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Rebecca (2011 - 2013)
Palladium Theater, Stuttgart

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Die Stuttgarter Version des Levay-Kunze-Musicals leidet unter dem Sparorchester der Stage Entertainment und kann dennoch mit einer größtenteils hervorragenden Darstellerriege und einer überraschenden Neuinterpretation punkten.

“Rebecca” – von den Produzenten von “Tanz der Vampire”. So bewirbt Stage Entertainment die Stuttgarter Premiere des Levay-Kunze-Musicals im SI Centrum. Nicht falsch, aber dennoch ein wenig irreführend und zugleich symptomatisch. Trotz großer Besetzung mit Pia Douwes, Lucy Scherer und Thomas Borchert, trotz intensiv beworbener spektakulärer Pyro-Effekte: So ganz scheint man der Zugkraft und Bekanntheit der Romanadaption nach Daphne du Maurier nicht zu trauen.
Vorweg gesagt: Der Brand der großen Wendeltreppe und das nachfolgend projizierte Feuerinferno mit entsprechender Soundkulisse sind ihr Geld wert. Auf der großen Bühne des Palladium Theaters wirkt der Feuerzauber noch eindrücklicher und erschlagender als in Wien und bekommt (zurecht?!) den stärksten Szenenapplaus des Pressepremierenabends. In einigen Szenen gegenüber der Wiener Premierenfassung gestrafft und glücklicherweise um arg simple Nummern wie “Wir sind britisch” erleichtert, ist “Rebecca” immer noch ein gut erzähltes Musical mit einigen musikalischen Highlights und wenigen, immer noch ärgerlichen Längen.
So ganz springt der Funke nicht über. Das liegt sicher nicht ausschließlich an den Längen, denn die werden zumindest hochklassig präsentiert. Kerstin Ibald als Beatrice macht aus der unsäglichen “Stärke einer liebenden Frau” noch das Beste und auch der sympathisch spielende Jörg Neubauer als Frank Crawley kann nichts dafür, dass seine Solonummer höchst überflüssig ist.
Vielmehr kommt die Stuttgarter Version insgesamt etwas matt daher, was sicher nicht zuletzt an dem gegenüber dem Wiener Klangbild arg traurig klingenden Orchester liegt. Da kann Klaus Wilhelm noch so routiniert und präzise dirigieren: Wer das Orchester der Vereinigen Bühnen Wien im Ohr hat, ist enttäuscht über die an vielen Stellen dünne, zum Teil digitalisierte musikalische Untermalung. Was da tönt, macht keinen Spaß.
So muss sich der Zuschauer stattdessen an die exquisite Darstellerriege und die optischen Reize der Stuttgarter Riesenbühne halten. Und hier wird einiges geboten: Große, traditionelle Bühnenbilder und gelungene filmische Projektionen – wie schon in Wien und St. Gallen beinahe identisch zu sehen – ergänzen sich aufs Gelungenste. Urlaubsbilder des frischvermählten Paares in Venedig, bedrohliche Wolkenhimmel und nicht zuletzt das schon erwähnte flammende Inferno lösen sich ab mit der per Drehbühne hereingefahrenen Wendeltreppe und dem spukigen Schlafzimmer der toten Rebecca. Viel Futter fürs Auge, wenn auch auf der großen Bühne beinahe steril wrkend. Insgesamt aber nichts aufregend Neues gegenüber Wien und St. Gallen, wie auch die Story sich gegenüber St. Gallen nicht mehr verändert hat. Einige vertiefende Szenen für das junge Glück im ersten Akt, ein neues, hübsches Liedchen, das war’s.
Umso gespannter durfte man sein auf die Darsteller und ihre (Neu)-Interpretationen für Stuttgart. Die wenigsten Überraschungen hat Thomas Borchert zu bieten. Er singt technisch hervorragend mit angenehm vollem Timbre und ist von Kopf bis Fuß Gentleman mit angedeuteter Sunnyboy-Attitüde, als er die junge “Ich” kennenlernt. Dass hinter der Fassade ein jähzorniger und in seinen Stimmungsumschwüngen kaum berechenbarer Verzweifelter steckt, spielt Borchert überzeugend und weit weniger manieriert als sein Wiener Rollenvorgänger Uwe Kröger. Trotzdem wünschte man ihm an einigen Stellen des Stückes mehr Dynamik bei der Rolleninterpretation, so wie er sie mit seinem atemberaubenden “Kein Lächeln” andeutet.
