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 Uraufführung
Love Never Dies Phantom der Oper Teil 2 Andrew Lloyd Webbers lang angekündigte Fortsetzung seines Hit-Musicals "Phantom of the Opera" gelangte im Frühjahr 2010 zur Uraufführung. Zehn Jahre sind seit der Handlung des ersten Teils vergangen. Das Phantom lebt inzwischen in Coney Island. Christine ist mit Raoul verheiratet und Mutter eines Sohnes, als sich die Wege der beiden plötzlich wieder kreuzen...
(Text: mr) Premiere: | | 09.03.2010 | Dernière: | | 27.08.2011 |

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Kreativteam
Besetzung
Frühere Besetzungen? Hier klicken Christine - Sierra Boggess
Raoul - Joseph Millson
Meg Giry - Summer Strallen
Fleck - Niamh Perry
Gangle - Jami Reid-Quarrell
Gustave - Jack Blass, Harry Child, Tyler Fagan, Alexander Hockaday, Richard Linnell, Charlie Manton, Kaisun Raj
Zuschauer-Rezensionen
Die hier wiedergegebenen Bewertungen sind Meinungen einzelner Zuschauer und entsprechen nicht unbedingt den Ansichten der Musicalzentrale.
 10 Zuschauer haben eine Wertung abgegeben:

    29228 Musikalisch toll, schwache Handlung
27.08.2011 - Ich habe die Show einige Tage vor der Derniere besucht, also in der zuletzt aktuellen Version. Was ich gesehen habe, hat mir größtenteils gefallen, gibt aber weitere Möglichkeiten für Verbesserungen.
Da wäre zuerst die Handlung, die mir eher belanglos erscheint und nur da zu sein scheint, um die Musik zu präsentieren, anstatt anders herum. Das Phantom der Oper, und auch Love never dies, hatte ja schon immer einen leichten Hang zum Kitsch, was mich im Gesamtkontext der Stücke allerdings nicht stört, ganz im Gegenteil. Nur das Ende von love never dies, das war dann sogar mir zu viel. Christine stirbt ganz herzzerreißend (und laaaaange) in den Armen des Phantoms und dann gibt es noch ein ganz plötzliches Bilderbuch-Happy End zwischen dem kleinen Gustave und seinem neu gefundenen Vater. Das war ein wenig arg over the top.
Die Charaktere erschienen mir zum Teil aus dem ersten Teil unglaubwürdig weiterentwickelt. Ja, es sind 10 Jahre vergangen und Menschen ändern sich, aber ein wenig mehr Hintergrundinformationen, warum die Figuren so sind, wie sie sind, wäre schön gewesen, vor allem bei Meg und Raoul. Das Phantom selbst verliert in diesem Teil viel von seiner Mystik, was schade ist. Womöglich war das eine aktive Regieentscheidung, ihn menschlicher entscheiden zu lassen, aber im Gesamtkontext des Stückes wirkt das nicht, weil viel von dem verloren geht, was die Faszination für die Figur ausgemacht hat.
Die Musik allerdings ist einer der großen Pluspunkte der Show! Es ist zwar,anders als im ersten Teil, nicht so gut wie jedes Lied ein Highlight, aber viele erinnerungswürdige Songs waren schon dabei. Darunter vor allem das viel zitierte till I hear you sing, außerdem - mein späterer Haupt-Ohrwurm - the beauty underneath (ja, es hat einen anderen Stil als der Rest der Show, hat aber meiner Meinung nach gut in die Szene und zum Phantom gepasst), devil take the hindmost, love never dies und auch dear old friend, was ich sehr schön fand.
Die Ausstattung ist opulent und passt zur Story, aber nicht so außergewöhnlich gut, wie sie hätte sein können. Das gilt weniger für die Kostüme als viel mehr für das Bühnenbild, das zwar eine ordentliche Kulisse für die Handlung liefert, aber nicht besonders erinnerungswürdig ist.
