 Biographie
Marilyn Der Monroe zum Geburtstag Model, Schauspielerin, Sängerin, Diva, Pin-up, Sex-Symbol - am 1. Juni 1926 wird Norma Jean Mortenson in Los Angeles geboren. Achtzig Jahre später erzählt nun ein Musical von Olivier Truan und Davis Klein die Geschichte des wohl schillerndsten Hollywood-Stars: Marilyn Monroe.
(Text: Sven Bühler) Premiere: | | 17.06.2006 | Letzte bekannte Aufführung: | | 24.09.2006 |
Der Zuschauer sieht aus der Vogelperspektive eine bleiche Frau mit blonden Haaren, die in einem weiß bezogenen Bett liegt. Das Telefon klingelt. Es ist das letzte Telefonat der sterbenden Marilyn Monroe. Auf der Bühne erscheinen in Kinosesseln Personen aus ihrem Leben. Das Musical beschreibt in der Inszenierung von Matthias Davids den Aufstieg und den Verfall einer Frau, die schon zu Lebzeiten zur Legende wurde und deren Tod bis heute nicht eindeutig geklärt ist. Die Musik bedient sich Klassiker wie "Diamonds are a girl's best friend" und jazziger Eigenkompositionen.
Im Stück wird jedoch nicht versucht, das bewegte Leben der Monroe en Detail wiederzugeben. Der Autor (Buch und Gesangstexte von Georg Büttel) beschränkt sich vielmehr gezielt auf einzelne Erlebnisse, Personen aus dem Leben Marilyn Monroes und umschreibt somit - gespickt mit vielen Originalzitaten - mehr den Mythos, ohne Antworten auf offene Fragen, wie etwa die wahre Todesursache geben zu wollen. Tablettensucht, Schönheitsmakel und Depressionen werden jedoch nicht verschwiegen.
Die eigentlich bereits 1936 verstorbene Jean Harlow wird als Ikone der Monroe zur Erzählerin und zugleich Begleiterin der meist verunsicherten jungen Marilyn. Caroline Frank überzeugt in dieser Rolle durch große Bühnenpräsenz und Stimme. Ihr "Ein Star" ist einer der Höhepunkte des Abends.
Der Dreh- und Angelpunkt der Show ist aber natürlich die Titelrolle, die mit Anna Montanaro fulminant besetzt ist. Montanaro tanzt, singt und spielt sich fast im Alleingang durch das Stück und das ziemlich gut. Wenn auch optisch nicht unbedingt mit der Original-Monroe vergleichbar, ist Montanaro mit einer unglaublichen Intensität zu jedem Zeitpunkt glaubwürdig und überzeugt mit vollem Körpereinsatz.
Dass auch eine kleine Rolle bleibenden Eindruck hinterlassen kann, beweist Siggy Davis als Ella Fitzgerald. Ihr "I wanna be loved by you" und "I can't give you anything but love, baby" sind aufgrund ihres charismatischen Auftrittes regelrechte Showstopper und bringen das Publikum zum Toben.
Die Männer im Leben der Monroe (wie etwa Arthur Miller, Sidney Skolsky oder Joe DiMaggio) werden dagegen sowohl musikalisch als auch darstellerisch zu Randpersonen.
Das Tanzensemble agiert mit viel Esprit und bringt sehr punktgenau die Choreografie von Melissa King auf die Bühne. Erwähnenswert sind die Alptraumsequenz und das bereits genannte "Ein Star", bei denen durch ein Ballett von Krankenhaus-Stellwänden immer wieder neue Bilder entstehen.
Das Bühnenbild von Heinz Hauser mit einer nach vorne abfallende Spiegelglaswand und einer dahinter liegenden Projektionsfläche bieten reichlich Raum für kreative szenische Einfälle. Durch die Spiegel erhält der Zuschauer zusätzliche Sicht auf den Bühnenboden. Dieser Effekt wird bei der Swimmingpoolszene im ersten Akt und in der Schluss-Szene, dem letzten Foto-Shooting der Monroe, genutzt. Zudem sind die Spiegel durch Lichteffekte durchsichtig, so dass zum Teil der Bühnenboden gespiegelt werden kann, zum andern Teil die Projektionsfläche zum Tragen kommt. Die Projektionen werden sehr dezent eingesetzt, lediglich im "Alptraum" und in der Opening-Szene zum 2. Akt, als die Kamera an den bekannten Hollywood-Buchstaben entlangfährt, wird die Technik bewusst.
Trotz der ansonsten starken Inszenierung bleibt am Ende ein unbefriedigendes Gefühl. Die neu hinzu komponierte Musik zündet in keinem Moment richtig. Lediglich das bereits erwähnte "Ein Star" hat Qualität. Die meisten anderen Lieder sind fast schon belanglos, wobei dies auch an der fatal schlechten Tonabmischung liegen könnte, da kaum Texte - insbesondere die des Ensembles - beim Publikum ankommen. Nach knapp zwei Stunden wird zudem jegliche bis dahin aufgebaute Authentizität zunichte gemacht. Die "Alptraumsequenz" kommt reichlich grotesk daher. Die vorher thematisierten Fehlgeburten und Monroes Tablettensucht steigern sich in einen Pas de deux zwischen Marilyn Monroe und John F. Kennedy, der nicht musikalisch untermalt ist. Einsetzende Originalzitate Kennedys leiten zur nächsten Sequenz über. Die finale Auseinandersetzung zwischen Monroe und ihrem Ehemann Arthur Miller wird danach zum Tiefpunkt des Abends. Wurde bis dahin versucht, jazzige Melodien, Musicalballaden und bearbeitete Klassiker dieser Zeit aneinander zu reihen, beschimpft nun der Ehemann die Titelfigur in einem mehr als peinlichen Rap. Das Publikum quittiert dies mit betretenem Schweigen. Mit dem folgenden Solo "Wie ich bin" kann Montanaro das verpatzte Ende auch nicht mehr retten. Das Finale "Abgesang", eine Gospelmelodie, soll wohl das Publikum mit einem Augenzwinkern entlassen. Leider wirkt das Lied mit der plötzlich einsetzenden heiteren Stimmung des Ensembles und der polonaise-artigen Choreografie total deplaziert.
So verabschiedet sich ein Stück, das bis kurz vor dem Ende überdurchschnittlich gute Qualität bietet, jedoch innerhalb der letzten Minuten schwer enttäuscht.
(Text: Sven Bühler) 
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Kreativteam
Besetzung
Zuschauer-Rezensionen
Die hier wiedergegebenen Bewertungen sind Meinungen einzelner Zuschauer und entsprechen nicht unbedingt den Ansichten der Musicalzentrale.
 7 Zuschauer haben eine Wertung abgegeben:

