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Hairspray (2009 - 2010)
Musical Dome, Köln

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“Niemand stoppt den Beat”: Mit “Hairspray” zieht ein neuer Gute-Laune-Garant in den Kölner Musical Dome ein, der auf Deutsch fast genauso gut funktioniert wie im englischen Original. Das aus Musical-Profis bestehende Ensemble erhält prominente Unterstützung von Uwe Ochsenknecht und Maite S. Kelly, die als schräges Mutter-Tochter-Gespann die amerikanische Spießbürger-Gesellschaft der 1960er-Jahre auf den Kopf stellen.

Mehr als sieben Jahre hat es gedauert, bis das Musical “Hairspray” nach seiner erfolgreichen Uraufführung am Broadway in Deutschland angekommen ist. Ab sofort darf der pummelige Teenager Tracy Turnblad allabendlich “Good Morning Baltimore” im Kölner Musical Dome anstimmen und die Zuschauer damit ins Amerika des Jahres 1962 entführen, wo sich hinter den adretten weißen Gartenzäunen eine fragwürdige Ideologie verbirgt: Wer aufgrund seiner Hautfarbe oder seiner Leibesfülle nicht der Mehrheit entspricht, hat keinen Platz in der Gesellschaft.

Genau wie im gleichnamigen John-Waters-Film aus dem Jahr 1988, auf dem das Musical basiert, träumt Tracy davon, trotz ihres Übergewichts als Tänzerin in der “Corny Collins Show” aufzutreten, stößt dabei aber auf die Ablehnung der Produzentin, die weder füllige noch farbige Menschen in ihrer TV-Show duldet. Tracy wehrt sich dagegen, gewinnt das Herz ihres Schwarms und schafft es nebenbei noch, ihrer verschrobenen Mutter zu Selbstbewusstsein zu verhelfen und ihre dunkelhäutigen Freunde in die Tanz-Show zu integrieren. All dies wird mit Witz und Herz erzählt, auch wenn sich der Appell für Toleranz, Gleichberechtigung und den Glauben an die eigene Stärke nicht gerade auf subtile Weise durch den Abend zieht.

Doch dass hier alles extrem dick aufgetragen wird, ist ein fester Bestandteil des satirisch und comicartig angelegten Buches und findet seine Entsprechung in der Optik. Das einfache, aber sehr farbenfrohe Bühnenbild (David Rockwell) besteht aus fahrbaren Podesten und Hauswänden, die auch vor dem stechendsten Pink nicht zurückschrecken. Die schrillen Kostüme (William Ivey Long) im 1960er-Jahre-Look fügen sich perfekt in die Szenerie ein, ebenso wie die Haar-Türme einer Generation, in der Toupieren als Lebenseinstellung galt. Alles sieht exakt so aus wie am Broadway und in London. Kein Wunder, handelt es sich doch um eine Kopie der temporeichen Original-Inszenierung von Jack O’Brian.

Marc Shaimans Sixties-Pop-Melodien haben fast alle Ohrwurmcharakter, werden in Köln von der Band unter der Leitung von Robert Paul schwungvoll gespielt und klingen auch in der deutschen Übersetzung von Heiko Wohlgemuth annehmbar. Sowohl die Lautstärke der Musik insgesamt als auch die der Darsteller-Mikrophone während der Songs hätte aber in der besuchten Vorstellung ein wenig höher sein dürfen.

Als prominente Zugpferde bereichern Maite S. Kelly von der Kelly-Family und der Schauspieler Uwe Ochsenknecht die Kölner “Hairspray”-Produktion. Kelly ist nicht nur optisch die perfekte Tracy, sondern spielt den quirligen Teenager auch glaubwürdig und zeigt beeindruckende tänzerische Fähigkeiten. Dass stimmlich immer wieder das für die Kelly-Family charakteristische Vibrato durchschimmert, verleiht ihrer Darstellung einen besonderen individuellen Charme. Ochsenknecht stattet die Rolle von Tracys Mutter Edna mit trockenem Humor aus und legt sie dankenswerterweise nicht albern an, sodass man der Figur auch ihre sensiblen Seiten abnimmt. Seine stärkste Szene hat er im Duett “Zeitlos” mit seinem Bühnengatten Wilbur, gespielt von Leon van Leeuwenberg. Wenn sich die beiden mit fragwürdigen Komplimenten bedenken und dabei einen (einstudierten) Lachanfall bekommen, tobt das Publikum.

