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Wicked - Die Hexen von Oz (2007 - 2010)
Palladium Theater, Stuttgart

Kreativ­teamCastCast (Historie)Ter­mi­neTermi­ne (Archiv)
 

Eine fantasievolle Märchengeschichte, magische Bühneneffekte und zwei bezaubernde Hauptdarstellerinnen: Bei der deutschsprachigen Erstaufführung des Broadway-Hits “Wicked” in Stuttgart ist fast alles im grünen Bereich.

Wer die Farbe Grün nicht mag, für den muss ein Besuch bei “Wicked” im Stuttgarter Palladium Theater die reinste Schocktherapie sein. Von der Hautfarbe der Hauptfigur bis hin zum Pausencocktail zieht sich ein giftgrüner Faden durch den Abend. Für die Stage Entertainment, die den Broadway-Erfolg nach Deutschland importiert hat, ist Grün auch die Farbe der Hoffnung, denn mit “Wicked” ist sie ein unkalkulierbares Risiko eingegangen. Das Stück erzählt die Vor- und Parallelgeschichte zu Lyman Frank Baums Kinderbuchklassiker “Der Zauberer von Oz” und setzt in einigen Szenen fundierte Kenntnisse des Stoffes voraus. Während in Amerika jedes Kind die Charaktere aus Buch und Verfilmung kennt, haben sie in der deutschen Populärkultur wohl kaum einen vergleichbaren Stellenwert. Doch die Premiere in Stuttgart hat bewiesen, dass das Musical auch von sich aus genug Substanz hat, um Oz-Neulinge zu verzaubern.

“Wicked” basiert auf Gregory Maguires gleichnamigen Fantasy-Roman für Erwachsene, den Winnie Holzman für die Bühne um einige Frivolitäten entschärft und somit familientauglich gemacht hat. Alles dreht sich um die beiden jungen Hexen Elphaba und Glinda, die auf einer Hexenschule unfreiwillig zu Zimmergenossinnen erklärt werden. Elphaba ist die typische Einzelgängerin, die wegen ihrer grünen Hautfarbe überall gemieden wird, jedoch ein herausragendes magisches Talent besitzt. Glinda ist in dieser Hinsicht relativ talentfrei, sieht dafür aber blendend aus und ist bei ihren Mitschülern beliebt. Nach anfänglicher Abneigung entsteht zwischen ihnen eine enge Freundschaft. Gemeinsam decken sie düstere Vorgänge in Oz auf und stoßen auf Oberflächlichkeit, Ungerechtigkeit und Verlogenheit bis hin zum sagenumwobenen Zauberer, der das Land regiert. Das im “Zauberer von Oz” propagierte Bild vom Land und seinen Bewohnern wird dabei völlig auf den Kopf gestellt, und hinter der vordergründigen Märchengeschichte verbirgt sich eine ganz reale Botschaft, die die Bedeutung innerer Werte betont und sich gegen die Diskriminierung Andersartiger richtet.

In Stuttgart wird ein Klon der Original-Inszenierung von Joe Mantello gezeigt, die optisch alles bietet, was man von einer Großproduktion mit gehobenen Kartenpreisen erwartet. Schon der funkelnde, mit einer Landkarte von Oz bestickte Vorhang stimmt die Zuschauer vor Beginn der Vorstellung auf eine magische Welt ein. Wenn es dann losgeht, setzt sich über der Bühne ein ins Auditorium ragender Drache in Bewegung und speit Rauch aus. Das Bühnenbild von Eugene Lee ist mit seinen überdimensionalen Uhrwerk-Konstruktionen (ein Verweis auf den Roman, in dem die Uhr eine wichtige Rolle spielt), Vorhängen und fahrbaren Requisiten eine gelungene Mischung aus abstrakten und konkreten Elementen. In Kombination mit farbig leuchtenden Hintergründen und geschickt eingesetzten Schatten (Beleuchtung: Kenneth Posner) entstehen immer wieder moderne und stimmungsvolle Bilder, die dem Musical ein ganz eigenes Flair verleihen. Die fantasievollen, opulent gestalteten Ensemblekostüme von Susan Hilferty passen ebenso gut in die Szenerie hinein wie Elphabas elegante schwarze Roben und Glindas helle, bis in die letzte Reihe glitzernden Prinzessinnen-Outfits.

Für Magie sorgen Spezialeffekte wie ein schwebender Besen und geflügelte Affen, die über die Köpfe der Zuschauer schwingen. Besonders eindrucksvoll ist das Ende des ersten Akts, wenn Elphaba sich in die Luft erhebt und mithilfe von Licht und Nebel ein atemberaubender Moment entsteht, der nachhaltig in Erinnerung bleibt.

