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Zarah siebenundvierzig (2010 - 2017)
Theater O-TonArt, Berlin

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Wenn Männer auf Musical-Bühnen Frauen verkörpern, dann steht nicht zwangläufig der klamottige Narrenkäfig auf dem Spielplan. Alexander Katt inszeniert Zarah Leanders eigene Sichtweise auf ihre Karriere in Nazi-Deutschland als bitterböse Komödie mit einem mit der Titelfigur verschmelzenden Hauptdarsteller.

Nur das Kratzgeräusch der Messerklinge, die die Schale von den Kartoffeln schabt, ist schwach zu vernehmen. “Diese Ruhe!”, seufzt die Frau mit Haarnetz und Morgenmantel. “Diese Ruhe!”. Wer als umschwärmter Filmstar Trubel gewohnt ist, der fühlt sich auf dem Lande einsam. Erst recht, wenn ein runder Geburtstag ansteht. Doch zu Zarah Leanders Vierzigstem erscheinen 1947 weder Gratulanten, noch bringt der Postbote Glückwunschkarten. Auch das Telefon bleibt stumm. “Diese Ruhe!”.

Autor Peter Lund lässt die ehemalige UFA-Filmdiva nach dem Rückzug auf ihr schwedisches Landgut Lönö an ihrem Ehrentag Rückschau auf ihr Leben halten. Mit ihrem Schicksal als in die Einöde Verbannte hadernd, blickt Zarah verblendet durch eine rosarote Brille und plaudert über ihre Karriere in Nazi-Deutschland. Schließlich habe sie Hitler, “eine brüllende Stimme aus dem Radio”, nur einmal gesehen und ihm gesagt, dass er “mal was mit seinen Haaren machen” müsse. Zwischen Originalzitate aus Leanders Biografie montiert Lund ihre großen Hits wie “Kann denn Liebe Sünde sein?”, “Eine Frau wird erst schön durch die Liebe” oder “Davon geht die Welt nicht unter”.

Dank der boshaft-bitteren Vorlage und wegen der einfühlsamen Regie von Alexander Katt verkommt das Stück nicht zu einer Best-of-Revue mit Leander-Hits zum Mitsummen. Katt hebt die Diva nicht verklärt auf einen Sockel. Vielmehr unterstreicht er mit Pausen, kleinen Gesten und dezent wechselnder Ausleuchtung die Einsamkeit und die Enttäuschung einer verhärmt wirkenden Frau in den besten Jahren. Wenn NS-Propaganda-Minister Joseph Goebbels aus dem Off schnarrt, dass er die Leander zu “kompakt” finde und ihre Stimme als “zu tief” charakterisiert, dann zuckt die Kritisierte wie ein getroffenes Tier zusammen. T. C. Jakob als Zarah hat hier seine stärksten Momente, indem er geradezu mit der von ihm verkörperten Diva zu verschmelzen scheint. In einem Moment ist Jakob eine zutiefst gekränkte Frau, um dann in der nächsten Szene kämpferisch als mondänes Vollweib die kleine Bühne zu beherrschen. Mit seinem sonoren Bass, einem rollenden R und dem stark betonten N kommt er in Gesang und Sprache dem Original sehr nah. Probleme hat Jakob allerdings mit höheren Tönen, die er nur zaghaft ansingt.

In den vielen Songs, von denen einige nur kurz erklingen, ist der im linken Bühnenhintergrund platzierte Volker Sondershausen am E-Piano nicht nur ein aufmerksamer Begleiter, sondern auch Chorstimme und Stichwortgeber. Zarahs geschmackvolle Roben (Kostüme: Ingrid Buhrmann) und das mit wenigen Möbeln und gezeichneten Palmen-Hängern charakterisierte Wintergarten-Wohnzimmer (Bühne: Alexander Katt) verstärken den positiven Gesamteindruck dieser kleinen, aber feinen Produktion.

Musicalsolo über die Leander von Peter Lund

 
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KREATIVTEAM
InszenierungAlexander Katt
Musikalische LeitungVolker Sondershausen
 
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CAST (AKTUELL)
Zarah LeanderT. C. Jakob
 
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TERMINE
keine aktuellen Termine
 
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TERMINE (HISTORY)
Mo, 15.03.2010 19:30Theater O-TonArt, BerlinPremiere, ausverkauft
Di, 16.03.2010 19:30Theater O-TonArt, Berlin
Mi, 17.03.2010 19:30Theater O-TonArt, Berlin
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