 Spektakel
Ein Sommernachtstraum Puck als Frank'n'Furter Lockere Sommernachts-Unterhaltung der Landesbühne Hannover, daheim gespielt im passenden Ambiente der Herrenhäuser Gärten. Die Shakespeare-Bearbeitung besticht duch die gelungene Neu-Übersetzung von Heinz Rudolf Kunze und die pointensichere Regie von Gerhard Weber.
(Text: rj) Letzte bekannte Aufführung: | | 19.09.2006 |
Die Bezeichnung Musical ist ein wenig Irre führend, denn dieser Sommernachtstraum ist ein Schauspiel mit Musik. Es gibt vergleichsweise wenige Songs, und die sind dann am stärksten, wenn sie dem Geschehen zusätzlichen Witz verleihen. Die Nummern, die musiktheater-typisch die Gefühle der Protagonisten verdeutlichen sollen, zünden dagegen nicht. Zum einen, weil Heiner Lürig gefällige, aber austauschbare Pop-Balladen geschrieben hat (anstrengend: die ständigen Refrainzeilen-Wiederholungen am Ende der Songs). Zum anderen, weil die Inszenierung auf eine unterhaltsame Komödie, aber nicht auf tiefgründige Figurenportraits abzielt - die Balladen unterbrechen den flotten Erzählfluss und wirken wie Fremdkörper. Während die meisten Songs im Stück neu sind, folgen die Dialoge dem (meist gereimten) Shakespeare-Original. Ob man aktuelle Anspielungen passend findet, mag Geschmackssache sein. Im ersten Akt kommen Bezüge zu Fernsehquoten und "Wer wird Millionär" auf jeden Fall zu früh. Weil man sich noch nicht an den ungewohnten Stil gewöhnen konnte, sind dessen Brechungen nicht witzig, sondern irritierend. Das ist aber auch schon die einzige Mäkelei an der Übersetzung, denn die ist ansonsten wesentlich griffiger und heutiger als die 160 Jahre alte Schlegel-Fassung aus dem Reclam-Heft. Shakespeare und Kunze lassen eine große Zahl an Figuren auflaufen. Das weltliche Fürstenpaar (er Macho, sie Kriegsbeute) in den Hochzeits-Vorbereitungen. Die Athener Handwerker-Truppe, die für die Feier eine Theateraufführung zusammenstümpert. Das zerstrittene Waldgeister-Herrscherpaar und die vier jungen Athener, deren Liebesirrungen (je ein Mädel liebt je einen Kerl, aber die wollen beide die selbe) mit Hilfe von Zaubersäften zum Happy-End entknotet werden. Am deutlichsten kann sich bei derart vielen Figuren der Waldgeist-Diener Puck (Jens Krause) profilieren, den Buch und Regie als Frank'n'Furter-Verschnitt anlegen. Er darf das Geschehen unterbrechen und im Stile einer Travestie-Show mit den Zuschauern shakern ("Sie brauchen nicht zu klatschen, ich werde dafür bezahlt") - und wird schnell zum Publikumsliebling. Bei den jungen Liebenden entwickeln die Frauen (Simone Arntz, Mirja Regensburg) ein eigenes Profil und kommen glaubhaft rüber, die Männer (Kristoffer Nowak, Philip Richert) bleiben dagegen blass. Die meisten Lacher bekommt naturgemäß die Handwerkertruppe für ihr finales Schauspiel im Schauspiel (beste Leistung in einer Nebenrolle: Dieter Wahlbuhl als norddeutsch-mürrische Wand). Kunze/Lürig beweisen Selbstironie und dichten ihren größten Hit ("Dein ist mein ganzes Herz") schräg zum Schenkelklopfer um. Ob man die Szene witzig oder albern findet, hängt wohl von der Laune des Besuchers ab. Auf jeden Fall entschädigt sie für die einzige Schwächephase des Abends - die Versöhnungs- und Happy-End-Szenen nach der Pause, in der man vor allem bei dem in der besuchten Vorstellung recht unmotiviert vorgetragenen "Bottichs Traum" (Rüdiger Hellmann) an das Wort "Umziehpausenüberbrückung" denken muss. Ansonsten ist die Show eine runde Sache. Ein bisschen romantisch, ein bisschen albern, ein bisschen kitschig (mit brennendem Herz im Schlussbild) - wie es sich für locker-leichte Sommernachtsunterhaltung gehört. Getrübt wird der Gesamteindruck von etwas, für das die Theaterleute nichts können: dem beamten-muffigen Service der Herrenhäuser Gärten. Wer kurz vor 18 Uhr seine vorbestellten Tickets an der Theaterkasse abholen will, bekommt die Auskunft: "Die gibt es erst an der Abendkasse." Dann wird ein großes Gitter um den Pavillon gefahren ("raus hier, zack-zack"), vor dem man 30 Minuten warten muss. Dann geht das Tor wieder auf und an der selben Kasse liegen die Karten. Um 18.40 Uhr erfährt man dann am Eingang, dass die Eintrittskarten erst eine Stunde vor der Vorstellung zum Betreten der (für den Besucherverkehr die ganze Zeit geöffneten) Gärten berechtigen. Also wieder 20 Minuten sinnloses Warten vor einem Gitter. Bei Ticketpreisen bis 44 Euro wäre ein wenig mehr Flexibilität eine nette Geste.
(Text: Robin Jantos)

