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 Komödie
Das Apartment Mein Zuhause wird als Stundenhotel missbraucht Im Apartment von Chuck Baxter geht es wüst zu: Chef und Kollegen nutzen seine vier Wände als Liebesnest, während der Mieter sich die Zeit vor der Tür um die Ohren schlagen muss. Weder die routinierte Inszenierung noch die solide Darstellerriege peppen die flaue Vorlage auf, sodass nicht mehr als ein langatmiger Boulevardtheaterabend geboten wird.
(Text: Kai Wulfes) Premiere: | | 16.03.2008 | Letzte bekannte Aufführung: | | 10.03.2010 |
Plitsch, platsch! Der in Sachen Fraueneroberung nicht sonderlich erfolgreiche Chuck Baxter wartet vergeblich auf die Angebetete, die sich zeitgleich von seinem Chef umgarnen lässt. Zum Evergreen "Raindrops Keep Falling on My Head" gibt es die im Song angekündigte Dusche von oben: Es trieft der Mantel, das in der Hutkrempe angestaute Wasser läuft langsam über. Chuck steht da wie ein begossener Pudel und starrt mit traurigem Dackelblick durch seine Hornbrille ins Publikum.
Dieses Bild ist symptomatisch für eine Aufführung, die in weiten Teilen sanft wie ein Regenschauer vor sich hinplätschert. Das liegt vor allem an der Vorlage. Komponist Burt Bacharach hat einen weichgespülten Easy-Listening-Klangteppich geschaffen, der als Berieselung im Supermarkt taugt, auf einer Musical-Bühne jedoch wenig Substanz bietet. Da mag sich die an die linke Bühneseite gequetschte Viermann-Combo (Leitung: Ferdinand von Seebach) noch so ins Zeug legen: Es dominiert ein belangloser musikalischer Einheitsbrei. Schwungvolle Songs wie der Eishockey-Walzer oder das mitreißende "Happy" im zweiten Akt bleiben die Ausnahme. Neil Simon hat mit seiner Bühnenadaption des Billy Wilder-Films "Das Apartment" zudem eine vorhersehbare Boy-meets-Girl-Handlung geschrieben, die eher einlullt als fesselt. Dramaturgische Wendungen sind Mangelware und das Happyend wird in Windeseile angefügt. In dieser letzten Szene sitzt Chucks Traumfrau Fran auf dem Sofa und fordert ihn zum Geben der Rommee-Karten auf. Licht aus, Vorhang, Schluss. Nicht einmal ein finaler Liebessong wird dem Paar gegönnt. Dieses Musical mag bei der Uraufführung 1968 ein Knaller gewesen sein, heute verlangt das Publikum allerdings nach mehr.
Dieses Manko dürfte auch dem musicalerfahrenen Helmut Baumann aufgefallen sein, denn er setzt in seiner ganz dem Boulevardtheater verpflichteten Inszenierung auf liebevoll gezeichnete Personen und Tempo. Ausstatterin Anja Wegener schafft hierfür mit einer gläsernen Firmenzentralen-Lobby einen geschmackvollen und modernen Rahmen. Durch die beiden Fahrstuhltüren links und rechts rollen zusätzliche Handlungsorte wie die titelgebende Junggesellen-Behausung mit Schlafcouch, eine Bar oder Büroräume herein. Conny Lüders schicke Kostüme huldigen bei den Herren dem modernen Business-Look, die Damen sind in knappe Röckchen oder Pelz gewandet. Komplettiert wird der durchweg gute optische Eindruck durch originelle Choreografien. Rudi Reschke nutzt geschickt die sehr breite Bühne aus und kaschiert die mangelnde Substanz von Musik und Text pfiffig mit schwungvollen Schrittfolgen und witzigen Accessoires wie Aktenkoffern oder Wischmopps. In diesen Momenten unterhält das Stück hervorragend, während die sie umrahmenden Dialogszenen einfach nur langweilen. Einige beherzte Striche hätten hier gut getan.
Absoluter Höhepunkt der Inszenierung ist gleich nach der Pause Chucks Besuch in einer Bar am Weihnachtsabend. Hier gabelt er im nicht mehr ganz nüchternen Zustand die in die Jahre gekommene Schnapsdrossel Marge auf und schleppt sie nach mehreren gemeinsamen Drinks in seine Wohnung ab. Zum Vergnügen des Publikums geben Nik Breidenbach und Sylvia Wintergrün in diesen Szenen mächtig Gas, torkeln singend über die Bühne und tanzen ihren Alkoholrausch mit wackligen Schritten aus. Hier spielt Breidenbach sich endlich frei, im restlichen Stück ist er rollendeckend blasser und zurückgenommen. Seinen geschmeidigen Bariton kann er jedoch immer in voller Schönheit einsetzen.
Als Chucks Objekt der Begierde singt Eva-Maria Grein mit hellem, vollen Sopran und gefällt auch im Tanz. Allerdings bringt sie im Spiel wenig Gefühlsregungen ihrer Bühnenfigur herüber. So fehlt Frans Selbstmordversuch jegliche Glaubwürdigkeit und auch das emotionale Hin- und Herpendeln zwischen Chuck und seinem Nebenbuhler J. D. Sheldrake (Axel Herrig) ist für das Publikum nicht unmittelbar nachvollziehbar. Herrigs Rolle ist eher undankbar, zumal ihn die Inszenierung ganz als Ekelpaket festgelegt. Stimmliche Probleme offenbaren sich mit scheppernden Tiefen in Herrigs einzigem Solo-Song. Helmut Baumann brilliert in der Rolle des Dr. Dreyfuss und beweist mit seinen fast siebzig Jahren, dass er in Sachen Spiel, Gesang und Tanz noch lange nicht zum alten Eisen gehört. Daneben schummelt sich Baumann in stummen Rollen als trotteliger Barkeeper oder im Fummel und auf Stöckelschuhen auf der Betriebsweihnachtsfeier in die Szenerie. Mit viel Pep und ausdrucksstarken Stimmen gestalten Melanie Haffke, Katharina Koch und Nini Stadlmann ihre Auftritte in diversen kleineren Rollen. Blass hingegen das Herrenn-Trio Uli Krohm (Dobitch), Andreas Goebel (Eichelberger) und Anton Figl (Vanderhof).
Am Premierenabend amüsiert sich das gesetzte, boulevardtheater-geprägte Stammpublikum der Kudamm-Bühne wie Bolle. Musical-Kenner und Zuschauer, die die Hauptdarsteller Nik Breidenbach und Eva-Maria Grein vor allem aus ihren Auftritten in TV-Soaps kennen und sie einmal live auf einer Bühne sehen möchten, dürften allerdings enttäuscht sein.
Buch von Neil Simon nach dem Film "The Apartment" von Billy Wilder und I. A. L. Diamond Musik von Burt Bacharach Liedertexte von Hal David Deutsch von Werner Wollenberger Deutsche Gesangstexte von Charly Niessen
(Text: kw) 
Kreativteam
Besetzung
Zuschauer-Rezensionen
Die hier wiedergegebenen Bewertungen sind Meinungen einzelner Zuschauer und entsprechen nicht unbedingt den Ansichten der Musicalzentrale.
 9 Zuschauer haben eine Wertung abgegeben:

    26447 Sehr kurzweilige Unterhaltung - fabelhaft
28.05.2008 - Also,
ich hab das Stück jetzt zweimal gesehen und muss sagen, es ist wunderbar. Die Darsteller überzeugen und lassen den Zuschauer sehr eng am Gedankengang des jungen Protagonisten, C.C. Baxter teilhaben. Nik Breidenbach ist in dieser Rolle grandios, gesanglich überzeugt er auf ganzer Linie und sein komödiastisches Talent lässt einen doch vermehrt schmunzeln. Fran (eva-Maria Grein) kann in ihren Solo- und Duettparts ebenfalls sehr überzeugen. Das restliche Ensemble lohnt aber auch so den Besuch. Alle spielen die ganze Zeit sehr überzeugend und auch wenn Axel Herrig doch mehr aus seiner Rolle rausholen könnte, ist dieses Musical immer sehr zu empfehlen.

Armand Jean
    26349 Super Baumann
25.05.2008 - Es war wieder ein typische Helmut Baumann Inszenierung - wie schon zu Theater des Westens-Zeiten ...

Jenny
    25562 Unterhaltsame Show
11.04.2008 - Sehr schöne Inszenierung - tolle Darsteller!

H/M
    25442 Die Sache absolut wert
05.04.2008 - Tjaaa, ich weiß, woran sich die Vorbewerter stoßen. Aber offen gesagt, fand ich das nicht schlimm. Dass die Darsteller mehr als Schauspieler als als Sänger daher kamen, war eine gelungene Abwechslung von all dem Stage Entertainment Quark mit den "ganz großen Gefühlen". Die Regie war sauber gearbeitet, auch die Choreos stimmten, die Pointen saßen, ich gebe zu, das Stück wurde tatsächlich immer pointierter je länger es dauerte, aber so sind Stücke halt: sie brauchen eine Exposition!
Das größte Problem hatten die meisten Menschen mit der Musik, die zwar nicht uneingängig ist, aber doch wesentlich davon lebt, die Texte zu unterstützen. Dass eine Handvoll der Songs in den 60ern erfolgreich in die US-Charts gingen spricht aber für sich.
Was mich an dieser Produktion begeisterte war die Natürlichkeit in Sprache und Gesang bei den Darstellern (ohne artifizielle Soul-Schleifen) und dass sie ihre Songs auch schauspielerten (was weiß Gott in Deutschland in Musicals nicht gang und gebe ist).
Es erinnerte mich - im Kleinformat - an Produktionen des alten TdW und daran, was die deutsche Musicalszene seitdem verloren hat.

J. (Sondheimfan)
    25221 gefloppt
24.03.2008 - Die Show ist vor Jahrzehnten in Wien gefloppt, das hatte seine Gründe. Das Buch ist schlecht, auch wenn die Vorlage genial ist, die Musik ist nicht "theatralisch", es ist Bacharach, und der Meister des Easy Listening hat sein Talent an solchen Shows verschwendet.

troy
    25170 Na Ja!
20.03.2008 - ... die ersten 20 min dachte ich, ich schlafe ein!
Dann das Stück kam in Stimmung!
Tolle Leistung von Frau Wintergrün! Auch Herr Baumann war mit seinen 70. Grandios!
Toll einfach geniale Besetzung!
Nur am Ende fehlte es am Höhepunkt!
Kein mitreißer! Kein Heuler!....
kein Ende mit.....!

kainsel
    25152 Sehr unterhaltsam!
19.03.2008 - Also, um ein kleines Gegengewicht zu meinen Vorschreibern zu schaffen, möchte auch ich meine Eindrücke schildern.