Die restlichen Rollen bieten weniger Möglichkeiten, jenseits überzeichneter Klischees verschiedene Facetten zu zeigen, sind aber mit Musical-Profis wie Jana Stelley, Daniel Berini, Rob Fowler, Nicole Berendsen und Tineke Ogink durchweg gut besetzt. Deborah Woodson als Motormouth Maybelle, die das Oberhaupt der afroamerikanischen Clique darstellt, kämpft noch hörbar mit der deutschen Sprache und ist vor allen bei ihren beiden Songs so gut wie gar nicht zu verstehen. Dieses Manko macht sie aber mit Ausstrahlung und einer Power-Röhre wieder wett. Auch vom Tanzensemble, das die flotten Original-Choreografien von Jerry Mitchell präzise ausführt, geht viel Spielfreude und Energie aus.

Wer das Stück schon in New York oder London gesehen hat, wird eventuell bemerken, dass auf Deutsch nicht alle Gags vergleichbar gut zünden und es etwas länger dauert, bis der berühmte Funke überspringt. Dennoch kann man mit “Hairspray” in Köln einen mehr als vergnüglichen Abend verbringen. Bedauernswert ist an dieser Produktion eigentlich nur eines: dass sie nicht schon viel früher in Deutschland stattgefunden hat.

 
Kurz­bewertungRezen­sionCastTer­mi­neTermi­ne (Archiv)
CAST (AKTUELL)
Edna TurnbladUwe Ochsenknecht
Tetje Mierendorf,
(Martin Berger)
Wilbur TurnbladLeon van Leeuwenberg,
(Martin Berger
Gordon Gesatzki
Eric Minsk)

Tracy TurnbladMaite Kelly,
(Jessica Jäde
Kristel van Grunsven)

Link LarkinDaniel Berini,
(Michael Heller
Michael Ernst)

Velma Von TussleNicòle Berendsen,
(Kati Farkas
Sarah Schütz
Ellen Wawrzyniak)

InezDenise Obedekah,
(Nyassa Alberta
Zodwa Selele)

Mr. Spritzer / Mr. Pinky u.a.Eric Minsk,
(Martin Berger
Gordon Gesatzki)

Penny PingletonJana Stelley,
(Leila Vallio
Marleen de Vries)

Motormouth MaybelleDeborah Woodson,
(Amber Schoop
Julia Davine)

Seaweed J StuppsTedros Teclebrhan,
(Maickel Leijenhorst
Julius Williams III.)

Corny CollinsRob Fowler
Lars Redlich,
(Gordon Gesatzki
Michael Ernst
Martin Schäffner
Bart De Clercq)

Prudy Pingleton u.a.Sarah Schütz,
(Kati Farkas
Ahou Nikazar)

Amber Von TussleTineke Ogink,
(Ahou Nikazar
Leoni Kristin Oeffinger
Ellen Wawrzyniak)

ShelleyKristel van Grunsven
BrendaLeila Vallio
LouannAhou Nikazar
TammyLeoni Kristin Oeffinger
LorraineJulia Davine
Pearl
(Dynamite)
Nyassa Alberta,
(Julia Davine
Bishat Araya)

Peaches
(Dynamite)
Samantha Klots,
(Julia Davine
Bishat Araya)

Cindy
(Dynamite)
Zodwa Selele,
(Julia Davine
Bishat Araya)

IQMichael Heller
SketchMichael Ernst
FenderMartin Schäffner
BradChristopher Bolam
GilbertMaickel Leijenhorst
DuaneJulius Williams III.
ThadDevon McKenzie-Smith
SwingsBart De Clercq
Christian Louis-James
Valter Azevedo
Ellen Wawrzyniak
Marleen de Vries
Bishat Araya
Alexandra Farkic
 
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TERMINE
keine aktuellen Termine
 
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TERMINE (HISTORY)
Do, 19.11.2009 20:00Musical Dome, KölnPreview
Fr, 20.11.2009 20:00Musical Dome, KölnPreview
Sa, 21.11.2009 20:00Musical Dome, KölnPreview
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