Verwandte Themen: News: Kunzes "Sommernachtstraum" geht 2009 auf Tournee (21.07.2008) News: Neues Shakespeare-Musical von Kunze/Lüring (17.05.2006)
Besetzung
Zuschauer-Rezensionen
Die hier wiedergegebenen Bewertungen sind Meinungen einzelner Zuschauer und entsprechen nicht unbedingt den Ansichten der Musicalzentrale.
 25 Zuschauer haben eine Wertung abgegeben:

    295 sehr lustig eingängige Lieder
31.12.2009 -

clausj
    2142 einfach klasse
31.12.2009 - Ich war bereits im vergangenen Jahr in der Vorstellung und war in diesem Jahr genauso begeistert. Es ist durchaus möglich, dass ich das Musical noch einmal besuchen werde. Das gleiche denkt auch meine Familie.

Heidrun golenia
    4454 klasse!
31.12.2009 - Inzwischen ist die ganze Familie begeistert und Wiederholungstäter, selbst unsere Kinder 1,3,5 Jahre sind begeistert von der Musik.
Man sollte aber auch die "U-Musik" mögen und nicht jedes Wort auf die Goldwaage legen...
Spießer sind hier falsch, oder sollten sich wenigstens nicht in die ersten Reihen setzen, um nicht von Puck ins Gespräch verwickelt zu werden.
Ach ja, niemand will den etwas anderen Stil der Inszenierung verbergen...

Familie Languth
    13851 Begeistert!
31.12.2009 - Die ganze Familie war begeistert von HR Kunzes Musical. Die Kids singen die Songs ständig...

Kati
    20848 Immer noch fasziniert...
01.08.2007 - Obwohl es schon so lang her ist, dass ich den Sommernachtstraum gesehen hab, bin ich immer noch fasziniert! Wie schön wäre es, wenn man sich dieses tolle Stück immer wieder (z.B. auf einer DVD) anschauen könnte.

Sommer
    14341 irre-gut
31.08.2006 - einfach nur klasse , hab sie mehrmals gesehen ! Jens Krause ist einsame Spitze

Biene
    14177 egal wie man den Sommernachtstraum findet,
22.08.2006 - man sollte doch wenigstens die Namen der Autoren richtig schreiben... Heiner Lürig heißt er, mit einem H, aber nur am Anfang vom Vornamen...

Nina
    14028 Einfach klasse!
15.08.2006 - Ich war am Sonntag in Herrenhausen und das Stück hat mir total gut gefallen!Es waren echt witzige Szenen dabei und Puck war einfach nur zum kreischen!einfach toll!es lohnt sich und es ist auch mal was ganz anderes sich im Freien ein Musical anzusehen!TOLL!Ich freue mich schon auf die nächste Saison!

Ilka
    13910 Einfach klasse
08.08.2006 - Sonntag habe ich das Musical bereits zum zweiten Mal besucht.
Schon wie letztes Jahr bestach es erneut durch eine schöne Atmospäre, nette Musik und eine leichte Handlung...wie ein Smmernachtraum

Summer
    13612 Coole Elfen
23.07.2006 - Das stück wird von den immer wieder im Hintergrund rumwieselnden Elfen getragen.

