast ineinanderfließen. Original-Filmsequenzen, die videoclipgleich auf die Gazewand vor der Bühnenöffnung projiziert werden, verleihen der Inszenierung zusätzlich Authentizität.
Mit schwülstiger Tango-Atmosphäre und raffiniertem Showtanz setzt Choreograf Stephan Brauer die „Deutsche Tanzkompanie Neustrelitz“ in den raren Tanznummern der Lloyd Webber-Partitur geschickt in Szene. Die Neubrandenburger Philharmonie (Leitung: Frank Obermair) schwelgt dazu im Graben sinfonisch mit federnden südamerikanischen Rhythmen und schmachtenden Balladen, ohne übertrieben opernhaft zu wirken.
Mit Ausnahme von Robert Merwald, dessen Juan Perón zwar schön gesungen, aber arg blass und teilnahmslos gerät, stehen in den anderen Partien fast Idealbesetzungen auf der Bühne: Andrés Felipe Orozco verströmt mit tenoralem Schmelz auf den Punkt genau den schmierig-schmachtenden Charme des Tangosängers Magaldi. Fabian Egli ist als Che ein hitziger Heißsporn und Kommentator mit auch bis in die Höhen sicher geführten, runden Bariton. Wie Egli die First Lady Argentiniens flapsig und furchtlos angeht, gehört ebenso zu den Höhepunkten, wie der Showstopper „Spendengelder fließen“, in dem er auch tänzerisch präsent ist. In Katja Berg (Eva Perón) hat er eine starke, in Gesang und Spiel ebenbürtige Gegenspielerin. Berg legt ihre Evita nicht ausschließlich als machthungrige, ihr Personal schikanierende Zicke an, sie ist auch warmherzige Landesmutter und liebende Ehefrau. Ergreifend die Sterbeszene, in der Berg ihren eigentlich vollen Sopran gekonnt matt und brüchig klingen lässt. Nach diesem dramatischen Ende feiert das Publikum insbesondere Berg und Egli, aber auch alle anderen Beteiligten zu Recht mit großem Jubel und stehenden Ovationen.
(Text: kw)

Kreativteam
Besetzung
Produktionsgalerie (weitere Bilder)
Zuschauer-Rezensionen
Die hier wiedergegebenen Bewertungen sind Meinungen einzelner Zuschauer und entsprechen nicht unbedingt den Ansichten der Musicalzentrale.
 1 Zuschauer hat eine Wertung abgegeben:

    29735 Evita in Neustrelitz!
02.10.2012 - Was für ein Abend!
Genießen Sie Evita, sowie das Top Ensemble in diesem kleinem Haus! Ein Muß!
Wer Musical-Kunst liebt-
ein muß!
VIEL VERGNÜGEN!

chef de cuisine (14 Bewertungen, ∅ 3.5 Sterne) 
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Die Kriterien für unsere Kurzbewertungen (Stand: Dezember 2014)
Buch*: Ist die Handlung in sich schlüssig? Kann die Story begeistern? Bleibt der Spannungsbogen erhalten oder kommt Langeweile auf?
NICHT: Besonderheiten der konkreten Inszenierung des Theaters.
Kompositionen*: Fügen die Kompositionen sich gut in das Stück ein? Haben die Songs Ohrwurmcharakter? Passen die gewählten Texte auf die Musik? Transportieren Text und Musik die selbe Botschaft?
NICHT: Orchestrierung, Verständlichkeit des Gesangs der Darsteller in der aktuellen Inszenierung.
* werden nur bei neuartigen Produktionen (z.B. Premiere, deutsche Erstaufführung usw.) vergeben
Inszenierung: Wie gut wurde das Stück auf die Bühne gebracht? Stimmen die Bilder und Charaktere? Bringt der Regisseur originelle neue Ansätze ein?
NICHT: Wie gut ist die Handlung des Stücks an sich oder die mögliche Übersetzung?
Musik: Kann die musikalische Umsetzung überzeugen? Gibt es interessante Arrangements? Ist die Orchesterbegleitung rundum stimmig? Muss man bei Akustik oder Tontechnik Abstriche machen?
NICHT: Sind die Kompositionen eingängig und abwechslungsreich? Gibt es Ohrwürmer? Gefällt der Musikstil?
Besetzung: Bringen die Darsteller die Figuren glaubwürdig auf die Bühne? Stimmen Handwerk (Gesang, Tanz, Schauspiel) und Engagement? Macht es Spaß, den Akteuren zuzuschauen und zuzuhören?
NICHT: Sind bekannte Namen in der Cast zu finden?
Ausstattung: Setzt die Ausstattung (Kostüme, Bühnenbild, Lichtdesign etc.) die Handlung ansprechend in Szene? Wurden die zur Verfügung stehenden Möglichkeiten optimal genutzt? Bieten Bühne und Kostüme etwas fürs Auge und passen sie zur Inszenierung?
NICHT: Je bunter und opulenter ausgestattet, desto mehr Sterne.
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