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Success!­
Gloria-Theater, Köln

Das neue Musical eines talentierten jungen Kreativteams unterhält blendend durch seine lustige Handlung und nette Melodien. Eine kleine, aber feine Show mit Herz, die gerade zur Vorweihnachtszeit perfekt ins Kölner Kult-Theater “Gloria” passt.

Die naive Lilly bekommt jedes Jahr zu Weihnachten ein Päckchen voller unbrauchbarer Geschenke von ihrer Tante Irene aus Timbuktu. Mit ihrer Freundin Monique teilt sie nicht nur die Wohnung, sondern auch die Vorliebe für den Schauspieler und Sänger Chris di Pomodoro. Ihr trotteliger Nachbar Thorben, der schon lange in Lilly verliebt ist, ermöglicht es ihr, ihren Star persönlich kennenzulernen, indem er ihr Backstagepässe für dessen Konzert organisiert. Als plötzlich mehrere berühmte Schauspielerinnen aus dem Umfeld von Chris spurlos verschwinden, muss sich dieser zu seinem Schutz verstecken und quartiert sich bei den Mädels ein. Doch auch Chris hat ein dunkles Geheimnis, dem Lilly und Monique mit der Hilfe von Thorben auf die Spur kommen. Dabei stellen sie fest, dass die Geschenke von Tante Irene doch nützlich sein können, und schließlich schicken sie ihr ein Päckchen zurück, das ein ganz besonderes Weihnachtsgeschenk enthält.
Die Komödie will keine anspruchsvolle Unterhaltung bieten, sondern das Publikum zum Lachen bringen, was am Premierenabend auch durchaus gelungen ist.
Buch und Musik stammen von Heiko A. Neher, der sich durch sein erstes Musical “Caspar Hauser” im letzten Jahr bereits einen Namen gemacht hat. Die Charaktere in “Success” nehmen sich selbst nicht ernst. Sie sind zwar etwas überzogen und stereotypisch angelegt, aber durch ihre natürlichen Alltagsdialoge wirken sie realistisch genug, so dass man sich als Zuschauer mit ihnen identifizieren kann. Generell sind die Dialoge frech und enthalten gelungene, zum Teil zweideutige Pointen.
Besonders amüsant ist auch das plötzliche Auftauchen von “Horrorelementen” in der Handlung. Mit diesem unerwarteten Kontrast rechnet man als Zuschauer nicht, da sich die Geschichte zuvor nur in der heilen und bunten WG-Welt abspielt.
Freunde des schwarzen Humors kommen besonders gegen Ende des Stücks sicherlich auf ihre Kosten.
Die Songs sind vom Stil her eher im leichten Popbereich anzusiedeln. Klingen im ersten Akt noch viele der Melodien ähnlich, so bemerkt man durch die Reprise-Sequenzen im zweiten Akt, dass man sie dennoch in positiver Erinnerung hat. Musikalisch überzeugen vor allem Lillys schöne Balladen “Der Prinz aus dem Schuhkarton” und “Er allein”, wobei die fetzigen und lustigen Nummern von Chris beim Publikum besonders gut ankommen.
Die Songtexte klingen teilweise recht plump. Beispielsweise singen Lilly und Thorben im finalen romantischen Liebesduett: “Du bist mein Zimtstern ? du bist mein Zellkern ? du machst mich wach wie 15 Tassen Kaffee.” Im Ganzen gesehen sind es aber genau solche Zeilen, die hervorragend zum Stück passen, indem sie die Charaktere liebenswerter machen, und den Songs ihren individuelle Charme verleihen.
Das Theater bietet zwar eine intime Atmosphäre, hat jedoch nur beschränkte technische Möglichkeiten. So wird zu Halbplaybacks gesungen, und die Bühnenausstattung fällt zwar farbenfroh, aber recht einfach aus. Dennoch holt Jungregisseur Christoph Bietz das beste heraus, indem er zum Beispiel bei manchen Songs Schnappschüsse an die Wand projizieren lässt, die die Phantasie der singenden Person darstellen. Gleichzeitig werden auf diese Weise einige sehr kitschig klingenden Textzeilen parodiert. Außerdem bezieht Bietz das Publikum mit ein, wenn die beiden Darstellerinnen von der Bühne steigen und in der ersten Reihe Platz nehmen, so dass man als Zuschauer plötzlich gemeinsam mit Lilly und Monique im Konzert von Chris di Pomodoro sitzt.
Alle vier Darsteller haben bereits Erfahrungen in Großproduktionen wie “Jekyll & Hyde” und “Tanz der Vampire” gesammelt, jedoch bisher nur als Zweitbesetzungen. Bei “Success” beweisen sie ihr Talent. Jessie Roggemann spielt die brave, unschuldige Lilly. Ihre komödiantische Seite wird besonders bei ihren ersten Begegnungen mit Chris deutlich, demgegenüber sie sich völlig verkrampft und ehrfürchtig verhält. Wer Jessie schon als Prostituierte Lucy in “Jekyll&Hyde” gesehen hat, der wird von ihrer Vielseitigkeit begeistert sein, denn die beiden Rollen könnten nicht konträrer sein. Das Mitleid des Publikums ist sofort auf der Seite von Christoph Trauth, wenn er als spießiger Thorben wiederholt vergeblich versucht, an Lilly heranzukommen.
Karin Germann überzeugt als freche Monique, die davon träumt, selbst ein Star zu sein, genauso wie Martin Bacher als selbstverliebter, schleimiger Star Chris, der optisch perfekt zwischen seine beiden Showgirls passt. Nicht zu vergessen: die Stimme der Schauspielerin Hella von Sinnen als Tante Irene, die per Brief ihre Weihnachtsgeschenke kommentiert.

 
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