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 Drama
Elegies... ...for Angels, Punks and Raging Queens Die Hamburger Inszenierung von Daniel Witzke kommt im Rahmen der "Musicalstars in Concert"-Reihe ins Ebertbad. An der Benefizveranstaltung zu Gunsten der AIDS-Hilfe nehmen unter anderem Ethan Freeman, Volkan Baydar (Sänger der Band "Orange Blue") und Christian Alexander Müller ("Phantom der Oper") teil.
(Text: dv) Premiere: | | 28.10.2007 | Letzte bekannte Aufführung: | | 28.10.2007 |
Die "Elegies for Angels, Punks and Raging Queens" sind zugleich bewegendes Drama und packendes Musicaltheater. Das Stück setzt sich zusammen aus freien Versen, Gedichten und einzelnen Songs. Jedes der 30 Gedichte steht stellvertretend für eine Person, die mit der Krankheit AIDS gelebt hat und daran gestorben ist. Die Songs hingegen reflektieren die Gefühle der Lebenden - derjenigen, die lernen mussten, mit dem Schmerz und Verlust von Freunden und geliebten Menschen umzugehen.
(Text: Veranstalter) 
Kreativteam
Besetzung
Zuschauer-Rezensionen
Die hier wiedergegebenen Bewertungen sind Meinungen einzelner Zuschauer und entsprechen nicht unbedingt den Ansichten der Musicalzentrale.
 4 Zuschauer haben eine Wertung abgegeben:

    22337 Soll Aids nerven?
31.12.2009 - Die Quintessenz von ELEGIES, PUNKS AND RAGING QUEENS scheint zu sein, dass Menschen mit Aids allen Rassen, Klassen, Geschlechtern und Sexualitäten entspringen. Zwei Dinge hingegen sind allen gemein: Sie sind depressiv, und sie hatten auch vor ihrem Leben mit Aids wenig Freude in ihrem Leben. Missbraucht, verlassen, gedemütigt. Im Grunde kann man allerdings auch gar nicht von „Leben mit Aids“ sprechen, denn die dramaturgische Entscheidung dieser Show ist es, die Monologe aus der Sicht Verstorbener zu präsentieren. Dadurch wird Aids unweigerlich mit Tod verbunden. Das Stück ist von 1993; im Jahre 2007 ist Aids zwar immer noch nicht heilbar, aber in Wohlstandsstaaten gilt HIV mehr und mehr als etwas, womit man lebt, nicht etwas, woran man stirbt. Während HIV und Aids dadurch ein wenig Stigma und Horror verlieren, büßt ELEGIES FOR … Brisanz ein. So funktioniert das Stück als Zeitzeuge der 80er und frühen 90er; um heute hingegen relevant zu sein, fehlen wichtige Aspekte, etwa das Warten auf Ausbruch der Krankheit seit teils schon 20 Jahren oder das Risiko, in einer Zeit aufzuwachsen, in der Aids weniger Thema ist, so dass die zeitweise selbstverständliche Vorsicht wieder nachlässt.
Leider mangelt es der „Benefiz Musical Revue“ häufig auch an Handwerk. Ich bezeichnete die Sprechparts als „Monologe“, obwohl sie auf dem Programmzettel „Gedichte“ genannt werden. In der Tat sind die englischsprachigen Originale gereimt. In der deutschen Übersetzung von Daniel Witzke scheint das nicht so zu sein – zumindest nahm ich es nicht wahr. So wird daraus eine Prosafassung, die sich sehr stark an die ursprüngliche Fassung hält, so stark sogar, dass sich ein paar Übersetzungsfehler einschlichen. So ist etwa eine in englischsprachigen schwulen Kreisen als „aging queen“ bezeichnete Person keine alternde Königin (oder ist das deutscher schwuler Slang, der noch nicht zu mir durchgedrungen ist?), sondern eine alternde Tucke; „head“ ist im Englischen ein alternativer Ausdruck für Oralsex, „Kopf“ im Deutschen nicht; und eine „homecoming queen“ ist keine Baseballkönigin, sondern eher eine Art Schulrepräsentantin, die besonders aktiv oder attraktiv ist.
Dieser Mangel an Sorgfalt setzte sich in der Präsentation der Monologe fort, denn zu häufig wirkten die Texte einfach auswendig gelernt und auf der Bühne aufgesagt. Es fehlte an Regie, Charisma und einer Auflistung, wer was sprach, so dass ich keine Namen nennen kann, wenn ich sage, dass „Patrick“, der heimlich Fummel nähte und wollte, das seine Freunde nach seinem Tod mit seinem Geld eine Party für ihn werfen, die Frau, die erst ihre Familie und dann offenkundig den Verstand verlor, und die Frau, deren Sekretärin ihr vorlas, aus dem Ensemble herausstachen, da sie offenbarten, dass das Material eine gewisse Eindringlichkeit durchaus zulässt.
Auch musikalisch ist ELEGIES FOR … kein großer Wurf. Das eine herausragende Lied ist „My Brother Lived in San Francisco“. Zwar ist dieses Lied für mich untrennbar mit Emily Skinner verbunden, aber die Sängerin hier vermochte dennoch ein Highlight des Abends daraus zu machen. Es half sicherlich, dass es ein Solo ist, denn die Mehrstimmigkeiten kamen zumeist eher zusammengesucht als geübt daher. Auch hatte an dieser recht späten Stelle im Programm die Cellistin ihr Instrument unter Kontrolle; anfangs sorgte sie für manch Unschönes. Einmal mehr frage ich mich allerdings, wieso in deutsch gesprochenen Shows englisch gesungene Lieder als sinnvoll erachtet werden. Bill Russells Texte sind nicht Cole Porter- oder Stephen Sondheim-Meisterwerke, denen man nicht gerecht werden kann. Die Sprachdiskrepanz sorgt aber für eine klare Trennung zwischen gesprochenem Wort (wichtig genug, dass sie jeder verstehen soll) und gesungenem Wort (schmückendes Beiwerk für die Musik, ohne eigenständig relevant zu sein). Gerade in diesem Stück sind jedoch die Lieder weitestgehend optimistischer als die Monologe. Ihren Inhalt also undurchsichtig zu halten für weite Teile des Publikums, verschiebt die potenzielle emotionale Balance des Musicals.
Aber selbst bei gut übersetzten Liedern bliebe es wohl dabei, dass diesem Stück der Humor fehlt. Nein, Aids ist kein Thema, das man auf die leichte Schulter nehmen sollte, aber kommt Humor ja in mannigfaltgen Ausführungen. Paul Rudnicks Theaterstücke JEFFREY und THE MOST FABULOUS STORY EVER TOLD, Armistead Maupins späten Romane der TALES OF THE CITY-Reihe und William Finns Musical FALSETTOS beweisen, dass es auch in Zeiten von Aids möglich ist zu lachen, ohne dabei pietätlos zu werden. Humor ist nicht notwendigerweise ein Verdrängungsmechanismus, „Lachen ist die beste Medizin.“
Auf der CD des New Yorker Konzerts von 2001 ist der letzte Track ein sehr witziger Monolog, dargeboten von Mario Cantone. Nicht nur fehlte gerade dieser Monolog in Oberhausen, auch fehlten Darsteller mit Cantones Motivation, aus dem reinen Text eine tatsächliche Figur zu formen, so dass der letztendliche Eindruck des Abends fast allumfassend seicht war.

