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Nervensache (2007 - 2008)
Theater für Niedersachsen, Hildesheim

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Deutschsprachige Erstaufführung von William Finns “A New Brain”. Dass erstmals ein deutsches Repertoiretheater ein eigenes Ensemble mit Musicalprofis beschäftigt, zahlt sich gleich bei der ersten Produktion aus. Allein für die stark intonierten mehrstimmigen Ensemblenummern lohnt sich der Besuch.

Ein neu gegründetes Theater mit einer Musicalproduktion einzuführen, liegt nahe – auf Nummer Sicher gemacht, sind Konsens und Publikumserfolg fast garantiert. Doch Intendant Jörg Gade und sein frisch aus der Fusion von Landesbühne Hannover und Stadttheater Hildesheim hervorgegangenes Theater für Niedersachsen gehen den schwierigen Weg: Mit der europäischen Erstaufführung eines Stückes eines in Deutschland praktisch unbekannten Komponisten, das dazu noch (für Zuschauerohren ungewohnt) durchkomponiert ist und von einem Komponisten handelt, der wegen eines Hirndefekts mit dem Tode ringt. Ein Stück mit abgedrehten Traumsequenzen und einer homoerotischen Duschszene. Vom Premierenpublikum in Hannover wurde der Mut zu Recht mit stehenden Ovationen und frenetischem Beifall gefeiert. Wie die Show in den Abstecherorten auf dem Lande ankommt, bleibt eine spannende Frage.
Was für ein Glück, dass Gade, der auch Regie führt, auf ein Team von zehn Musicalprofis zurückgreifen kann. Die anspruchsvolle Partitur (die Stimmsätze stammen übrigens von “Last Five Years”-Komponist Jason Robert Brown) ginge mit gelegenheitssingenden Schauspielern gar nicht, mit Opernsängern sicher nicht so kraftvoll. Die mehrstimmigen, mit zahlreichen Gegengesängen gesetzten Ensemblesongs sind ein echtes Highlight und wohl in keinem anderen Stadttheater so stark zu hören. Auch rhythmisch hat der Musikalische Leiter Heiko Lippmann die zehn Akteure perfekt aufeinander abgestimmt, wie etwa beim anspruchsvollen “Die Flaute am Bodensee”. Bei den Solisten ist die Bilanz dagegen gemischt. Dort, wo Finn für bestimmte Stimmtypen geschrieben hat – etwa für eine kräftige Soulstimme -, stoßen die TfN-Sänger gelegentlich an ihre Grenzen.
Die Übersetzung von Christian Gundlach ist pfiffig und über weite Strecken gelungen. An einzelnen Stellen, etwa wenn sich “Graus” auf “raus” reimt, könnte man noch feilen. Gades Inszenierung geht flott und ohne Durchhänger voran, laute und leise Momente wechseln sich angenehm ab. Dazu passt perfekt das funktionale Bühnenbild von Hannes Neumaier. In der Mitte steht ein großer Aufsteller aus schwarzem Stoff, durch den das achtköpfige Orchester zu erahnen ist. Links und rechts ist jeweils eine große, weiße Schwingtür mit Bullauge, die wahlweise als Krankenhaus- oder Restaurantkulisse herhält. Eingerahmt wird die Tür von dreieckigen Aufstellern, die je nach Bedarf auf Mauer, Fernsehstudio, Krankenhaus, Bücherwand oder Duschkabine gedreht werden. Wenn Hauptfigur Gordon (Klaus Michalski) an seinen Lebensgefährten Roger (Frederik Wickerts) denkt, der mal wieder segeln ist und von Gordons Zusammenbruch nichts mitbekommen hat, wird dieser auf einer Jolle durch eine der Schwingtüren hereingeschoben. Wenn Gordon im Kernspintomographen aufgefordert wird, an etwas Schönes zu denken, verwandelt sich der Apparat in eben jenes Segelboot, auf dem das Paar unterwegs ist – eine ebenso anrührende wie witzige Szene.
Die Träume, die Gordon kurz vor der alles entscheidenen Operation hat, sind vielleicht ein wenig zu abgedreht (insbesondere die Seventies-Nummer mit silbernen Glitzeranzügen und Afroperücken), der Schluss vielleicht ein wenig zu kitschig, aber alles in allem ist “Nervensache” eine der aufregendsten Musicalproduktionen der vergangenen Jahre. Hoffentlich wird der Mut belohnt.

 
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KREATIVTEAM
Musikal. LeitungHeiko Lippmann
InszenierungJörg Gade
ÜbersetzungChristian Gundlach
ChoreografieHans-Christian Leonhard
BühneHannes Neumaier
KostümeAnja Meier
 
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CAST (AKTUELL)
GordonKlaus Michalski
Obdachlose FrauMaureen Wyse
RhodaWiebke Wötzel
Kellnerin / KrankenschwesterMichaela Linck
Mr. BungeeJens Krause
Krankenpfleger RichardBenjamin Eberling
Dr. Jafar BerensteinerAnton Perez
HausmeisterRune Høck Møller
RogerFredrik Wickerts
MutterBarbara Krabbe
 
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TERMINE
keine aktuellen Termine
 
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TERMINE (HISTORY)
Sa, 08.09.2007 20:00Theater für Niedersachsen, HannoverPremiere
Fr, 21.09.2007 20:00Aula des Schulzentrums, Burgdorf
Sa, 22.09.2007 19:00Stadthalle, Gifhorn
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