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 Horror-Komödie
Der kleine Horrorladen Fütter mich!
© Andreas Hartmann
© Andreas Hartmann
Neben etlichen deutsch-sprachigen Erstaufführungen, die das Theater für Niedersachsen (TfN) in Hildesheim bereits auf die Bühne gebracht hat, präsentiert TfN-Intendant und Regisseur Jörg Gade zum Ende der Spielzeit 2010/2011 nun den "Kleinen Horrorladen". Das Werk von Alan Menken und Howard Ashman ist ein Stück, das zwar recht häufig auf deutschen Bühnen zu sehen ist, aber seit Anfang der 1990er Jahre nicht mehr in Hildesheim aufgeführt wurde. Und wie schon damals, könnte auch die Neuinszenierung ein voller Erfolg werden.
(Text: Dominik Lapp) Premiere: | | 01.06.2011 | Letzte bekannte Aufführung: | | 31.03.2013 |
Gade leistet sich mit seinem "Kleinen Horrorladen" keine großen Experimente. Seine Inszenierung ist werkgetreu und stringent, die Handlung hat er in den 1950er Jahren angesiedelt. Die Skid Row – das schäbige Stadtviertel, in dem das Stück spielt – hat Steffen Lebjedzinski in einem sehr aufwändigen Bühnenbild dargestellt, seine Kostüme orientieren sich dabei an der Mode der Fifties. Großartige Arbeit haben auch die TfN-Werkstätten geleistet, die die blutrünstige Horrorpflanze Audrey II erschaffen haben, deren Greifarme zum Finale bis in den Zuschauerraum reichen.
Sogar die Musiker sind in die Handlung eingebaut worden: Als Bauarbeiter betreten sie zunächst die Bühne, sichern den Bühnenrand mit einem "Men at Work"-Schild, was vom Publikum mit herzhaften Lachern kommentiert wird, und beginnen dann mit ihrer Arbeit in der Baugrube - pardon, im Orchestergraben. Dabei führt Vorarbeiter Manfred Knaak - seines Zeichens Musikalischer Leiter der Produktion - seine Jungs mit Drive durch die Partitur von Alan Menken, die für einen knackigen Sound fernab der Geräusche von Presslufthammer und Rüttelplatte sorgen.
In den Hauptrollen sind mit Jens Plewinski (Seymour) und Tanja Krauth (Audrey) zwei ausnahmslos gute Darsteller zu sehen, die perfekt miteinander harmonieren. Plewinski gibt die Rolle des Blumenladen-Angestellten Seymour herrlich tollpatschig und liebenswert. Sein Schauspiel ist glaubwürdig und seine Stimme makellos, was er vor allem in seinem Solo "Wachs' für mich", aber auch in den Duetten "Mushnik und Sohn" (zusammen mit Jens Krause) und "Jetzt hast du Seymour" (zusammen mit Tanja Krauth) beweist. Und auch seine Bühnenpartnerin steht ihm in nichts nach: Krauth singt mit klarer Stimme und spielt überzeugend das lispelnde Blondchen aus Mushniks Blumenladen.
Als Mr. Mushnik steht Jens Krause auf der Bühne, der den erfolglosen Besitzer des Blumenladens einerseits in Selbstmitleid ertrinkend, andererseits aber als geldgierigen Geschäftsmann spielt – zumindest so lange, bis er der Pflanze Audrey II (stark gesungen von Jonas Hein) zum Opfer fällt. Ein weiteres Opfer der Pflanze ist der sadistische Zahnarzt Orin, fies gespielt von Frank Brunet. Als Erzählerinnen führen Navina Heyne (Crystal), Annika Dickel (Ronnette) und Michaela Linck (Chiffon) durch die Handlung, alle drei mit klangschönen Stimmen ausgestattet. Noch dazu haben die drei Darstellerinnen die meisten Kostümwechsel, um sich von Down-Town-Kids in japanische Blumenverkäuferinnen oder Soulgirls zu verwandeln.