Edddy
    22417 Mir hat es gefallen
05.11.2007 - Ich fand die Aufführung im Ebertbad sehr gut. Mir gefiel der Wechsel zwichen den Songs in Englisch und den deutsch gesprochenen Texten. Dabei konnte man das Herzblut spüren, daß das Emsemble für diese Veranstaltung vergossen hat. Besonders hat mir Ethan Freeman gefallen, der mit seiner sonoren Stimme die Zuschauer begeisterte. Weitere Darsteller möchte ich jedoch nicht herausheben, da es alle sehr gut gemacht haben. Es war ein schöner Abend, obwohl das Thema AIDS kein einfacher Schwerpunkt für ein Musical ist. Ich kann jedoch jedem empfehlen, der sich mit diesem Thema auseinander setzen möchte, dieses Musical zu sehen und sich eine eigene Meinung zu bilden.

Bernd
    22348 Super Show, die Denken fordert!
29.10.2007 - In einer Zeit, wo die Musicalszene von 4 (fast parallel laufenden) Mamma Mia Produktionen und einfacher Hexenunterhaltung gestaltet wird, war diese Produktion endlich einmal was mit Kopf. Fraglich ist, ob das ein Musical überhaupt bringen soll, aber dieses war auch keine typische Musicalproduktion.
Ich bin sehr zufrieden mit der Show im Ebertbad und habe mich sehr berührt gefühlt! Wachgerüttelt.
Ein Ensemble, das sicher das Beste gegeben hat. Gerade dann, wenn man weiß, dass es keine Probenphase gab; dass die Darsteller die Texte und Songs großteilig selber einstudiert haben und mit HERZ dabei waren!
Dem ganzen Ensemble danke ich hiermit dafür, dass sie für etwas Tolles aufstehen und ohne Bezahlung eine super Produktion geliefert haben!

Chris
    22340 Na ja ...
29.10.2007 - ... so ganz widersprechen kann ich Eddy nicht! Allerdings habe ich mich durchaus nicht gelangweilt, sondern einfach mal ein paar Stunden mit einem ernsten Thema unterhalten lassen. Ich kann auch mal 3 Stunden ohne Lachen sein!

sally 
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