Bei der Besetzung hat man allerdings ein sehr glückliches Händchen gehabt. Allen voran Ramin Karimloo, der eine überragende, stimmgewaltige Performance als Phantom abliefert. Was für eine Stimme! Celia Graham macht als Christine ebenfalls einen ordentlichen Job. Anders als im ersten Teil gibt die Partitur ihrer Figur nicht so viele Möglichkeiten, zu scheinen. Manchmal könnte sie für meinen Geschmack mehr Kraft in ihre Stimme legen - dass sie das kann, beweist sie gelegentlich, aber hin und wieder hatte ich auch Bedenken, dass ihr gleich die Stimme bricht. David Thaxton überzeugt in seiner Darstellung des Raoul, soweit das Skript es zulässt, schauspielerisch und auch stimmlich. Den gebrochenen Mann habe ich ihm voll abgenommen.
Fazit: Musikalisch überzeugt das Stück auf ganzer Linie, sowohl was die Musik als auch die sängerische Leistung der Darsteller angeht. Auch die Kostüme sind schön, das Bühnenbild aber nicht mehr als Mittel zum Zweck. Die größte Schwäche der Show ist allerdings die schwache Handlung, über die man vielleicht noch hinwegsehen könnte, wäre da nicht die teilweise unausgegorene Zeichnung mancher Charaktere und das völlig verkitschte Ende. Am ehesten fände ich für die Show 3 1/2 Sterne angemessen, aber da es ihr trotz allem gelungen ist, einen bleibenden (überwiegend positiven) Eindruck zu hinterlassen, lege ich mich also auf 4 fest.

Pecoraia (4 Bewertungen, ∅ 3.8 Sterne)
    29081 Nach den Umstellungen nun ein richtig gutes Musical
06.06.2011 - Im November 2010 wurde die Show ja bekanntermaßen modifiziert. Viele der getätigten Umstellungen haben dem Stück sehr gut getan. Die Handlung ist nun deutlich glaubwürdiger und stringenter. Die Geschichte wird nicht mehr als Rückblende erzählt, so bleibt der Schluss für den Zuschauer zunächst offen.
Die Show beginnt nun mit dem musikalischen Highlight "Till I Hear You Sing", dem Zuschauer wird dadurch der Einstieg in die Geschichte erleichtert. Außerdem kommt Christine auf Einlaung von Oscar Hammerstein nach New York und nicht mehr auf die des mysteriösen Mr. Y, was die Sache glaubwürdiger macht.
Musikalischer und szenischer Höhepunkt der Show ist das Quartett "Devil Takes The Hindmost" und das sich daran anschließende "Love Never Dies". Die innere Zerissenheit von Christine wurde von Celia Graham hervorragend dargestellt.
In der Rolle des Phantoms hat mich Tam Mutu schauspielerisch mehr überzeugt als Ramin Karimloo, letzterer singt jedoch besser. Besonders überzeugt hat mich jedoch Haley Flathery als Meg, die alle Facetten ihres Charakters ausleuchten konnte.
Über die Musik brauche ich wohl nichts mehr zu sagen: Andrew Lloyd Webber ist hier wieder ein ganz großer Wurf gelungen!
Es bleibt zu hoffen, dass die Show auch bald ihren Weg nach Deutschland findet!

Coloredo (12 Bewertungen, ∅ 3.5 Sterne)
    29039 Phantom Part 2 - neuer Versuch geglückt
25.04.2011 - Mir hat die Show sehr gut gefallen. Tolles Opening, tolle Bühne und grandiose Darsteller/innen. Man konnte sich kaum satt sehen. Einige Figuren etwas unklar geblieben, aber das nimmt dem Stück nicht die Kraft. Wer Phantom mag wird Love never dies lieben. Reingehen

Rebecca2011 (3 Bewertungen, ∅ 2 Sterne)
    28523 Musik, Cast, Bühne - Klasse! Story holprig
25.06.2010 - Phantom 2 - kann das gehen?
Eindeutig JA. Das liegt sicherlich auch an dem tollen Cast.
Aber Andrew hat hier ein paar wirklich schöne Melodien aus der Feder gezaubert. Allen voran "'Till I hear sing..."
Das Bühnenbild ist stimmungsvoll und drängt sich zu keiner Zeit auf.
Leider holpert die Story, da müsste nochmal kräftig nachgelegt werden.
Aber trotz der Handlungsschwächen bleibt es absolut sehenswert und verdient 4 Sterne.