Beim Finale des Musicals hat sich der Regisseur glücklicherweise nicht am kitschigen Happy End des Films orientiert, wie es andere Regisseure getan haben, sondern an dem ursprünglichen Ende: Audrey und Seymour werden ebenfalls von der Pflanze gefressen und leben in ihr weiter, während Ableger im ganzen Land verkauft werden. Insgesamt eine sehr stimmige Inszenierung mit tollen Darstellern.
(Text: Dominik Lapp)

Verwandte Themen: Hintergrund: Interview mit Christian Gundlach (06.04.2011)
Besetzung
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| Handlung | Seymour Krelborn, Angestellter in einem Blumenladen in der heruntergekommenen New Yorker Skid Row, züchtet eine eigenartige fleischfressende Pflanze, die sich ausschließlich von Menschenblut ernährt. mehr Je mehr sie wächst, desto größer wird auch ihr Durst, so dass der sadistische Freund von Seymours heimlicher Liebe Audrey und sogar der Ladenbesitzer Mr. Mushnik dran glauben müssen. Schließlich verschlingt die Pflanze auch Audrey und Seymour. Am Ende werden Sprösslinge der Pflanze an alle Blumenläden der Welt verkauft und das Grünzeug übernimmt die Weltherrschaft.
| Weitere Infos | Abgesehen vom Ende ist die Handlung des bekannten Films von 1986 mit der Musicalversion identisch. Aufgrund von negativen Zuschauerreaktionen bei den Filmpreviews ließ Produzent Frank Oz den Schluss nachträglich umschreiben: Seymour besiegt die Pflanze, indem er sie mit Stromschlägen traktiert und schließlich den Laden in die Luft jagt. Anschließend verwirklicht er Audreys Traum und zieht mit ihr in ein Häuschen im Grünen - in der letzten Einstellung ist im Vorgarten des Häuschens eine kleine Audrey II zu sehen, ein Hinweis auf einen möglichen zweiten Teil, der bisher aber nicht realisiert wurde.
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Die Kriterien für unsere Kurzbewertungen (Stand: Dezember 2014)
Buch*: Ist die Handlung in sich schlüssig? Kann die Story begeistern? Bleibt der Spannungsbogen erhalten oder kommt Langeweile auf?
NICHT: Besonderheiten der konkreten Inszenierung des Theaters.
Kompositionen*: Fügen die Kompositionen sich gut in das Stück ein? Haben die Songs Ohrwurmcharakter? Passen die gewählten Texte auf die Musik? Transportieren Text und Musik die selbe Botschaft?
NICHT: Orchestrierung, Verständlichkeit des Gesangs der Darsteller in der aktuellen Inszenierung.
* werden nur bei neuartigen Produktionen (z.B. Premiere, deutsche Erstaufführung usw.) vergeben
Inszenierung: Wie gut wurde das Stück auf die Bühne gebracht? Stimmen die Bilder und Charaktere? Bringt der Regisseur originelle neue Ansätze ein?
NICHT: Wie gut ist die Handlung des Stücks an sich oder die mögliche Übersetzung?
Musik: Kann die musikalische Umsetzung überzeugen? Gibt es interessante Arrangements? Ist die Orchesterbegleitung rundum stimmig? Muss man bei Akustik oder Tontechnik Abstriche machen?
NICHT: Sind die Kompositionen eingängig und abwechslungsreich? Gibt es Ohrwürmer? Gefällt der Musikstil?
Besetzung: Bringen die Darsteller die Figuren glaubwürdig auf die Bühne? Stimmen Handwerk (Gesang, Tanz, Schauspiel) und Engagement? Macht es Spaß, den Akteuren zuzuschauen und zuzuhören?
NICHT: Sind bekannte Namen in der Cast zu finden?
Ausstattung: Setzt die Ausstattung (Kostüme, Bühnenbild, Lichtdesign etc.) die Handlung ansprechend in Szene? Wurden die zur Verfügung stehenden Möglichkeiten optimal genutzt? Bieten Bühne und Kostüme etwas fürs Auge und passen sie zur Inszenierung?
NICHT: Je bunter und opulenter ausgestattet, desto mehr Sterne.
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Leider keine aktuellen Aufführungstermine. |
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