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 Komödie
Non(n)sens Schräge Schwestern-Show Kardinalfehler beim Nonnenulk: Fehlendes Tempo. In Matthias S. Raupachs Inszenierung spielt ein hervorragendes Ensemble in einem sehr langatmig wirkenden Stück, in dem nicht jede Pointe zündet. Wer seitlich auf der Empore sitzt, kann nicht die gesamte Bühne einsehen.
(Text: Kai Wulfes) Premiere: | | 13.08.2009 | Rezensierte Vorstellung: | | 13.08.2009 | Letzte bekannte Aufführung: | | 19.03.2016 |
In Sankt Georg, einem 1986 zur Konzerthalle umgewidmeten Kirchlein, rollt der Rubel. Zu Gunsten ihres Beerdigungsfonds verscherbeln Mutter Oberin und ihre vier Mitstreiterinnen Bowle, heilige Kettenanhänger und Lollis. Sogar eine kleine Fotowand, durch die die Besucher ihre Köpfe stecken können, um als Nonne und Priester geknipst zu werden, ist aufgebaut. Schon vor Beginn wähnt sich das Publikum auf einer echten Benefizshow, auch wenn Schwester Robert Annes rot lackierte Fingernägel nicht so recht ins Bild passen.
Das gilt auch für Petra Fibichs geschmackvolles wie raffiniertes Bühnenbild, das mit amerikanischem Münztelefon und einer Musikbox den Nonnenulk am Originalschauplatz in den USA belässt. In dem während der Show präsentierten, viel zu lang geratenen Film reisen die Schwestern mit PKW und Boot jedoch durch den brandenburgischen Oderbruch und lassen ihren Ausflug in der Pizzeria ausklingen, die sich um die Ecke von Sankt Georg befindet. Da das Publikum ohnehin in einem Raum mit religiöser Vergangenheit sitzt, hätte Matthias S. Raupach die Handlung seiner auf dem Programmzettel als "Bearbeitung" angekündigten Inszenierung auch vor Ort spielen lassen können.
Außer dem vom Recorder zum Videobeamer mutierten Grund für den finanziellen Engpass des Ordens sind im Vergleich zum Original kaum Änderungen auszumachen. Dabei hätten der hier fast drei Stunden dauernden Show ein paar Striche gut getan. Da mag sich das hervorragende Darstellerinnen-Quintett noch so abmühen, Raupachs Inszenierung wirkt trotz seiner liebevoll-humorigen Ausstattung mit Hüten und anderen die Songs illustrierenden Requisiten sehr behäbig. Mit mehr Tempo und punktgenauer platzierten Pointen hätte es zum Beispiel bei der Bauchredner-Nummer oder bei Mutter Oberins Riechfläschchen-Rausch mehr Reaktionen im Zuschauerraum gegeben. Dass Raupach mit pfiffigen Ideen unterhalten kann, beweist das während der Kochbuchpräsentation in Gebärdensprache übersetzte Rezept "Truthahn à la Pavarotti". Als in der besuchten Premiere im Finale die lahme, plärrend arrangierte Synthie-Musikbegleitung (Bela Fischer) ausfällt, überspielen die Künstlerinnen gekonnt diesen nicht im Buch vorgesehenen Patzer.
Wie gut sie auch als Sängerinnen harmonieren, beweisen mit "Zwei Schwestern“ Susanne Altschul (Schwester Maria Regina) und Petra Kreuzer (Schwester Maria Hubert) sowie Irene Lang (Schwester Maria Leo), Eveline Schloffer (Schwester Robert Anne) und Nina Würzl (Schwester Maria Amnesia) in ihrem Autokino-Song. Solistisch glänzt mit klarer Höhe vor allem Eveline Schloffer im gefühlvollen "So lernte beten ich", während sich Nina Würzl mit den tiefen Tönen ihres Country-Songs etwas abmüht.
Wer an den quirligen Nonnen-Quintett seinen Spaß haben will, sollte vor allem eines haben: Zeit. Diese kann auf dem Schwestern-Basar am Eingang allerdings nicht erworben werden.
Eine Musical-Comedy von Dan Goggin (Text und Musik) Deutsch von Thomas Woitkewitsch Bearbeitung für die Sommerkomödie: Matthias S. Raupach
(Text: Kai Wulfes)

Kreativteam
Besetzung
Frühere Besetzungen? Hier klicken Schwester Robert Anne - Eveline Schloffer
Schwester Maria Hubert - Petra Kreuzer
Schwester Maria Regina - Susanne Altschul
Schwester Maria Leo - Irene Lang
Schwester Maria Amnesia - Nina Würzl

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| Handlung | Eine vergiftete Fischsuppe hat die meisten Schwestern einen Ordens dahingerafft. mehr Um Geld für die Beerdigung zu sammeln, begeben sich die verbleibenden Nonnen auf ungewohntes Terrain: auf die Showbühne.
| Weitere Infos | Dan Goggin hat zu seinen witzigen Texten eine flotte und eingängige Musik komponiert, die vom Choral über Musical-Showstopper und Country-Song reicht, bevor sie in einem furiosen Gospel-Finale gipfelt. 1985 Off-Broadway uraufgeführt, galt die schrägen Nonnen-Revue anfangs als gewagt. Inzwischen gehört sie weltweit in vielen Unterhaltungstheatern zum Standard-Repertoire.
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Die Kriterien für unsere Kurzbewertungen (Stand: Dezember 2014)
Buch*: Ist die Handlung in sich schlüssig? Kann die Story begeistern? Bleibt der Spannungsbogen erhalten oder kommt Langeweile auf?
NICHT: Besonderheiten der konkreten Inszenierung des Theaters.
Kompositionen*: Fügen die Kompositionen sich gut in das Stück ein? Haben die Songs Ohrwurmcharakter? Passen die gewählten Texte auf die Musik? Transportieren Text und Musik die selbe Botschaft?
NICHT: Orchestrierung, Verständlichkeit des Gesangs der Darsteller in der aktuellen Inszenierung.
* werden nur bei neuartigen Produktionen (z.B. Premiere, deutsche Erstaufführung usw.) vergeben
Inszenierung: Wie gut wurde das Stück auf die Bühne gebracht? Stimmen die Bilder und Charaktere? Bringt der Regisseur originelle neue Ansätze ein?
NICHT: Wie gut ist die Handlung des Stücks an sich oder die mögliche Übersetzung?
Musik: Kann die musikalische Umsetzung überzeugen? Gibt es interessante Arrangements? Ist die Orchesterbegleitung rundum stimmig? Muss man bei Akustik oder Tontechnik Abstriche machen?
NICHT: Sind die Kompositionen eingängig und abwechslungsreich? Gibt es Ohrwürmer? Gefällt der Musikstil?
Besetzung: Bringen die Darsteller die Figuren glaubwürdig auf die Bühne? Stimmen Handwerk (Gesang, Tanz, Schauspiel) und Engagement? Macht es Spaß, den Akteuren zuzuschauen und zuzuhören?
NICHT: Sind bekannte Namen in der Cast zu finden?
Ausstattung: Setzt die Ausstattung (Kostüme, Bühnenbild, Lichtdesign etc.) die Handlung ansprechend in Szene? Wurden die zur Verfügung stehenden Möglichkeiten optimal genutzt? Bieten Bühne und Kostüme etwas fürs Auge und passen sie zur Inszenierung?
NICHT: Je bunter und opulenter ausgestattet, desto mehr Sterne.
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