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 Entdeckungstour
Weintraubs Jazz Odyssee Weintraubs Syncopators - wer kennt sie heute noch? Gelungene, mit Pfiff inszenierte Retro-Show, in der das Schicksal einer jüdischen Musiker-Truppe in Nazi-Deutschland nachgezeichnet wird.
(Text: Kai Wulfes) Premiere: | | 29.11.2007 | Dernière: | | 13.01.2008 |
Das sind die Zutritts-Regularien: Irdische Verkaufszahlen öffnen die Pforte zum Rock-Himmel, der Eintritt in den Jazz-Himmel ist nur nach eingehender Überprüfung möglich. Klar, dass Gott und seine Engel beim 5-Sterne-VIP-Bereich besonders pingelig sind. Also muss Stephan "Steps" Weintraub (Jan-Geerd Buss), nach eigenen Angaben zuletzt Begründer der Showband "Weintraubs Syncopators", aus seinem Leben erzählen. Ein guter Aufhänger für eine Show, mit der an eine zwischen 1924 und 1938 überaus erfolgreiche Musikertruppe erinnert wird, die ähnlich wie die "Comedian Harmonists" durch Nazi-Terror verfolgt und um ihre Karriere gebracht worden ist. Im Gegensatz zu der heute auch noch populären Sängertruppe, sind Weintraubs-Jazzmusiker trotz zahlreicher Auftritte in UFA-Filmen (zum Beispiel "Der blaue Engel") nahezu unbekannt.
Eva Blum und Matthias Witting (Text) haben ihre Geschichte aufgearbeitet und zu einem leider mit zwei Mal knapp vierzig Minuten Spieldauer etwas kurzen Abend für die Bühne adaptiert. Vielleicht hätten einzelne Stationen, wie zum Beispiel die Auftritte in den Revuen von Max Reinhardt und Friedrich Hollaender stärker akzentuiert werden können. Andererseits wirkt die Show nicht künstlich in die Länge gezogen und hat Tempo. Dies vor allem wegen der Regie von Ulrike Gärtner, die mit pfiffigen Ideen nicht geizt. Da wird die Filmrolle des Auftritts mit Hans Albers in "Heute kommt's drauf an" von einem Archiv-Engel (Karolina Kubiak) aus dem sich öffnenden Boden gereicht oder John Lennon (Jaron Löwenberg) schaut zwischen zwei Auftritten im Garten Eden auf ein kurzes "Imagine" vorbei. Einzig die Idee, Gott mit einer kleinwüchsigen Darstellerin (Monika Maria Ullemeyer) zu besetzen, ist etwas fragwürdig, tut letztendlich aber auch nicht weh. Ausstatterin Wiebke Horn kleidet den Himmelschef in eine geschmackvolle weiße Robe mit Glitzermützchen, die Dresse der beiden Prüfungsengel (René Döring, Kirstin Hasselmann) karikieren gekonnt die Uniformen von Flugbegleitern. Horns schlichtes, weißes Podest mit sechs fahrbaren Rechtecken und den als Mobiliar dienenden Buchstaben I-C-H--W-A-R deutet geschickt immer wieder neue Spielorte an.
Im Zentrum der Bühne sind die eigentlichen Stars der Show postiert: Hans-Peter Kirchberg (musikalische Leitung) und seine sechs Musiker. Mit Ausnahme des Schlagzeugers spielen alle mehrere Instrumente und lassen "Weintraubs Syncopators" so gekonnt wiederauferstehen, dass es eine wahre Freude ist ihnen zuzusehen und -zuhören. Die Musiker singen und spielen nicht einfach die in das Stück integrierten schmissigen Schlager (zum Beispiel "Mein Gorilla hat 'ne Villa" oder "Immer wenn ich glücklich bin, muss ich weinen"), sondern verlassen ihre Plätze und toben in immer wieder neuen Formationen (Choreografie: Sommer Ulrickson) über die Bühne. Dabei werden die Instrumente auch schon mal am Boden liegend gespielt oder zwei Zugposaunisten treten wie bei einem Boxkampf gegeneinander an. Bei dieser geballten Bühnenpräsenz haben es die anderen Darsteller trotz guter gesanglicher (Besonders Kirstin Hasselmann mit klarem Sopran in "Am Sonntag will mein Süßer mit mir Segeln geh'n" fällt hier positiv auf.) und tänzerischer Leistungen (Jaron Löwenberg, Karolina Kubiak in der USA-Szene) schwer.
Die Verwandschaft mit den inzwischen aus zwei Teilen bestehenden Comedian Harmonists-Stücken von Gottfried Greiffenhagen und Franz Wittenbrink kann "Weintraubs Jazz Odyssee" nicht verhehlen. Ob andere Bühnen diese gelungene Hommage an die Showband auch nachspielen werden, ist allerdings fraglich, da es schwer sein dürfte, sieben so exzellente Musiker, die auch singen und schauspielern können, zu finden. Mit Blick auf das Schicksal der Original-Weintraubs und das gelungene Show-Konzept wäre dies allerdings wünschenswert.
Band Klavie, Gesang - Hans-Peter Kirchberg/ Alexander Klein Posaune, Tenorsaxophon, Violine, Bass, Klavier, Gesang - Gregor DuBuclet Posaune, Tuba, Klavier, Gesang - Rambald Bellmann/ Jörg Vollerthun Trompete, Gesang - Nikolaus Neuser/ Paul Brody Reeds (Klarinette, Altsaxophon), Gitarre, Klavier, Gesang - Wlady Ginzburg Gitarre, Banjo, Bass, Gesang - Thomas Schmidt Schlagzeug, Gesang - Michael Rowalska
(Text: kw)

Kreativteam
Besetzung
Zuschauer-Rezensionen
Die hier wiedergegebenen Bewertungen sind Meinungen einzelner Zuschauer und entsprechen nicht unbedingt den Ansichten der Musicalzentrale.
 1 Zuschauer hat eine Wertung abgegeben:

    24000 Leider zu kurz
20.01.2008 - Mehr und länger wäre auch schön gewesen.Eine für mich zu kurze aber peppige Show.Die Musiker waren wunderbar !Leider war die Musik immer genau in dem Moment "aus" ,in dem man anfing "mitzuschwingen".

Kartoffelblüte 
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