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Hairspray (2008 - 2009)
Theater, St. Gallen

Kreativ­teamCastTer­mi­neTermi­ne (Archiv)
 

Es ist alles eine Spur zurückgefahren in St. Gallen. Regisseur Matthias Davids hat die knallbunte Broadway-Parodie kräftig gebleicht. Dank des wasserdichten Buches von Mark o’Donnell und Thomas Meehan funktioniert das. Die Show macht auch in dieser stadttheater- bzw. tournee-tauglichen Variante Spaß, ein richtiger Kracher wie die Broadway-Inszenierung ist sie aber nicht.

“Hairspray” kann wirklich gut knallige Farben im Übermaß vertragen. Die Kostüme (verantwortlich: Renate Schmitzer) sind zwar bunt, es herrschen aber Pastellfarben vor; warum der jugendliche Held Link Larkin z.B. immer nur in Schwarz-Weiß auftritt, ist nicht nachzuvollziehen. Auch das Bühnenbild von Hans Kudlich sorgt mit seinen baugerüst-ähnlichen Bauten für eine kühle Atmosphäre. Dank ihrer Beweglichkeit und einseitiger Verkleidung mit verschiedenen Hintergrundmotiven sind sie sehr variabel für Ortswechsel einsetzbar, nur an Atmosphäre hapert es.
Jede einzelne der Hauptpersonen ist ein lebendiges Klischee, bei deren Darstellung ebenfalls gerne übertrieben werden darf; erst dann wird die Geschichte des sympathischen Underdogs Tracy, die sich allen widrigen Umständen zum Trotz gegen das fiese Mutter-Tochter-Gespann von Tussle durchsetzt und zum Fernsehstar wird, zu einem wirklichen Märchen. Aber genau diese Übertreibungen vermisst man an vielen Stellen auf der Bühne.
Rasmus Borkowski als Frauenschwarm Link und Nadine Schreier als Oberzicke Amber bieten zwar gesangliche Highlights, bleiben aber darstellerisch blass. Eine Lehrstunde im Pointensetzen erteilt ihnen Gudrun Schade als Ambers ebenso zickige Mutter Velma, die jeden ihrer Auftritte voll auskostet. Mit der stärksten Stimme des Abends sorgt Amanda Whitford in der Rolle der Motormouth Maybelle für Gänsehaut-Momente.
Im Mittelpunkt des Interesses steht aber natürlich Familie Turnblad, und hier besonders Mama Edna. Einen dramaturgischen Grund, diese Figur von einem Mann spielen zu lassen, gibt es nicht, aber gerade darum, weil es einfach nur das i-Tüpfelchen auf den vielen spaßigen Übertreibungen des Abends ist, ist die Rolle zu einem Star-Vehikel geworden, bei der die renommierten Darsteller Schlange stehen. In St. Gallen fiel die Wahl auf Fernseh-Entertainer Ralph Morgenstern. Und genau wie sein Fatsuit, der ihm zwar einen dicken Oberkörper verschaffte, (die nicht gepolsterten) Arme und Beine aber als unpassend dünn erschienen ließ, passte ihm die ganze Rolle noch nicht wie angegossen. Sein Sprechgesang steht Edna ganz gut, doch in den Dialogszenen sieht der Zuschauer immer wieder zuviel Morgenstern und zu wenig liebende, zweifelnde, sich sorgende oder ängstliche Mama Turnblad. Besser liegt Morgenstern der Part der Ehefrau: Das Showstopper-Duett “Du bist zeitlos für mich” mit Gatten Wilbur (liebenswert verrückt und damit absolut rollendeckend: Walter Andreas Müller) ist seine beste Szene.
Ilse La Monaca strahlt in jeder Szene den entwaffnenden Optimismus aus, mit dem Tracy den Hürden des Lebens begegnet. Mit einer soliden gesanglichen Leistung wird sie den Anforderungen dieser Rolle gerecht, manchmal wünscht man sich aber von ihr ein bisschen mehr Power in Stimme und Darstellung. Schließlich schreckt Tracy vor schwierigen Wegen nicht zurück.
Wolfgang Adenberg zeichnet für die Übersetzung einiger handlungstragener Songs verantwortlich. Die Sitte, dass nicht mehr alle Songs übersetzt werden, greift zurzeit im Musical-Business immer mehr um sich. Doch ob die Produzenten sich damit einen Gefallen tun? Welchen Respekt bringen die Verantwortlichen damit einerseits dem Publikum und andererseits dem Autoren entgegen, wenn ein geringer Teil der Lieder dem Zuschauer mit einer Übersetzung nähergebracht werden soll, für den Rest sich diese Mühe aber nicht zu lohnen scheint?
Darüber hinaus ist die Auswahl der sogenannten “handlungstragenden” Songs in St. Gallen eher fragwürdig ausgefallen. Der erwähnte Showstopper für die Turnblads im zweiten Akt gehört dazu. Im Grunde genommen besteht er aus einer Aneinanderreihung mehr oder weniger direkter Liebeserklärungen des Ehepaares. Das ist ohne Zweifel amüsant (“Du bist wie’n stinkiger Käse, du wirst nur reifer – nicht alt!”), bringt das Geschehen aber kaum weiter. “Welcome to the Sixties”, aus dem viel mehr über die Familiensituation der Turnblads herauszuholen ist, oder “I Can Hear the Bells” und “Without Love” – die Lieder über das stärker im Mittelpunkt stehende Paar Tracy und Link – sind mit Sicherheit nicht weniger handlungstragend.
Dennis Callahans Choroegraphien sind schwungvoll und machen Cast und Publikum Spaß, ähneln dabei aber sehr den Original-Schritten der Broadway-Inszenierungen. Bei aller Freude über den Mut, einen der größten Broadway-Erfolge des Jahrzehnts an ein Stadttheater im deutschsprachigen Raum zu holen, bleibt die Frage, ob die Original-Inszenierung nicht auch in anderen Aspekten stärker als Vorbild hätte dienen sollen.

