 Winter-Revue
berlin ERLEUCHTET Let It Show!
© Robert Grischek
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Nach einem Jahr Pause steht das 2011 uraufgeführte „berlin ERLEUCHTET“ wieder den ganzen Winter auf dem Spielplan - in der Adventszeit in einer speziellen „Weihnachts-Edition“. Trotz musikalischer und inhaltlicher Schwächen ist es eine Revue, die in toller Optik prächtig unterhält. Gute Gesangssolisten, Artisten und das bewegliche Ballett-Ensemble sorgen für wohlige Momente.
(Text: Kai Wulfes) Premiere: | | 24.11.2011 | Rezensierte Vorstellung: | | 10.11.2013 | Letzte bekannte Aufführung: | | 02.02.2014 |
Ein Graus für viele Autofahrer und Fußgänger: der weiße Niederschlag in der kalten Jahreszeit! Nicht so für die kleine Paula (in der Wiederaufnahme-Premiere: Clara Lietz). „Ich will Schnee!“, fordert sie ganz vehement aus ihrem Ohrensessel heraus. Und schon wird’s magisch: das Mobiliar bewegt sich und auch Paulas Stofftierbegleiter wird plötzlich lebendig und mutiert zum mit Kodderschnautze berlinernden Schneehasen Fritze (Puppenspieler, Sprecher und Sänger: Bodo Schulte). Beide machen sich auf die Suche nach dem Schnee, der im Finale – was für ein grandioser Effekt – als wildes Gestöber Bühne und Zuschauerraum erfasst und mit einer weißen Schicht bedeckt.
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Das ist die ganze Geschichte, die Jürgen Nass und Roland Welke sich für „berlin ERLEUCHTET“ ausgedacht haben. Warum das Autoren-Duo gerade diesen Titel gewählt hat (es geht um Schnee und nicht um Licht), bleibt ebenso ihr Geheimnis, wie der Sinn der beliebig miteinander austauschbaren Revue-Tableaus. Zugegeben, einmal gibt es einen Einblick in eine Schneefabrik mit Förderband und riesigen Zahnrädern (Bühnenbild: Jürgen Schmidt-André). Doch das bleibt der einzige Bezug zur Spurensuche nach Paulas Herzenswunsch.
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Stattdessen gibt es sexy Rentiere, viele knapp bekleidete Engel, wippende Tannenbäume, putzige Schneemänner und einen eindrucksvollen Riesen-Rummel nach der Pause, der zu Recht Szenenapplaus bekommt. Einfach grandios ist auch die Show-Station mit den schwarzen Schachfiguren, für die Uta Loher und Conny Lüders besonders fantasievolle und elegante Kostüme entworfen haben, die jeden Handelnden seiner Rolle entsprechend charakterisieren. Hier darf das Ballett dann auch einmal zeigen, dass es mehr drauf hat als nur 08-15-Dreh-Schreit-Show-Choreografien. Tatjana Ostroverkh lässt Ballerinen als Springer-Pferdchen elegant auf der Spitze trippeln und mixt Modern Dance mit südamerikanischer Kampftechnik. Das Ballett des Friedrichstadt-Palastes läuft zu Höchstform auf.
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Auch wenn die Show nur von einem seidenen Handlungsfaden zusammengehalten wird, mit dieser Winter-Revue ist dem Friedrichstadt-Palast gutes Unterhaltungstheater gelungen, das Wiederaufnahme-Regisseur Roland Welke rasant auf die beeindruckend große Spielfläche bringt (gemäß Eigenwerbung sogar „die größte Theaterbühne der Welt“). Die Szenen laufen übergangslos ineinander und nutzen geschickt die räumlichen Verhältnisse aus, so dass zum Beispiel Figuren über das Publikum quer durch den Zuschauerraum schweben. Stillstand und Langeweile sind bei „berlin ERLEUCHTET“ Mangelware.
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Auch das Markenzeichen des Hauses, die Beine schwingende Girl-Reihe, wird optisch originell präsentiert: Sie wird als Pyramide arrangiert und wirkt durch die Kostüme wie ein überdimensionaler, silbrig schimmernder Weihnachtsbaum, der sich für den Tanz in seine Einzelteile zerlegt (Choreografie: Aliaksei Uvarov). Auch die vier Artistik-Darbietungen fügen sich harmonisch in das Gesamtbild ein und wirken nicht wie Anhängsel.
© Robert Grischek
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Mit Amber Schoop und DMJ (David-Michael Johnson) geben zwei grandiose Gesangssolisten dem optischen Spektakel auch eine gute gesangliche Seite. Während DMJ zumeist singend auf der Bühne steht oder umherläuft, übertrumpft dies Schoop mit einem Knaller-Auftritt: Engelsgleich schwebt sie in einem gewaltigen, silber-weißen Schleppenkleid zum Bette Middler-Song „From A Distance“ einmal von links nach rechts quer über den Sternen-Bühnenhintergrund. Neben dieser bekannten Ballade integriert Musikredakteur Martin Wingerath je einen Song von Benny Andersson/Björn Ulvaeus (Abba) und Christopher Lowe/Neil Tennant (Pet Shop Boys) in die Show. Der Großteil der Partitur besteht allerdings aus Neukompositionen (Daniel Behrens, Anja Krabbe, Frank Kretschmer, Friedemann Matzeit, Hagen Matzeit, Martin Wingerath), die allesamt Gebrauchsmusik sind und über nur geringes Ohrwum-Potenzial verfügen.
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Ein Armutszeugnis für den Friedrichstadt-Palast ist die musikalische Begleitung durch die hauseigene „Show-Band“ (Dirigent in der besuchten Vorstellung: Daniel Behrens). Auch wenn im Bühnenhintergrund und an den Seiten Menschen an Instrumenten sitzen: zu hören gibt es einen synthetisch klingenden, wenn auch perfekt abgemischten Computer-Soundteppich mit allerlei Effekt-Spielereien und vorproduzierten Backgroundsänger-Samples (Cedric Beatty). Trotz aller wohliger Amtosphäre auf der Bühne wirkt die musikalische Umsetzung von „berlin ERLEUCHTET“ wie ein heißer Glühwein, der mit Wasser und künstlichen Aromen gepanscht worden ist. Auf dem Weihnachtsmarkt machen Besucher um diesen Ausschank beim zweiten Mal einen weiten Bogen...
(Text: kw)