Im ersten Akt hat das Stück tatsächlich seine Längen, da turbulente und schnelle Szenen noch auf sich warten lassen und statt dessen Dialogszenen und eher dahinplätschernde Gesangsszenen gespickt mit nicht immer sinnvollen Tanzszenen sich abwechseln. Ein Highlight des ersten Aktes ist allerdings der Ohrwurm "Raindrops keep falling on my head", den Nik Breidenbach stimmlich zwar recht unspektakulär, aber dennoch sehr sympathisch rüberbringt.
Die Weihnachtsfeier ist zwar sehr vergnüglich, aber hätte diese Szene ein wenig straffer sein können.
Der zweit Akt geht dafür umso schneller vorbei. Hier ist vorallem ein Name zu nennen: Sylvia Wintergrün holt aus ihren zwei kleinen Rollen, der abgelegten Sekretärin und einer verlassenen Frau in den Vierzigern auf der Suche nach Kontakt, alles raus und spielt einfach irre komisch. Sie hat ein tolles Gespür für Pointen, jeder Blick, jeder Kommentar sitzt bis in die Pointenspitze. Neben ihr blüht auch Nik Breidenbach noch mehr auf und zeigt, dass er sehr komisch sein kann, ohne zu aufgesetzt zu wirken. Zudem hat auch Helmut Baumann im zweiten Akt einige wundervolle Szenen mit Eva-Maria Grein und Nik Breidenbach. Ist Baumann vielleicht nicht der größte Sänger und Schauspieler, so macht seine fast schon jugendliche Spielfreude alles wett. Außerdem beweist er, dass auch ein 69jähriger fast noch wie ein junger Spund tanzen kann. Eine wundervolle Szene ist auch das Duett zwischen Breidenbach und Grein, "I´ll never fall in love again", das zweite Lied des Stücks, das nicht ins Deutsche übersetzt wurde!
Zu den Darstellern:
Eva-Maria Grein stellt die Fran als junge, verletzliche Frau da. Sie lässte den Charakter sehr sympathisch rüber kommen. Leider bleibt sie dennoch in ihrer Darstellung etwas an der Oberfläche. Etwas mehr Tiefe hätte man sich für die Fran Kubelik gewünscht. Aber das kann sich im Laufe der ersten Spielwoche auch noch entwickeln. Sie überzeugt stimmlich absolut und füllt ihre Lieder voll aus! Bravo!
Nik Breidenbach ist ein wahnsinnig sympathischer Chuck Baxter, mit dem man mitfiebert und leidet. Er zeigt eine große Spielfreude, sodass es Spass macht, ihm dabei zuzuschauen. Stimmlich kommt er manchmal an seine Grenzen, aber gerade die großen Hits gelingen ihm gesanglich mühelos! Im zweiten Akt gewinnt sein Charakter noch mehr an Ecken und Kanten. Insgesamt eine tolle Darstellung!
Axel Herrig kann leider in seiner Rolle sein Potential kaum ausschöpfen. Sein Solo-Lied ist leider nicht ideal für seine Stimme. Er bleibt eher blass.
Sylvia Wintergrün wird zum heimlichen Star des Abends. Jede ihrer Szenen sitzen. Diese Frau ist einfach nur irrekomisch!
Helmut Baumann verleiht dem Dr. Dreyfuss leicht sarkastische Züge und ist dadurch komisch, ohne übertreiben zu müssen.
Das sechsköpfige Ensemble macht einen tollen Job. Gerade Anton Figl und Uli Krohm (beide eher vom Schauspielfach) bilden eine tolle Contrabalance zu dem restlichen Ensemble aus Musicaldarstellern.
Nini Stadlmann kann in einigen Szenen aufblitzen lassen, was für eine hervorragende Tänzerin sie ist. Die junge Melanie Haffke zeigt eine starke Bühnenpräsenz. Erwähnen sollte man unbedingt noch die tolle Band unter der Leitung von Ferdinand von Seebach, die Bacharachs Lieder toll spielen. Insgesamt ein sehr unterhaltsamer Abend! Und das nicht nur nach den Maßstäben des alten Westberliner Publikums, denn dazu gehör ich nicht!