ma_ti (3 Bewertungen, ∅ 4 Sterne)
    28492 Ein absolutes Highlight! Unbedingt ansehen...
14.06.2010 - Ich mag die Stücke von Andrew Lloyd Webber ganz gerne. Der Vorgänger - also Phantom der Oper - ist nicht so mein Ding, dennoch habe ich mir Love Never Dies bei meinem London-Besuch im Juni 2010 angesehen mit gemischten Gefühlen und nicht allzu großen Erwartungen.
Was ich gesehen habe war, um es mit einem Wort festzuhalten WELTKLASSE !
Lange hat mich ein Stück nicht mehr derart fasziniert und in seinen Bann gezogen, lange habe ich nicht mehr darart gute Darsteller auf der Bühne gesehen, lange war ich nicht mehr in einem Stück, wo ich mir gedacht habe, hoffentlich! geht's noch lange weiter...
Die Musik ist ein Geniestreich, die Handlung ist sehr spannend und wie schon geschrieben, die Darsteller absolute Weltklasse.
Standing Ovations in London erlebt man auch nicht alle Tage!

Gwion (7 Bewertungen, ∅ 4 Sterne)
    28443 Naja ...
20.04.2010 - Weniger ist manchmal mehr. Soviel zu einem der "Vorkritiken".
Für mich war die Show eine herbe Enttäuschung, vieles war einfach nur wirr und unglaubwürdig. Der "Verwandlung" von Charakteren in Phantom 1 zu Phantom 2 z.B.
Die Musik plätschert auch eher so dahin, ständig dieser Coney-Waltz, ich konnte es schon nicht mehr hören.
Highlight zweifelsfrei TILL I HEAR YOU SING und DEVIL TAKE THE HINDMOST.
Vergeblich hatte ich auf einen großen Auftritt von Christine gewartet, das dauert ewig lange und LOVE NEVER DIES ist OK, aber nicht wirklich ein Knaller.
Und das Ende: einfach nur doof und unpassend!

buena1vista1 (11 Bewertungen, ∅ 3.7 Sterne)
    28435 Dramaturgisch äußerst schwach
16.04.2010 - Also, nachdem ich die CD gehört hatte, war ich doch vom Stück recht zwiegespalten. Ich finde, es hat einige sehr große Melodien. Die Handlung fand ich beim Lesen etwas "dürftig" und hoffte nun live einen besseren Einblick zu erhalten.
Die Cast (Erstbesetzung) war wirklich herausragend. Leider kann ich das von dem entwickelten (oder besser: unterentwickelten) Handlungsstrang nicht sagen. Die Motive der betreffenden Protagonisten bleiben im Dunkeln. Warum entscheidet sich Christine für das Phantom? Warum reist Raoul ab? Und wie kommt es zu diesem abnormen Finale?
Die Handlung ließ uns das Stück bleiern erscheinen und die Bühnenhandlung macht die Dramaturgie in keinster Weise plausibler. So bleiben nach dem Stück ein paar schöne Melodien und ein verwirrter Rückblick, ab eine teure Produktion auf technisch hohem Niveau mit guter Cast. Leider sucht mach auch nach dem Ende des 2. Aktes die Handlung und deren Stringenz vergeblich. Eigentlich sollte am Ende der Dramaturg und der Story-Writer von Meg erschossen werden. Und vielleicht noch andere, um weitere Fortsetzungen zu vermeiden.

davetheking (8 Bewertungen, ∅ 3 Sterne)
    28379 Nicht ohne Schwächen, aber gut!
29.03.2010 - Es ist schon interessant, und man muss aufpassen, dass man nicht Opfer der vielen, meist bruchstückhaften und fast immer auch sehr subjektiv gefärbten Vorabinformationen wird. Man macht sich ein Bild aus all diesen Bruchstücken, versucht, diese irgendwie zusammenzufügen, und dann stellt man vor Ort in der Vorstellung fest, dass vieles doch so ganz anders ist, als aufgrund dieser vorherigen Infos, und dass manches auch ganz anders zusammengeht, als man gedacht bzw. gar befürchtet hatte.
