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Les Misérables (2003 - 2004)
Theater des Westens, Berlin

CastTer­mi­neTermi­ne (Archiv)
 

Nachdem mehrere Stadttheater mittlerweile eigene Inszenierungen präsentiert haben, zeigt die Stage Holding wieder die Originalproduktion, die 16 Jahre lang am Broadway lief – und feiert gleichzeitig die Wiederbelebung der Theater-des-Westens-Musicaltradition. Uwe Kröger als Javert.

Im ersten Akt wollte so recht noch keine Begeisterung aufkommen – zumindest auf die hinteren Reihen im wunderschön renovierten Theater des Westens sprang der Funke zunächst nicht über, während sich die Cast redlich durch die Geschichte um den Ex-Sträfling Valjean (Oleh Vynnyk) und die Pariser Juli-Aufstandes von 1832 arbeitete.

Im zweiten Akt der Pressepremiere fiel dann die Drehbühne aus (charmant erläutert von Produzent Cameron Mackintosh persönlich), was zum Wendepunkt des Abends wurde: Aus dem Drehbühnentrott erwacht liefen die Darsteller plötzlich zur Höchstform auf und spielten mit einer Intensität, die das Publikum bis zum grandiosen Finale im Bann hielt. Dem wohl allzu engen technischen Korsett der Großproduktion wie durch ein Wunder entronnen, konnten Cast und Bühnencrew endlich zeigen was sie auf dem Kasten hatten: Einige Szenen, mangels Bühnenbild sozusagen ad-hoc neu inszeniert, waren derart überzeugend – man hätte denken können, sie seien von je her so geplant gewesen und nicht das Ergebnis kurzfristiger Improvisation.

Durch die Bank sehr gut waren die Hauptdarstellerinnen Ann Christin Elverum (Fantine), Vera Bolten (Eponine) und Valerie Link (Cosette). Gerade Ann Christin Elverum machte im langen (Eine Stunde 30 Minuten!) ersten Akt einiges an Boden gut, während Vera Bolten mit ihrer charakteristischen Stimme dem in 16 Jahren Les Miz etwas oft gehörten “Nur für mich” (“On my Own”) neue Facetten und ungeahnte Intensität verlieh.

Wer (wie ich) etwas skeptisch war, was die Besetzung des Inspektor Javert anging, wurde eines besseren belehrt: Mit persönlicher Note, aber glaubhaft und intensiv gab Uwe Kröger einen verbissenen und sturen Javert, dessen innere Zerrissenheit ihn zu einer der interessanteren Figuren des Musicals macht. Dem hatte der Ukrainer Oleh Vynnyk als Protagonist Jean Valjean wenig entgegenzusetzen: Als Archetyp des “Good Guy” reiht er eine gute Tat an die nächste, das ist sicher lobenswert – aber nicht unbedingt spannend.

Hätten Valjean und Javert ihre Auseinandersetzung als Sängerkrieg ausgetragen, müsste das Ende wohl revidiert werden – Uwe Krögers klare und ausdrucksvolle Tenorstimme verleiht seiner Figur die nötige Druchsetzungskraft, während bei Vynnyks teilweise etwas genuschelten Monologen der Inhalt hier und da auf der Strecke bleibt.

Kein Haar in der Suppe ist bei der Tontechnik zu finden: der Klang ist voll, satt, nicht zu leise oder zu laut. Gleiches gilt für das Orchester unter der Leitung Bernd Steixner. Erfreulich: Einige der auf den alten Aufnahmen hörbaren und für heutige Ohren recht unangenehme Synthie-Sounds sind den Weg alles Irdischen gegangen, dafür sorgt die vielköpfige Streicherbesetzung gerade bei den Balladen für einen tollen Klang irgendwo zwischen Streichquartett und Kammerorchester. Weiter so! Vielleicht fliegt ja bei der nächsten Inszenierung auch noch das letzte Keyboard auf die Strasse und auch “Herr im Haus” und Konsorten werden mit einem echten Cembalo begleitet – das wäre das i-Tüpfelchen.

Ein Fazit fällt mir schwer: Wer die Broadwayinszenierung von “Les Miserables” von ganzem Herzen liebt, der wird im “Theater des Westens” sicher nicht enttäuscht werden. Die Besetzung ist sehr gut und die Bühnencrew hat bewiesen, dass sie auch grössere Katastrophen locker wegstecken kann. Trotzdem bleibt ein fader Nachgeschmack: Ich hätte es begrüsst, wenn das Kreativteam versucht hätte, die Show neu zu erfinden, aus den bisherigen Inszenierungen zu lernen und mit der neuen Inszenierung alles bisher dagewesene zu übertreffen. So ist die Stage Holding auf Nummer sicher gegangen – und hat eine Chance vertan, Kreativität und Originalität zu beweisen.

 
CastTer­mi­neTermi­ne (Archiv)
CAST (AKTUELL)
Jean ValjeanOleh Vynnyk,
(Kasper Holmboe
Seth Lerner
Christopher Murray)

JavertUwe Kröger,
(Kasper Holmboe
Karim Khawatmi
Christopher Murray)

FantineAnn-Christin Elverum,
(Vera Bolten
Monica Gugganig
Christiane Heinke)

EponineVera Bolten,
(Henriette Grawwert
Jessica Kessler
Jana Stelley)

MariusLucius Wolter,
(Tim Reichwein
Tillmann Schieders
Carl van Wegberg)

EnjolrasMartin Pasching,
(Mark Derichs
Marcus Hezel
Christian Alexander Alexander Müller)

ThénadierUlrich Wiggers,
(Oliver Mülich
Veit Schäfermeier
Tilmann von Blomberg)

Mme ThénadierHeike Schmitz,
(Patricia Gressley
Claudie Reinhard
Wiebke Wiedeck)

CosetteValerie Link,
(Heidelinde Helene Schuster
Ina Trabesinger
Wiebke Wötzel)

EnsembleEva Maria Bender
Mark Derichs
Nico Gaik
Henriette Grawwert
Patricia Gressley
Monica Gugganig
Philipp Hägeli
Christiane Heinke
Marcus Hezel
Kasper Holmboe
Zhomas Hurter
Jessica Kessler
Karim Khawatmi
Seth Lerner
Oliver Mülich
Christian Alexander Müller
Christopher Murray
Tim Reichwein
Claudie Reinhard
Timo Röder
Veit Schäfermeier
Christian Schleicher
Tillmann Schieders
Heidelinde Helene Schuster
Jana Stelley
Ina Trabesinger
Carl van Wegberg
Tilmann von Blomberg
Wiebke Wiedeck
Wiebke Wötzel
 
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TERMINE
keine aktuellen Termine
 
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TERMINE (HISTORY)
Unsere Datenbank umfasst Einträge seit 2003, diese Produktion ist ggf. älter als die MUZ, daher sind die Daten evtl. nicht vollständig.
Fr, 26.09.2003 20:00Theater des Westens, BerlinPremiere
Di, 03.02.2004 19:30Theater des Westens, Berlin
Mi, 04.02.2004 18:30Theater des Westens, Berlin
▼ 338 weitere Termine einblenden (bis 30.12.2004) ▼
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