Ihre imposante Wirkung verdankt diese Szene auch der Musik von Stephen Schwartz, dessen Ohrwurm “Frei und schwerelos” in ein starkes Finale mündet. Insgesamt schwanken seine Kompositionen zwischen modernem Pop- und traditionellem Musical-Sound. Die Balladen (“Solang ich dich hab”, “Wie ich bin”) gefallen auf Anhieb, die Ensemblenummern (“Marsch der Hexenjäger”) und die musikalische Umsetzung der Szenen rund um den Zauberer (“Ein seelenvoller Mann”) fallen dagegen deutlich ab und klingen eher belanglos. Doch die Highlights sind so gut dosiert, dass nie Langeweile aufkommt.

Gesanglich wie schauspielerisch gehören die beiden Hauptfiguren in “Wicked” wohl zu den anspruchvollsten Rollen, die die hiesige Musical-Landschaft derzeit zu bieten hat. Glücklicherweise wurden für die Stuttgarter Produktion zwei Künstlerinnen gefunden, die den hohen Anforderungen gewachsen sind und einen Vergleich mit ihren Kolleginnen aus New York und London nicht scheuen müssen. Willemijn Verkaik als Elphaba sorgt mit kraftvollem, sicherem Belt-Gesang genauso für Gänsehaut wie mit leiseren, bedächtigeren Tönen. Sie spielt die selbstbewusste Außenseiterin forsch und lebendig, allerdings wirkten ihre Sprechszenen am Premierenabend noch etwas hölzern und aufgesagt.

Der Star des Abends war Lucy Scherer, die als Glinda jede Nuance ihrer dankbaren Rolle auskostet. Sie ist quirlig, laut und umwerfend komisch, im zweiten Akt auch überzeugend verletzlich und melancholisch. Ihre schwierigen Sopran-Passagen meistert sie scheinbar mühelos. Dagegen haben es die Nebendarsteller rund um Mark Seibert (Fiyero), Stefan Stara (Moq), Nicole Radeschnig (Nessarose) und Angelika Wedeking (Madame Akaber) schon vom Buch her schwer, ausgefeilte Rollenportraits zu zeigen. Bis auf Carlo Lauber, der als Zauberer zu blass bleibt, übermitteln sie die zahlreichen Pointen in Songs und Dialogen treffsicher.

Die Show ins Deutsche zu übertragen, war bestimmt keine einfache Aufgabe für Michael Kunze (Liedtexte) und Ruth Deny (Dialoge). Schon für den Titel “Wicked” (deutsch: böse, schelmisch) gibt es keine deutsche Entsprechung mit einer ähnlichen Mehrdeutigkeit. Dieses Problem wurde umgangen, indem Elphaba einfach das englische Wort verwendet (“Zum ersten Mal fühle ich mich wicked”), was nicht nur seltsam klingt, sondern auch wenig originell ist. Etwas unlogisch ist die Übersetzung von “No one Mourns the Wicked” (wörtlich: Keiner weint um die Bösen) mit “Keiner weint um Hexen”, weil der Begriff “Hexe” im Folgenden auch immer in Bezug auf sympathische, gutherzige Charaktere verwendet wird. Im Großen und Ganzen sind Kunzes Übersetzungen der Songs aber sehr gut (“Der Zauberer und ich”) bis solide (“Heiß geliebt”) gelungen. Dass hier und da mal sehr frei übersetzt wurde und Pointen verloren gehen, liegt an der ungewöhnlichen Fülle an Wortspielen im Original, für die es keine passenden deutschen Pendants gibt.

Die deutschen Dialoge verfügen größtenteils über dasselbe Maß an Witz und Herz wie die englischen Originale. Ruth Deny hatte offenbar großen Spaß an der Eigenart mancher Charaktere, neue Wörter zu prägen. Linguistische (Fehl-)Kreationen wie “Bösigkeit” tauchen in der deutschen Version noch häufiger auf als im Original.