Geneviève
    25128 stimme fast zu
18.03.2008 - Ich stimme meinem Vorschreiber in den meisten Teilen zu. Leider scheint er nur von Gesang nicht all zuviel zu verstehen. Gesanglich war das Ganze eine Katastrophe. Da konnte niemand gut singen. Die weibl. Hauptdarstellerin hatte zumindest einen Hauch von Stimme. Ansonsten verstaubt und langweilig.
Es gibt grandiose Texte und Lieder ... wenn sie denn nur lebendig dargebracht worden wären.
Detlef Bickert

Detlef Bickert
    25118 unoriginell
17.03.2008 - man könnte natürlich sagen, daß so ein stück und eine so biedere inszenierung an so ein haus wie die komödie am kurfürstendamm passen, wo das alte westberliner publikum eben sowas sehen möchte. und das publikum war bei der premiere überaus glücklich, also ist das ganze insofern ja als erfolg anzusehen.
aber dennoch habe ich mich trotz der premierenstimmung als zuschauer gelangweilt. das stück ist viel zu lang, man könnte eine menge rauskürzen und die inszenierung ist sowas von verstaubt, daß man gar nicht glauben kann, daß sowas in berlin (!) aufgeführt wird. okay, bei irgendeinem abstecher einer landesbühne oder eines tourneetheaters in der provinz, da würde man das als gegeben hinnehmen, aber in berlin ???
das ganze hätte vielleicht funktioniert, wenn die drei protagonisten (fran, c.c. baxter, j.d.) ihre rollen hätten besser erfüllen können. gesungen haben sie alle toll, aber weder hat man der hauptdarstellerin ihre liebe zu sheldrake abgenommen (anstrengend, wenn etwas immer nur behauptet wird, es aber für den zuschauser in keinster weise deutlich wird), noch ist nik breidenbach bei seiner figur, die er durchaus mit einem gewissen witz verkörperte, in irgendwelche innerlichkeiten "abgestiegen". axel herrig, den ich als falco grandios fand, war hier einfach nur blaß.
toll gearbeitet waren die szenen mit helmut baumann und sylvia wintergrün. die hatten witz, waren gut gesetzt. gut, den auftritt als alte oma hätte baumann sich sparen können, aber warum nicht - wenns ihm spaß macht...
das ensemble hat geackert und es hat spaß gemacht, ihnen zuzusehen und zuzuhören. ein highlight war die chinesische bedienung von k. koch im restaurant.
über das bühnenbild und (in teilen) auch über die choreographie läßt sich dasselbe sagen wie über die inszenierung : ein bißchen mehr pfiff, ein wenig mehr kreativität hätten gereicht!

johanes 
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