Kreativteam
Besetzung
Frühere Besetzungen? Hier klicken 2011:
Gesangssolistin - Amber Schoop
Gesangssolist - Fabrizio Levita
Puppenspieler, -sprecher, -sänger - Bodo Schulte
Kind - Mariam Akopjan/Vincent Borko/Joli Francisco/Wenzel Hebold/Annemarie Martin/Elena Nikolow/Elisabeth Rudolph/Cheyenne Turner
Artisten
Flying Poles - Zhengzhou Performance Company
Chinese Pole - Mikael Bres
Cyr Weel - Konstantin Sherstnev
Stuhlbalance - Maxim Popazov
Glaskugeldarbietung - Troupe Almas/ Circus & Varieté Globus
Ballett des Friedrichstadt-Palastes
Show-Band des Friedrichstadt-Palastes
Produktionsgalerie (weitere Bilder)
Zuschauer-Rezensionen
Die hier wiedergegebenen Bewertungen sind Meinungen einzelner Zuschauer und entsprechen nicht unbedingt den Ansichten der Musicalzentrale.
 2 Zuschauer haben eine Wertung abgegeben:

    30257 Weltklasse!
14.01.2014 - Besser kann man Revue eigentlich nicht mehr machen.

kevin (204 Bewertungen, ∅ 3.4 Sterne)
    30186 Ohne Schnick - Schnack, und Toll!
29.11.2013 - Kein Wasser-Becken!
Kein Wasserfall!
Kein Eis-Bahn!
Eine Super Show!
Keine Pausen und Hänger!
Nur die Musik war etwas komisch, ich sah eine Band
und einen Chor.
Nur was ich hörte, war ein..., entweder war die Anlage Müll oder es kam alles aus der Dose!
Eine Tolle Show! Tolle Sänger!
Gerne wieder!

chef de cuisine (14 Bewertungen, ∅ 3.5 Sterne) 
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