 Komödie
Die Weberischen Life's a Bitch Im Mozartjahr 2006 ist das Musikgenie aus Salzburg allgegenwärtig. Auch die Vereinigten Bühnen Wien lassen sich nicht lumpen und zeigen im Wiener Museumsquartier "Die Weberischen". Der Österreicher Felix Mitterer hat gemeinsam mit Martyn Jacques, dem Gründer der britischen Band "The Tiger Lillies", ein unterhaltsames Stück geschrieben, das sich etwas gewöhnungsbedürftig präsentiert. Das hervorragende Ensemble kann mit seinen Leistungen jedoch überzeugen.
(Text: Dominik Lapp) Premiere: | | 29.08.2006 | Letzte bekannte Aufführung: | | 21.09.2006 |
Mozart selbst ist bei "Die Weberischen" nur in Gestalt einer Puppe auf der Bühne - tot, versteht sich. Das Stück handelt vor allem von Mozarts "zweiter Familie": Ab 1778, als Mozart 22 Jahre alt ist, begleiten die Weberischen den Komponisten. Sie nehmen ihn finanziell aus, spielen in seinen Opern, singen seine Arien. Eine aus dem Clan, Constanze, wird seine Frau. Autor Felix Mitterer hat sich bei der Handlung erfreulicherweise peinlich genau an die historischen Daten und Fakten Mozarts gehalten. Mithilfe einer Anzeigetafel oberhalb der Bühne kann das Publikum genau verfolgen, in welchem Jahr es sich gerade befindet. Musikalisch bleibt sich Martyn Jacques treu, doch auszugsweise erklingt auch die Musik Mozarts, bearbeitet von Christian Kolonovits, dem Musikalischen Leiter der Produktion.
Familienoberhaupt Cilly Weber wird von Robert Meyer verkörpert. Er interpretiert seine Rolle köstlich, gibt eine ausgekochte, geldgierige, mit allen Wassern gewaschene Mutter Weber - und macht in Damenkleidung gar keine so schlechte Figur. Cillys Töchter werden von Tanja Schleiff (Constanze), Anne Weber (Aloysia), Eva Maria Marold (Josepha) und Ruth Brauer (Sophie) dargestellt. Ruth Brauer gestaltet ihre Rolle sehr berührend, wirkt fast philosophisch in ihrer Darstellung. Ihre Sophie hebt sich ein wenig von den Weber-Schwestern ab. Sie ist der ruhende Pol der Familie. Ganz anders hingegen Eva Maria Marold als Josepha und Anne Weber in der Rolle der Aloysia. Zwischen ihnen herrscht Krieg auf der Bühne - Zickenterror pur, was beide Darstellerinnen auch ordentlich auskosten.
Aloysia behauptet, Mozart würde sie "mit seiner Zauberflöte durch den Unterleib zum Singen bringen." Kein Wunder, dass Mozarts Ehefrau Constanze in Person von Tanja Schleiff bei solch einer Behauptung fast der Kragen platzt. Aber das arme Weib kann ja nichts tun. Liegt sie doch im Wohnzimmer der Weberischen - in dem die gesamte Handlung spielt - in den Wehen und entbindet kurz darauf einen Buben. Lachsalven des Publikums sind Schleiff dabei garantiert, weil sie die gebärende Mutter so überdreht und komisch spielt. Dazu gesellt sich der ungewöhnliche Umstand, dass Constanze keineswegs auf dem Sofa, sondern auf einem gynäkologischen Stuhl niederkommt.
Ab und zu gibt Robert Meyer als Cilly die Anweisung: "Umbau!", woraufhin sich die Drehbühne kurz bewegt und die Akteure hier und da ein paar Möbel rücken - nächste Szene. Die Szenen sind reine Schauspiel-Sequenzen. Von Zeit zu Zeit darf der Weberische Clan mal eine Mozart-Arie anstimmen, doch der eigentliche Gesang ist Martyn Jacques zugedacht. Er und seine "Tiger Lillies" tauchen nach jeder Szene auf, um einen in Englisch gesungenen Kommentar ("Life's a Bitch") abzugeben. Wer noch nie zuvor Musik von "The Tiger Lillies" gehört hat, kann vielleicht gar nichts mit dem grotesken Musikstil anfangen, der sich nur schwer beschreiben lässt. Diese schwarz-humorige Band ist wirklich Geschmackssache, wie schon die Besetzung erahnen lässt: Martyn Jacques am Akkordeon, Adrian Huge am Schlagzeug und Adrian Stout am Kontrabass - sowie an der Säge(!).
Auch das Bühnenbild präsentiert sich ungewöhnlich und so gar nicht Mozart-like. Wer Elemente des Rokoko erwartet, wird enttäuscht. Stattdessen leuchtet dem Publikum in grellen Neonfarben der Leuchtschriftzug "Life's a Bitch" entgegen. Unterhalb dieser provokanten Äußerung findet man ein Wohnzimmer aus der Mitte des 20. Jahrhunderts vor. Die Kostüme von Alfred Mayerhofer spiegeln sich im Bühnenbild von Miriam Busch wider: Braun- und Grautöne dominieren. Aber so lässt sich der schwarze Humor des Stücks wohl am besten wiedergeben. Für die Inszenierung wie für die Musik von "The Tiger Lillies" gilt jedenfalls: Man mag es mögen oder nicht. Gut unterhalten wird man auf jeden Fall.
(Text: Dominik Lapp) 
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Besetzung
Zuschauer-Rezensionen
Die hier wiedergegebenen Bewertungen sind Meinungen einzelner Zuschauer und entsprechen nicht unbedingt den Ansichten der Musicalzentrale.
 3 Zuschauer haben eine Wertung abgegeben:

    19641 Gute Unterhaltung
29.05.2007 - Gute Unterhaltung auf hohem Niveau. Hat mir gefallen, ich freue mich auf die Neuauflage. Ist mal was ganz anderes. Ich hatte zwar andere Kostüme und anderes Bühnenbild erwartet, war auch erst ein bisschen enttäuscht, aber letztendlich habe ich mich gut unterhalten gefühlt.

Gast24601
    14691 Die Weberischen
17.09.2006 - kurzweilig mir toller Musik von den Tiger Lillies - ein paar gute Pointen und eine extrem gute Sophie-Darstellerin
ansonsten: unterhaltsam aber trivial

justus
    14345 Kann man sich mal angucken
31.08.2006 - Ist nicht das Hammermusical, mehr Schauspiel, aber kann man ruhig mal angucken.

Weberischer 
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