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Rockoper

Jesus Christ Superstar

Lloyd Webber-Passion


© Juliane Menzel
© Juliane Menzel
In Brandenburg befreit die Regie von Frank Martin Widmaier und Chris Murray Lloyd-Webbers Rockoper über die Passion Christi von Bibelstunde, Pathos und Symbolismus. Jesus geht seinen letzten schweren Weg in einer abstrakten Moderne. Überschattet wird die einfallsreiche und sehenswerte Inszenierung von der Akustik: In nahezu unerträglicher Lautstärke wummern Musikbegleitung und Gesang pausenlose 105 Minuten auf das Publikum ein.

(Text: kw)

Premiere:15.10.2021
Letzte bekannte Aufführung:13.11.2021
Showlänge:105 Minuten (ggf. inkl. Pause)


Nach Schließung der Türen zum Zuschauerraum beobachtet das Publikum als Vorspiel einige viel zu lange Minuten lang Touristen, die einen Raum mit sieben im Kreis stehenden Stehlen besichtigen.

Beim Eintreten bekreuzigen sich einige mit Weihwasser, andere pfeifen auf die angedeutete sakrale Atmosphäre. Zwischen unangemessenen Selfie-Posen, Postings und Umarmungen reißt ein Besucher aus einem Buch, das am vorderen Bühnenrand in einem Lichtkegel liegt, eine Seite heraus und steckt sie in seine Tasche. Wenn das Licht im Saal endlich erlischt, betritt Judas zu den ersten, kräftigen E-Gitarrenriffs der Ouvertüre die Bühne und legt das Buch mitten in den Stelen-Kreis. Nach 90 Spielminuten wiederholt der eigentlich tote Judas zur Schlussmusik diesen Vorgang. Während das Buch im Lichtspot langsam rotiert, schließt sich der Vorhang…

Frank Martin Widmaier (Konzept, Inszenierung) und Chris Murray (Co-Regie) zeigen die inzwischen 50 Jahre alte Rockoper als zeitlose, abstrakte Interpretation, in der sie auf jegliche konkrete Symbolik verzichten. Bühnenbildner Johannes Fried legt die Handlung in einen durch zwei rückwärtige graue Wände begrenzten, leeren Bühnenraum. Die Darsteller stellen die bereits erwähnten, von innen farbig beleuchtbaren Stelen, als mobile Versatzstücke in immer neuen Kombinationen auf. Widmaier und Murray setzen sie auch als Requisiten ein, indem sie in der Auspeitschungsszene wie Rammböcke auf Jesus zubewegt werden. Selbst in der Todesszene wird auf das Kreuz verzichtet. Zur schrillen "Superstar"-Revue voll Glitzer und Glamour schleppt Jesus die Stelen über die Bühne und baut sie zu einer Wand auf. Hell erleuchtet stirbt er mit ausgebreiteten Armen davorstehend. Ein wirklich starker Moment.

© Juliane Menzel
© Juliane Menzel


Auch Judas' Seelenzustand vor Annahme des Blutgeldes wird optisch packend umgesetzt: Zum Song "Verdammt für alle Zeit" versucht der Verräter einem gefangenen Tier gleich vergeblich aus dem auf der Drehbühne stehenden Stelen-Labyrinth zu entkommen. Doch bei allen starken Bildern misslingt der Regie auch die ein oder andere Szene. So zum Beispiel, wenn Jesus anstelle von Geldwechslern und Händlern die Gäste einer wüsten Swinger-Club-Party aus dem Tempel verjagt oder bei Judas' Selbstmord die Stelen bedrohlich rot blinken, während aus der Ferne ein Schuss zu hören ist.

In Erwin Bodes zeitlosem Kostümbild dominiert die Farbe Weiß, wobei Jesus, Judas und Maria Magdalena zusätzlich schwarze Lederjacken oder -westen tragen. Maria Magdalenas Jacke ziert auf dem Rücken ein buntes Abbild des Gottessohns. Dieser Mann mit Bart und zotteliger Mähne entspricht zwar dem tradierten Bild der Bibel, die meisten Personen auf der Bühne tragen jedoch moderne Kurzhaarschnitte.

© Juliane Menzel
© Juliane Menzel


Konzipiert ist die in dieser Inszenierung zeitlose Passion Christi als Spiel im Spiel mit 15 Ensemble-Darstellern, die alle auch kleinere Rollen spielen. Dabei erweist es sich als Glücksfall, dass das Brandenburger Theater als einziges festes Ensemble nur ein eigenes Orchester unterhält, sodass das gesamte auf der Bühne stehende Personal mit Gästen aus dem Musical-Fach besetzt ist. Das spielt auch Choreografin Marie-Christin Zeisset in die Karten. Sie muss keinerlei Rücksicht auf ausbildungsbedingte, unterschiedliche tänzerische Fähigkeiten nehmen und entwickelt einen anspruchsvollen, direkt aus der Musik kommenden Bewegungssprachen-Mix aus Modern Dance und Showtanz, den das Ensemble lustvoll und sehr synchron umsetzt.

