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 Tanz-Musical
Footloose Wer wird mein Held sein? Intime, aber kurzweilige Inszenierung des 80er-Jahre-Tanzfilms mit bewegenden Momenten und einem energiegeladenen jungen Ensemble. Allein schon für die musikalische Leistung lohnt sich der Besuch.
(Text: Robin Jantos) Premiere: | | 16.09.2009 | Letzte bekannte Aufführung: | | 31.01.2010 |
Das Theater für Niedersachsen hat existenzielle Probleme, und dabei spielen sicherlich auch Fehler eine Rolle, die im Haus gemacht wurden. Für eine Entscheidung kann man den Verantwortlichen aber nur immer wieder dankbar sein: Dafür, sich ein eigenes Ensemble mit Musicalspezialisten zu leisten. Denn was die bei Musicalproduktionen gesanglich bieten (insbesondere in den Ensemblenummern), kann kein Opernchor. Obwohl "Footloose" mit seinem 80er-Jahre-Pop musikalisch nicht zur Topliga gehört, ist es allein schon die musikalische Leistung wert, sich diese Produktion anzuschauen (Musikalische Leitung: Andreas Unsicker).
Neben den starken Chören fallen die Solisten aber nicht ab. Jens Plewinski spielt den Ren jugendlich-stürmisch und mit nicht zu bremsender Energie. Merle Hoch legt die Pastorentochter Ariel selbstbewusst, frech und schon fast vamphaft an und powert gesanglich in den Höhen. Aber auch die Brüche zum trauernden, sich vom Vater verlassen fühlenden Mädchen sind glaubhaft. Ariel und ihre Freundinnen (Franziska Juntke, Wiebke Wötzel, Annika Dickel) kommen wie "Sex and the City - The Next Generation" daher - mit temporeichen, intelligenten Dialogen und (kaum eine Beschreibung funktioniert ohne diesen Begriff) viel Energie. Die Jungengang (Frederik Wickerts, Alexander Ziebart, Sven Niemeyer, Anton Perez) passt da schon eher in die biedere Kleinstadt. Die Jungs dürfen auch mal etwas weniger gescheit und selbstsicher wirken, sie scheinen sich eher mit dem vorbestimmten Lebensweg abgefunden zu haben.
Michaela Linck gibt die Pastorenfrau als starke, liebende Mutter und Ehefrau, die nach einem Weg sucht, das Unglück ihrer Familie zu bekämpfen. Mit seinem unverbrauchten Gesicht und seiner nasalen Stimmfärbung ist Jens Kraus eigentlich nicht der klassische Typ für den verbitterten, vom Leben gezeichneten Reverend Moore. Krause macht das aber gesanglich und schauspielerisch wett, legt den Pastor streng, aber auch schon früh zweifelnd und unsicher an. Dadurch wirkt das Ende glaubwürdiger und weniger plump. Eine starke Leistung.
Regisseur Tim Zimmermann kommt vom Tanztheater, widersteht aber glücklicherweise der Versuchung, aus "Footloose" eine belanglose Tanzrevue zu machen. Der Fokus seiner Inszenierung liegt auf der Handlung. Zimmermann nimmt die Figuren ernst, so gelingen insbesondere bei den Szenen, bei denen es um Verlust und Trauer geht, anrührende Momente. Ansonsten erzählt er die Handlung flott, amüsant und kurzweilig. Einziges Manko, das der kleinen Bühne und dem kleinen Ensemble (14 Schauspieler) geschuldet ist: Dass die Bewohner der Kleinstadt wirklich so spießbürgerlich und kleinkariert sind, dass das Tanzen ein echter Akt der Rebellion ist, muss man glauben - sehen kann man es nicht, weil fast nur aufbegehrende Jugendliche gezeigt werden. Selbst unter den Erwachsenen ist einzig der arrogante Lehrer Dunbar (Frank Brunet) als fieser Kleinstädter gezeichnet. Rens Onkel (Bernd Langhammer) sowie Reverend Moore zweifeln erkennbar an der Richtigkeit ihres Handelns, die Mütter von Ren (Maureen Wyse) und Ariel sind sowieso auf der Seite der Kinder.
Eine kleine, aber frische Produktion, die das Achtziger-Jahre-Thema nicht angestaubt wirken lässt. Und, einmal sei das Wort noch erlaubt, in der unglaublich viel Energie über die Rampe kommt.
(Text: Robin Jantos)

Kreativteam
Besetzung
Zuschauer-Rezensionen
Die hier wiedergegebenen Bewertungen sind Meinungen einzelner Zuschauer und entsprechen nicht unbedingt den Ansichten der Musicalzentrale.
 1 Zuschauer hat eine Wertung abgegeben:

    28185 Einfach gut gemacht
25.01.2010 - Wir sind ganz spontan in eine Footloose-Vorstellung gegangen - und sind wieder überrascht, wie gut das TFN Musical macht. Danke für den wundervollen Abend!
Die Darsteller waren hervorragend, witzig, abwechslungsreich, stimmgewaltig und spielstark. Die Ausstattung für die kleine Company mehr als clever und ausreichend gemacht, das Stück ist ganz nett. Uns hats, wie so oft im TFN, gut gefallen!

Seymour22 (4 Bewertungen, ∅ 3.3 Sterne) 
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Die Kriterien für unsere Kurzbewertungen (Stand: Dezember 2014)
Buch*: Ist die Handlung in sich schlüssig? Kann die Story begeistern? Bleibt der Spannungsbogen erhalten oder kommt Langeweile auf?
NICHT: Besonderheiten der konkreten Inszenierung des Theaters.
Kompositionen*: Fügen die Kompositionen sich gut in das Stück ein? Haben die Songs Ohrwurmcharakter? Passen die gewählten Texte auf die Musik? Transportieren Text und Musik die selbe Botschaft?
NICHT: Orchestrierung, Verständlichkeit des Gesangs der Darsteller in der aktuellen Inszenierung.
* werden nur bei neuartigen Produktionen (z.B. Premiere, deutsche Erstaufführung usw.) vergeben
Inszenierung: Wie gut wurde das Stück auf die Bühne gebracht? Stimmen die Bilder und Charaktere? Bringt der Regisseur originelle neue Ansätze ein?
NICHT: Wie gut ist die Handlung des Stücks an sich oder die mögliche Übersetzung?
Musik: Kann die musikalische Umsetzung überzeugen? Gibt es interessante Arrangements? Ist die Orchesterbegleitung rundum stimmig? Muss man bei Akustik oder Tontechnik Abstriche machen?
NICHT: Sind die Kompositionen eingängig und abwechslungsreich? Gibt es Ohrwürmer? Gefällt der Musikstil?
Besetzung: Bringen die Darsteller die Figuren glaubwürdig auf die Bühne? Stimmen Handwerk (Gesang, Tanz, Schauspiel) und Engagement? Macht es Spaß, den Akteuren zuzuschauen und zuzuhören?
NICHT: Sind bekannte Namen in der Cast zu finden?
Ausstattung: Setzt die Ausstattung (Kostüme, Bühnenbild, Lichtdesign etc.) die Handlung ansprechend in Szene? Wurden die zur Verfügung stehenden Möglichkeiten optimal genutzt? Bieten Bühne und Kostüme etwas fürs Auge und passen sie zur Inszenierung?
NICHT: Je bunter und opulenter ausgestattet, desto mehr Sterne.
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Leider keine aktuellen Aufführungstermine. |
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