Marcel Prawy zum 95. Geburtstag (2006)
Volksoper, Wien

Marcel Prawy, Wiens “Musicalvater”, wäre am 29. Dezember des vergangenen Jahres 95 Jahre alt geworden. Zu diesem Anlass veranstaltete die Volksoper eine Gedenkgala. Christoph Wagner-Trenkwitz führte gemeinsam mit Freunden und Weggefährten des Jubilars durch den Abend.

Prawy war eine Person der Wiener Kulturszene, die Schubladendenken ablehnte und auch sich selbst keinem Genre zuordnen lassen wollte – er liebte Oper genauso wie Operette und Musical. Moderator Wagner-Trenkwitz erzählte von den Höhen, aber auch von den bisher der Öffentlichkeit verborgen gebliebenen Tiefen aus Prawys Leben – illustriert mit vielen Ton- und Videoausschnitte.
Prawy wurde am 29. Dezember 1911 geboren, musste vor den Nazis fliehen und ging als Privatsekretär des Künstlerehepaars Kiepura-Eggerth nach Amerika. Dort lernte er das Musical kennen und lieben. Nach der Rückkehr nach Wien etablierte Prawy nach vielen Schwierigkeiten diese Musiktheaterform in Wien. Erst veranstaltete er seine Musicalabende im Kosmostheater zur Unterhaltung der amerikanischen Besatzer. 1956 endlich, nach vielen Protestaktionen von Seiten des hauseigenen Ensembles und des Stammpublikums, hatte “Kiss Me Kate” Premiere. Peter Marboe, der Sohn des Prawy Förderers Ernst Marboe, kam zu Wort und erzählte eben von genau dieser Zeit, als Prawy mit der Unterstützung seines Vaters die “große Welt Amerikas” nach Wien brachte.
Sebastian Reinthaller sang eine auf Prawy umgetextete Version des Songs “Die Rose von Stambul”. Die Zeile “Sein Wissen er sorgsam in Plastik hüllt / Die Sackerl noch manches Geheimnis verhüllt”, die auf Prawys legendäre Sammlung an Plastiksackerln anspielt, erntete beim Publikum Lacher und Szenenapplaus. Zum weiteren musikalischen Programm gehörten die “Vier letzten Lieder” von Richard Strauss, “Adieu, mein kleiner Gardeoffizier” von Robert Stolz und Prawys Lieblingsschlager “Glück, das mir verblieb” von Erich Wolfgang Korngold. Auf Songs aus den Musicalerfolgen der ersten Stunde (“Kiss Me Kate” oder “West Side Story”) wartete man jedoch vergebens. Dies sollte aber auch das einzige Manko des Abends bleiben. Alles in allem war es ein liebevoll gestalteter Abend zum Gedenken an einen großen Theatermann.

 
Ter­mi­neTermi­ne (Archiv)
TERMINE
keine aktuellen Termine
 
Ter­mi­neTermi­ne (Archiv)
TERMINE (HISTORY)
Do, 14.12.2006 20:00Volksoper, WienPremiere
Zur Zeit steht die Funktion 'Leserbewertung' noch nicht (wieder) zur Verfügung. Wir arbeiten daran, dass das bald wieder möglich wird.
Overlay