© Juliane Menzel
© Juliane Menzel


Chris Murray war während seiner langen Karriere bereits mehrfach als Jesus besetzt. Mit kraftvollem Bariton, satten Tiefen und klarer Kopfstimme in rockigen Ausbrüchen ("Gethsemane") dominiert er gesanglich in der Titelrolle, ist rein optisch jedoch eher ein zürnender Missionar als ein Heißsporn-Superstar. Ihm kommt zugute, dass auch die Rollen von Judas und Maria Magdalena mit reiferen Darstellern besetzt sind. Alexander di Capri legt nicht nur bei "Superstar" im roten Glitzersakko einen ganz großen Auftritt hin, sondern begeistert stimmlich auch in seinen beiden großen Soli. Im Zusammenspiel mit Chris Murray gibt er zunächst den kraftvollen Macker, der beim letzten Abendmahl an seinem Verrat zerbricht und den Freitod wählt. Julia Berger ist beiden eine gute Partnerin und glänzt mit weichem Sopran im Hitsong "Wie soll ich ihn nur lieben". Sie gestaltet die Maria Magdalena als starke, gestandene Frau, die sich in der Ballade "Lass uns neu beginnen" ihre Selbstzweifel eingesteht. In dieser Szene gefällt mit schönem Musical-Tenor Felix Freud als Petrus.

In der besuchten Vorstellung müht sich Heiko Stang als Pilatus nach einem starken Auftritt im ersten Akt ("Pilatus' Traum") angestrengt durch die gesanglichen Ausbrüche seiner Anklage. Mit pointiert eingesetzter Komik und mitreißendem Stepptanz kostet Robin Poell als König Herodes gemeinsam mit drei Soulgirls und zwei Soulboys in goldenen Glitzerkostümen den royalen Showstopper auch gesanglich aus. Das Klerus-Kartell wird von Andrey Valiguras (Kaiphas) mit tiefschwarzem Bass angeführt, Romeo Salazar (Annas) und Benoit Pitre (3. Priester) stehen ihm in Stimme und Spiel in nichts nach.

Stephan Kanyar hat die ursprüngliche Elf-Personen-Bandfassung der Partitur um zehn Streicher ergänzt und eine eigene Variante für ein kleines Orchester entwickelt, die unter seiner Leitung von Mitgliedern der Brandenburger Symphoniker gespielt wird. Und damit kommen wir zum ganz großen Manko dieser zwar sehr sehens-, aber alles andere als hörenswerten Produktion. Als würde ein Fluch auf der Tonabteilung des Hauses liegen, brüllen die Sänger in pausenlos durchkomponierten und -gespielten 95 Minuten gegen die Forte-Musikbeschallung aus dem Graben an. Somit verkommt eine eigentlich gute Aufführung zu einem Stück, bei dem man froh ist, wenn es vorbei ist und Ruhe genießen kann.

(Text: Kai Wulfes)



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Kreativteam

Neue musikalische Fassung, musikalische LeitungStephan Kanyar
Konzept, InszenierungFrank Martin Widmaier
Co-RegieChris Murray
BühneJohannes Fried
KostümErwin Bode
ChoreografieMarie Christin Zeissert


Besetzung

JesusChris Murray
JudasAlexander di Capri
Maria MagdalenaJulia Berger
PeterFelix Freund
Pontius PilatusHeiko Stang
KaiphasAndrey Valiguras
AnnasRomeo Salazar
HerodesRobin Poell
SimonChristian Miebach
3. PriesterBenoit Pitre
Soulgirls
Ensemble
Laura Saleh
Barbara Raunegger
Raliza van Oijen
Janneke Thomassen
EnsembleGerald Michel
Andreas Goebel
Didier Borel
Daniel Tejeda
Brandenburger Symphoniker





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Die deutschsprachige Erstaufführung fand am 18. Februar 1972 in der Halle Münsterland (Münster) mit Reiner Schöne in der Hauptrolle statt.

 Kurzbewertung [ i ]
(kw)

Inszenierung

Musik

Besetzung

Ausstattung

Es hätte so ein großer Wurf werden können. Doch tolle Darsteller, zackige Choreografien und eine modern-zeitlose Optik gehen im "Wer kann lauter"-Wettbewerb zwischen Orchester und Gesang baden. Ein kräftiges Buh für die Tonabteilung.

18.10.2021

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