 Klassiker
Anything Goes I get a kick out of you! Das Wiesbadener Jugendclubtheater traut sich nach vielen modernen Musicals diesmal an einen Klassiker - mit Erfolg: Mit professioneller Unterstützung läuft das Amateurensemble in einer gelungenen Umsetzung des Cole-Porter-Musicals zur Höchstform auf.
(Text: Daniel von Verschuer) Premiere: | | 23.08.2008 | Rezensierte Vorstellung: | | 12.09.2008 | Letzte bekannte Aufführung: | | 29.05.2010 |
Nach einer eher einfallslosen Eingangsszene - während der Ouvertüre tragen Matrosen Reisekoffer quer über die Bühne - nimmt die Inszenierung von Iris Limbarth schnell Fahrt auf: Spätestens wenn der Luxusdampfer "MS America" ablegt und die diversen Verwirr-, Versteck- und Verwechslungsspielchen an Deck beginnen, stimmt auch das Tempo der Inszenierung. Die Übergänge gelingen flüssig, eindrucksvolle Massenszenen wechseln sich mit ausgefeilten Soli und Duetten ab. Limbarths einfache, an Square Dance erinnernde Choreografien sind durchaus nett anzusehen, und sogar die Stepp-Nummer beim Titelsong fehlt nicht. Die besonders bekannten Songs wie "All Through The Night" oder "I Get A Kick Out Of You" werden in Englisch gesungen, einige wie "Friendship" oder "Public Enemy Number One" erklingen auf Deutsch. Tim Speckhardts Billy Crocker ist ein Spielball der komisch-absurden Begebenheiten auf der MS America; immer wieder schlittert er mit großen Augen in groteske Situationen, in denen er sich singend behaupten muss. Auch wenn Speckhardt auf einem guten Weg ist und seine klare, weiche Stimme gut zur Rolle passt, fehlt es ihm noch an Ausstrahlung und Erfahrung, um Evergreens wie "It's De-Lovely" und "Easy To Love" überzeugend über die Rampe zu bringen. Ganz anders Felicitas Geipel: Die Routine von zehn Jugendclub-Produktionen ist ihr deutlich anzumerken, als Nachtclub-Predigerin Reno Sweeney ist sie im besten Sinne die Anführerin des Ensembles und zieht mit ihrem Elan alle anderen mit. Ihre Soli meistert Geipel mit energiegeladenem Gesang und voller Charisma. Hervorzuheben sind außerdem die quirlige Ann-Christin Fray als sexy Gangsterbraut Erma, und Rainer Maaß, der den steinreichen Engländer Evelyn Oakleigh mit einer beträchtlichen Portion Selbstironie ausstattet und eine Menge aus der etwas undankbaren Rolle herausholt. Alle weiteren Mitglieder des etwa 25köpfigen Ensembles beeindrucken mit lebhaftem Spiel und sicherer Intonation. Regelmäßig vergisst man, dass hier Amateure auf der Bühne stehen. Das gewohnt professionelle Umfeld des Wiesbadener Jugendclubs sorgt dafür, dass Bühnenbild (Reinhard Wust) und Kostüme (Heike Ruppmann) anderen Staatstheater-Produktionen in nichts nachstehen. Die ganz in weiß gehaltene Bühne des kleinen Hauses zeigt das Schiffsdeck, für die Kabinen-Szenen werden rollbare Kulissenteile positioniert, es gibt Showtreppen an den Seiten und hinten einen Balkon. Das Ensemble in seinen prachtvollen Abendkleidern und schicken Matrosenuniformen passt perfekt auf den 1930er-Jahre-Luxusdampfer. Gespart wurde lediglich bei der Orchestrierung: Die zehnköpfige Band unter der Leitung von Joachim Braun kann mit drei Keyboards, vier Bläsern, Gitarre, Bass und Percussion den symphonischen Klang eines Broadway-Orchesters natürlich nicht ersetzen. Mindestens die Ouvertüre und die Ensemblenummern verlieren durch den dünnen Klangkörper einiges von ihrem Reiz; der Gesamteindruck eines runden Theaterabends wird dadurch aber kaum geschmälert.
(Text: dv)

Verwandte Themen: Hintergrund: Interview mit der Wiesbadener Jugendclub-Regisseurin Iris Limbarth (22.12.2008)
Kreativteam
Besetzung
Zuschauer-Rezensionen
Die hier wiedergegebenen Bewertungen sind Meinungen einzelner Zuschauer und entsprechen nicht unbedingt den Ansichten der Musicalzentrale.
 2 Zuschauer haben eine Wertung abgegeben:

    26930 Toll, einfach Toll!
25.08.2008 - Ich habe die Premiere gesehen und war restlos begeistert, was eine "Amateur"-Gruppe da auf die Beine gestellt hat!
Professionell, durch und durch! Tolle Stimmen! Super Darsteller! Schöne Kostüme! Witzige Dialoge! Grandioses Bühnenbild! Stimmungsvolle Tanzszenen!
Alles sehr stimmig, kurzweilig und einfach schön!

w.erna (erste Bewertung)
    26927 Gelungene Aufführung
24.08.2008 - Insgesamt sehr stimmige Inzenierung, lediglich der Anfang hat etwas Längen. Das ändert sich nach ca. 15 Minuten und die Aufführung wird spritzig, witzig, farbenfroh und temporeich bis zum Schluß. Sehr gute Stimmen und schauspielerische Leistungen. Und das alles von Nichtprofis - Hut ab !
Auch eine klasse Band die die 30er - Jahre Musik mit viel Schwung darbietet.
Das Stück wird man sich gerne nochmal ansehen.

scorpio55 (erste Bewertung) 
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