Buch: Mark O’Donnell + Thomas Meehan
Musik: Marc Shaiman
Orchestrierung: Steve Sidwell
Liedtexte: Scott Wittman und Marc Shaiman
Nach dem Film von John Waters
Deutsche Dialoge: Jörn Ingwersen
Deutsche Liedtexte: Wolfgang Adenberg

 
Kreativ­teamCastTer­mi­neTermi­ne (Archiv)
KREATIVTEAM
Musikalische LeitungRobert Paul
InszenierungMatthias Davids
ChoreografieDennis Callahan
BühneHans Kudlich
KostümeRenate Schmitzer
Musical SupervisorJohn Gladstone Smith
LichtdesignGuido Petzold
TondesignFrank Sattler
Stephan Linde
Künstlerische BeratungDagmar Windisch
 
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CAST (AKTUELL)
Tracy TurnbladIlse La Monaca
Edna TurnbladRalph Morgenstern
Wilbur TurnbladWalter Andreas Müller
Penny PingeltonChristina Ogink
Corny CollinsFrank Winkels
Link LarkinRasmus Borkowski
Amber von TussleNadine Schreier
Velma von TussleGudrun Schade
Motormouth MaybelleAmanda Whitford
Seaweed J. StubbsMarcel Rocha
Little InezWalesca Frank
Mr. Pinky, u.a.Christian Intorp
Prudy Pingelton, u.a.Vera Schweiger
The DynamitesNyassa Alberta
Ava Brennan
Kudra Owens
EnsembleJennifer Boone
Ava Brennan
Nyassa Alberta
Kudra Owens
Maria Palliani
Marie Schmieder
Ingetje Wielenga
Jessica Francois
Filipe Baracho
Davide Bellotta
Simon Eichenberger
Fabio Liberti
Roderick de Leeuw
Robb Morris
Marcelo Pereira
 
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TERMINE
keine aktuellen Termine
 
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TERMINE (HISTORY)
Sa, 15.03.2008 19:30Theater, St. GallenPremiere
Di, 18.03.2008 19:30Theater, St. Gallen
Mi, 19.03.2008 19:30Theater, St. Gallen
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