Lucy Scherer als “Ich” macht ihre Sache im ersten Akt gut. Als hilfloses und sich pausenlos entschuldigendes Mädchen bekommt sie ihre Arme kaum einmal weg vom Körper und himmelt Maxim de Winter mit kindlichem Strahlen an. Leider fehlt ihrer Stimme das glockenhaft leichte Timbre, das ein Song wie “Zeit in einer Flasche” braucht. Dieses Manko macht sie im zweiten Akt allerdings locker wett, ihr Erwachsenwerden drückt sich in einer ganz neuen, selbstbewussten Körperhaltung und Stimmführung aus, sie agiert plötzlich auf Augenhöhe mit Maxim.
Bleibt noch Pia Douwes als Mrs. Danvers. Im Trio der drei großen Niederländerinnen in dieser Rolle – vor ihr Susan Rigvava-Dumas in Wien und Maya Haakvoort in St. Gallen – ist sie in der undankbaren Situation, als letzte ihre Interpretation abliefern zu müssen. Und das tut sie auf überraschende Weise – denn Douwes opfert der Rolle teilweise ihre immer noch große Stärke, ihre Spitzentöne. Ihre Mrs. Danvers ist kein schneidend kalter General, wie bei Rigvava-Dumas, und auch keine verzweifelt Leidende, wie bei Maya Hakvoort.
Pia Douwes legt die Rolle vielschichtiger an. Zunächst ein arroganter Hausdrachen, macht sie bald deutlich, dass Mrs. Danvers Rebecca bis zur Selbstaufgabe geliebt hat. Und von dieser beinah monströsen Liebe berichtet sie der jungen Nachfolgerin, für diese eine schaurige Geisterbahnfahrt in die Abgründe einer verlassenen Seele. So schwärmerisch und fast zärtlich berichtet Mrs. Danvers, wie sie Rebecca einst frisierte, so sanft und vorsichtig geht sie mit jedem übrig gebliebenen Gegenstand der Verstorbenen um. Und während sie so mit beinahe sanfter Stimme schwärmt, schleicht sich der Wahnsinn in ihre Augen. Jeder Refrain des Titelsongs ist der verzweifelte Schrei einer verlassenden Liebenden, nichts bleibt mehr übrig von der beinahe hypnotischen Beschwörung einer immer noch Lebenden, wie sie Rigvava-Dumas interpretierte.
Und in diesen Momenten sitzen sie dann wieder, die Douwes’schen Spitzentöne, die man noch so vermisste in “Sie ergibt sich nicht”. Je weiter das Stück fortschreitet, je selbstbewusster “Ich” auftritt, umso mehr verschwindet Mrs. Danvers, ihre Kraft versiegt und schließlich bleibt ihr nur noch das Flammeninferno als letzte Möglichkeit, Rebecca nah zu sein. Ganz zum Schluss erscheint sie noch einmal ganz oben auf der brennenden Treppe und nimmt Abschied von Rebeccas Nachthemd, ein inniger, zärtlicher Moment im Inferno des Wahnsinns. So findet Pia Douwes tatsächlich eine neue, andere Interpretation, weniger von den Angeboten getragen, die Levays Musik ihrer Stimme macht, als von einer großen, alles verzehrenden Liebe, die beinahe körperlich spürbar wird.
Umso erfreulicher, dass in Stuttgart neben dieser Glanzleistung noch ein weiterer darstellerischer Höhepunkt zu erleben ist: Daniele Nonnis spielt Ben, den geistig zurückgebliebenen entscheidenden Zeugen. Er stattet Ben mit einem unschuldigen inneren Strahlen aus, und spielt so glaubhaft dessen Angst vor Rebecca wie seine Zuneigung zu “Ich”. Ein Kabinettstück! Das kann man von Isabel Dörfler als Mrs. Van Hopper leider nicht behaupten. Sie ist nicht viel mehr als schrill, nicht richtig gemein zu ihrer Gesellschafterin, nicht richtig männerfressend auf dem Kostümball. Und auch Hannes Staffler als Jack Favell kann nicht überzeugen. Er spielt seine Rolle als schnauzbärtige Gangster-Knallcharge, schmierig zwar, aber nicht wirklich gefährlich. Die Chöre und Ensembleszenen hingegen klingen rund, wenn auch nicht ganz so zackig wie in der Wiener Version.
“Rebecca” in Stuttgart ist bei weitem keine schwache Produktion. Ein solides Buch und eingängige Melodien, eine sehr gute bis grandiose Besetzung – in Zeiten der Compilationshows wahrlich kein so schlechtes Paket für ein Storymusical. Möge der Funke noch überspringen!

