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 Hippie-Musical
Hair Let the sunshine in Gut gelungene, frische Inszenierung des vielgespielten Klassikers, die hauptsächlich mit einem sehr guten Ensemble gesanglich und schauspielerisch punkten kann, allerdings mit der Hausakustik zu kämpfen hat. In Zusammenarbeit mit dem Staatstheater Kassel.
(Text: Christian Heyden) Premiere: | | 07.11.2009 | Rezensierte Vorstellung: | | 07.11.2009 | Letzte bekannte Aufführung: | | 21.04.2011 |
Den Anfang macht eine grell ausgeleuchtete, in Weiß gehaltene Bühne, auf der die drei Hauptdekorationen des Abends stehen - zwei riesige bespielbare Rampen und ein Leuchtkasten mit amerikanischer Flagge. Was zunächst wie das typische Mannheimer Bühnenbild wirkt - sehr reduziert und kalt - zeigt im Laufe des Stückes durch verschiedene Ausleuchtungen, Arrangements, Bespielungen und etwas zusätzliches Mobiliar, dass "Hair" nicht mehr braucht. Immer wieder gelingt es, passende Atmosphären zu schaffen und dem Auge Neues zu bieten. So dienen die Bühnenteile und ein Vorhang gleichzeitig als Projektionsflächen für zeitlich passende Fernseheinspielungen, die in die Handlung einbezogen werden und als verschiedene Spielebenen, die teilweise sehr akrobatisch vom Ensemble genutzt werden.
Auch die Darsteller lassen am Premierenabend kaum Wünsche offen. Markus Schneider als Claude kann mit guter Musicalstimme überzeugen und spielt seine Rolle nach außen hin unrebellisch - zeigt aber in emotionalen Momenten, dass unter der Oberfläche Claudes so einiges vor sich hin brodelt. Im Vergleich dazu kommt Henrik Wager als Berger schon fast aggressiv daher und nimmt bei seinen Auftritten die Bühne für sich ein. Einige Power bringt Peggy Pollow als Jeannie in die Inszenierung, die wie ein wahrer Wirbelwind über die Bühne und Claude mit ihren Liebesbekundungen auch schon fast von dieser herunter fegt. Etwas subtiler und emotionaler sind da die Momente von Sheila, die überzeugend von Nora Leschkowitz dargeboten wird. Erst überschwänglich, dann rebellisch bis hin zu melancholisch zeigt sie ihre Rolle und setzt mit "Easy to be Hard" einen der emotionalsten Momente des Stückes gekonnt um. Auch das Elternpaar Bukowsky überzeugt darstellerisch. Carlo Ghirardelli als Claudes Vater hasst man von seinem ersten Auftritt an und Simone Stahlecker als Mutter wirkt dauerrauchend so gelangweilt und verzweifelt, dass man ihr die Drogen der Hippies schon selbst unterjubeln möchte.
Gesanglich hat vor allem Ex-Aida Judith Lefeber einiges zu tun, die gefühlte fünfzig Prozent der Lieder darbringt. Man muss ihren kehligen Gesangsstil schon mögen, um jede ihrer Interpretationen für gelungen zu halten, aber rein objektiv betrachtet meistert sie alle Parts mit starker Stimme sehr gut und kann auch in leisen Momenten mit vollkommen anderer Gesangsstimme überzeugen. Auch Rebecca Stahlhut glänzt als Crissy mit "Frank Mills" - da wünscht man sich noch das ein oder andere Solo mehr.
Der große Minuspunkt des Abends ist allerdings die Akustik im Opernhaus. Dass Englisch gesungen wird, ist nicht weiter schlim, da gerade in lauteren Musikpassagen der Gesang der Darsteller oft untergeht. Schade auch für die sehr gut spielende Band, die stellenweise einfach nur laut dröhnend zu hören ist. Wenn diese Probleme allerdings durch eine bessere Soundabmischung behoben werden, lohnt sich der Besuch von "Hair" im Nationaltheater allemal - gerade wegen des Ensembles, das sehr gute Gesangs-, Schauspiel- und auch halsbrecherische Akrobatikleistungen zeigt.
(Text: Christian Heyden)

Verwandte Themen: News: Prominente "Hair"-Besetzung in Mannheim (29.10.2009)
Kreativteam
Besetzung
Zuschauer-Rezensionen
Die hier wiedergegebenen Bewertungen sind Meinungen einzelner Zuschauer und entsprechen nicht unbedingt den Ansichten der Musicalzentrale.
 1 Zuschauer hat eine Wertung abgegeben:

    28079 Von Kassel nach Mannheim
09.11.2009 - Kassel hat seine Erfolgproduktion "Hair" verkauft - nach Mannheim, wo ich als Fan dieses Muscials natürlich hinmusste - sah ich es doch schon in Kassel fünf Mal.
Zu den Aufführungen in Kassel hätte ich uneingeschränkt ein "Geniestreich" gegeben,
aber in Mannheim reicht es nur für ein "empfelenswert". Warum?
Zuersteinmal konnte im etwas heruntergekommenen ausverkaufte Opernhaus trotzt mehr Menschen etwas weniger Stimmung aufkommen als in Kassel, zuwie auch vereinzelt musicalungewöhnte Premierenabonennten das Stück vorzeitig verließen.
Dann erlaubte sich Mannheim einige Umbesetzungen - keine gute Idee, auch wenn nachzuvollzeihen ist, dass manche Darsteller aus Kassel in anderen Produktionen beschäftigt sind.
Auch die Band spielt etwas "sanfter".
Am schlechtesten aber war die Tonkomposition. Dieses Opernhaus ist für ein Musical nicht gemacht. Die Lautsprecher waren willkürlich verteilt, vor der Pause hörte man den Gesang der Akteure fast gar nicht.

Temil (2 Bewertungen, ∅ 4 Sterne) 
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| Handlung | Eine Gruppe langhaariger junger Hippies rund um die Protagonisten Berger, Sheila, Claude, Hud, Woof und Jeanie rebelliert mit langen Haaren, freier Liebe und Drogen gegen die Vorschriften der konservativen Gesellschaft Amerikas. mehr Der Kampf spitzt sich zu, als es nicht mehr nur gegen die Werte der Eltern geht, sondern der drohende Vietnamkrieg eine weitaus größere Gefahr darstellt. Claude schafft es trotz der Einwände seiner Freunde als einziger nicht, dem Druck seiner Eltern standzuhalten und verpflichtet sich den amerikanischen Truppen.
| Weitere Infos | Verfilmt wurde "Hair" mit leichten Handlunsgabwandlungen 1979 mit Beverly D’Angelo (Sheila), John Savage (Claude) und Treat Williams (Berger)
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Die Kriterien für unsere Kurzbewertungen (Stand: Dezember 2014)
Buch*: Ist die Handlung in sich schlüssig? Kann die Story begeistern? Bleibt der Spannungsbogen erhalten oder kommt Langeweile auf?
NICHT: Besonderheiten der konkreten Inszenierung des Theaters.
Kompositionen*: Fügen die Kompositionen sich gut in das Stück ein? Haben die Songs Ohrwurmcharakter? Passen die gewählten Texte auf die Musik? Transportieren Text und Musik die selbe Botschaft?
NICHT: Orchestrierung, Verständlichkeit des Gesangs der Darsteller in der aktuellen Inszenierung.
* werden nur bei neuartigen Produktionen (z.B. Premiere, deutsche Erstaufführung usw.) vergeben
Inszenierung: Wie gut wurde das Stück auf die Bühne gebracht? Stimmen die Bilder und Charaktere? Bringt der Regisseur originelle neue Ansätze ein?
NICHT: Wie gut ist die Handlung des Stücks an sich oder die mögliche Übersetzung?
Musik: Kann die musikalische Umsetzung überzeugen? Gibt es interessante Arrangements? Ist die Orchesterbegleitung rundum stimmig? Muss man bei Akustik oder Tontechnik Abstriche machen?
NICHT: Sind die Kompositionen eingängig und abwechslungsreich? Gibt es Ohrwürmer? Gefällt der Musikstil?
Besetzung: Bringen die Darsteller die Figuren glaubwürdig auf die Bühne? Stimmen Handwerk (Gesang, Tanz, Schauspiel) und Engagement? Macht es Spaß, den Akteuren zuzuschauen und zuzuhören?
NICHT: Sind bekannte Namen in der Cast zu finden?
Ausstattung: Setzt die Ausstattung (Kostüme, Bühnenbild, Lichtdesign etc.) die Handlung ansprechend in Szene? Wurden die zur Verfügung stehenden Möglichkeiten optimal genutzt? Bieten Bühne und Kostüme etwas fürs Auge und passen sie zur Inszenierung?
NICHT: Je bunter und opulenter ausgestattet, desto mehr Sterne.
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Leider keine aktuellen Aufführungstermine. |
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