Mir jedenfalls ist es so ergangen, dass ich manches ganz anders erwartet hatte und dann doch überrascht war. Insgesamt habe ich mich geärgert, überhaupt vor lauter Neugier vorher so viel gelesen zu haben. Wer das nicht selbst auch so erleben möchte, möge vielleicht meinen Bericht lieber nicht lesen...
Vorab vielleicht noch: Ich hatte in zwei von mir besuchten Vorstellungen die komplette erste Besetzung. Erstaunlich war, dass in beiden Vorstellungen der gleiche Gustave-Darsteller zu sehen war, und als ich vor der Abendvorstellung noch einmal auf den Bildschirm im Eingangsbereich nachgesehen habe, stellte ich fest, dass er für die nächste Vorstellungen schon wieder angekündigt war. Normalerweise werden doch alle Kinderdarsteller immer ausgetauscht und spielen nicht so viele Vorstellungen hintereinander? Egal, mir hat's gefallen, denn der Kleine (Harry Child – was für ein passender Name) war ausgesprochen gut. Er ist übrigens auch auf allen Bildern im Programmheft zu sehen. Ihn fand ich wesentlich besser als das Kind auf der CD-Einspielung.
Was mir sehr gut gefallen und richtig Lust auf den Abend gemacht hat, war der Prolog. Wenn der Vorhang sich öffnet, sehen wir Madame Giry, die am verlassenen Hafen von Coney Island umhergeht und sich an die vergangenen Zeiten erinnert. Ein schönes Bild bei Mondschein, das eine enorme Tiefe der Bühne suggeriert. Keine Farbe, es erscheint wie ein Schwarz-Weiß-Film. Fleck liegt, was man zunächst nicht (oder nicht unbedingt) bemerkt, auf dem Boden. Beide beschwören gemeinsam die Vergangenheit, wobei Fleck rasch wieder verschwindet, wonach es dann erst richtig losgeht: Wind kommt auf, und man merkt erst jetzt, dass die Hafenmauern nicht „echt“ sind sondern Tücher, die im Wind zu flattern beginnen. Nebel kommt auf, und plötzlich erwacht Coney Island zum Leben: im Hintergrund schimmern wieder die Lichter der Attraktionen, der Mond verwandelt sich zu einem Riesenrad. Pferde springen durch die Luft. Durch das projizierte riesige Tor von „Phantasma“ fliegen wir hinein in diese schillernde Welt. Karussells drehen sich, Achterbahnen usw., all das vermischt sich schließlich mit realen Figuren, Gauklern, die ihre Kunststücke vorführen. Dazu der sehr passende Coney Island Waltz – was für ein wunderbarer Einstieg, der so vieles verspricht, von dem die kommenden Stunden zumindest auch einiges einlösen.
Manches in diesem Stück finde ich eher entbehrlich, z. B. die Show-Acts von Meg, die mich nicht gerade umhauen und auch das Stück nicht wirklich weiterbringen. Man mag einwenden, sie seien schließlich dazu nötig, um zu zeigen, wie sehr sich das Mädel anstrengt und wie tief ihre Enttäuschung später ist, um ihre Motivationslage für ihr eigenartiges Verhalten am Ende aufzuzeigen – aber letztlich halte ich diese Auftritte eben doch für Füllmaterial, um irgendwie den Abend voll zu kriegen. Damit hat man nämlich ohnehin Probleme: nach den vorgenommenen Kürzungen („That's the place that you ruined...“ gibt es z. B. nicht mehr) ist das Stück wohl das kürzeste Musical seiner Größenordnung, das ich kenne. Um 22 Uhr ist der Abend schon durch, und zwar inklusive Schlussapplaus und allem. Vielleicht führt eine Überarbeitung des Stücks doch einmal dazu, dass man noch ein wenig mehr Zeit auf die Charakterzeichnung der zentralen Charaktere und weniger auf den sie umgebenden Firlefanz verwendet.
Madame Giry kommt in diesem Stück tatsächlich, wie zuvor so oft kolportiert, als eine Art Mrs Danvers rüber. Eigentlich kann ich sie und ihre Tochter am wenigsten verstehen. Zu Meg später noch mehr...