    13092 flotter Swing - traurige Tiefe
31.12.2009 - Eine glanzvolle Weltueraufführung! Das Musical Marilyn übertraf meine Erwartungen weit - kein schnulziges Musical, sondern flotter Swing und tieftraurige Balladen - als Bild für die beiden Seiten der Ikone Marilyn. Sie wird auch nach dem Musical rätselhaft bleiben, aber der Kontrast, der sie vielleicht am Ende zerstörte, wird auf der Bühne deutlich: sich zur Schau stellen, sich spiegeln müssen (im Bühnenbild mit einem riesigen Spiegel, der alles doppelt, dargestellt)- die Lust daran - aber auch die Kehrseite davon: von Medien verfolgt zu werden, sich trotz illustrer Männer an ihrer Seite tiefe Einsamkeit und Sehnsucht. Dieser Zwiespalt wird von Anna Montanaro hervorragend dargestellt, gesungen, getanzt. Die Komponisten Olivier Truan und David Klein haben die richtige Mischung in der Musik gefunden: klassisches Orchester und Jazzband haben sie vereint, rasante Tanzeinlagen wechseln mit nachdenklichen Passagen, Witz (v.a. die Szene mit den Teenies)mit Berührtsein (die Ballade "wie ich bin") - als Zuschauerin werde ich in die verschiedensten Gefühle geworfen - absolut sehenswert! Geht hin! Wir meinen Marilyn zu kennen - auch das eine falsche Spiegelung - aber hier erlebt ihr sie.

jvm
    13638 Gerade noch so...
31.12.2009 - Ich fand das Musical "Marilyn" ganz passabel. Allerdings war ich doch schon sehr entäuscht, das an einem Samstagabend nicht Frau Montanaro sondern NUR Ihre B-Besetzung spielte. Hätte ich das vorher gewusst. Naja, das Theater war so gut wie voll. Die Sitze im Theater waren eine reine Katastrophe! Sowas unbequemes hab ich noch nicht erlebt. Aber ok, es geht hier ja um die Show und die fand ich ganz gut. Das Bühnenbild war clever mit vielen guten Effekten gemacht. Die Choreographie war ganz "Melissa King"-like gelungen. Auch wenn die Lieder keinen grossen Sinn machten und die Musik nicht gerade "flutschte" war es doch ein schöner Musicalabend (mit satten 52,- EUR pro Karte). Übrigens die einzigen 2 Songs die wirklich klasse waren, waren die von Siggy Davis! Preis - Leistungsverhältnis: noch akzeptiert!