Musical von Sylvester Levay (Musik, Chorsätze und Orchestrierung) und Michael Kunze (Buch und Texte)

 
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KREATIVTEAM
RegieFrancesca Zambello
Musikalische LeitungKlaus Wilhelm
ChoreografieSimon Eichenberger
BühnePeter J. Davison
KostümeBirgit Hutter
Sound-DesignHendrik Maaßen
Licht-DesignMark McCullough
Perücken / Mape-UpSjoerd Didden
 
Kurz­bewertungRezen­sionKreativ­teamCastCast (Historie)Ter­mi­neTermi­ne (Archiv)
CAST (AKTUELL)
"Ich"Valerie Link,
(Christina Patten
Valerie Link [-30.04.2012]/ Denise Jastraunig [01.05.2012-])

Maxim de WinterJan Ammann
Arvid Larsen,
(Raphael Dörr)
Mrs. DanversPia Douwes
Femke Soetenga,
(Kerstin Ibald
Petra Clauwens)

Frank CrawleyJörg Neubauer,
(Matthias Graf
Gerd Achilles)

BeatriceKerstin Ibald,
(Helena Blöcker
Maike Switzer
Claudia Agar)

Mrs. van HopperIsabel Dörfler,
(Claudia Agar
Mona Graw)

Jack FavellHannes Staffler,
(Udo Eickelmann
Carl van Wegberg)

BenOliver Heim,
(Christoph Apfelbeck
Jakub Wocial
Udo Eickelmann)

Oberst JulianErwin Bruhn,
(Gerd Achilles
Alexander Bellinkx)

Giles / HorridgeUdo Eickelmann,
(Gerd Achilles
Raphael Dörr)

ClariceChristina Patten,
(Lena Brandt
Wiebke Wötzel)

RobertFehmi Göklü,
(Gerd Achilles
Fredrik Andersson
Alexander Bellinkx
Christian Kerkhoff
Jakub Wocial)

FrithMatthias Graf,
(Fredrik Andersson
Alexander Bellinkx
Christian Kerkhoff
Jakub Wocial)

EnsembleFehmi Göklü
Udo Eickelmann
Christoph Apfelbeck
Carl von Wegberg
Hendrik Schall
Raphael Dörr
Erwin Bruhn
Matthias Graf
Christina Patten
Lena Brandt
Maike Switzer
Michaela Schober
Melanie Walter
Wiebke Wötzel
Mona Graw
Valerie Link [-30.04.2012]
Denise Jastraunig [01.05.2012-]
SwingsGerd Achilles
Fredrik Andersson
Alexander Bellinkx
Helena Blöcker
Christina Maria Brenner
Petra Clauwens
Christian Kerkhoff
Gemma West
Jakub Wocial
 
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CAST (HISTORY)
"Ich"Lucy Scherer [bis April 2012]
Maxim de WinterThomas Borchert [bis April 2012]
BenDaniele Nonnis [bis September 2012]
  
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TERMINE
keine aktuellen Termine
 
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TERMINE (HISTORY)
Do, 08.12.2011 20:00Palladium Theater, StuttgartPremiere
Sa, 10.12.2011 19:30Palladium Theater, Stuttgart
So, 11.12.2011 19:00Palladium Theater, Stuttgart
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