Was soll man zur Geschichte an sich sagen? Ich bin da hin- und hergerissen. Ja, es stimmt, man könnte mit Recht sagen, das sei die auf eine Musicalbühne gebrachte Storyline irgendeiner Daily Soap. Trivial ist die Geschichte allemal, aber das sehe ich, wie hier schon öfter erwähnt, beim ersten Teil auch durchaus kritisch. Und was nimmt man nicht in den Opernhäusern dieser Welt für gnadenlos bescheuerte Handlungen achselzuckend hin bzw. feiert es als große Kunst? Die Mehrzahl der mir bekannten Opern sind von ihrer Handlung her auch nicht gerade eine intellektuelle Herausforderung.
Wichtiger scheint mir also die Frage, ob das, was erzählt wird, auf der Bühne denn funktioniert und einen in Bann zu ziehen vermag, ob es in sich einigermaßen stimmig erscheint? Und da kann ich mich nicht entscheiden. Der Schluss erscheint mir hanebüchen, während die von so vielen „Phans“ so scharf kritisierten übrigen Handlungsteile eigentlich passen.
Christine hat sich im Grunde nicht sehr verändert. Sie ist die geblieben, die sie war, etwas erwachsener und reifer sicherlich und eben jetzt auch treusorgende und liebende Mutter. Wobei man auch einwenden könnte, dass ihr Charakter schon im ersten Teil recht holzschnittartig und eindimensional geblieben war und es insofern schon fast einem Kunststück gleichkäme, in ihrer Charakterzeichnung einen nicht akzeptablen Bruch hinzubekommen....
Die Darstellung der Christine durch Sierra Boggess ist jedenfalls wundervoll! Nicht nur, dass sie engelsgleich singt, sie spielt auch sehr überzeugend und gibt uns daher absolut glaubhaft die Vorstellung von einer Frau aus Fleisch und Blut – so z. B. vor ihrem großen Auftritt im zweiten Akt, wenn sie fast schon so weit ist, für Raoul auf den Auftritt zu verzichten und mit ihm zurück nach Europa zu gehen – bis das Phantom sie doch umstimmt. Noch während ihres Auftritts schwankt sie sichtbar zwischen diesen beiden Männern, und ich habe ihr dies voll abgenommen. Es stellte sich nicht die Frage „Ist das logisch?“ - weil es eben glaubhaft und überzeugend war. Und das ist eben einer dieser Punkte, die ich mit meiner Einleitung meinte: wenn man manches in den Foren liest, hält man das alles für Murks, sieht man es aber überzeugend auf der Bühne dargestellt, erledigen sich diese Zweifel – nicht immer und in jedem Fall, aber erfreulicherweise doch oft.
Ich habe mir auch nicht die Frage gestellt, wann genau (Datum, Uhrzeit....) sie nun mit dem Phantom ihre Liebesnacht hatte: wichtig ist, die Leidenschaft zwischen den beiden war da, sie war noch immer zu fühlen und mit Händen zu greifen. Aber gleichzeitig auch ihre aufrichtige Liebe zu ihrem Mann, den sie auch in jener Nacht sicherlich nicht aufgehört hat zu lieben. Und wer lebenserfahren ist, weiß, dass es möglich ist, für mehr als nur einen Menschen gleichzeitig tief zu empfinden, ohne dass man den einen Menschen dadurch emotional verrät.... Wie genau es dazu gekommen ist, dass sie vor ihrer Hochzeit mit dem Phantom geschlafen hat, wird nicht erklärt, aber ich habe es geglaubt.
Die Wandlung von Raoul in diesen zehn Jahren empfinde ich ebenfalls als glaubhaft. Es gibt so einige Momente, in denen hervorblitzte, warum dieser Mann so geworden ist, der wohl immer gefühlt hat, dass es da noch jemanden gibt und auch, wer das ist. Raoul erscheint hier auch keinesfalls als eindimensional böser Bursche, der säuft wie ein Loch und sich herumtreibt oder gar heruntergekommen aussieht. Im Gegenteil: Joseph Millson verkörpert eine wahrhaft aristokratische Eleganz. Er sieht formidabel aus in seinen Anzügen und besonders im Frack. Der Mann sollte niemals wieder etwas anderes tragen!
