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Ein Sommernachtstraum (2004 - 2006)
Landesbühne, Hannover

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Lockere Sommernachts-Unterhaltung der Landesbühne Hannover, daheim gespielt im passenden Ambiente der Herrenhäuser Gärten. Die Shakespeare-Bearbeitung besticht duch die gelungene Neu-Übersetzung von Heinz Rudolf Kunze und die pointensichere Regie von Gerhard Weber.

Die Bezeichnung Musical ist ein wenig Irre führend, denn dieser Sommernachtstraum ist ein Schauspiel mit Musik. Es gibt vergleichsweise wenige Songs, und die sind dann am stärksten, wenn sie dem Geschehen zusätzlichen Witz verleihen. Die Nummern, die musiktheater-typisch die Gefühle der Protagonisten verdeutlichen sollen, zünden dagegen nicht. Zum einen, weil Heiner Lürig gefällige, aber austauschbare Pop-Balladen geschrieben hat (anstrengend: die ständigen Refrainzeilen-Wiederholungen am Ende der Songs). Zum anderen, weil die Inszenierung auf eine unterhaltsame Komödie, aber nicht auf tiefgründige Figurenportraits abzielt – die Balladen unterbrechen den flotten Erzählfluss und wirken wie Fremdkörper.
Während die meisten Songs im Stück neu sind, folgen die Dialoge dem (meist gereimten) Shakespeare-Original. Ob man aktuelle Anspielungen passend findet, mag Geschmackssache sein. Im ersten Akt kommen Bezüge zu Fernsehquoten und “Wer wird Millionär” auf jeden Fall zu früh. Weil man sich noch nicht an den ungewohnten Stil gewöhnen konnte, sind dessen Brechungen nicht witzig, sondern irritierend. Das ist aber auch schon die einzige Mäkelei an der Übersetzung, denn die ist ansonsten wesentlich griffiger und heutiger als die 160 Jahre alte Schlegel-Fassung aus dem Reclam-Heft.
Shakespeare und Kunze lassen eine große Zahl an Figuren auflaufen. Das weltliche Fürstenpaar (er Macho, sie Kriegsbeute) in den Hochzeits-Vorbereitungen. Die Athener Handwerker-Truppe, die für die Feier eine Theateraufführung zusammenstümpert. Das zerstrittene Waldgeister-Herrscherpaar und die vier jungen Athener, deren Liebesirrungen (je ein Mädel liebt je einen Kerl, aber die wollen beide die selbe) mit Hilfe von Zaubersäften zum Happy-End entknotet werden.
Am deutlichsten kann sich bei derart vielen Figuren der Waldgeist-Diener Puck (Jens Krause) profilieren, den Buch und Regie als Frank’n’Furter-Verschnitt anlegen. Er darf das Geschehen unterbrechen und im Stile einer Travestie-Show mit den Zuschauern shakern (“Sie brauchen nicht zu klatschen, ich werde dafür bezahlt”) – und wird schnell zum Publikumsliebling. Bei den jungen Liebenden entwickeln die Frauen (Simone Arntz, Mirja Regensburg) ein eigenes Profil und kommen glaubhaft rüber, die Männer (Kristoffer Nowak, Philip Richert) bleiben dagegen blass.
Die meisten Lacher bekommt naturgemäß die Handwerkertruppe für ihr finales Schauspiel im Schauspiel (beste Leistung in einer Nebenrolle: Dieter Wahlbuhl als norddeutsch-mürrische Wand). Kunze/Lürig beweisen Selbstironie und dichten ihren größten Hit (“Dein ist mein ganzes Herz”) schräg zum Schenkelklopfer um. Ob man die Szene witzig oder albern findet, hängt wohl von der Laune des Besuchers ab. Auf jeden Fall entschädigt sie für die einzige Schwächephase des Abends – die Versöhnungs- und Happy-End-Szenen nach der Pause, in der man vor allem bei dem in der besuchten Vorstellung recht unmotiviert vorgetragenen “Bottichs Traum” (Rüdiger Hellmann) an das Wort “Umziehpausenüberbrückung” denken muss.
Ansonsten ist die Show eine runde Sache. Ein bisschen romantisch, ein bisschen albern, ein bisschen kitschig (mit brennendem Herz im Schlussbild) – wie es sich für locker-leichte Sommernachtsunterhaltung gehört.
Getrübt wird der Gesamteindruck von etwas, für das die Theaterleute nichts können: dem beamten-muffigen Service der Herrenhäuser Gärten. Wer kurz vor 18 Uhr seine vorbestellten Tickets an der Theaterkasse abholen will, bekommt die Auskunft: “Die gibt es erst an der Abendkasse.” Dann wird ein großes Gitter um den Pavillon gefahren (“raus hier, zack-zack”), vor dem man 30 Minuten warten muss. Dann geht das Tor wieder auf und an der selben Kasse liegen die Karten. Um 18.40 Uhr erfährt man dann am Eingang, dass die Eintrittskarten erst eine Stunde vor der Vorstellung zum Betreten der (für den Besucherverkehr die ganze Zeit geöffneten) Gärten berechtigen. Also wieder 20 Minuten sinnloses Warten vor einem Gitter. Bei Ticketpreisen bis 44 Euro wäre ein wenig mehr Flexibilität eine nette Geste.

 
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CAST (AKTUELL)
Theseus / OberonMichael Ophelders
Hippolyta / TitaniaSabine Brandauer
EgeusKarl-Frank Müller
HermiaSimone Arntz
LysanderKristoffer Nowak
HelenaMirja Regensburg
DemetriusDaniel Brockhaus
Puck / StratocastJens Krause
BottichGunther Nickles
QuincyMichael Stobbe
Puste / TisbeFabian Joel Walter
Moritz Steffen
Hänfling / Mondschein / SenfsamenMartin Konrad Becker
Schnut / WandDieter Wahlbuhl
Schnuck /LöweClaus Koschinski
BohnenblüteAnnetraut Lutz-Weicken
MottePetra Friedrich
 
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TERMINE
keine aktuellen Termine
 
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TERMINE (HISTORY)
Mo, 05.07.2004 20:00Gartentheater Herrenhausen, HannoverVoraufführung
Di, 20.07.2004 20:30Stadttheater, IngolstadtSpielort: Reduit Tilly
Do, 22.07.2004 20:30Stadttheater, IngolstadtSpielort: Reduit Tilly
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