 Biographical
Create your life Erzähle mir aus deinem Leben – und ich schreibe ein Musical! Nach diesem einfachen Prinzip haben Maja Das Gupta/Nina Schneider (Texte) und Paul Graham Brown (Musik) vier sehr unterschiedliche zwanzigminütige Mini-Musicals geschaffen, in denen sie nicht einfach die Lebensläufe nacherzählen, sondern prägnante Details Ausgangspunkt für die jeweilige Handlung sind. „Create your life“ erzählt aus dem Leben des als Kaufhauserpresser „Dagobert“ bekannt gewordenen Arno Funke, portraitiert eine Berliner Künstlerin und eine Kneipenwirtin und berichtet von der Wesensfindung einer Transsexuellen.
(Text: Kai Wulfes) Premiere: | | 13.04.2006 | Letzte bekannte Aufführung: | | 23.05.2006 |
Mops Lucius reicht’s. Er ist zwar nicht die Hauptperson im Stück „Schmetterling“, ergreift aber trotzdem die Initiative: Da der Vierbeiner nicht mehr mit ansehen kann, wie sich sein Frauchen aus Trauer um ihren verstorbenen Ehemann vor der Welt verschanzt, reißt er aus und lockt sie aus ihrer düsteren, zu einem Gedenkraum umgestalteten Wohnung (Bühnenbild: Stephan Bruckmeier/Bernd Rohde), zurück in die Helligkeit. Barbara befreit sich von der Last des für die Zuschauer sichtbaren Toten – Regisseur Stephan Bruckmeier hat Karl seine Ehefrau vorher stets umklammern lassen - und beginnt, wieder richtig zu leben. Gesungener Kommentar vom Hund: „Der Mops ist die Krone der Evolution“. Dieses tragisch-komische Mini-Musical über die Kneipenwirtin Barbara Palm überzeugt in Musik, Text und szenischer Umsetzung und viele der Besucher des „Create your life“-Zyklusses dürften sich gefreut haben, doch nicht schon in der Pause die Neuköllner Oper verlassen zu haben.
Davor verlangt das Kreativ-Team dem Publikum einiges ab. Insbesondere „Phoenix“, das Stück über die Künstlerin Noa Jordan, irritiert mit seinen beiden Frauenfiguren, die im Zwiegespräch über schneidende Füße, türkische Kneipen und das Zusammensetzen von Körpern im Schwabenländle singen. Weder der Text noch dessen pseudo-intellektuelle szenische Umsetzung lassen einen tieferen Sinn erkennen. Immerhin konnte sich Kostümbildnerin Christina Kämper in diesem Stück austoben: Ihre weißen Overalls mit Flügeln aus Luftpolsterfolie heben sich von dem Alltagseinerlei in den anderen drei Stücken wohltuend ab.
„Vermessen“, das Musical über den als Kaufhauserpresser „Dagobert“ bekannt gewordenen Arno Funke, kommt als Rechtfertigung für sein kriminelles Handeln daher. Die Figuren, mit denen der Protagonist auf der Bühne konfrontiert wird, bestätigen, was Arno sowieso schon weiß: „An mir ist doch alles verkehrt“. Regisseur Bruckmeier überzeugt hier mit dem Einsatz des Zollstocks (Arno Funke ist gelernter Vermesser), der immer wieder zu neuen Requisiten wie Heiligenschein, Kamera, Funkgerät oder Pistole umgestaltet wird.
Musical Nummer 4 handelt schließlich von der Persönlichkeitsfindung eines Transsexuellen. In den kurzen, wie in einem Musik-Video schnell hintereinander ablaufenden Szenen, liefern die vier Darsteller des Abends (Martin Birnbaum, Andreas Goebel, Christiane Heinke, Verena Küllmer) im Zwiegespräch mit der Figur Nicolà ihre beeindruckendste Leistung ab. Komponist Paul Graham Brown, der die vier Sänger am Klavier vor der Bühne begleitet, kann seine musikalische Vielfältigkeit beweisen, die vom Jazz („Vermessen“) über klassische Musicalsongs („Schmetterling“), Weill-Anleihen („Nicolà “) bis hin zur experimentelleren Musik („Phoenix“) reicht.
„Create your life“ punktet zwar nicht auf der ganzen Linie, beweist aber einmal mehr, dass das Leben selbst die besten Vorlagen für einen spannenden und unterhaltsamen Theaterabend liefert.
(Text: kw)

Kreativteam
Besetzung
Zuschauer-Rezensionen
Die hier wiedergegebenen Bewertungen sind Meinungen einzelner Zuschauer und entsprechen nicht unbedingt den Ansichten der Musicalzentrale.
 2 Zuschauer haben eine Wertung abgegeben:

    17937 interaktives theater
22.02.2007 - faszinierender,mutmachender einblick ins leben anderer.
in dramatischer kürze unter hochspannung vom theaterteam umgesetzt.
fand ich mitreissend

ellen
    16061 absolut ergreifend
11.12.2006 - was leider überall untergegangen ist: die möglichkeit für den zuschauer am enstehungsprozess über 4 wochen teilzunehmen. dabei konnte man an den interviews der 4 berliner teilnehem. das erleichtret mitsicherheit auch das verständnis für z.b. *phönix*, welches in meinen augen keineswegs pseudointellektuell sondern eben - passend zur person, von der es handelte - künstvoll war.
es war aber auf jedenfall für jeden etwas dabei.
von komik - kunst;)

judith 
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