Um den Zusammenhang zum “Zauberer von Oz” zu verdeutlichen, hat Deny außerdem ein paar zusätzliche, erklärende Kommentare in die Dialoge eingefügt. Diese frischen zwar eventuell vorhandene Erinnerungen auf, helfen aber nicht dabei, weitreichendere Zusammenhänge zu erschließen. Besonders der zweite Akt enthält viele originelle Gags und Aha-Erlebnisse für alle, die den “Zauberer von Oz” gut kennen. Aber zwingend erforderlich ist diese Kenntnis nicht, um “Wicked” als eigenständiges Musical zu verstehen und zu genießen. Vielleicht animiert es ja einige Zuschauer dazu, sich erstmals mit dem zugrundeliegenden Klassiker zu beschäftigen. Schließlich ist das Musical auch gut genug, um es danach ein zweites Mal zu sehen. Und vielleicht bringt es auch so manchen Grün-Hasser dazu, seinen Farbgeschmack zu überdenken.

 
Kreativ­teamCastCast (Historie)Ter­mi­neTermi­ne (Archiv)
KREATIVTEAM
RegieJoe Mantello
Musical StagingWayne Cilento
BühneEugene Lee
KostümeSusan Hilferty
Licht-DesignKenneth Posner
Sound-DesignTony Meola
Deutsche Übersetzung LiedtexteMichael Kunze
Deutsche Übersetzung BuchRuth Deny
 
Kreativ­teamCastCast (Historie)Ter­mi­neTermi­ne (Archiv)
CAST (AKTUELL)
=2008-10=
ElphabaWillemijn Verkaik
Roberta Valentini,
(Melanie Gebhard
Maria Walter)

GlindaLucy Scherer
Valerie Link,
(Katrin Taylor)
FiyeroMathias Edenborn,
(Filippo Strocchi)
Zauberer von OzCarlo Lauber,
(Petter Bjällö
Stefan Poslovski)

Madame AkaberBarbara Raunegger,
(Helena Blöcker
Juliana de Aquino)

NessaroseJanine Tippl,
(Lanie Sumalinog
Barbara Schmid)

MoqStephan Luethy,
(Andrea Casati
Robert Knorr
Marco Fahrland-Jadue)

Doktor DillamonthMichael Günther,
(Petter Bjällö
Stefan Poslovski)

EnsembleHelena Blöcker
Vanessa Campbell
Andrea Casati
Melanie Gebhard
Juliana de Aquino
Kit Gresty
Jonathan Johnson
Robert Knorr
Jimmy Laremore
Tommie Luyben
Theano Makariou
Stefan Poslovski
Casey Lee Ross
Barbara Schmid
Filippo Strocchi
Lanie Sumalinog
Maria Walter
Emily Beaton-Young
SwingsPetter Bjällö
Heather Carino
Alessandro Cococcia
Ben Cox
Belinda Jean Edwards
Marco Fahrland-Jadue
Rhys George
Maria Graciano
Katrin Taylor
 
Kreativ­teamCastCast (Historie)Ter­mi­neTermi­ne (Archiv)
CAST (HISTORY)
=2007/08=
ElphabaWillemijn Verkaik
Sabrina Weckerlin,
(Roberta Valentini)
GlindaLucy Scherer
Jana Stelley,
(Vaelrie Link)
FiyeroMark Seibert,
(Artur Molin
Jens Simon Peteren)

Zauberer von OzCarlo Lauber,
(Matthias Dressel
Stefan Poslovski)

Madame AkaberAngelika Wedekind
Barbara Raunegger,
(Jessica Lantto
Francesca Taverni)

NessaroseNicole Radeschnig,
(Lani Sumalinog
Maike Switzer)

MoqStefan Stara,
(Paul Boereboom
Marco Fahrland-Jadue)

Doktor DillamonthMichael Günther,
(Matthias Dressel
Stefan Poslovski)

EnsemblePaul Boereboom
Alan Byland
Alessandro Cococcia
Cosimo de Bartolomeo
Matthias Dressel
Belinda Jean Edwards
Marco Fahrland-Jadue
Kischa Howard
Emma Hunter
Maichael Kargus
Jessica Lantto
Jimmy Laremore
Valerie Link
Artur Molin
Jens Simon Petersen
Stefan Poslovski
Barbara Schmid
Lanie Sumalinog
Francesca Taverni
Roberta Valentini
SwingsHeather Carino
Ben Cox
Ryhs George
Maria Graciano
Sam Hale
Ray Rodriguez
Maike Switzer
 
Kreativ­teamCastCast (Historie)Ter­mi­neTermi­ne (Archiv)
TERMINE
keine aktuellen Termine
 
Kreativ­teamCastCast (Historie)Ter­mi­neTermi­ne (Archiv)
TERMINE (HISTORY)
Do, 15.11.2007 20:00Palladium Theater, StuttgartPremiere
Sa, 17.11.2007 14:30Palladium Theater, Stuttgart
So, 18.11.2007 14:00Palladium Theater, Stuttgart
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