 Klassiker
Cabaret Willkommen, Bienvenue, Welcome! Das Stadttheater St. Gallen zeigt den Ebb/Kander-Klassiker in der deutschen Übersetzung von Robert Gilbert. Cusch Jung und Claudio Bueno erzählen dicht und emotional berührend, lassen aber auch Spaß und Entertainment nicht zu kurz kommen.
(Text: Gaby Meier-Felix) Premiere: | | 20.10.2007 | Letzte bekannte Aufführung: | | 28.05.2008 |
Ein glitzernder Vorhang, ein auf Hochglanz polierter Bühnenboden und ein paar Tischchen und Stühle auf den Seitenbühnen symbolisieren das Cabaret. Erst im Verlauf des Stückes wird klar, dass der spiegelnde Bühnenboden nicht einfach aus praktischen Gründen während der ganzen Show sichtbar bleibt. In ihm steht die Welt Kopf und zeigen sich Charaktere plötzlich von einer anderen Seite. Als weitere Handlungsorte hat die Bühnenbildnerin Karin Fritz die Möblierung der Zimmer von Cliff Bradshaw und Fräulein Schneider auf runden Podesten angebracht, die nach Bedarf auf die Bühne gerollt werden. Weitere Kulissen gibt es nur wenige. Der Bahnhof und die Straßen von Berlin werden nur mit akustischen Mitteln und etwas Bodennebel dargestellt.
Etwas skurril mutet die Kulisse des Obst- und Gemüseladens von Herrn Schultz an. Das Schaufenster dieses "kleinen, aber feinen Ladens an der Ecke" ist viel zu groß und zu nobel. Erst in der Szene, in der die Nationalsozialisten den Judenstern auf die Scheiben schmieren, den Laden demolieren und ihn schlussendlich in Brand setzen, wird klar, dass die große Fensterfront als Synonym für die großen Träume und Sehnsüchte des Herrn Schultz stand. Und nun, gemeinsam mit der Verlobung mit Fräulein Schneider, in Trümmern liegt.
Marion Steiner hat sich bei ihren Kostümen für die Berliner Bevölkerung der Inflationszeit an die historischen Vorbilder gehalten. Sally Bowles lässt sie je nach Situation in mädchenhaften Hängerkleidchen, mondänem Pelzmantel oder in glitzernden Show-Kostümen agieren, die an die tanzende Spionin Mata Hari erinnern. Bei der Bekleidung der Kit-Kat-Girls schwelgt sie lustvoll in Charleston-Glamour und augenzwinkernder Frivolität. Diese Frivolität nutzen Jung und Bueno als Spannungselement, indem sie die leichtbekleideten Mädchen sich unter das Volk mischen lassen und so über die ganze Dauer der Show die Schluss-Hymne von Sally Bowles unterstreichen: Life is a Cabaret!
Diese Durchmischung und die schnellen Übergänge zwischen den beiden Welten sind es dann auch, die die ganze Produktion sehr dicht und mit viel Tempo vorantreiben. Eine große Herausforderung für das gesamte Ensemble, die es mit Bravour meistert. Sophie Berner ist eine stimmgewaltige Sally Bowles und durchlebt ihre Rolle bis ins kleinste Detail. Man nimmt ihr die oberflächliche, selbstverliebte Diva ebenso ab wie das sich nach Liebe und Normalität sehnende Mädchen. Zudem sieht sie schlichtweg gut aus – und zeigt Talent zur Komik. Ihr Duett mit Cusch Jung als Conférencier "Money Makes the World Go Round" wird zu einem Highlight des Abends und lässt für einen Moment die Schwere der Thematik des Stücks vergessen. Jung verbucht ebenso viele Lacher wie er auch für Gänsehaut sorgt. Allein durch die Bestürzung und Panik in seiner Stimme lässt er zur Pause und dann auch am Ende des Stücks die bedrohliche Zukunft greifbar werden.
Jens Schnarre als Cliff Bradshaw und Romeo Meyer als Ernst Ludwig lassen ihre Figuren eine glaubwürdige Wandlung durchmachen. Schnarre wird von der unsicheren, naiven Spielfigur zu einem kompromisslosen Verfechter der Freiheit und Meyer lässt die anfänglich nur wage erkennbare Begeisterung für die Nazis immer bedrohlicher und unausweichlicher werden. Regina Lemnitz als Fräulein Schneider und Horst Krüger als Herr Schultz bringen mit ihren Duetten ein wenig Operettenzauber auf die Bühne und überzeugen mit facettenreichem Spiel.
Für viele Zuschauer – und zwar nicht nur die Männer – sind sicherlich die Auftritte der Kit-Kat-Girls ein Genuss. Mit tollen Choreografien, starker Mimik und einer gehörigen Portion Zynismus setzen sie sich gekonnt in Szene. Und damit auch die Damen im Publikum nicht zu kurz kommen, stehen ihnen zwei ebenso leichtbekleidete Tänzer zur Seite. Trotzdem überwiegt zum Ende des Stücks die Betroffenheit, wenn riesengroße Hakenkreuzfahnen vom Bühnenhimmel hängen und akustisch eine einschlagende Bombe das Cabaret in Schutt und Asche legt.
(Text: gm) 
Kreativteam
Besetzung
Zuschauer-Rezensionen
Die hier wiedergegebenen Bewertungen sind Meinungen einzelner Zuschauer und entsprechen nicht unbedingt den Ansichten der Musicalzentrale.
 14 Zuschauer haben eine Wertung abgegeben:

    22360 einfach weltklasse diese sally bowles
31.12.2009 -

ulilaus
    22861 Einfach klasse ...
31.12.2009 - Flott gespielt, gut getanzt - tolle Lichtregie! Das war ein wirklich gelungener Abend!

giacosa
    26096 sally bowles hervorragend
31.12.2009 - für mich eine Reisenüberraschung diese Sally Bowles gelebt von sophie Berner -hat mich begeistert, trägt das Stück, das Theater selbst auch gut, Cliff etwas verkrampft

laika5
    25477 Gute Inszenierung
07.04.2008 - Die wichtigsten Bestandteile sehr gut in Szene gesetzt: Den Glamour, die Ausgelassenheit, das Bedrohliche, die Verzweiflung. Gute Besetzung, tolle Sally, brillianter Conférancier, Schneider/Schultz sind Klasse, etwas blasser und gesanglich schwacher Cliff.

Lukas
    25023 Gut gemacht
11.03.2008 - Gut gemacht und trotzdem fehlt dem Stück das Wesentliche der Untergrund, die Geschichte -Fr.Berner ist gut, zu jung, weil man ihr die tragischen Momente nicht abnimmt.Der Rest Stadttheater

sabi
    24454 billige provinz
12.02.2008 -

hannes
    24253 oberflächlich
31.01.2008 - zu harmlos für so ein stück

matthias
    23524 29.11.07 St. Gallen
30.12.2007 - Sally Bowles - absolut hervorragend ihre musikalische wie auch schauspielerische Leistung!

hp
    22516 Gut aber zu glatt
13.11.2007 - Ja, eine schöne Produktion, aber irgendwie zu sicher, zu schön, zu glamourös und glatt, Gänsehaut kommt jedenfalls keine auf.

Dana aus Berlin
    22444 was war das eben????
07.11.2007 - helga, bist du bescheuert???? was ist mit fräulein schneider und herr schultz?

nina
    22406 die sally war gut
04.11.2007 - harmlos aber ganz brauchbar, die sally war sehr gut der rest eben stadttheater, der cliff sehr verkrampft und bitte das lied streichen.

helga
    22365 Sehr gut
01.11.2007 - Die Inszenierung in St. Gallen hat mir gut gefallen. Sehr schwungvoll, packend und mit gutem Fluss.
Choreographie und Inzenierung waren top. Sally Bowles fand ich zwar gut, aber nicht herausragend.

Sandro
    22248 SUPER TOLL
22.10.2007 - war vorgestern bei der premiere. super show. super solisten. super choreographie. super inszenierung. ich komme bestimmt wieder. danke.

Werner
    22228 Weltklasse
21.10.2007 - Ganz toll. Sophie Berner ist die beste Sally Bowles überhaupt. Ich war begeistert.

Nina 
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