Elfenfreund
    13446 kann man machen, muss man aber nicht!
12.07.2006 - tja mein gott, dank grundsätzlich heiterer stimmung nach dem genuss von rotwein, war das stück erträglich. als alternative zum sonst lauen sommerprogramm in der stadt okay. es stellt sich für mich jedoch die frage, ob man aus jedem klassischen stoff ein musical stricken muss. was kommt als nächstes? hamlet?

leokardia
    13411 einfach nur super!
08.07.2006 - ich war gestern das zweite mal im sommernachtstraum und es war wieder nur einsame spitze! sehr sehr schade, dass es nächstes jahr nicht mehr läuft!

mone
    10058 das hat was...
16.01.2006 - Eine frische Herangehensweise hat der Sommernachtstraum zwar nicht unbedingt nötig, aber schaden tut sie ihm auch nicht, beweist dieses Musical!
Schöne Melodien hat Kunze dafür geschrieben bzw. recycelt.
Die Darsteller sind alle mit mitreißender Spielfreude dabei. Frau Regensburg, sie behalte ich im Auge!

Meikel
    7533 super
21.08.2005 -

klaus
    7527 Traumhafter Abend- Sommernachtstraum
21.08.2005 - 18.08.05- Nach vielen Jahren habe ich es endlich mal wieder an einem Abend in die Herrenhäuser Gärten geschafft. Dieses Erlebnis war an sich schon bei herrlichem Sommerwetter und lauer Temperatur phantastisch. Gekrönt wurde es allerdings durch die rundum gelungene Aufführung des "Sommernachtstraums". Ein Riesenlob an alle, ob Kunze/ Lürig, Regisseur, Bühnen- und Kostümbildner, Musiker oder Schauspieler. Ich komme wieder, nur liegt die Meßlatte wegen der perfekten Wetterbedingungen, einschließlich Vollmond!- nun sehr hoch.

sabine isermann
    7523 Wahnsinn
21.08.2005 - Tolle Umsetzung, klasse Schauspieler!

stefan
    7445 Ich hab' mich weg geschmissen ... ;o)
16.08.2005 - Obwohl ich Hannoveraner bin, war ich heute zum ersten Mal im Sommernachtstraum. Und es wird nicht das letzte Mal gewesen sein, so begeistert war ich von der Aufführung! Ich kann es nur jedem empfehlen!

phoenix
    7373 Supergenial
14.08.2005 - Sehr genial! Absolut sehenswert!

Musicalfan
    7228 Albern und pseudomodern
06.08.2005 - Bei mir blieb das Gefühl, dass Herr Kunze sich - vergeblich - um Modernität bemüht und nur alberne Phrasen zu Stande bekommt. Nur weil in einem Stück 5mal das Wort "Ficken" vorkommt, wird es nicht progressiv. Zuweilen hatte ich eher das Gefühl, im Ohnsorg-Theater gelandet zu sein.

susanne
    6707 GUTE UNTERHALTUNG
10.07.2005 -

MEIKEL
    5705 Ein kleine Traum
05.05.2005 - Auch 2005 werde ich mir diesen Sommernachtstraum reinziehen. Es ist einfach nur schön den Texten und der Musik zu zuhören in einem so schönen Gartentheater. Tipp: informiert Euch gut über den Sitzplatz, den nicht jeder Platz eignet sich zum Träumen da Sichtbehinderungen. LG

Timo
    5608 Klasse
30.04.2005 -

Elke
    2646 Super!
06.10.2004 - Auch beim zweiten Besuch waren wir wieder total begeistert. Ich freue mich auf die kommenden Aufführungen!

Svedakatze
    2310 Tolles Ambiente, aber ...
18.08.2004 - Da sitzt man in einem romatischen Park in lauer Sommernacht und fragt sich bei einigen Stücken wieso diese nötig waren. Eine insgesamt seltsame Mischung. Witzige Einfälle, aber auch platte Kalauer. Nette und eingängige Melodien, aber auch Lieder zum Zehennägel hochklappen. Melodiöse Texte, aber auch kitschige Reime. Und die Choreografie war einfach nicht mein Geschmack. Also hat das tolle Ambiente eine noch schlechtere Bewertung verhindert.

Mara
    2276 absolut sehenswert
15.08.2004 - Als langjähriger Heinz Rudolf Kunze Fan war ich nun gestern endlich einmal im Sommernachtstraum in Herrenhausen. Es war richtig gut! Modern, spaßig und für jedermann verständlich. Die Texte von HRK sind einfach genial.

mosevra 
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