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Daddy Cool (2007)
Boney M. Theater Palast, Berlin

Kreativ­teamCastTer­mi­neTermi­ne (Archiv)
 

Das Rezept für diesen Musical-Eintopf ist bewährt: Man nehme Welt-Hits einer bekannten Pop-Formation und verbinde sie mit einer leicht vorhersehbaren Geschichte zu einem geschmeidigen Ganzen. Das Arrangement von Meistern in Regie, Ausstattung und Choreografie lasse man von exzellenten Darstellern servieren. Das mundet dem Publikum, löst Alltagssorgen kurzzeitig in Luft auf und verführt zum kollektiven Mitsingen.

El Lute bleibt draußen und Belfast ist kein attraktiver Ort für eine Musicalhandlung. Bis auf diese beiden Songs hat Frank Farian alle großen Erfolge des von ihm zwischen 1976 und 1985 produzierten Quartetts Boney M. in die Compilation-Show integriert. Im Großen und Ganzen gelingt das Einfügen der musikalischen Bauteile ohne große dramaturgische Kunstgriffe, zumal für Hauptpersonen wie Sunny oder Ma Baker die gleichnamigen Songs zur Verfügung stehen. Bei Bedarf werden die Originaltexte dem stark an die “West Side Story” erinnernden Buch um zwei rivalisierende Jugendbanden im Londoner Vorstadt-Ghetto (Stephen Plaice und Amani Napthali) angepasst: So ist Rasputin nun nicht mehr “Russia’s greatest lovemachine”, sondern treibt in der britischen Hauptstadt sein Unwesen. Neben den großen Boney M.-Hits sind auch unbekanntere, zum Beispiel das perfekt in die schwüle Atmosphäre von Ma Bakers Animier-Bar passende “Take The Heat Off Me”, sowie Songs anderer Interpreten zu hören (alle Kompositionen: Frank Farian Production). Auch wenn einige der neuen Arrangements, wie die im Wettbewerb der Gangs vorgetragenen Rap-Versionen, gewöhnungsbedürftig sind: Die teilweise schon mehr als dreißig Jahre alten, sehr eingängigen Melodien reißen auch heute noch mit. Die erst ganz am Ende der Show sichtbare Band (Leitung: Iain Vince-Gatt) trägt hierzu maßgeblich bei.

Andy Goldberg setzt die um den Hit-Cocktail gesponnene Geschichte unterhaltsam in Szene und garniert sie mit liebevollen Details. So wird zum Beispiel der Markt, auf dem Sunny die angebetete Rose zufällig trifft, nicht nur einfach von dekorativ gruppierten Kunden und Händlern bevölkert. Der Regisseur charakterisiert auch die kleinste Ensemble-Nebenrolle als Individuum und lässt auch schon einmal einen Exhibitionisten den Mantel öffnen oder einen drallen Transvestiten im Glitzerfummel aufmarschieren. Goldberg setzt dabei nicht nur auf knallige Effekte, sondern gibt intimeren Szenen wahlweise die erforderliche Ruhe oder Spannung. So gelingt der als Annäherung gedachte Besuch von Sunnys Mutter Pearl bei Ma Baker zu einer Konfrontation zweier unnachgiebiger Kontrahentinnen. Warum die beiden Frauen sich entzweit haben, wird als Rückschau auf die Disco-Ära gekonnt in Szene gesetzt. Hier und auch im Rest der Show beeindruckt das Ensemble in den präzise getanzten, abwechslungsreichen Choreografien von Sean Cheesman.

Auch wenn die Inszenierung nach der Pause die Schwächen des Stücks – eine schnell noch herbeigeführte Katastrophe und ein Hauruck-Happyend – nicht vollständig kaschieren kann: Der finale Karneval auf Trinidad mit seinem farbenprächtigen Rausch an Masken (Frederica Lucchesi) und Kostümen (Christopher Applegate) ist ein wahrer Hingucker. Aber auch die restliche Ausstattung kann sich wirklich sehen lassen: Christopher Woods Bühnenbilder überraschen immer wieder mit integrierten Spielflächen in den hereingeschobenen Wänden, die sich zu großartigen Tableaus öffnen. Höhepunkte sind hier eine begehbare Disco-Kugel sowie Ma Bakers Nachtclub im coolen Chrom-Design. Woods Kostüme sind meist sehr knapp gehalten und charakterisieren geschmackvoll die siebziger Jahre, aber auch die Neuzeit.