Ja, er ist unwirsch zu seinem (vermeintlichen) Sohn und zu seiner Frau. Aber wir sehen auch seine andere Seite, spätestens vor der Vorstellung von Christine, die er in letzter Minute noch umzustimmen versucht, und hier ist er weder zu ihr noch zu ihrem Sohn (von dem er doch jetzt weiß oder mindestens ahnt, dass es nicht auch der seine ist) grob. Auch in der Bar-Szene im zweiten Akt sehen wir einen nachdenklichen, grüblerischen Raoul, der keineswegs dem Bild eines dem Suff verfallenen Tunichtgut entspricht.
Keine Frage: die Glaubhaftigkeit all dessen bzw. dieser Figuren steht und fällt mit einer guten Darstellung, weil das Buch vielfach schwach, zu schwach ist. Aber die Darsteller geben ihr bestes, und das ist eine ganze Menge, denn auch Joseph Millson ist eine Idealbesetzung, dem man diesen Mann zu 100 % abnimmt und der auch noch sehr gut bei Stimme ist.
Am schwersten hat es da noch Ramin Karimloo, denn der muss bei all seiner Begabung leider gegen sein Rollenbild ankämpfen, denn dem Phantom haben die Autoren den größten Bruch beschert, und zwar dadurch, dass sie ihm fast in Gänze des Mystischen beraubt haben, das ihn umgeben hatte. Im ersten Teil hörte man ihn oft nur aus dem Off, seine Stimme kam gleichzeitig von hier und von dort. Plötzlich stand er inmitten einer ausgelassen feiernden Menschenmenge in einem ebenso geheimnisvollen wie furchterregenden Kostüm - usw. usw. usw., der erste Teil ist ja wohl jedem bekannt.... Und hier? Das Phantom ist ein normaler Mann geworden, zwar angeblich von niemandem je gesehen, aber die, die ihn (wie wir) sehen, können mit ihm reden und umgehen wie mit jedem anderen auch. Die Girys streiten sich fröhlich mit ihm, verhandeln, diskutieren. Später auch Christine, ihr Junge, Raoul....
Er tritt meist auf wie jeder von uns das auch tun würde, und das ist einfach ein Problem. Die Musik von Lloyd Webber gibt ja durchaus noch einige dieser geheimnisvollen Momente her, aber die Inszenierung eben nicht. Das äußerste, was wir erwarten dürfen, ist, dass er nicht wie jeder andere Mensch eine Türklinke drückt , um einen Raum zu betreten oder wieder zu verlassen, sondern dass diese Tür sich von allein öffnet und schließt, und – wow – manchmal strömt sogar noch etwas Nebel hindurch.
Aus dem Phantom ist ein gerade mal etwas exzentrischer Show-Produzent geworden, der eher zurückgezogen lebt, aber sonst ein ganz normaler Kerl ist. Ramin Karimloo tut, was er kann, aber dagegen kommt er nun einmal auch nicht an. Vorwerfen kann man ihm nichts, er ist präsent, singt formidabel und spielt sehr überzeugend.
Was die „Freaks“ sollen, will sich mir nicht recht erschließen. Man brauchte wohl irgendwie eine etwas bizarre Umgebung für das Phantom und außerdem ein paar Personen, um die Bühne zu füllen. Eine erkennbare Funktion für die Geschichte haben diese drei Typen jedenfalls nicht.
Die Inszenierung schwankt immer mal wieder gern zwischen gelungen und misslungen. So finde ich beispielsweise die gläserne Kutsche reichlich albern, zumal sie auch so blöd statisch daher kommt und so sehr nach Theater von vor 50 Jahren aussieht. Die kleinen Gaukler-Tricks der drei Freaks sind nicht wirklich der Rede wert – im Umfeld von Coney Island hätte die Inszenierung meiner Ansicht nach entweder auf mehr und spektakulärere setzen müssen oder lieber gleich drauf verzichten sollen.
Was ich ziemlich daneben fand, war ausgerechnet die Inszenierung des Liedes „Beneath a moonless sky“. Der song ist ausgesprochen stark, für mich geradezu magisch. Beim Hören der CD fühle ich förmlich physisch das, was sich zwischen den beiden abgespielt hat, das Begehren, Verlangen, die Leidenschaft.... Und auf der Bühne? Wir befinden
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