Ollysuperstar
    13799 Klasse Leistungen !
31.07.2006 - Bis auf die total blöde
Schlußnummer - mit dem MitKlatschGospelSong - ist das Stück absolut sehenswert.
Auch wenn man nicht viel über MM weiß oder wissen sollte, ist die Handlung ziemlich fesselt.
NUR ein " richtiges " Musical ist es irgendwie nicht - dafür fehlen die eingängigen Meldodien - oder halt Showstopper.
Die vollen 5 Punkte bekommt allerdings Anna Montanaro in ihrer Rolle als Marilyn !

joegilles
    13244 Bitte überarbeiten
29.06.2006 - Es hätte ein ganz toller Abend werden können: Fantastische Darsteller und ein tolles Bühnenbild. Aber leider ist das Buch "grottenschlecht" und die neue(?)Musik - abgesehen von zwei Nummern im zweiten Akt - eher langweilig. Also überarbeiten und dabei bitte nicht die Songtexte vergessen! Teilweise sind die schon recht peinlich.

Bill
    13150 Sven Bühler trifft meinen Eindruck
24.06.2006 - Der Beschreibung des Musical's von Sven Bühler kann ich uneingeschränkt zu-stimmen. Es gibt nichts hinzuzufügen.
ChristineL

ChristineL
    13105 Tolle Optik, wunderbare Inszenierung
20.06.2006 - Ein Abend, den man dem Gärtnerplatztheater nicht zugetraut hätte. Anna Montanaro berührt und beeindruckt in allen Bereichen, nie liefert sie ein billiges Abziehbild von Marilyn, sondern bringt ihre eigene Persönlichkeit ein. Das Ballett des Gärtnerplatztheaters tanzt Melissa Kings sowohl tänzerisch als auch inhaltlich überzeugende Choreographien fantastisch und singt überraschenderweise sogar sehr gut. Matthias Davids inszeniert den zuweilen recht schablonenhaften Text Georg Büttels elegant und in wunderbaren und psychologisch interessanten Bildern. Das Bühnenbild Heinz Hausers ist atemberaubend - der riesige gekippte Spiegel verdoppelt das Bühnengeschehen und eröffnet neue Perspektiven. Gleichzeitig kommentieren abstrakte Videobilder durch den halbdurchsichtigen Spiegel Marilyns emotionale Zustände: das Bett, in dem Marilyn stirbt, findet sich so in einer vom Wind bewegten Rasenfläche wieder... wunderbar. Wenige Originalnummern Marilyns und Ella Fitzgeralds werden eingestreut, aber nie einfach kopiert. Marilyns tabletten- und psychologengesäumter Leidensweg wird als große musikalische und choreographische Sequenz mit immer neue Räume schaffenden beweglichen Krankenhaus-Sichtwänden gestaltet. Dazu, ziemlich mutig, ein völlig stilles Pas de deux von Marilyn mit JFK - das Publikum sieht diesem gebannt und konzentriert zu.
Werden die teils etwas flachen Dialoge noch einmal einer Bearbeitung unterzogen und einige leicht aus dem Rahmen fallende Musiknummern (ein Rap für Arthur Miller?) ersetzt, so könnte diesem Stück eine tolle Zukunft bevorstehen.

Rossé
    13097 Na ja...
19.06.2006 - alles sehr professionell, aber mit Hang zum Klischee. Eigentlich gingen die Texte gar nicht. Musik ging so, aber für 30 Musiker war das Arrangement mies. Anna Montanaro ist zu sehr lasziver Vamp, als die kleine naive Sexbombe mit der hohen Hauchestimme. Gefühl kam bei mir nicht auf. Trotzdem alles in allem professionell.

werner 
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