Wer “Daddy Cool” besucht und mehr als einen bunten Abend voller Party-Songs erleben möchte, sollte Fremdsprachenkenntnisse besitzen. Die vom Londoner Westend importierte Show wird in Originalsprache gespielt, was zu Verständnisproblemen führen kann, weil sich insbesondere die Jugendgang-Mitglieder rollendeckend nicht in reinem Oxford-Englisch artikulieren. Besonders die Dialogszenen mit Davie Fairbanks (Benny Baker) sind nur in Bruchstücken nachvollziehbar, was der Darsteller allerdings mit hoher Beweglichkeit in den Tanzszenen, tollem Rap-Gesang und authentisch-prolligem Macho-Gehabe kompensiert. Nur gegenüber seiner Mutter gibt er klein bei. Kein Wunder: Vanessa Leagh Hicks gibt die Ma Baker als eiskalten, machtgierigen Vamp. Ihre rauchige Gesangsstimme verstärkt nicht nur in ihrer großen Ballade “Got a Man On My Mind” eindrucksvoll ihren zwielichtigen Charakter. Als Gegenpart einer warmherzigen Mutter steht Onita Boone (Pearl) auf der Bühne. Am Premierenabend ruft ihr Solo “I Can’t Stand the Rain” zu Recht wahre Begeisterungsstürme hervor. Boone verfügt über eine so durchschlagende Soulstimme, dass sie auch in den großen Ensemble-Nummern ohne große Anstrengung ihre Akzente setzt. Die beiden Sympathie-Träger der Show sind selbstverständlich Camilla Beeput und Dwayne Wint als Liebespaar Rose und Sunny. Beide harmonieren auch stimmlich perfekt, was sie eindrucksvoll im Liebesduett “And When I Die” beweisen. Dwayne Wint verfügt darüber hinaus über eine sehr sicher geführte Falsettstimme. Als Asia Blue brilliert Javine, Stephen Shivers ist ein sympathisch-schrulliger Pastor Brown.

Wer nach dem die Show abschließenden Mega-Mix auch nach der zigsten Wiederholung der Hits immer noch nicht genug hat, der kann im Anschluss in der an das mobile Theater angeschlossenen Diskothek selbst wie Daddy Cool über die Tanzfläche fegen und seine Ma Baker abschleppen.

 
Kreativ­teamCastTer­mi­neTermi­ne (Archiv)
KREATIVTEAM
Musik/TexteBoney M.
Frank Farian Production
BuchStephen Plaice
Amani Naphtali, nach einem Konzept von Mary S. Applegate
Michael Stark
InszenierungAndy Goldberg
BühnenbildChristopher Woods
Frederica Lucchesi
KostümeChristopher Woods
Christopher Applegate
ChoreografieSean Cheesman
Musikalische LeitungIan Vince-Gatt
 
Kreativ­teamCastTer­mi­neTermi­ne (Archiv)
CAST (AKTUELL)
RoseCamilla Beeput,
(Tania Foster)
SunnyDwayne Wint,
(Royston Gooden)
ShakeHarvey
Asia BlueJavine Hylton,
(Narran McLeaon)
Ma BakerVanessa Leagh Hicks
PearlOnita Boone
Young SunnyGabriel Augustin,
(Joshua Hurkmans)
BennyDavie Fairbanks
RasputinDonovan F. Blackwood
NazRicky Norwood
IsisHelen Kurup
G-DogDuane O'Garro
FlowRichard "Lianhart" Francis
DexMarc Small
SandraAlix Ross
ZadieAlani Gibbon
Youn PearlAlani Gibbon
Pastor BrownStephen Shivers
HypePage
Johnny CoolEmmanuel Sonubi
Young Ma BakerMaria Swainson
Granma EllaJasette Amos
JanetDarvina Plante
EnsembleRicky Norwood
Marc Small
Alani Gibbon
Page
Emmanuel Sonubi
Maria Swainson
Elliot Treend
Elliot James
Darvina Plante
Ezra Russell
Royston Gooden
Charlotte Walcott
Colleen Joseph
Narran Mc Lean
Dominic Daniel
Christian Alozie
Helen Dixon
Hatim K.
Tania Foster
Yasmin Kadi
Simon Harvey
Maxine Bowers
Peter Francis
Duane Lamonté O'Garro
Spin
SwingJordan Darrell
Jay McKay
Zoe o Sullivan
Simone Mistry-Palmer
Arinze Mokwe
 
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TERMINE
keine aktuellen Termine
 
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TERMINE (HISTORY)
Mo, 23.04.2007 20:00Boney M. Theater Palast, BerlinPreview
Di, 24.04.2007 20:00Boney M. Theater Palast, BerlinPreview
Mi, 25.04.2007 20:00Boney M. Theater Palast, BerlinPreview
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